Bakterielle Vaginose: Symptome und Behandlung
Bei einer bakteriellen Vaginose liegt ein Ungleichgewicht der Bakterien in der Scheidenflora vor. Eine solche Fehlbesiedlung kann zu Symptomen wie Juckreiz oder Ausfluss mit fischigem Geruch führen. Wie entsteht eine bakterielle Vaginose und welche Behandlung hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zur bakteriellen Vaginose
Typisch für eine bakterielle Vaginose (BV) ist weißlicher Ausfluss mit fischigem Geruch. Auch Juckreiz sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und beim Wasserlassen sind mögliche Beschwerden.
Eine bakterielle Infektion in der Scheide wird meist mit Antibiotika behandelt, entweder als Vaginalgel oder Tablette. Anschließend kann die Scheidenflora mit Milchsäurebakterien stabilisiert werden, um Rückfälle zu vermeiden.
Ja, sie kann das Risiko für Frühgeburten und Infektionen erhöhen und sollte daher frühzeitig behandelt werden.
Eine bakterielle Fehlbesiedlung der Scheide führt zu Ausfluss mit einem unangenehm fischigen Geruch.
Was ist eine bakterielle Vaginose?
Eine bakterielle Vaginose ist eine häufige Scheideninfektion, bei der das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora gestört ist: Die nützlichen Milchsäurebakterien, auch Döderlein-Stäbchen genannt, werden verdrängt – und schädliche Bakterien wie Gardnerella vaginalis können sich ungehindert vermehren. Dadurch verändert sich das Scheidenmilieu: Es wird weniger sauer und anfälliger für Infektionen.
Gardnerella vaginalis ist besonders anpassungsfähig und kann nach einer Behandlung erneut auftreten. Deshalb kommt es bei bakterieller Vaginose häufig zu Rückfällen – auch wenn die Erstbehandlung in der Regel gut anspricht.
Die Infektion kann immer wiederkehren. Treten die Beschwerden mindestens dreimal im Jahr auf, sprechen Fachleute von einer chronischen Verlaufsform.
Gut zu wissen: Die bakterielle Vaginose ist keine Geschlechtskrankheit. Allerdings kann Geschlechtsverkehr das Risiko für eine bakterielle Vaginose erhöhen.
Bakterielle Vaginose: Symptome der Fehlbesiedlung
Nur in der Hälfte der Fälle löst eine bakterielle Vaginose Beschwerden aus. Mögliche Symptome sind:
- weißlich-gräulicher, milchiger Ausfluss mit fischigem Geruch
- Rötungen
- Juckreiz im Genitalbereich
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Lymphknotenschwellung in der Leiste
Eine chronisch-wiederkehrend auftretende bakterielle Vaginose kann die Paarbeziehung belasten und zu sexuellen Problemen führen. Manche Betroffene leiden infolge der chronischen Infektion unter depressiven Symptomen.
Bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz?
Für Laien sind die BV und eine Pilzinfektion der Scheide nicht einfach auseinanderzuhalten, da beide zu Juckreiz im Intimbereich und weißlichem Ausfluss führen können. Während der Ausfluss bei einer bakteriellen Vaginose jedoch milchig ist, tritt bei Scheidenpilz eher krümeliger Ausfluss auf, der zudem leicht nach Hefe riechen kann.
Woher kommt eine bakterielle Vaginose?
Eine bakterielle Vaginose kann verschiedene Ursachen haben, die zu einer Verbreitung von krankheitserregenden Keimen in der Vagina führen.
Zu den Ursachen zählen:
- häufig wechselnde Sexualpartner*innen
- ungeschützter Sex (ohne Kondom oder Femidom)
- erster Geschlechtsverkehr
- früher erster Sex
- Einnahme von Antibiotika
- Östrogenmangel (etwa durch die Wechseljahre oder ein hormonelles Ungleichgewicht)
- Menstruation
- psychischer Stress
- Rauchen
- Fremdkörper in der Vagina
- geschwächtes Immunsystem (begünstigt Ansiedlung schädlicher Keime)
Kurz vor der Periode sowie in der Schwangerschaft, nach der Geburt und nach Operationen ist das Risiko einer bakteriellen Vaginose ebenfalls erhöht. Mutmaßlich ist ein Vitamin-D-Mangel verantwortlich, vor allem in der Schwangerschaft. Auch die Kupferspirale gilt als Risikofaktor.
Kann Intimpflege kontraproduktiv sein?
Übertriebene Intimhygiene kann das Risiko einer bakteriellen Vaginose erhöhen. Reinigungsprodukte, die nicht für die Anwendung im Intimbereich gedacht sind, stören die Scheidenflora und können deren Schutzwirkung herabsetzen.
Es reicht vollkommen aus, den Intimbereich täglich mit klarem Wasser zu reinigen. Wenn überhaupt, sollten nur speziell für den Intimbereich konzipierte Waschprodukte zum Einsatz kommen.
Waschlappen können ebenfalls von Keimen besiedelt sein. Idealerweise erfolgt die Reinigung des Intimbereichs daher mit den Händen. Wer nicht auf Waschlappen verzichten möchte, sollte diese täglich wechseln.
Wie stellt man eine bakterielle Vaginose fest?
In der gynäkologischen Praxis erfolgen zunächst ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung. Dabei nimmt die*der Ärztin*Arzt auch einen Abstrich aus der Vagina.
Die Probe wird unter dem Mikroskop untersucht. Mit einer speziellen Färbemethode lassen sich typische Veränderungen erkennen, die auf eine bakterielle Vaginose hinweisen.
