Afatinib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.02.2014

Allgemeines

Afatinib wird als alleiniger Wirkstoff eingesetzt zur Behandlung von Erwachsenen mit örtlich fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, auch wenn dieser schon Tochtergeschwulste gebildet hat.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bindung von Wachstumsfaktoren an veränderte Rezeptoren verhindern
  • Aktivierung ungehinderten Zellwachstums unterbinden

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Afatinib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Afatinib nicht verwendet werden?

Personen, die überempfindlich auf Afatinib reagieren, dürfen den Wirkstoff nicht einnehmen. Der Wirkstoff kommt nur dann als Therapie infrage, wenn durch Tests eindeutig festgestellt wurde, dass die Bindungsstelle für den Epidermalen Wachstumsfaktor, der EGF-Rezeptor, beim Patienten verändert ist.

Nur nach vorheriger sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Afatinib zum Einsatz kommen bei
  • Frauen, Patienten mit niedrigerem Körpergewicht und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, weil sich bei diesen der Wirkstoff im Körper anreichern kann, was das Risiko für Nebenwirkungen steigert
  • Leberfunktionsstörungen, weil sich diese durch die Therapie verstärken können
  • Hornhautentzündungen in der Vorgeschichte, sehr trockenen Augen oder Kontaktlinsenträgern, weil durch die Behandlung vermehrt Hornhautschäden vorkommen können
  • Patienten mit Risikofaktoren für Herzerkrankungen oder Erkrankungen, die die Funktion der linken Herzkammer beeinflussen, weil sich eventuelle Schäden durch Afatinib verstärken können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Vorsichtshalber sollten gebärfähige Frauen darauf achten, während einer Behandlung mit Afatinib und bis zu einem Monat nach der letzten Dosis nicht schwanger zu werden.

Aufgrund ihres Wirkmechanismus können alle Wirkstoffe, die an den Rezeptor für den Epidermalen Wachstumsfaktor binden, theoretisch gesundheitliche Schäden beim ungeborenen Kind verursachen. Für Afatinib konnte das allerdings im Tierexperiment nicht nachgewiesen werden. Es ist unklar, wie lange Afatinib im Körper verbleibt und es gibt auch nur begrenzte Erfahrungen für die Verwendung bei Schwangeren. Das Risiko für den Menschen ist daher nicht bekannt. Sollte Afatinib in der Schwangerschaft zum Einsatz kommen, müssen die Patientinnen wissen, dass Nachteile für das Kind unwahrscheinlich, aber dennoch möglich sind.

Afatinib geht in Tierexperimenten in die Milch über, was auch beim Menschen wahrscheinlich ist. Ein Risiko für das gestillte Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Es ist daher während einer Behandlung mit dem Wirkstoff vom Stillen abzuraten.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern und Jugendlichen mit nicht-kleinzelligen Lungenkrebs hat der Einsatz von Afatinib keinen Nutzen. Die Anwendung sollte daher in dieser Altersgruppe unterbleiben.

Welche Nebenwirkungen kann Afatinib haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Afatinib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Nagelbettentzündung, verminderter Appetit, Nasenbluten, Durchfall, Mundschleimhautentzündung, Ausschlag, Akne-ähnliche Hautentzündung, Juckreiz, trockene Haut.

Häufige Nebenwirkungen:
Blasenentzündung, Austrocknung, Kaliummangel im Blut, Geschmacksstörung, Bindehautentzündung, trockenes Auge, Naselaufen, Verdauungsstörungen, Lippenentzündung, Leber-Enzym-Werterhöhung (ASAT, ALAT), Mißempfindungen an Hand- und Fußflächen, Muskelkrämpfe, eingeschränkte Nierenfunktion, Nierenversagen, Fieber, Gewichtsverlust.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hornhautentzündung, spezielle Form der Lungenerkrankung (interstitielle Pneumonie).

Besonderheiten:
Die möglichen Durchfälle können schwer sein und es besteht die Gefahr, dass man austrocknet. Daher müssen Patienten vom Arzt insbesondere in den ersten sechs Behandlungswochen bereits bei ersten Anzeichen mit Medikamenten und Zufuhr von viel Flüssigkeit behandelt werden. Kann der Durchfall nicht gestoppt werden, muss der Arzt die Behandlung unterbrechen oder gegebenenfalls ganz beenden.

Schwere Hautreaktionen können auch durch UV-Strahlung begünstigt werden. Daher müssen sich die Patienten vor der Sonne schützen und dürfen keine Sonnenbank benutzen. Kommt es dennoch zu Ausschlägen, wird der Arzt die Therapie vorübergehend unterbrechen, die Dosis vermindern und den Patienten eventuell an einen Spezialisten mit Erfahrung in der Behandlung derartiger Reaktionen überweisen.

Der Arzt wird alle Patienten, bei denen akut Atembeschwerden, Husten oder Fieber auftreten und / oder sich ohne erklärbare Ursache verstärken, sorgfältig untersuchen, um eine interstitielle Lungenerkrankung auszuschließen. Bis zur Abklärung der Beschwerden wird der Arzt die Behandlung unterbrechen und bei Bestätigung des Verdachts nicht wieder beginnen.
Bei einer schweren Beeinträchtigung der Leberfunktion muss die Behandlung mit Afatinib abgebrochen werden.

