Methizol SD 5

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.10.2007
Hersteller: Philopharm GmbH Quedlinburg
Wirkstoff: Thiamazol
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Methizol SD 5 enthält den Wirkstoff Thiamazol.

Thiamazol wird zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, um eine überaktive Schilddrüse vor einer Operation zu hemmen. Dadurch sinkt das Risiko von Komplikationen während der Schilddrüsenoperation. Thiamazol kann auch zur Behandlung einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise benutzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Thiamazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Thyreostatika, Schilddrüsenmittel, zu welcher der Wirkstoff Thiamazol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schilddrüsenüberfunktion, ohne oder mit Kropf-Bildung
  • Schilddrüsenüberfunktion bei jüngeren Patienten
  • Operationsvorbereitung bei allen Formen der Schilddrüsenüberfunktion
  • Vorbereitung für eine geplante Radiojodtherapie von Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion
  • Intervallbehandlung nach einer Radiojodtherapie
  • in Ausnahmefällen zur Dauerbehandlung der Schilddrüsenüberfunktion, wenn andere Therapiemaßnahmen nicht durchführbar sind und Methizol gut vertragen wird
  • vorbeugende Behandlung bei aus der Vorgeschichte bekannter oder versteckter Schilddrüsenüberfunktion und autonomen Adenomen (gutartigen Knoten), wenn eine Jod-Gabe (zum Beispiel bei einer Untersuchung mit jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln) unumgänglich ist

Dosierung

Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Allgemein reichen bei der durchschnittlich niedrigen Iodversorgung vier bis acht Tabletten (20 bis 40 Milligramm Thiamazol), um die Schilddrüsenhormonproduktion ausreichend zu hemmen. Die Tabletten sollen über den Tag verteilt in mindestens drei Einzeldosen eingenommen werden.

Die Dosierungsempfehlungen sind unterschiedlich:
- Im ersten Fall beginnt die Behandlung mit einer voll blockierenden Dosierung, worauf dann zur Dauerbehandlung eine Dosis von ein bis vier Tabletten (fünf bis 20 Milligramm Thiamazol) täglich folgt. Gewöhnlich werden Schilddrüsenhormone zusätzlich eingenommen.

- Im zweiten Fall wird mit einer halben bis zwei Tabletten (2,5 bis zehn Milligramm Thiamazol) täglich nur mit Thiamazol behandelt. Die Dosis richtet sich nach der individuellen Stoffwechsellage des Patienten.

Behandlung zur Vorbereitung auf eine Operation (präoperative Therapie):
Ziel ist, eine ausgeglichene Stoffwechsellage der Schilddrüsenhormone zu erreichen. Sobald diese erreicht ist, kann operiert werden. Gegebenfalls kann zur Verfestigung des Schilddrüsengewebes zusätzlich Iod eingenommen werden.

Behandlung vor einer Radiojodanwendung:
Ziel ist auch hier, eine ausgeglichene Stoffwechsellage der Schilddrüsenhormone zu erreichen. Sobald diese erreicht ist, kann mit Radiojod behandelt werden.

Behandlung nach der Radiojodtherapie:
Die Behandlungsdauer und die Dosis müssen individuell festgelegt werden. Diese richtet sich nach der Schwere des Krankheitsbilds und der Dauer bis zum Eintritt der Radiojodwirkung.

Dauertherapie der Schilddrüsenüberfunktion:
Die Behandlung erfolgt, wenn andere Behandlungsmethoden nicht angewendet werden können. Möglichst niedrige Konzentrationen von einer halben bis zwei Tabletten (2,5 bis zehn Milligramm Thiamazol) täglich sollen eingenommen werden.

Vorbeugende Behandlung (zum Beispiel bei iodhaltigem Röntgenkontrastmittel):
Etwa acht bis zehn Tage vor der Untersuchung werden zwei bis vier Tabletten (zehn bis 20 Milligramm Thiamazol) zusammen mit ein Gramm Perchlorat eingenommen.


Kinder erhalten eine Anfangsdosis von 0,3 bis 0,5 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht und Tag Thiamazol. Auf Dauer wird mit 0,2 bis 0,3 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht behandelt. Gegebenenfalls kann zusätzlich Levothyroxin eingenommen werden.

Art und Dauer der Anwendung:
Die Tabletten werden unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (zirka ein Glas Wasser) eingenommen.
Zu Beginn der Behandlung sollen die Einzeldosen über den Tag verteilt werden.
Zur Dauerbehandlung kann morgens die Dosis auf einmal eingenommen werden.