Außerdem können durch Aufträufeln von Kalilauge auf die Probe Amine festgestellt werden. Diese chemischen Verbindungen werden von bestimmten schädlichen Bakterien in der Scheide abgesondert. Verstärkt sich nach dem Aufträufeln der Lauge der fischige Geruch, deutet dies auf eine bakterielle Vaginose hin.
Eine Messung des pH-Werts in der Scheide zeigt an, wie sauer das Milieu dort ist. Wird ein Wert von über 4,5 festgestellt, ist das Scheidenmilieu weniger sauer als normal. Auch das kann ein Anzeichen einer bakteriellen Vaginose sein.
Bei wiederkehrende Infektionen sollte ein Abstrich im Labor untersucht werden. So lässt sich feststellen, welche Erreger genau vorliegen, um eine gezielte Therapie einzuleiten.
Bakterielle Vaginose: Behandlung der Fehlbesiedlung
Bei der Behandlung einer bakteriellen Vaginose kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Die Wahl der Therapie hängt von der Ausprägung der Symptome und dem individuellen Risiko der erkrankten Person ab. Risikofaktoren sind:
- Schwangerschaft
- Wochenbett
- Zustand nach einer OP
Liegen Risikofaktoren vor und/oder sind die Symptome stark ausgeprägt, kommen bei bakterieller Vaginose Medikamente zum Einsatz. Die Einnahme kann oral erfolgen, aber auch die Verwendung von lokalen Präparaten wie Scheidenzäpfchen, Gel oder Creme ist möglich. In der Regel erfolgt die Behandlung mit den Antibiotika Metronidazol oder Clindamycin.
Nach einer Antibiotikabehandlung kann es hilfreich sein, die Scheidenflora gezielt mit Laktobazillen zu unterstützen, etwa in Form von Vaginaltabletten oder -zäpfchen.
Liegen keine Risikofaktoren vor, kann in Absprache mit der gynäkologischen Praxis auch ein antiseptisches Vaginalpräparat wie ein Spray oder eine Vaginaltablette angewendet werden. Um das Scheidenmilieu zu stabilisieren und Rückfällen vorzubeugen, kann es außerdem hilfreich sein, Milchsäurebakterien oder Vitamin C lokal anzuwenden.
Ob auch Partner*innen behandelt werden sollten, ist nicht abschließend geklärt. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine Mitbehandlung – insbesondere bei männlichen Partnern – das Rückfallrisiko verringern kann. Einheitliche Empfehlungen fehlen bislang.
Bakterielle Vaginose: Hausmittel sind nicht immer hilfreich
Als Hausmittel bei Scheidenerkrankungen wird oft ein in Joghurt oder Honig getränkter Tampon empfohlen. Lebensmittel sind jedoch nicht zur Anwendung in der Vagina geeignet. Schlimmstenfalls gelangen auf diesem Weg sogar noch mehr Erreger in die Scheide.
Wie verläuft die bakterielle Vaginose?
Eine bakterielle Vaginose verändert den pH-Wert in der Scheide. Das normalerweise sehr saure Milieu in der Vagina schützt auch die inneren Geschlechtsorgane vor Krankheitserregern, die durch die Vagina in den Körper gelangen. Bei einer bakteriellen Fehlbesiedlung ist diese Schutzfunktion gestört.
So besteht die Gefahr, dass Infektionen aus der Scheide aufsteigen und schlimmstenfalls lebensbedrohliche Komplikationen auslösen, beispielsweise:
- Entzündung des Gebärmutterhalses (Zervizitis)
- Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis)
- Entzündungen im oberen weiblichen Genitaltrakt (Pelvic inflammatory disease, PID)
- Sepsis (Blutvergiftung) als Folge der genannten Entzündungsreaktionen
Durch diese Komplikationen kann auch die Fruchtbarkeit herabgesetzt sein. Zudem erhöht die verminderte Schutzfunktion der Vaginalflora die Gefahr, an sexuell übertragbaren Krankheiten wie Gonorrhö (Tripper) und HIV zu erkranken.
Ein besonderes Risiko stellt die bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft dar. So ist beispielsweise die Gefahr einer Frühgeburt um das Fünffache erhöht. Auch Fehlgeburten können auftreten.
Wie kann man bakterieller Vaginose vorbeugen?
Die Scheidenflora ist ein empfindliches System, das durch verschiedene äußere Einflüsse aus dem Gleichgewicht geraten kann. Wer gezielt auf Intimhygiene und mögliche Risikofaktoren achtet, kann dazu beitragen, das saure Milieu der Vagina zu erhalten und einer bakteriellen Fehlbesiedlung vorzubeugen.
Vorbeugende Maßnahme | Was dabei zu beachten ist |
Sanfte Intimhygiene | täglich nur mit Wasser und Händen reinigen; Waschlappen täglich wechseln |
Geeignete Intimpflegeprodukte | wenn nötig, pH-neutrale Produkte speziell für den Intimbereich verwenden |
Aufbau der Scheidenflora nach Antibiotika | in Absprache mit der ärztlichen Praxis Milchsäurebakterien lokal anwenden (z. B. Vaginalzäpfchen) |
Prävention bei wiederkehrender BV | regelmäßige Anwendung von Laktobazillenpräparaten zur Stabilisierung der Vaginalflora |
Hygiene bei häufig wechselnden Sexualpartner*innen | Kondome verwenden, Sexspielzeug nach jeder Nutzung gründlich reinigen |
Risikobewusstsein bei Spiralen | Kupferspirale gilt als Risikofaktor – gynäkologische Beratung sinnvoll |