Lendormin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.10.2007
Hersteller: Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Brotizolam
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Lendormin enthält den Wirkstoff Brotizolam.

Brotizolam wird bei behandlungsbedürftigen Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen angewendet. Es verlängert die Gesamtschlafzeit und verkürzt die Wachstadien.

Brotizolam sollte nur zur Behandlung der Symptome bei klinisch bedeutsamen Schlafstörungen angewendet werden. Diese können durch Angst, Spannung, Erregung oder innere Unruhe hervorgerufen werden.
Klinisch bedeutsam sind solche Schlafstörungen, die aufgrund einer seelischen Erkrankung oder einer krankhaften Bewusstseinsstörung entstehen. Dazu zählen auch Schlafstörungen, welche mit organischen Erkrankungen des Zentralnervensystems (zum Beispiel Gehirntumoren) einhergehen. Klinisch bedeutsam sind auch Schlafstörungen vor oder nach einer Operation.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Brotizolam sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Benzodiazepine, Schlafmittel, zu welcher der Wirkstoff Brotizolam gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • schwere Schlafstörungen.

Dosierung

Die Dosierung und Anwendungsdauer sind im Einzelfall von der individuellen Reaktionslage, dem Allgemeinzustand, vom Alter und Gewicht des Patienten sowie von der Art und Schwere des Krankheitsbildes abhängig. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.

Dosierung:
In der Regel nehmen Erwachsene eine halbe bis ganze Tablette (entsprechend 0,125 bis 0,250 Milligramm Brotizolam) ein. Bei älteren Patienten und bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion oder mit chronischer Atemnot beträgt die empfohlene Dosierung 0,125 Milligramm. Eine höhere Dosis als 0,250 Milligramm sollte nicht gegeben werden.

Art und Dauer der Anwendung:
Die Tabletten sind teilbar.
Die Tabletten sind mit ausreichend Flüssigkeit (circa einem Glas Wasser) unzerkaut einzunehmen. Es ist auch möglich, die Tablette im Mund unter der Zunge zergehen zu lassen.
Die Tabletten sollten unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden und eine ausreichende Schlafdauer sollte gewährleistet sein.
Die abendliche Einnahme vor dem Schlafengehen sollte nicht auf vollen Magen erfolgen, da sonst die Wirkung verzögert eintreten kann. Abhängig von der Schlafdauer muss mit verstärkten Nachwirkungen am nächsten Morgen gerechnet werden.
Die Behandlung sollte so kurz wie möglich sein.
Nach zweiwöchiger täglicher Einnahme sollte überprüft werden, ob weiter behandelt wird.
Bei längerer Einnahmedauer (länger als einer Woche) sollte beim Absetzen des Wirkstoffs die Dosis schrittweise verringert werden. Hierbei ist das vorübergehende Auftreten von Absetzphänomenen zu berücksichtigen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • Cellulose
  • Gelatine
  • Natriumstärkeglycolat

Nebenwirkungen

Da der Wirkstoff Brotizolam zur Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine gehört, können Nebenwirkungen auftreten, die für diese Substanzgruppe typisch sind. Das sind:

Häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Reaktionsvermögenseinschränkung.

Seltene Nebenwirkungen:
Muskelschwäche, Libido-Abnahme, depressive Verstimmungen, Mundtrockenheit, Blutdruckabfall, Atemschwäche (insbesondere bei Atemwegsverlegung zum Beispiel durch Tumoren und Hirnschädigung).

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Muskelerschlaffung (bei älteren Patienten), Überempfindlichkeitsreaktionen wie zum Beispiel Allergien, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sprechstörungen, Schwindel, gegensätzliche Reaktionen wie zum Beispiel akute Erregungszustände und Wutanfälle, Erinnerungslücken, Sehstörungen, Doppelbilder.

Bei hoher Dosierung und Langzeitbehandlung:
Vorübergehende Bewegungsunsicherheit, Gangunsicherheit, vorübergehende unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus), Magen-Darm-Beschwerden, Anstieg der Leberwerte.

Für Brotizolam werden noch weitere Nebenwirkungen genannt:
Konzentrationsstörungen, verminderte Aufmerksamkeit, Gefühlsstarre,
Gewöhnung an den Wirkstoff.

Besonderheiten:
Die Einnahme von Benzodiazepinen kann zur Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen führen. Bereits bei täglicher Anwendung über wenige Wochen kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Dies gilt nicht nur für die missbräuchliche Anwendung besonders hoher Dosen, sondern auch für den üblichen Dosisbereich während einer Behandlung.

Nach längerer Einnahme und plötzlichem Absetzen von Brotizolam treten Schlafstörungen und vermehrtes Träumen, Angst, Spannungszustände, Erregung, innere Unruhe, Zittern, Schwitzen, Erhöhung der Krampfbereitschaft mit Auslösen von Krampfanfällen und symptomatischen Psychosen mit Gedächtnisstörungen, Denkstörungen und Wahnvorstellungen auf.

Die abendliche Einnahme von Brotizolam kann noch am nächsten Morgen zu verminderter Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie Restmüdigkeit führen.

Wegen der muskelerschlaffenden Wirkung ist besonders bei älteren Patienten eine erhöhte Sturzgefahr gegeben. Die Patienten müssen daher vor allem bei nächtlichem Aufstehen vorsichtig sein.

Die Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine kann zeitlich oder inhaltlich begrenzte Erinnerungslücken verursachen. Diese treten meist einige Stunden nach der Einnahme auf. Patienten sollten deshalb dafür sorgen, dass sie nach der Einnahme eine ununterbrochene Schlafdauer von etwa sieben bis acht Stunden einhalten können.