Die Dauerbehandlung erfolgt in der Regel eineinhalb bis zwei Jahre.
Zur Operationsvorbereitung kann die Behandlung etwa drei bis vier Wochen vorher begonnen und am Vortag der Operation beendet werden.
Bei der Radiojodbehandlung richtet sich die Dauer der Behandlung nach der Zeit, die der iodhaltige Wirkstoff im Körper verbleibt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • Talkum

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag, mückenstichähnliche Quaddelbildungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Agranulozytose, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall.

Seltene Nebenwirkungen:
Arzneimittelfieber, Geschmacksstörungen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:<7b>
Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Gelbsucht, Gallestau, Leberentzündungen, Lymphknotenerkrankungen, Speicheldrüsenschwellungen, Bauspeicheldrüsenentzündung, Blutplättchenverminderung, Blutzellenverminderung, Gefäßentzündung, Nervenentzündung, Nervenerkrankungen, Missempfindungen, Wassereinlagerungen im Gewebe, Haarausfall, bestimmte Immunerkrankungen wie Lupus erythematodes, Nierenentzündung, schwere Überempfindlichkeitsreaktionen wie Erythema exsudativum multiforme.

Besonderheiten:
Der zuvor durch die Schilddrüsenüberfunktion krankhaft erhöhte Energieverbrauch normalisiert sich im Verlauf der Therapie mit Thiamazol. Daher ist eine Gewichtszunahme während der Behandlung nicht als Nebenwirkung anzusehen.

Wird der Wirkstoff zu hoch dosiert, kann eine Schilddrüsenunterfunktion bis zur Kropfbildung auftreten.

Wechselwirkungen

Jodmangel erhöht das Ansprechen der Schilddrüse auf Thiamazol, ein Überangebot an Jod vermindert die Thiamazolwirkung.

Weitere Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Allerdings beeinflusst eine Schilddrüsenüberfunktion den Stoffwechsel und die Ausscheidung zahlreicher Wirkstoffe. Daher kann bei Normalisierung der Schilddrüsenfunktion eine Dosisanpassung anderer Wirkstoffe erforderlich werden.

Gegenanzeigen

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Thiamazol oder ähnliche Wirkstoffe sowie bei Patienten mit einer verminderten Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen und Patienten, die bei einer früheren Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol Agranulozytosen oder Leberschäden erlitten hatten, darf der Wirkstoff auf keinen Fall zum Einsatz kommen. Da Thiamazol von der Leber abgebaut und über die Galle ausgeschieden wird, dürfen Patienten mit Gallenabflussstörungen den Wirkstoff nicht einnehmen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder das verwandte Carbimazoldarf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung in der Vorgeschichte infolge der Behandlung mit Thiamazol darf der Wirkstoff nicht wieder verabreicht werden. Die erneute Anwendung könnte zum Wiederauftreten der Entzündung führen mit einer verkürzten Zeit bis zum Krankheitsbeginn.

Bei einem Hinweis auf Gallenfunktionsstörungen sowie bei Patienten, die auf eine frühere Behandlung mit Thiamazol leicht überempfindlich wie etwa mit Juckreiz und Hautausschlag reagiert haben, darf der Wirkstoff nur unter größter ärztlicher Vorsicht verwendet werden. Das Gleiche gilt für Patienten, die schon kurz nach der Einnahme Fieber, Mundschleimhautentzündung oder Hautauffälligkeiten zeigen.

Bei stärkerer Vergrößerung der Schilddrüse mit Einengung der Luftröhre sollte Thiamazol nur kurzfristig und unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung eingenommen werden, da Thiamazol das Größenwachstum der Schilddrüse beschleunigen kann.

Bei einem Schilddrüsentumor darf der Wirkstoff nur zur Vorbereitung einer Operation eingesetzt werden, nicht jedoch zur Therapie.

Bei Leberfunktionsstörungen ist die Ausscheidung von Thiamazol vermindert und die Dosis muss verringert werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebährfähigen Alter müssen während einer Behandlung mit Thiamazol wirksame Methoden der Schwangerschaftsverhütung anwenden.

Thiamazol darf während einer Schwangerschaft nur nach der Durchführung einer strengen ärztlichen Nutzen-Risiko-Bewertung und nur mit der niedrigsten wirksamen Dosis ohne zusätzliche Verabreichung von Schilddrüsenhormonen angewendet werden.

Während der Stillzeit darf Thiamazol nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung und nur in der niedrigsten wirksamen Dosierung angewendet werden. Andernfalls kann sich beim Kind eine Schilddrüsenunterfunktion ausbilden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder können mit Thiamazol behandelt werden. Die richtige Dosis muss der Arzt anhand des Körpergewichtes des Kindes errechnen.

Warnhinweise

  • Bei allergischen Reaktionen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Bei Entzündungen im Mund und Rachen sowie bei Fieber muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
20 Stück Tabletten
5 Milligramm Thiamazol
100 Stück Tabletten
5 Milligramm Thiamazol

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Methizol SD 5 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Thiamazol (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.