Patienten mit akuten oder sich verschlechternden Augenentzündungen, tränenden Augen, Lichtempfindlichkeit, verschwommenem Sehen, Augenschmerzen und / oder geröteten Augen müssen umgehend einen Augenarzt befragen. Stellt dieser eine Hornhautentzündung fest, muss die Behandlung mit Afantinib unterbrochen oder beendet werden.

Verschlechtern sich während der Behandlung bei einem Patienten die Herzfunktionswerte, muss der Arzt ihn sorgfältig überwachen und insbesondere die Funktion der linken Herzkammer kontrollieren.

Welche Wechselwirkungen zeigt Afatinib?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Afatinib wird vor allem von einem bestimmten Enzym abgebaut. Wirkstoffe, die dieses Enzym hemmen, führen dazu, dass die Konzentrationen von Afatinib im Körper steigt. So können vermehrt Nebenwirkungen auftreten. Entsprechend wird empfohlen, die virenhemmenden MittelRitonavir, Nelfinavir und Saquinavir, die ImmunologikaCiclosporin A und Tacrolimus, die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol, die AntiarrhythmikaChinidin und Amiodaron sowie das AntibiotikumErythromycin und den BlutdrucksenkerVerapamil zeitlich versetzt einzunehmen. Es sollte möglichst ein Abstand von sechs oder zwölf Stunden eingehalten werden.

Nimmt man Afatinib zusammen mit Wirkstoffen ein, die die Enzymaktivität steigern, kann sich die Wirkung von Afatinib verringern. Dazu gehören: das Tuberkulose-MittelRifampicin, die AntiepileptikaCarbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital oder Johanniskraut (gegen Depressionen).

Afatinib kann zudem die Aufnahme anderer Wirkstoffe in den Körper steigern. Dazu gehören das StatinRosuvastatin (gegen Fettstoffwechselstörungen) und der EntzündungshemmerSulfasalazin (gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen).

Nimmt man Afatinib zeitgleich mit einer fettreichen Mahlzeit ein, hat dies eine deutliche Verminderung der Afatinib-Konzentration im Blut zur Folge. Patienten sollten den Wirkstoff daher nicht zum Essen einnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament müssen Patienten die Haut vor UV-Strahlung (Sonne, Sonnenbank) schützen.
  • Schwere Durchfälle bedürfen einer sofortigen Behandlung.
  • Bei schweren Hautreaktionen muss der Arzt die Therapie beenden.
  • Treten akute Atembeschwerden, Husten oder Fieber auf und / oder verstärken sich ohne erklärbare Ursache, sollte der Patient umgehend einen Arzt aufsuchen.
  • Ist die Leberfunktion stark beeinträchtigt, muss der Arzt die Behandlung mit dem Medikament abbrechen.
  • Bei akuten oder sich verschlechternden Augenentzündungen, tränenden Augen, Lichtempfindlichkeit, verschwommenem Sehen, Augenschmerzen und / oder geröteten Augen muss der Patient umgehend einen Augenarzt aufsuchen.
  • Bei Verschlechterung der Herzfunktion muss der Patient vom Arzt sorgfältig überwacht werden.
  • Das Medikament sollte nicht zusammen mit Nahrung eingenommen werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Afatinib?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Afatinib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Afatinib

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Afatinib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Afatinib gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Afatinib

Afatinib wird als alleiniger Wirkstoff eingesetzt zur Behandlung von Erwachsenen mit örtlich fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, auch wenn dieser schon Tochtergeschwulste gebildet hat.

Voraussetzung für die Wirkung von Afatinib ist, dass das Wachstum der Krebszellen durch veränderte Formen eines Rezeptors gefördert wird, an den der Epidermale Wachstumsfaktor EGF (epidermal growth factor) bindet, ein Eiweiß, das die Zellvermehrung aktiviert.

Außerdem dürfen die Patienten vorher nicht schon einen anderen Hemmstoff für den EGF erhalten haben. Auch darf vorher noch keine Behandlung mit Hemmstoffen für das Enzym Tyrosin-Kinase erfolgt sein, die ebenfalls als Untergruppe der Zytostatika in der Krebstherapie Anwendung finden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Afatinib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Afatinib

Alle Zellen, so auch Krebszellen, werden durch Wachstumsfaktoren wie beispielsweise dem epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) zur Vermehrung angeregt. Dies geschieht, indem sich der Wachstumsfaktor an einen auf der Zelle befindlichen Rezeptor (EGFR) bindet. Diese Bindung führt in der Zelle durch das Enzym Tyrosin-Kinase zu einer Veränderung des Rezeptors und nachfolgender Aktivierung von Wachstums- und Vermehrungsvorgängen. Krebszellen weisen vermehrt oder veränderte EGF-Rezeptoren auf. Das führt dazu, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren.

Afatinib gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Es blockiert die EGF-Bindungsstellen stark, gezielt und dauerhaft, egal ob sie von natürlicher Gestalt oder verändert sind. Damit wird kein krebsförderndes Signal mehr an die Zellen abgegeben.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.