Eisen-Verbindungen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022 - 15:02 Uhr

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Eisen-Verbindungen" zugeordnet

 

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Das Spurenelement Eisen spielt im Körper bei der Bindung und Verteilung von Sauerstoff aus der Atmung eine zentrale Rolle:

  • Im roten Blutfarbstoff Hämoglobin bindet Eisen den Sauerstoff, sodass er mit dem Blut in alle Körperzellen gelangen kann. Benötigt eine Körperzelle Sauerstoff, wird die Eisen-Sauerstoff-Bindung gelöst und der Sauerstoff abgegeben. So werden alle enzymatischen Stoffwechselvorgänge mit Hilfe von Eisen geregelt, die mit hohem Sauerstoffbedarf einhergehen. Dazu gehören beispielsweise Wachstumsprozesse.
  • Im Muskelfarbstoff Myoglobin hält Eisen den für die Muskelbewegung nötigen Sauerstoff fest und gibt ihn bei Bedarf an die Muskelzellen ab.

Eisenpräparate werden bei allen Formen von Eisenmangel-Zuständen eingesetzt. Die wichtigste Anwendung für Eisen ist die durch Eisenmangel bedingte Blutarmut. Sie ist durch Blässe, Leistungsabfall, Schwäche, Herzrasen, Kurzatmigkeit und Schwindel gekennzeichnet. Zur Vorbeugung einer Blutarmut in der Schwangerschaft werden Eisenpräparate oft kombiniert mit Folsäure und ihren Abkömmlingen sowie dem Vitamin B12 (Cyanocobalamin) eingesetzt.

Interessant zu wissen, ist: Eisen kommt im Körper mit unterschiedlichen elektrischen Ladungen als zweiwertiges Eisen-II oder dreiwertiges Eisen-III vor. Zur Einnahme sollten nur zweiwertige Eisenpräparate verwendet werden. Eisen wird in den Körper aus dem oberen Dünndarm aufgenommen. In diesem Teil des Verdauungssystems ist der Darminhalt aber noch durch die Beimischungen an Magensaft schwach sauer. Dreiwertiges Eisen ist unter diesen Bedingungen nur schwer löslich und würde praktisch unverändert ausgeschieden. Wirkstoffe mit Eisen zum Einnehmen sind beispielsweise Eisen(II)-Sulfat, Eisen(II)-Gluconat, Eisen(II)-succinat, Eisen(II)-Glycin-sulfat-Komplex, Eisen(II)-fumarat, Eisen(II)-chlorid und Ammoniumeisen(II)-sulfat.

Am besten werden Eisentabletten nüchtern (also morgens vor einer Mahlzeit) eingenommen. Viele Menschen bekommen jedoch durch Eisentabletten Verdauungsschwierigkeiten. Bei ihnen kann es sinnvoll sein, die Tabletten mit der Nahrung einzunehmen, weil sie dann erfahrungsgemäß besser vertragen werden. Üblich sind 100 bis 200 Mikrogramm pro Tag über wenigstens drei Monate. Dann können sich auch die Eisenspeicher wieder auffüllen.

Manchmal ist es nicht ausreichend, Eisen als Tabletten oder Säfte einzunehmen. Dies ist der Fall bei Entzündungen, nach Operationen und bei bestimmten Krankheiten, die die Eisen-Aufnahme im Magen-Darm-Bereich einschränken. Dann muss das Eisen gespritzt werden. Dreiwertiges Eisen eignet sich für diese Form der Anwendung besonders gut, da es nur in der Form vom Blut transportiert wird. Geeignete Wirkstoffe für gespritzte Eisenpräparate sind Eisen(III)-Saccharose-Komplex, Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex, Eisen(III)-Hydroxid-Dextran-Komplex und Eisen(III)hydroxid-Saccharose-Komplex.
 

Wirkung

Bei Eisenmangelzuständen wird das zugeführte Eisen vom Körper in zweiwertiger Form immer zuerst als so genanntes "Funktionseisen" für den Aufbau von Enzymen und Muskelfarbstoff (Myoglobin) verwendet sowie für die Produktion von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff). Dadurch bessern sich unter anderem zuerst die Symptome einer durch Eisenmangel hervorgerufenen Blutarmut. Dass eine Eisenbehandlung erfolgreich ist, sieht man daran, dass nach einer Woche bereits die Anzahl der so genannten Retikulozyten (Vorstufe der roten Blutkörperchen) und der Hämoglobinwert im Blut ansteigen. Beides sollte daher zur Kontrolle der Therapie durch den Arzt überprüft werden.

Bei länger andauernder Behandlung werden dann die Eisenspeicher allmählich über Monate hin wieder aufgefüllt. In die verschiedenen Speichersysteme wird Eisen ebenfalls in zweiwertiger Form eingebaut. Die Eisenspeicher sind spezialisierte Zellen. Sie speichern etwa ein Viertel des gesamten Körpereisens als so genanntes Ferritin in Leber, Milz und Knochenmark. Ferritin ist leicht löslich, daher steht das Eisen daraus bei Bedarf schnell wieder zur Verfügung.

Um Eisen rasch innerhalb des Körpers zu befördern, gibt es ein spezielles Transporteiweiß im Blut, das Transferrin. An Transferrin gebunden, wird Eisen in dreiwertiger Fom vor allem zu den Vorstufen der roten Blutzellen im Knochenmark transportiert. Sie bilden damit neuen Blutfarbstoff (Hämoglobin).

Wer zu viel Eisen zu sich nimmt, geht das Risiko einer akuten Vergiftung und langfristig auch von Leberkrebs ein. Denn der Körper verfügt über keine Möglichkeit, im Übermaß aufgenommenes Eisen wieder auszuscheiden. Bei einer Vergiftung kommt es innerhalb einer halben Stunde bis zwei Stunden zu heftigem Erbrechen, starken Magenschmerzen und Durchfall. Danach entsteht mit Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust ein schwerer Schockzustand, der zum Tode führen kann.

Bei der angeborenen Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose wird nicht zu viel Eisen zugeführt, aber zu viel in den Körper aufgenommen. Dem liegt eine überhöhte Eisenaufnahme im oberen Dünndarm zugrunde. Aus dem überschüssigen Eisen wird unlösliches Hämosiderin gebildet, in bestimmten Organen abgelagert und führt dort zur Schädigung. Symptome einer Hämochromatose sind Müdigkeit, Impotenz, ausbleibende Regelblutung, Gelenkschmerzen, Oberbauchschmerzen oder Symptome eines Diabetes mellitus wie Gewichtsverlust und vermehrte Harnausscheidung.