Paracodin N-Sirup

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2012
Hersteller: TEOFARMA S.R.L.
Wirkstoff: Dihydrocodein
Darreichnungsform: Sirup
Rezeptpflichtig

Wirkung

Paracodin N-Sirup enthält den Wirkstoff Dihydrocodein. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Paracodin N-Sirup.

Dihydrocodein wird aufgrund seiner hustenblockierenden Wirkung zur Behandlung von unproduktivem Husten (so genanntem Reizhusten) eingesetzt. Dieser trockene Husten kann beispielsweise zu Beginn einer Bronchitis auftreten, die oftmals in Zusammenhang mit einer Erkältungskrankheit steht. Bei dieser Art von Husten kann im Gegensatz zum produktiven Husten kein Schleim ausgehustet werden. Zur Unterdrückung des Hustenreizes wird Dihydrocodein in Konzentrationen von 30 bis 90 mg pro Tag eingenommen.

Geht der trockene Husten bei einer Erkältung in einen schleimigen Husten über, so sollte kein Dihydrocodein mehr angewendet werden, da es durch die hustendämpfende Wirkung zu einem gefährlichen Sekretstau kommen könnte.

Neben der Behandlung von Reizhusten wird Dihydrocodein auch zur Linderung stärkerer bis starker Schmerzen eingesetzt. Bei mäßig starken Schmerzen kommen Konzentrationen von 120 bis 180 mg pro Tag, bei starken Schmerzen auch 240 mg pro Tag zum Einsatz. Die Wirkung hält bei den nicht wirkungsverzögerten (retardierten) Formen drei bis vier Stunden, bei retardierten Darreichungsformen acht bis zwölf Stunden an.

Dihydrocodein wird bei Schmerzen angewendet, bei denen nicht-opioide Schmerzmittel nicht oder nicht ausreichend helfen konnten. Darunter fallen neben Krebsschmerzen auch Schmerzen bei degenerativen und entzündlichen Gelenkerkrankungen. Ebenso gehören Nervenschmerzen wie Ischiasschmerz, Stumpf- und Phantomschmerzen sowie Schmerzen nach Operationen zu den Anwendungsgebieten. Das Risiko der Abhängigkeit lässt sich bei chronischen Schmerzpatienten durch eine Gabe nach festem Zeitplan deutlich reduzieren.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Dihydrocodein sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen hustendämpfende Mittel, opioide Schmerzmittel, Mittel gegen Erkältungskrankheiten, zu welcher der Wirkstoff Dihydrocodein gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Kurzzeitbehandlung des Reizhustens (Hustens ohne Auswurf)

Dosierung

Die exakte Dosierung sollte entsprechend der Empfehlung des Arztes erfolgen.

Kinder zwischen vier und sechs Jahren erhalten dreimal täglich einen bis zwei Milliliter Sirup, Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren dreimal täglich zwei bis vier Milliliter Sirup und Erwachsene sowie Kinder ab zwölf Jahren dreimal täglich vier bis zwölf Milliliter Sirup. Kinder unter vier Jahren sollten nicht mit diesem Präparat behandelt werden.

Der Sirup ist gebrauchsfertig und kann, falls erforderlich, auch mit Speisen und Getränken vermischt eingenommen werden.

Die Dauer der Anwendung bestimmt der Arzt; sie ist abhängig vom Verlauf der Erkrankung. Das Präparat sollte jedoch nicht länger als einige Tage angewendet werden. Hält der Husten länger als zwei bis drei Wochen an, sollte eine weitere Abklärung durch den Arzt erfolgen.

Für Diabetiker wichtig: 4 Milliliter Sirup (entspricht einem Messbecher) enthalten 1,93 g Saccharose entsprechend 0,16 BE.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Glycerol 85%
  • Benzoesäure (E 210)
  • gereiniges Wasser
  • Kirscharoma
  • Sucrose

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Besonders zu Behandlungsbeginn: Erbrechen.
Allgemein: Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Verstopfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Leichte Kopfschmerzen, leichte Schläfrigkeit, Schwindel, dosisabhängig Müdigkeit bis Benommenheit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Druckanstieg in den Gallenwegen, Harnverhalt (Harnretention), Histaminfreisetzung (bei Patienten mit Atemfunktionsstörungen Asthmaanfall möglich), Juckreiz, Hauterscheinungen, Beeinträchtigung der Atmung, Mundtrockenheit, Schlafstörungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwere allergische Reaktionen der Haut und Schleimhäute, Hautschwellungen (Quincke-Ödem).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krankhafte Hochstimmung (Euphorie), Funktionsstörung der Augen, Blutdruckabfall, Kreislaufversagen.

