Gräserpollen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2007

Allgemeines

Gräserpollen werden als Extrakte bei nicht durch eine Krebserkrankung verursachter Vergrößerung der Vorsteherdrüse des Mannes (gutartige Prostatavergößerung) angewendet. Gräserpollen-Extrakte lindern die mit dieser Erkrankung einhergehenden Beschwerden beim Wasserlassen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Prostatavergrößerung selbst nicht beeinflusst wird.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrößerung lindern
  • Abstumpfung gegen den allergischen Reiz bei der Desensibilisierungs-Behandlung

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Gräserpollen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Gräserpollen nicht verwendet werden?

Extrakte aus Gräserpollen dürfen nicht eingesetzt werden bei:
  • allgemeiner Überempfindlichkeit gegen Pollen
  • unzureichend behandeltem Asthma bronchiale oder Asthma bronchiale mit einer trotz Behandlung dauerhaft eingeschränkten Lungenfunktion (unter 70 Prozent FEV1 vom Sollwert)
  • unumkehrbarer Schädigung der Atemwege wie Lungenblähung (Emphysem)und Erweiterung der Bronchialäste (Bronchiektasen)
  • akuten Erkrankungen, die den Allgemeinzustand beeinträchtigen (fiebrige Infekte)
  • schweren chronisch-entzündlichen Erkrankungen
  • schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eine Anwendung von Adrenalin (als Notfallmedikament im Falle eines allergischen Schocks) ausschließen
  • medikamentöser Behandlung mit Betablockern (auch Augentropfen)
  • Erkrankungen mit Entgleisungen des Immunsystems (Multiple Sklerose, bestimmte Schilddrüsenerkrankungen, entzündliche rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes
  • Immundefektkrankheiten
  • Behandlungen zur Unterdrückung des Immunsystems (beispielsweise nach Organverpflanzungen)
  • Krebserkrankungen
  • Nierenfunktionsstörungen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bei der Prostatabehandlung von Männern mit Extrakten aus Gräserpollen spielen Schwangerschaft und Stillzeit keine Rolle.

Bei der Desensibilisierung von Allergikerinnen konnte bisher für die Gabe während der ersten drei Schwangerschaftsmonate kein Missbildungsrisiko nachgewiesen werden. Da aber bei der Mutter möglicherweise schwere unerwünschte Wirkungen wie Blutbildschäden, anaphylaktischer Schock und Mineralverluste auftreten können, ist die Gabe von Gräserpollen während der Schwangerschaft nicht erlaubt.

Ob die Wirkstoffe in bedeutsamer Menge in die Muttermilch übergehen, ist nicht bekannt. Bei zwingender Anwendung sollte die Mutter daher eventuell abstillen oder eine Stillpause in Betracht ziehen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Dieser Wirkstoff wird bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt. Für Kinder gibt es keine feste untere Altersgrenze. Die Behandlung von Kindern unter fünf Jahren sollte allerdings nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Welche Nebenwirkungen können Gräserpollen haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Gräserpollen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Juckreiz in Mund und Ohren, Halsreizung, Niesen, Mundschleimhautschwellung.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Empfindungsstörungen im Mund, Juckreiz in den Augen, Bindehautentzündung, Husten, Asthma, Halsentzündung, Nasenlaufen, Nasenverstopfung, Reizung der Nasenwege, Schnupfen, Engegefühl im Hals, Mund- und Halsschleimhautschwellung, Verdauungstörungen, Übelkeit, Missempfindungen und Empfindungsstörungen im Mund, Mundschleimhautbläschen, geschwollene Zunge, Juckreiz, Müdigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektion der oberen Atemwege, Lymphknotenschwellung, Schwindel, Lidschwellung, Nasen-Rachenentzündung, Atemwegskrampf, Atemnot, pfeifendes Atemgeräusch, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Schlundschwellung, Lippenbläschen, Mundgeschwülste, Schluckschmerz in der Brust, Mundschmerzen, Mundschleimhautentzündung, trockener Mund, trockener Hals,
Zungenbeschwerden, Speicheldrüsenfunktionsstörung, Bauchschmerzen,
Oberbauchbeschwerden, Erbrechen, Durchfall, Angioneurotisches Ödem (Schwellung von Gesicht, Mundhöhle und Schlund), Nesselsucht, Brustraumbeschwerden, Brustschmerz, Brustenge, Hitzegefühl, Unwohlsein, Fieber, Fremdkörpergefühl im Hals.

