Das Bild zeigt ein Schälchen mit Hefepilzen.
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Candida

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 01.03.2021

Die Gattung Candida gehört zu den Hefepilzen und beinhaltet zahlreiche Vertreter, die beim Menschen zu Pilzbesiedelungen von Haut oder Schleimhäuten (Soor) und anderen Pilzerkrankungen führen können. Die durch Candida ausgelösten Pilzinfektionen fasst man unter dem Begriff Candidose zusammen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Etwa 80 Prozent aller Candida-Infektionen werden dabei durch Candida albicans hervorgerufen. Für die restlichen 20 Prozent sind Candida parapsilosis, Candida tropicalis, Candida glabrata, Candida krusei und einige seltenere Candida-Arten verantwortlich.

Der Candida-Pilz lebt in geringen Mengen als Bestandteil der normalen Flora auf der Haut und den Schleimhäuten von Mensch und Tier. Erkrankungen durch Candida entstehen hauptsächlich, wenn das Immunsystem bereits geschwächt ist. Eine Pilzinfektion kann zum Beispiel leicht entstehen, wenn die Bakterienflora auf Haut und Schleimhäuten durch die Einnahme von Antibiotika beeinträchtigt ist – ihre Schutz- und Barrierefunktion ist dann nicht mehr gewährleistet.

Auch die Haut von Säuglingen ist anfällig für Pilzinfektionen – durch Feuchtigkeit und Reibung der Windel kann die sogenannte Windeldermatitis entstehen.

Weitere begünstigende Faktoren für eine Infektion durch Candida sind:

Am häufigsten kommt eine Pilzinfektion durch Candida auf den Schleimhäuten vor. Infektionen in der Mundhöhle zum Beispiel äußern sich durch weiße Beläge auf Wangenschleimhaut und Zunge.

Besonders wohl fühlt sich der Hefepilz an feuchten, warmen und dunklen Körperstellen, so wie in den Zehenzwischenräumen oder zwischen den Fingern. Dort zeigen sich Candida-Infektionen der Haut durch rote Papeln. Die infizierten Hautstellen können aufquellen und einreißen. Auch eine Infektion im Vaginalbereich ist möglich (Vulvovaginitis candidomycetica). Hier zeigt sich der Pilzbefall durch weiße linsengroße Partikel auf der Vaginalhaut. Außerdem kann sich die Infektion durch Jucken und Brennen äußern.

Der Hefepilz Candida kann im Labor auf Nährböden angezüchtet werden. Dort bildet er nach zwei Tagen runde, weißliche Kolonien mit rauer Oberfläche.

Sprosspilze wie Candida sind sehr vielseitig. Sie haben ein ganzes Repertoire an Genen. Dadurch können sie sich an die jeweiligen Verhältnisse verschiedener Organe anpassen und an frei zugängliche Haut- und Schleimhautzellen heften.

Krankheiten

Da der Hefepilz Candida Teil der normalen menschlichen Flora auf der Haut und den Schleimhäuten ist, entstehen die meisten Krankheiten durch bereits im oder auf dem Körper vorhandene Candida-Hefepilze (sog. endogene Infektion). Besonders bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr ist eine Infektionsgefahr gegeben. Allerdings sind auch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch möglich.

Eine Erkrankung durch Candida wird Candidose, Kandidose oder Candida-Mykose genannt. Infektionen durch Candida entstehen vor allem auf den Schleimhäuten, seltener auf Haut und Nägeln oder auch im Magen-Darm-Trakt. Im letzteren Fall spricht man umgangssprachlich von einem Darmpilz. Im Mund zeigt sich eine Infektion durch weiße Beläge auf der Wangenschleimhaut und der Zunge. Auf der Haut entstehen durch Candida entzündliche Hautrötungen, die aufweichen und einreißen können. Die so entstandenen Risse heilen meist schlecht ab.

Über den Blutweg kann der Pilz außerdem zu inneren Organen wie Nieren und Herz und zum zentralen Nervensystem gelangen.

Bei Frauen können Hefepilze der Gattung Candida sogenannte Vaginalmykosen auslösen. Diese Krankheiten entstehen leicht, wenn der pH-Wert in der Vagina erhöht ist oder ein Überschuss am weiblichen Sexualhormon Östrogen besteht, zum Beispiel durch hormonelle Verhütungsmethoden oder während der Schwangerschaft. Typische Symptome sind Juckreiz und Brennen im Bereich der Vagina, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) und krümeliger, weißer Ausfluss. Außerdem zeigen sich linsengroße, weiße Partikel auf der Vaginalhaut, die sich leicht entfernen lassen. Darunter ist die Haut gerötet. Die Schamlippen können anschwellen.

Unter bestimmten Milieubedingungen kann Candida in verschiedene Organe gelangen und dort Infektionen auslösen. In so einem Fall kann es zu folgenden Krankheiten kommen:

Candida-Symptome

Eine Infektion durch den Hefepilz Candida ruft in Abhängigkeit vom Entstehungsort verschiedene Symptome hervor. Im Mundbereich entstehen bei einer Infektion weiße abwischbare Beläge auf der Wangenschleimhaut und der Zunge.

Auf der Haut zeigt sich eine Candida-Infektion durch Symptome wie Hautrötungen, die aufquellen und einreißen können. In manchen Fällen kann durch Candida Nagelpilz an Händen und Füßen entstehen, der durch brüchige und gelblich verfärbte Nägel sichtbar wird. Allerdings werden nur acht Prozent aller Nagelpilz-Infektionen durch Hefepilze ausgelöst. Hauptverursacher für Nagelpilz sind Fadenpilze, sogenannte Dermatophyten.

