Einer Frau wird gerade Blut abgenommen
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Schilddrüsenwerte im Blut: TSH, fT3 und fT4 mit Tabelle

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.07.2024 - 13:30 Uhr

Als Schilddrüsenwerte bezeichnet man die Konzentrationen der drei Schilddrüsenhormone TSH, L-Thyroxin (fT4) und Trijodthyronin (fT3) im Blut. Anhand der Werte lässt sich prüfen, ob die Schilddrüse richtig arbeitet oder ob eine Störung wie eine Hashimoto-Thyreoiditis vorliegt. Wann die Schilddrüsenwerte zu hoch und zu niedrig sind und welche TSH-, fT3- und fT4-Werte für eine Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse sprechen, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Schilddrüsenwerten

Nein, die Schilddrüsenwerte sind weder regulärer Bestandteil des kleinen, noch des großen Blutbildes.

Eine Überfunktion liegt vor, wenn der TSH-Wert unter 0,40 Milli-Einheiten pro Liter (mIU/l) beträgt.

Den optimalen TSH-Wert bei Hashimoto gibt es nicht. Die Dosis der Schilddrüsenhormone sollte daher an die individuellen Bedürfnisse und Symptome angepasst werden. Bei vielen Betroffen liegt der Bereich, mit dem sie sich wohlfühlen, um 1 mIU/l.

Die Schilddrüsenfunktion hängt eng mit der Fruchtbarkeit zusammen. Frauen, die schwanger werden möchten, sollten idealerweise einen TSH zwischen 1,0 und 2,5 mU/l haben. Bei vorliegender Hashimoto-Thyreoiditis kann ein niedrigerer Wert zwischen 0,3 und 1  mU/l sinnvoll sein, um das Risiko für mögliche Komplikationen in der Schwangerschaft zu minimieren.

Schilddrüsenwerte: fT3 und fT4-Wert

Die beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4 spielen eine zentrale Rolle für den Stoffwechsel und wirken sich etwa auf die Verdauung, den Blutdruck und den Herzschlag aus. Ist zu viel von ihnen vorhanden, läuft der Körper auf Hochtouren – es liegt eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vor. Liegen zu wenig dieser Hormone vor, läuft er auf Sparflamme und eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist wahrscheinlich. 

Triiodthyronin (T3) ist ein Schilddrüsenhormon mit drei Jodatomen, Thyroxin (T4) eines mit vier Jodatomen. T4 ist sozusagen die Speicherform von T3, es wird bei Bedarf in das wirksamere T3 umgewandelt.

Der Großteil des T3 und T4 ist im Blut an Transporteiweiße gebunden und steht dem Körper daher nicht aktiv zur Verfügung. Bei Blutkontrollen werden daher nur die frei im Blutkreislauf vorliegenden und aktiven Formen der Schilddrüsenhormone bestimmt, die dem Körper auch nutzen. Sie werden als fT3 und fT4 bezeichnet. 

Schilddrüsenwerte: TSH-Wert

Das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), einer Drüse an der Unterseite des Gehirns, produziert. Es stimuliert die Schilddrüse, mehr T3 und T4 auszuschütten.

  • Ist die Konzentration dieser beiden Schilddrüsenhormone im Blutkreislauf niedrig, produziert die Hirnanhangdrüse mehr TSH, die Schilddrüse kurbelt die Hormonproduktion an.
  • Ist umgekehrt zu viel T3 und T4 vorhanden, reduziert die Hirnanhangdrüse die Produktion von TSH. Der TSH-Wert sinkt, die Schilddrüse drosselt die Hormonproduktion.

Die Werte von T3 und T4 auf der einen und TSH auf der anderen Seite sind also gegenläufig.

TSH wird meist basal bestimmt

Der TSH-Wert wird meist als TSH basal bestimmt. Das bedeutet, dass die Ausschüttung von TSH vor der Bestimmung nicht durch ein Stimulationsverfahren, den sogenannten TRH-Test, angeregt wurde.

Beim TRH-Test bekommt der*die Patient*in vor der Blutabnahme das Hormon TRH (TSH-Releasing-Hormon) verabreicht, welches die Ausschüttung von TSH stimuliert. Dies kann bei komplexen Funktionsstörungen der Hypophyse oder des Hypothalamus und bei erblich bedingten Syndromen wie der Schilddrüsenhormonresistenz hilfreich sein.

Weitere Schilddrüsenwerte

Um eine Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow festzustellen, werden meist die Antikörper bestimmt. Dazu gehören:

  • TPO-AK (Thyreoperoxidase-Antikörper): Diese Antikörper richten sich gegen das Enzym Thyreoperoxidase (TPO), das in der Schilddrüse eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen spielt. Die Normwerte können je nach Labor variieren, liegen aber typischerweise unter 35 Kilo-Units pro Liter (kU/l). Höhere Werte deuten auf eine Autoimmunreaktion hin.

