Fungizide

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.08.2018

auch bezeichnet als:
Antimykotika; Antipilzmittel; Mittel gegen Pilzerkrankungen; Pilzmittel

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Fungizide" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Mittel gegen Pilzerkrankungen werden gegen Pilzbefall der Haut, Nägel und Schleimhäute eingesetzt. Außerdem werden sie bei Pilzerkrankungen, die ein Organsystem oder den ganzen Organismus betreffen, verwendet.

Krankheiten, bei denen Mittel gegen Pilzerkrankungen ihre Anwendung finden, sind:
  • Hautpilzerkrankungen (Dermatomykosen)
  • Infektionen durch Hefepilze (Candidosen)
  • Organ- oder Systemmykosen (Pilze, die sich im ganzen Körper ausbreiten können)
  • Soor (Hefepilzerkrankung der Mundhöhle und des Verdauungstraktes)
  • Scheidenpilz (Vaginalpilz)
  • Tinea pedis (Fußpilz)
  • Windeldermatitis (Pilzinfektion im Windelbereich)
  • Nagelpilz (Onychomykosen oder auch Tinea unguium)
  • Trichomykosen (Pilzerkrankungen der Haare) wie beispielsweise Kopfpilz (Tinea capitis) oder Pilzbefall des Bartes (Tinea barbae)
  • seborrhoisches Ekzem.
Mittel gegen Pilzerkrankungen oder Antimykotika können Pilze in ihrem Wachstum hemmen oder auch die Pilze abtöten. Es gibt Pilzmittel zur äußeren (topischen) und zur inneren (systemischen) Anwendung.


Wirkung

Man unterscheidet bei Mitteln gegen Pilzerkrankungen nach ihrer Wirkungsweise zwischen abtötenden (fungiziden) oder vermehrungshemmenden (fungistatischen) Substanzen.

Nach ihrer Anwendungsart werden sie in lokal (auf der Haut oder Schleimhaut) oder systemisch (über den Blutkreislauf im gesamten Organimus verteilt) verabreichbare Substanzen eingeteilt.

Von ihrem chemischen Aufbau her werden verschiedene Untergruppen und Wirkstoffe getrennt:
  • Azol-Antimykotika wie Imidazole und Triazole haben ein breites Wirkungsspektrum. Sie wirken gegen eine Vielzahl von Pilzen, indem sie in den Stoffwechsel der Pilzzellen eingreifen.
  • Allylamine greifen ebenfalls in den Stoffwechsel der Pilzzellen ein. Sie können so die Vermehrung der Pilze - je nach Art - hemmen oder sie abtöten.
  • Polyen-Antibiotika sind gegen Pilze wirksame Antibiotika. Sie werden aus verschiedenen Mikroorganismen (Kleinstlebewesen) gewonnen. Polyen-Antibiotika blockieren wichtige Stoffwechselprozesse der Pilze. Ein wichtiges Polyen-Antibiotikum ist das Nystatin.
  • Amorolfin stört den normalen Aufbau der Pilze und hemmt so ihre Lebensfähigkeit.
  • Griseofulvin hemmt die Zellteilung der Pilzzellen und dadurch ihre Vermehrung.
  • Ciclopirox tötet die Pilzorganismen ab. Es sorgt wahrscheinlich für die Bildung schädlicher Stoffwechselprodukte.
  • Flucytosin wird im Pilzorganismus in ein Zellgift umgewandelt. Es hemmt dann die Vermehrung der Pilzzellen.
  • Tolnaftat gehört zu den so genannten Thiocarbamaten, die ähnlich wie die Allylamine in den Stoffwechsel der Pilzzellen eingreifen und so die Vermehrung der Pilze hemmen.
  • Caspofungin hemmt die Produktion von beta-(1,3)-D-Glukan, einem Hauptbestandteil der Zellwand vieler Fadenpilze und Hefen. Beta-(1,3)-D-Glukan ist in Säugetierzellen nicht vorhanden, was den Wirkstoff gezielt wirksam macht.
Bei unkomplizierten Hautpilzerkrankungen wird häufig der Wirkstoff Clotrimazol aus der Gruppe der Azol-Antimykotika in Form von Salben, Cremes und Pumpsprays eingesetzt. Sind auch die Finger- oder Fußnägel befallen, stehen spezielle Nagellacke mit dem Wirkstoff Amorolfin zur Verfügung. Ist bereits der gesamte Nagel befallen, müssen oft verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Itraconazol (Azol-Antimykotikum) eingenommen werden. Auch für systemische Mykosen wird dieser Wirkstoff verwendet.

Gegen Soorerkrankungen der Mundhöhle werden meist Tropfen oder Lutschtabletten mit den Polyen-Antibiotika Nystatin oder Amphotericin B gegeben.

Der Scheidenpilz der Frau lässt sich meist rasch und zuverlässig mit Clotrimazol-haltigen Cremes und Vaginaltabletten behandeln. Wichtig ist dabei eine gleichzeitige Behandlung des Partners, um Neuerkrankungen zu verhindern.

Für die Windeldermatitis des Säuglings hat sich eine Mischung von Clotrimazol in weicher Zinkpaste bewährt, die jeder Apotheker leicht herstellen kann.

Zur Anwendung an behaarter Haut und bei seborrhoischem Ekzem steht das Azol-Antimykotikum Ketoconazol zur Verfügung.