Wenn sich Candida in innere Organe ausbreitet, ruft die Infektion je nach befallenem Organ entsprechende Symptome hervor.

Candida-Arten

Insgesamt gibt es mehr als 200 verschiedene Candida-Arten. Am häufigsten kommt die Candida-Art Candida albicans vor. Weitere Candida-Arten sind zum Beispiel Candida krusei, Candida tropicalis, Candida parapsilosis und Candida glabrata.

Candida albicans

Candida albicans kommt vor allem beim Menschen vor und ist der wichtigste Erreger für Sprosspilzinfektionen. Der Pilz lebt natürlicherweise in der Flora von Mund, Magen-Darmtrakt oder der Scheide, ohne dass er dort zwangsläufig eine Infektion auslöst.

Bei entsprechenden Milieubedingungen kann sich Candida albicans in verschiedene Organe ausbreiten und dort zu einer Infektion führen.

Zu den Infektionen, die Candida albicans auslösen kann, gehören unter anderem:

Candida krusei

Candida krusei ist eine weit verbreitete Sprosshefe. Sie kommt im Boden, Abwasser und in Lebensmitteln wie Wein, Bier, Obst, Fleisch und Milchprodukten vor. Sie kann ebenso wie Candida albicans Infektionen der Haut auslösen und über die Blutbahn auch innere Organe befallen. Vor allem bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr wie zum Beispiel Krebs- und AIDS-Patienten können durch candida krusei Endokarditis (Entzündung der Herzinnenwand), Endophthalmitis und Arthritis auftreten. Bei gesunden Menschen löst die Art eher Nagelablösungen oder Windeldermatitis aus. Candida krusei zeigt sich oft resistent gegen pilzabtötende Substanzen (Antimykotika) wie Fluconazol und Itraconazol.

Candida tropicalis

Candida tropicalis ist nach Candida albicans die zweithäufigste Candida-Art, die Candida-Mykosen beim Menschen verursacht – sie tritt aber deutlich seltener als Erreger auf. Sie kann zum Beispiel zu Nagelpilz, Lungenentzündungen oder zu einer Entzündung der Augeninnenräume (Endophthalmitis) führen.

Candida parapsilosis

Candida parapsilosis haftet bevorzugt an Plastikmaterialien wie zum Beispiel Kathetern oder Plastikimplantaten. In diesem Zusammenhang besteht das Risiko einer sogenannten Krankenhausinfektion (nosokomiale Infektion). So bezeichnet man alle Infektionen durch Erreger, die im zeitlichen Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt oder einer ambulanten medizinischen Behandlung auftreten (vorausgesetzt die Infektion bestand nicht schon vorher).

Wenn Pilze der Art Candida parapsilosis schubweise und wiederholt in die Blutbahn einschwemmen (Fungämie) kann sich dies in verschiedenen Erkrankungen äußern. Dazu gehören Endokarditis (Entzündung der Herzinnenwand), Bauchfellentzündung (Peritonitis) nach Peritonealdialyse (Bauchfell-Dialyse), postoperative Endophthalmitis (Entzündung der Augeninnenräume) und septische Arthritis.

Candida glabrata

Durch Candida glabrata ausgelöste Infektionen kommen vergleichsweise selten vor. Diese Hefepilz-Art ist häufig bei Soor von AIDS-Patienten zu finden, die mit dem pilzabtötenden Wirkstoff Fluconazol behandelt werden. Der Grund dafür: Candida glabrata ist gegen diesen Wirkstoff resistent.

Diagnose und Therapie

Bei einer Besiedlung mit Candida ist die Diagnose oft schwierig. Eine Therapie besteht in der Regel darin, die Pilze abzutöten. Anhand von Abstrichen von Haut und Schleimhäuten lassen sich Sprosspilze der Gattung Candida nachweisen. Die Diagnose gestaltet sich allerdings insofern schwierig, als dass ein Nachweis nicht zwingend bedeutet, dass auch eine Infektion vorliegt, da Candida albicans als Bestandteil der normalen Hautflora auf der Haut und den Schleimhäuten vorkommt.

Eine Infektion mit Candida erfordert zunächst eine lokale Therapie: Bei Erkrankungen der Haut können äußerlich Desinfektionsmittel oder pilzabtötende Mittel (Antimykotika) zum Einsatz kommen. Bei befallenen Schleimhäuten im Mund- und Rachenbereich von Säuglingen, abwehrgeschwächten Personen (wie z.B. AIDS-Patienten) und auch bei einer Candidose im Vaginalbereich kann der Betroffene zusätzlich systemisch wirksame Pilzmittel einnehmen, das heißt Wirkstoffe, die im gesamten Körper wirken (z.B. aus der Gruppe der Azole). Diese wirken, indem sie in den Stoffwechsel der Pilze eingreifen.

Vorbeugen

Der Hefepilz Candida lebt als normaler Bestandteil der menschlichen Flora auf der Haut und den Schleimhäuten. Vorbeugen im eigentlichen Sinn lässt sich einer Infektion mit Candida deshalb nicht.

Ist das Immunsystem bereits geschwächt oder liegt eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus vor, sollte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt vorsorglich auf mögliche Pilzinfektionen geachtet werden.

Um eine Übertragung von Candida beim Geschlechtsverkehr zu vermeiden, ist der Einsatz von Kondomen sinnvoll.