  •  TRAK (Thyreotropin-Rezeptor-Antikörper): Diese Antikörper richten sich gegen den Rezeptor für das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) auf der Oberfläche der Schilddrüsenzellen. Der Normbereich liegt typischerweise unter 1,5 Internationale Einheiten pro Liter (IU/l). Werte über diesem Bereich deuten auf eine Autoimmunaktivität gegen den TSH-Rezeptor hin.

Tumormarker für Schilddrüsenkrebs

Folgende Werte können als Marker für Schilddrüsenkrebs dienen:

  • Thyreoglobulin ist ein Protein, das in der Schilddrüse produziert wird. Erhöhte Werte von mehr als 40 Mikrogramm pro Liter (µg/l) können auf Schilddrüsenkrebs oder eine Schilddrüsenentzündung hinweisen. Der Wert wird vor allem als Tumormarker bei Schilddrüsenkrebs verwendet. 
  • Calcitonin ist ein Hormon, das von den C-Zellen der Schilddrüse produziert wird und den Calciumstoffwechsel reguliert. Erhöhte Werte können auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom hinweisen. Als normal gelten Werte von bis zu 5,0 Pikogramm pro Milliliter (pg/ml) bei Frauen und 8,4 pg/ml bei Män­nern.

Schilddrüsenwerte im Blut mit Tabelle

Referenzbereiche für die Schilddrüsenwerte TSH, fT4 und fT3 bei Erwachsenen:

(Hinweis: Die Referenzbereiche können von Labor zu Labor unterschiedlich sein.)

Legende: mU/l = Milli-Einheiten pro Liter, µU/ml = Mikroeinheiten pro Milliliter, ng/dl = Nanogramm pro Deziliter, 
pmol/l = Pikomol pro Liter, pg/ml = Pikogramm pro Milliliter

HormonReferenzbereich
TSH0,4 bis 4,0 mU/l = 0,4 bis 4,0 µU/ml
freies T4 (fT4)0,8 bis 1,8 ng/dl = 8 bis 18 ng/l = 10 bis 23 pmol/l
freies T3 (fT3)2,3 bis 4,5 pg/ml = 3,5 bis 7,0 pmol/l

Für Kinder und Jugendliche sowie im Alter gelten höhere TSH-Obergrenzen bis 10 mU/l. Wichtig zu wissen: Der TSH-Wert schwankt im Laufe des Tages. Frühmorgens ist er höher und nachmittags niedriger.

Welcher Wert wird bestimmt?

Eine Störung der Schilddrüse wirkt sich rasch auf den TSH-Wert aus. Denn er reagiert bereits auf kleine Veränderungen des Schilddrüsenregelkreises und ist damit empfindlicher als T4 und T3. Zum Ausschluss einer Schilddrüsenerkrankung wird daher häufig nur der TSH bestimmt.

Bei einer beginnenden Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse ist nur der TSH-Wert verändert, die Schilddrüsenwerte fT4 und fT3 finden sich dagegen meist noch im Referenzbereich. Fachleute bezeichnen dies auch als latente Über- oder Unterfunktion. Wird sie nicht erkannt oder nicht behandelt, kann sich eine klinisch manifeste Über- oder Unterfunktion entwickeln, bei der dann auch die Werte für fT4 und fT3 außerhalb des Referenzbereiches liegen. 

Besteht der Verdacht auf eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, bestimmt die*der Ärztin*Arzt neben dem TSH meist auch fT4 sowie gegebenenfalls auch fT3. So lässt sich das Ausmaß der Funktionsstörung abschätzen und eine latente von einer manifesten Schilddrüsenfunktionsstörung unterscheiden.

Schilddrüsenwerte: TSH-Wert zu hoch

Ist der TSH-Wert erhöht, deutet das in den meisten Fällen auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Mögliche Ursachen sind:

  • Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis): Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift.

  • Zustand nach Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie: Wurde die Schilddrüse entfernt, ist der TSH-Wert anschließend zu hoch, wenn keine Hormone eingenommen werden.

  • Einnahme von Medikamenten: Verschiedene Medikamente können die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen, etwa Thyreostatika wie Carbimazol oder Thiamazol oder Mittel wie hochdosiertes Jod, Amiodaron oder Lithium.

  • Jodmangel: Ein Mangel an Jod kann die Produktion von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen, was zu erhöhten TSH-Werten führt.

Liegt die Ursache der Unterfunktion in der Schilddrüse selbst, bezeichnet man dies als primäre Schilddrüsenunterfunktion (primäre Hypothyreose). Charakteristisch sind niedrige Schilddrüsenhormone und ein erhöhter TSH-Wert.