Besonderheiten:
Bei höheren Dosen oder bei besonders empfindlichen Patienten können sich dosisabhängig die Fähigkeiten zur optischen Fixierung von Gegenständen (visuomotorische Fähigkeiten) und die Sehleistung verschlechtern.

Dihydrocodein kann, insbesondere bei Einzeldosen über 60 mg, den Muskelspannungszustand der glatten Muskulatur (in Darm, Harnblase etc.) erhöhen.

Bei hohen therapeutischen Dosen oder bei Vergiftungen können Ohnmachtsanfälle und Blutdruckabfall auftreten.

Bei Patienten mit vorbestehenden Lungenfunktionsstörungen muss mit dem Auftreten von Lungenödemen gerechnet werden.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Dihydrocodein mit Beruhigungs- und Schlafmitteln, Psychopharmaka wie z.B. Chlorpromazin, Thioridazin, Perphenazin sowie anderen zentraldämpfenden Mitteln kann es zu verstärkter Müdigkeit, Benommenheit und Beeinträchtigung der Atmung kommen. Den gleichen Effekt haben Mittel zur Behandlung von Allergien (Antihistaminika wie z.B. Promethazin und Meclozin), blutdrucksenkende Mittel, trizyklische Antidepressiva wie Opipramol, Imipramin und Amitriptylin.

Bei gleichzeitiger Gabe von so genannten MAO-Hemmern (Mittel gegen Depressionen) kann es zu einer Verstärkung der zentralnervösen Wirkungen wie Erregungszuständen und zu anderen Nebenwirkungen in nicht vorhersehbarem Ausmaß kommen. Daher dürfen Dihydrocodein-haltige Medikamente erst zwei Wochen nach dem Ende einer Therapie mit MAO-Hemmern angewendet werden. Es sollte hier mit kleinen Dosen begonnen werden.

Die Wirkung von Schmerzmitteln wird verstärkt. Bei gleichzeitiger Anwendung bestimmter stark wirksamer Schmerzmittel (partielle Opioidagonisten/-antagonisten wie z.B. Buprenorphin und Pentacozin) kann die Wirkung von Dihydrocodein abgeschwächt werden. Unter Behandlung mit Morphin kann es hier zu einer Hemmung des Morphin-Abbaus mit daraus folgender erhöhter Konzentration an Morphin im Plasma kommen. Bei Dihydrocodeinbehandlung ist eine solche Wechselwirkung nicht auszuschließen.

Arzneimittel wie Cimetidin, die den Leberstoffwechsel beeinflussen, können die Wirkung von Dihydrocodein verstärken.

Die Einnahme zusammen mit Alkohol kann die Fähigkeit zur Lösung komplexer Aufgaben sowie das Konzentrationsvermögen (psychomotorische Leistungsfähigkeit) stärker vermindern als die einzelnen Stoffe. Alkohol ist daher bei der Behandlung mit Dihydrocodein streng zu meiden.

Gegenanzeigen

Dihydrocodein darf nicht eingenommen werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen diesen Stoff, bei Störungen der Atemfunktion und des Atemzentrums, bei Koma und bei Asthma bronchiale. Dies gilt ebenso für den akuten Asthmaanfall, chronische und akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Kinder unter vier Jahren. Bei chronischem Husten darf Dihydrocodein ebenfalls nicht angewendet werden, da dies, insbesondere bei Kindern, ein Frühsymptom für Asthma sein kann.

Dihydrocodein darf nur nach Rücksprache mit dem Arzt und unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Abhängigkeit von Opioiden, bei Bewusstseinsstörungen, Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion sowie bei Zuständen, die mit erhöhtem Hirndruck einhergehen. Ebenso ist Vorsicht geboten bei Schilddrüsenunterfunktion, vergrößerter Vorsteherdrüse (Prostata), Lebererkrankungen, eingeschränkter Nierenfunktion, Gallenwegserkrankungen sowie bei älteren Patienten. Bei chronischer Verstopfung sollte Dihydrocodein ebenfalls nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. Bei der gleichzeitigen Anwendung von MAO-Hemmern ist ebenfalls Vorsicht geboten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Dihydrocodein darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da Erfahrungen über die Sicherheit einer solchen Anwendung nicht vorliegen. Für verwandte Wirkstoffe gibt es Hinweise auf Fehlbildungen beim Menschen, Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen und Verkürzung der Schwangerschaftsdauer. Bei längerfristiger Einnahme von Dihydrocodein kann sich eine Abhängigkeit des Ungeborenen/Neugeborenen entwickeln.
Bei nahender Geburt oder drohender Frühgeburt darf Dihydrocodein nicht eingenommen werden, da es die Plazentaschranke passiert und beim Neugeborenen zu Atemstörungen führen kann.