Wechselwirkungen

Brotizolam gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine. Daraus ergeben sich folgende allgemeine Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen:
  • Medikamente, die das Gehirn beeinflussen wie zum Beispiel Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel, opioide Schmerzmittel und Narkosemittel oder auch H1-Antihistaminika und Alkohol verstärken sich mit Benzodiazepinen in der Wirkung gegenseitig.
  • Benzodiazepine verstärken die Wirkung von Muskelrelaxanzien, Schmerzmitteln und Lachgas.
  • Cimetidin verstärkt und verlängert die Wirkung von Benzodiazepinen, weil es ihren Abbau in der Leber verzögert.
  • Bei Dauerbehandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten, die auch das Gehirn beeinflussen, mit Betablockern und Gerinnungshemmern wie Antikoagulanzien sind Wechselwirkungen möglich, deren Art und Umfang nicht vorhersehbar sind.
Besonders die gleichzeitige Anwendung von opioiden Schmerzmitteln kann zu Betäubung, Unterdrückung der Atemfunktion, Koma und Tod führen. Erachtet der Arzt eine gleichzeitige Verschreibung in Ausnahmefällen für notwendig, wird er die niedrigste wirksame Dosis wählen und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich halten.

Für Brotizolam speziell ist auf folgende Wechselwirkungen zu achten:
In Art und Umfang nicht genau vorhersehbar sind die Wechselwirkungen mit blutzuckersenkenden Medikamenten, Herzglykosiden und Muskelrelaxanzien.

Die Wirkung von Brotizolam kann durch Arzneistoffe beeinflusst werden, die auf bestimmte verstoffwechselnde Leberenzyme wirken. Wirkstoffe, die diese Enzyme hemmen, verstärken die Wirkung von Brotizolam. Dazu gehören: Wirkstoffe gegen Pilzerkrankungen; bestimmte Wirkstoffe gegen Bakterieninfektionen, so genannte Makrolid-Antibiotika, wie zum Beispiel Erythromycin, Troleandomycin; Fluoxetin, Sertralin und Nefazodon (gegen Depressionen), Cyclosporin (ein Immunsuppressivum), bestimmte Wirkstoffe zur Behandlung einer HIV-Infektion, Dextropropoxyphen (opioides Schmerzmittel), hormonhaltige Verhütungsmittel sowie das Herzmittel Diltiazem.

Gegenanzeigen

Brotizolam darf wie alle Benzodiazepine nicht angewendet werden bei:
  • einer Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine
  • einer Abhängigkeit oder Neigung zur Abhängigkeit von Medikamenten, Drogen und Alkohol
  • akuter Augeninnendruckerhöhung, wenn zum Beispiel die Abflusswege verlegt sind (wie bei grünem Star).
Für Brotizolam ergeben sich noch besondere Einschränkungen. Es darf nicht eingesetzte werden
  • bei Myasthenia gravis
  • bei schwerer chronischer Atemnot, insbesondere bei akuter Verschlechterung
  • bei schweren Leberschäden (zum Beispiel Gelbsucht aufgrund eines Gallengangverschlusses)
  • bei Schlaf-Apnoe-Syndrom
  • zur alleinigen Behandlung von Geisteserkrankungen (Psychosen), krankhafter Niedergeschlagenheit und Angststörungen.
Hinweis:
Bei älteren Patienten kann die Ausscheidung von Brotizolam verlängert sein, was die Wirkung verstärkt. Außerdem können sie empfindlicher auf die Anwendung reagieren, besonders bei einer Herzerkrankung mit schwerer Atemnot. Deshalb sollte der Arzt bei älteren Patienten und Patienten in schlechterem Allgemeinzustand, mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislaufschwäche und krankhaften Atembeschwerden die individuelle Reaktion auf den Wirkstoff kontrollieren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Brotizolam und seine Stoffwechselprodukte gelangen über den Mutterkuchen zum Ungeborenen. Sie können sich dort anreichern, was beim Kind zu Überdosierungen mit der Folge von Fehlbildungen und geistigen Einschränkungen führen kann.

Erhalten Mütter während der Schwangerschaft Benzodiazepine als Dauerbehandlung, in hohen Dosen oder während der Geburt, können die Kinder Entzugssymptome wie Atembeschwerden, erschlaffte Muskeln, erniedrigte Körpertemperatur und Trinkschwäche zeigen. Deshalb sollte Brotizolam während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es der Arzt für zwingend erforderlich hält.

Brotizolam und seine Stoffwechselprodukte gehen in die Muttermilch über. Da der Wirkstoff von Neugeborenen wesentlich langsamer abgebaut wird als von Kindern oder Erwachsenen, kommt es zu Atembeschwerden und Trinkschwäche. Es sollte also bei einer Behandlung mit Brotizolam entweder nicht gestillt oder abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Brotizolam sollte bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden. Eine Ausnahme besteht in der Vorbereitung zu einer Operation.

Warnhinweise

  • Die Konzentration im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.
  • Bei Alkoholgenuss können sich die dämpfenden Wirkungen gegenseitig verstärken.
  • Während der ersten Tage nach Verabreichung sollten gefahrvolle Tätigkeiten (Bedienen von Maschinen, Führen von Fahrzeugen) unterbleiben.
  • Gleichzeitiger Alkoholgenuss sollte vermieden werden.
  • Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
10 Stück Tabletten
0,25 Milligramm Brotizolam
20 Stück Tabletten
0,25 Milligramm Brotizolam

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Lendormin sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Brotizolam (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.