Besonderheiten:
Sollten Nebenwirkungen auftreten, sind Medikamente mit Gräserpollen oder deren Extrakten abzusetzen. Gleiches gilt für das Auftreten von Blut im Urin oder Harnverhalt. Ein Arzt sollte in diesen Fällen um Rat gefragt werden.

Beim Einsatz von Gräserpollen zur Behandlung von Prostata-Beschwerden kommt es meist nur sehr selten zu Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und allergischen Hautreaktionen (wie Rötung oder Juckreiz).

Welche Wechselwirkungen zeigen Gräserpollen?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen sind bisher für die Einnahme von Gräserpollen nicht bekannt.

Bei der Desensibilisierung, wenn die Gräserpollen gespritzt werden, können sich Wechselwirkungen mit Allergie-unterdrückenden Medikamenten (Antihistaminika, Glukokortikoiden und Mastzellstabilisatoren) oder Medikamenten mit begleitender Antihistaminwirkung ergeben. Diese Wirkstoffe können alle die Empfindlichkeitsgrenze des Patienten beeinflussen, was nach Absetzen dieser Medikamente eine Verminderung der Gräserpollen-Dosis erforderlich macht.

Vor und nach einer Schutzimpfung sollte - soweit möglich - der Abstand zur Gräserpollen-Injektion mindestens eine Woche betragen, je nach Reaktion auch länger. Wurde der sonst übliche Abstand zwischen den Injektionen deutlich überschritten, muss der Arzt womöglich dann die verabreichte Dosis erhöhen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Infekten und akuten Entzündungen der Atemwege darf die Behandlung erst nach Abklingen der Beschwerden begonnen oder weitergeführt werden.
  • Das Auftreten von Nebenwirkungen kann durch eine starke Belastung des Kreislaufs gefördert werden. Wird das Medikament gespritzt, sind am Injektionstag besondere körperliche Anstrengungen, Saunabesuche und heißes Duschen sowie schwere Mahlzeiten und Alkohol zu vermeiden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Gräserpollen?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Gräserpollen enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Gräserpollen

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Gräserpollen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher die Wirkstoffe Gräserpollen gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffe Gräserpollen

Gräserpollen werden als Extrakte bei nicht durch eine Krebserkrankung verursachter Vergrößerung der Vorsteherdrüse des Mannes (gutartige Prostatavergößerung) angewendet. Gräserpollen-Extrakte lindern die mit dieser Erkrankung einhergehenden Beschwerden beim Wasserlassen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Prostatavergrößerung selbst nicht beeinflusst wird.

Gräserpollen werden auch bei der Behandlung allergischer Erkrankungen als Mittel zur Desensibilisierung (Abstumpfung gegen den allergischen Reiz) eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Gräserpollen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Gräserpollen

In Laboruntersuchungen wurde bisher nachgewiesen, dass Gräserpollen eine hemmende Wirkung auf zwei Enzyme im Körper haben. Enzyme sind Funktionseiweiße, die spezielle Stoffwechselvorgänge antreiben. In diesem Fall handelt es sich um die Cyclooxygenase und die 5-Lipoxygenase, die unter anderem an der Entstehung von Entzündungen beteiligt sind. Die Hemmung dieser Enzyme vermindert Reizungen, die durch eine Prostatavergrößerung entstehen. Somit werden die Beschwerden beim Wasserlassen gelindert.

Des Weiteren wurde bei Versuchen mit Gräserpollen ein krampflösender Effekt nachgewiesen. Der genaue Wirkmechanismus ist hierfür aber bisher nicht bekannt.

Bei der Desensibilisierung (Abstumpfung gegen allergische Reize) werden die Pollen hochverdünnt eingesetzt. Der regelmäßige Kontakt mit den Pollen führt zu einer Gewöhnung des Körpers und einem allmählichen Nachlassen der allergischen Reaktion auf den Wirkstoff.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.