Seltene Ursache für zu hohe TSH-Werte: TSHom

In seltenen Fällen kann ein erhöhter TSH-Wert auch Ausdruck einer Überfunktion der Schilddrüse sein. Dies ist bei einem TSHom der Fall. Darunter versteht man ein gutartiges Geschwulst der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenom), die ungeregelt zu viel TSH produziert und damit die Schilddrüse durch eine übermäßige Stimulation in eine Überfunktion treibt.

Aufgrund der völlig unterschiedlichen Beschwerden und Symptome bei Über- und Unterfunktion der Schilddrüse lässt sich das hohe TSH bei einem TSHom jedoch kaum mit einem erhöhten TSH-Wert bei anderweitig verursachter Unterfunktion verwechseln.

Schilddrüsenwerte: TSH-Wert zu niedrig

Ein zu niedriger TSH-Wert entsteht meist durch eineSchilddrüsenüberfunktion. Mögliche Ursachen sind:

  • Morbus Basedow: Eine autoimmune Erkrankung, bei der Antikörper die Schilddrüse zur Überproduktion von Hormonen anregen.

  • Schilddrüsenautonomie:  Ein Schilddrüsenknoten (autonomes Adenom) oder mehrere Schilddrüsenknoten (multifokale Autonomie) produzieren ungeregelt zu viel Schilddrüsenhormon. Diese Knoten werden auch als warm oder heiß bezeichnet.

  • überdosierte Schilddrüsenhormone: Zu hoch dosierte Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin), die bei der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt werden, können zu einem niedrigen TSH-Wert führen.

Seltene Ursache für niedrige TSH-Werte

In seltenen Fällen ist eine Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse Ursache für einen niedrigen TSH-Wert, zum Beispiel bei einer Entzündung der Hypophyse (Hypophysitis) oder einem Funktionsausfall bei Hypophysenadenom.

In diesen Fällen besteht eine Unterfunktion der Schilddrüse, da diese nicht oder nur ungenügend durch TSH stimuliert wird. Diese Art der Unterfunktion ist also kein Problem der Schilddrüse selbst, sondern durch eine Funktionsstörung der übergeordneten Hypophyse verursacht. Fachleute bezeichnen das als sekundäre Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenwerte verstehen: Richtige Interpretation

Wenn alle drei Schilddrüsenwerte vorliegen (TSH, fT4, fT3), lässt sich feststellen, ob eine leichte (latente) oder ausgeprägte (manifeste) Störung vorliegt.

Werte bei Schilddrüsenüberfunktion

  • leichte (latente) Schilddrüsenüberfunktion: Der TSH-Wert ist bereits zu niedrig, die Werte von fT4 und fT3 liegen meist noch im Referenzbereich.
  • ausgeprägte (manifeste) Schilddrüsenüberfunktion: Der TSH-Wert ist zu niedrig, die Werte von fT4 und/oder fT3 sind erhöht.

Werte bei Schilddrüsenunterfunktion

  • leichte (latente) Schilddrüsenunterfunktion: Der TSH-Wert ist erhöht, die Werte von fT4 und fT3 liegen noch im Referenzbereich.
  • ausgeprägte (manifeste) Schilddrüsenunterfunktion: Der TSH-Wert ist zu hoch, die Werte von fT4 und/oder fT3 dagegen zu niedrig.

Tabelle: Funktionszustände der Schilddrüse in Abhängigkeit von den Schilddrüsenwerten

fT4 und/oder fT3TSH basalSchilddrüsenfunktion
normalnormalgesund (Euthyreose)
normalerhöhtleichte Schilddrüsenunterfunktion
(latente Hypothyreose)
zu niedrigerhöhtausgeprägte Schilddrüsenunterfunktion
(manifeste Hypothyreose)
normalzu niedrigleichte Schilddrüsenüberfunktion
(latente Hyperthyreose)
erhöhtzu niedrigausgeprägte Schilddrüsenüberfunktion
(manifeste Hyperthyreose)

Abweichende Schilddrüsenwerte 

Andere Kombinationen von TSH-Wert und Schilddrüsenhormonen lassen sich etwa durch folgende Umstände erklären: 

  • sekundäre Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion (sekundäre Hypothyreose) besteht eine Unterfunktion mit niedrigem TSH-Wert und niedrigem fT4 und/oder fT3. Die Ursache einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion ist in der Regel eine Unterfunktion der Hypophyse.

  • Überfunktion bei TSHom: Bei einer Überfunktion bei TSHom, also einem gutartigen Adenom der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenom), besteht eine Schilddrüsenüberfunktion mit hohem TSH-Wert und erhöhten Werten für fT4 und/oder fT3.

  • Schilddrüsenhormonresistenz: Bei verschiedenen sehr seltenen erblich bedingten (genetischen) Syndromen, wie zum Beispiel bei der Schilddrüsenhormonresistenz, kann auch eine normale Schilddrüsenfunktion bei erhöhten Schilddrüsenhormonen und erhöhtem TSH-Wert bestehen.