Parathyroidhormon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2017

Allgemeines

Parathyroidhormon wird als Zusatztherapie bei Erwachsenen mit chronischer Unterfunktion der Nebenschilddrüse eingesetzt, wenn sich die Erkrankung durch die Standardtherapie allein nicht hinreichend bessern lässt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Knochenstoffwechsel normalisieren
  • Calciumausscheidung drosseln
  • Calciumspiegel im Blut erhöhen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Parathyroidhormon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Parathyroidhormon nicht verwendet werden?

Parathyroidhormon darf nicht gegeben werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • einer derzeit oder zuvor vorgenommenen Bestrahlung des Skeletts
  • bösartigen Skeletterkrankungen oder Tochtergeschwulsten in den Knochen
  • erhöhtem Risiko für Knochenkrebs, wie es bei der Knochenkrankheit Morbus Paget oder Erbkrankheiten besteht
  • unklarer Erhöhung des Blutwertes alkalische Phosphatase
  • erblicher Unterfunktion der Nebenschilddrüse ohne Hormonmangel (Pseudohypoparathyreoidismus)
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Parathyroidhormon angewendet werden bei
  • Patienten mit schwerer Nieren- oder Lebererkrankung, weil solche nicht in die klinischen Studien eingeschlossen waren
  • jungen Erwachsenen mit noch nicht abgeschlossenem Knochenwachstum, da bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Knochenkrebs bestehen kann
  • älteren Patienten über 65 Jahren, weil diese Gruppe in den klinischen Studien nicht sehr häufig vertreten war

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es keine Erfahrungen mit der Anwendung von Parathyroidhormon bei Schwangeren. Tierexperimente ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen auf die Nachkommen. Ein Risiko für die Schwangere oder das Ungeborene kann nicht ausgeschlossen werden. Daher wird der Arzt unter Berücksichtigung von Risiko und Nutzen für Mutter und Kind über den Einsatz der Therapie entscheiden.

Es ist nicht bekannt, ob Parathyroidhormon in die Muttermilch übergeht, wie es in Untersuchungen an Tieren der Fall war. Auch hier wird der Arzt darüber entscheiden, ob die Therapie oder das Stillen zu unterbrechen sind, und wird dabei Risiko und Nutzen für Mutter und Kind abwägen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Sicherheit und Wirksamkeit von Parathyroidhormon bei Kindern im Alter von unter 18 Jahren gibt es bisher keine Erkenntnisse aus klinischen Studien.

Welche Nebenwirkungen kann Parathyroidhormon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Parathyroidhormon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwankungen des Calcium-Gehaltes im Blut, Kopfschmerzen, nervliche Missempfindungen, Empfindungsstörungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe

Häufige Nebenwirkungen:
Mangel an Magnesium im Blut, Krämpfe, Angst, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Herzklopfen, Bluthochdruck, Husten, Schmerzen im Oberbauch, Muskelzucken, Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Nackenschmerzen, Schmerzen in einem Arm oder Bein, zu viel Calcium im Urin, häufiges Wasserlassen, Schwäche, Brustkorbschmerz, Ermüdung, Reaktionen an der Injektionsstelle, Durst, erniedrigte Werte an Vitamin D und dessen Abbauprodukten im Blut

Besonderheiten:
Während der Behandlung muss der Arzt den Calciumgehalt im Blut vor der Injektion und in einigen Fällen auch nach der Anwendung überwachen. Nach dem Ende einer Behandlung mit Parathyroidhormon ist das Risiko eines schwerwiegenden Calciummangels im Blut am größten.

Bei einigen Patienten kann die calciumsteigernde Wirkung von Parathyroidhormon mit der Zeit abnehmen. Ist im Blut des Patienten auch wenig Vitamin D vorhanden, kann der Arzt die erwünschte Wirkung durch eine Vitamingabe wiederherstellen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Parathyroidhormon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die herzstärkende Wirkung von Herzglykosiden wie Digoxin oder Digitoxin wird durch den Calcium-Spiegel im Blut beeinflusst. Kommt es bei der Anwendung von Parathyroidhormon zu einem Calciumüberschuss im Blut, kann das zu einer Wirkungsverstärkung der Herzglykoside bis hin zur Vergiftung führen.

Bei Wirkstoffen wie beispielsweise dem AntidepressivumLithium oder den Thiaziden (Entwässerungsmittel), die sich auf den Calciumspiegel im Blut auswirken, wird der Arzt diesen sorgfältig überwachen.

Die gleichzeitige Anwendung von Alendronsäure (gegen Osteoporose) kann die Calciumrückgewinnung in der Niere verringern und die Normalisierung des Blutcalciums stören. Die gleichzeitige Anwendung von Parathyroidhormon und Bisphosphonaten wird nicht empfohlen.

Parathyroidhormon ist ein Eiweiß und geht als solches mit anderen Wirkstoffen keine Wechselwirkungen ein.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor, während und nach der Behandlung mit dem Medikament wird der Arzt den Calciumspiegel im Blut sorgfältig überwachen.
  • Die Therapie mit dem Medikament muss von einem in der Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion erfahrenen Arzt oder entsprechendem Fachpersonal überwacht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Parathyroidhormon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Parathyroidhormon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Parathyroidhormon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Parathyroidhormon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Parathyroidhormon gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Parathyroidhormon

Parathyroidhormon wird als Zusatztherapie bei Erwachsenen mit chronischer Unterfunktion der Nebenschilddrüse eingesetzt, wenn sich die Erkrankung durch die Standardtherapie allein nicht hinreichend bessern lässt.

Die Unterfunktion der Nebenschilddrüse wirkt sich auf den Calcium-Stoffwechsel aus, den dieses Organ über die Ausschüttung von Parathyroidhromon regelt. Infolge des Mangels an dem Hormon scheidet der Körper so viel Calcium aus, dass es zu einem Calciummangel und zu Krämpfen kommt.

Meist entsteht die Unterfunktion der Nebenschilddrüse durch eine Schilddrüsenoperation, in deren Verlauf die kleinen Nebenschilddrüsen versehentlich oder unvermeidlicherweise mit entfernt werden. Seltenere Ursachen sind eine Autoimmunerkrankung, die das Hormongewebe zerstört, Bestrahlungen im Halsbereich, ein lang anhaltender und schwerwiegender Mangel an Magnesium oder angeborene Fehlbildungen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Parathyroidhormon sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Parathyroidhormon

    Das körpereigene Parathyroid-Hormon ist ein Eiweißstoff, der sich aus 84 Aminosäuren zusammensetzt. Er wird von den Nebenschilddrüsen produziert und in den Körper abgegeben. Der Arzneistoff wird biotechnologisch aus dem Bakterium Escherichia coli gewonnen, das ihn wie das menschliche Gewebe aus den gleichen Bausteinen zusammenbaut.

    Parathyroidhormon bindet sich an passende Rezeptoren auf der Zelloberfläche des Knochen-, Nieren- und Nervengewebes. Es erfüllt dort verschiedene wichtige Funktionen. So spielt das Hormon eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Calcium- und Phosphatspiegels im Blut, der innerhalb enger Grenzen gleichbleibend gehalten werden müssen. Außerdem reguliert Parathyroidhormon die Calcium- und Phosphatausscheidung über die Nieren, aktiviert Vitamin D und sorgt für einen normalen Knochenstoffwechsel.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.