Dihydrocodein geht in die Muttermilch über und kann beim Säugling unerwünschte Wirkungen verursachen. Falls eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich ist, ist das Stillen während der Therapie zu unterbrechen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Wegen der erhöhten Gefahr eines Erlöschens des Atemantriebs (Atemdepression) bei Säuglingen und Kleinkindern darf Dihydrocodein Kindern bis zum vierten Lebensjahr nur unter strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und unter Überwachung durch den Kinderarzt gegeben werden.

Bei Kindern von vier bis 14 Jahren sollte Dihydrocodein nicht in hohen Dosen von über 60 Milligramm am Tag angewendet werden.

Warnhinweise

  • Dihydrocodein kann das Reaktionsvermögen auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Daher sollte das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen sowie sonstige gefahrvolle Tätigkeiten insbesondere in den ersten Tagen der Behandlung unterbleiben.
  • Das Zusammenwirken von Dihydrocodein und Alkohol oder zentral wirksamen Medikamenten (beispielsweise Schlafmittel, Psychopharmaka, einige Schmerzmittel) führt zu einer massiven Beeinträchtigung des Konzentrationsvermögens oder des Erkennens von Gefahrensituationen.
  • Das Medikament hat ein Abhängigkeitspotenzial. Eine längere und hochdosierte Anwendung kann zur Gewöhnung, körperlicher und psychischer Abhängigkeit führen.
  • Bei vorbestehender Abhängigkeit von Opiaten, auch solche in Rückbildung, ist mit schnellen Rückfällen zu rechnen.
  • Die Arzneimittel dürfen nur nach ärztlicher Verschreibung und unter ständiger ärztlicher Kontrolle eingenommen und nicht an andere Personen weitergegeben werden.
  • Zu Behandlungsbeginn sollte die Reaktion auf das Medikament kontrolliert werden, um eventuelle Überdosierungen zu erkennen.
  • Hält der zu behandelnde Husten länger als zwei bis drei Wochen an, sollte auf jeden Fall eine Abklärung beim Arzt erfolgen.
  • Heroinabhängige sowie Alkohol- und Schlafmittel-Abhängige missbrauchen das Medikament als Ersatzstoff für ihre Sucht.
  • Besondere Verhaltensregeln für den Alltag (beispielsweise für Berufstätigkeit oder die Möglichkeit eines Schwangerschaftseintritts) sollten beachtet werden.
  • Bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen, dialysepflichtigen sowie älteren Patienten ist durch die langsamere Ausscheidung des Medikaments der Abstand zwischen den Einzelgaben zu verlängern.
  • Bei Patienten ohne Gallenblase können herzinfarktähnliche Symptome auftreten sowie Symptome einer bestehenden Bauchspeicheldrüsenentzündung anwachsen.
  • Bei produktivem Husten mit erheblicher Schleimproduktion ist die hustendämpfende Behandlung mit Dihydrocodein nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung mit besonderer Vorsicht durchzuführen.
  • Überdosierungen können insbesondere bei älteren Patienten, bei eingeschränkter Nierenfunktion und bei Atemfunktionsstörungen auftreten.
  • Jede aktive Teilnahme am Straßenverkehr, die Bedienung von Maschinen sowie sonstige gefahrvolle Tätigkeiten sollten bei der Kombination des Medikaments und Alkohol oder zentral wirksamen Medikamenten strikt vermieden werden.
  • Bezoate (Parabene) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, verursachen.
  • Das Medikament enthält Zucker, der von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Glycerol kann in hoher Dosierung Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und Durchfall auslösen.
  • Ein Milliliter des Medikaments enthält Kohlenhydrate im Wert von 0,04 Broteinheiten (BE).

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Gramm Sirup)
50 Gramm Sirup
1,62 Milligramm Dihydrocodein
100 Gramm Sirup
1,62 Milligramm Dihydrocodein

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Paracodin N-Sirup sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Dihydrocodein (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten
Tabletten
Retardkapseln

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.