Zecken: Kleine Blutsauger mit Krankheitsrisiko
von Onmeda-Redaktion
Ob in der freien Natur oder im Garten: Zecken können einem den Spaß am Draußensein durchaus vermiesen. Denn die kleinen Blutsauger sind nicht nur unangenehm, sondern können auch Krankheiten übertragen.

Inhaltsverzeichnis
Was sind Zecken?
Zecken sind kleine blutsaugende Parasiten aus der Familie der Spinnentiere (acht Beine im ausgewachsenen Stadium). Vor einer Blutmahlzeit sind sie nur etwa ein bis zwei Millimeter groß. Das Blut benötigt die Zecke zur körperlichen Weiterentwicklung und zur Fortpflanzung.
Wo trifft man auf Zecken?
Man findet Zecken im Gebüsch, hochgewachsenen Gräsern, Unterholz, Hecken, Laub und am Rand von Waldlichtungen, aber auch in Parks und Gärten halten sie sich auf. Dort warten sie – mitunter über Wochen – bis ein Warmblüter vorbeikommt, den sie als Wirt benutzen können. Richtig aktiv werden Zecken erst ab Temperaturen von acht bis zehn Grad Celsius. Daher stellen sie besonders vom Frühjahr bis zum Herbst ein Krankheitsrisiko dar.
Wie saugen Zecken Blut?
Zecken lassen sich gerne an warmen feuchten Körperstellen nieder, um dort ans Blut zu kommen. Die Mundwerkzeuge der Zecken bestehen aus einem Stech- und Saugapparat. Um Blut saugen zu können, schneiden die Zecken erst die Haut mit scherenartigen Mundwerkzeugen auf. Dann führen sie eine Art Stechrüssel, ein zungenartiges Mundwerkzeug mit Widerhaken (sog. Hypostom), in die Schnittwunde ein. Dabei werden kleine Gefäße verletzt. In die entstandene Vertiefung läuft Blut, welches die Zecke nun immer wieder aufsaugt.
Während des Stech- und Saugvorgangs sondert die Zecke Speichel ab. Dieser betäubt zum einen die Einstichstelle und hemmt die Blutgerinnung. Außerdem dient er als eine Art Klebstoff, der dabei hilft, die Mundwerkzeuge in der Haut zu halten. Der Speichel enthält daneben noch einen entzündungshemmenden Wirkstoff, welcher dazu führt, dass das Immunsystem nicht sofort aktiv wird. Widerhaken an den Mundwerkzeugen verhindern zusätzlich, dass die Zecke während des Saugvorgangs herausrutscht. Nun kann sich die Zecke über Tage mit Blut vollsaugen und erlangt dabei eine Größe von bis zu einem Zentimeter.
Zeckenbiss oder Zeckenstich?
Genaugenommen handelt es sich um einen Zeckenstich. Auch wenn der Zeckenbiss umgangssprachlich häufiger verwendet wird.
Zecken können Krankheiten übertragen
Zecken sind normalerweise ungefährlich, es sei denn, sie sind mit Krankheitserregern infiziert. Um möglichst viel Blut aufnehmen zu können, wird das aufgesaugte Blut im Darm der Zecke angedickt. Überschüssige Flüssigkeit und Speichel gelangen zurück in die Einstichstelle. Dabei können Krankheitserreger von der Zecke auf den Wirt übertragen werden, sofern die Zecke infiziert ist.
Bei den durch Zecken übertragbaren Krankheiten spielen in Deutschland vor allem Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) eine Rolle. In Europa tragen etwa 5 bis 35 Prozent aller Zecken Borreliose-Erreger in sich. FSME-Viren finden sich in den Risikogebieten bei bis zu 5 Prozent der Zecken.
Andere durch Zecken auf den Menschen übertragbare Krankheiten sind zum Beispiel:
- die Ehrlichiose (vor allem in den USA verbreitet, in Deutschland selten),
- das Rocky-Mountain-Fleckfieber (vor allem Nord- und Südamerika verbreitet) und
- das Tsutsugamushi-Fieber (vor allem in Zentral,- Ost- und Südostasien, Indien, Ozeanien und Nordaustralien verbreitet).
Zeckenarten
Krankheiten können von verschiedenen Zeckenarten übertragen werden. Die größte Rolle bei der Übertragung von Borreliose und FSME spielt in Deutschland die Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus). Seltener können auch Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) Erreger wie FSME-Viren übertragen. Sowohl der Gemeine Holzbock als auch die Auwaldzecke zählen zu den sogenannten Schildzecken.
Zeckenbiss-Symptome
Ein Zeckenbiss ist in der Regel nicht zu spüren. War die Zecke mit Borreliose- oder FSME-Erregern infiziert, können sich jedoch nach gewisser Zeit verschiedene Symptome zeigen. So kann sich etwa einige Tage bis Wochen später um die Stichwunde eine scharf umrandete Hautrötung bilden, die allmählich größer wird (sog. Wanderröte bzw. Erythema migrans). In solch einem Fall sollten Sie den Arzt aufsuchen, denn die Hautrötung kann ein erster Hinweis auf eine Borreliose sein.
Zeckenbiss und Wanderröte
Anzeichen für FSME können 7 bis 14 Tage nach einem Zeckenbiss auftreten. Mögliche Symptome sind zum Beispiel plötzliches Fieber und grippeähnliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Erbrechen oder Schwindelgefühl. Falls Sie sich den Zeckenbiss in einem FSME-Risikogebiet zugezogen haben, sollten Sie vorsichtshalber auch dann ein Arztbesuch einplanen, wenn Sie noch keine Beschwerden haben.
Zecken entfernen
Je früher Sie Zecken entdecken und entfernen, desto besser. Je länger eine Zecke in der Haut verbleibt, desto höher ist das Risiko, dass Krankheiten wie Borreliose oder FSME übertragen werden.
Zecken entfernen – Tipps:
- Zum Entfernen sollten Sie die Zecke mit einem spitzen Werkzeug (Zeckenzange oder feine Zeckenpinzette) oder einer Zeckenkarte knapp über der Einstichstelle packen und sie langsam gerade herausziehen (nicht drehen).
- Keinesfalls sollten Sie die Zecke quetschen. Durch den Druck können Krankheitserreger aus der Zecke in die Einstichstelle gelangen.
- Verwenden Sie keine Hausmittel wie Öl oder Klebstoff, um Zecken zu entfernen. Die Zecken entleeren im Todeskampf ihren Darminhalt in die Haut und vergrößern so das Risiko einer Infektion.
- Auch die früher verbreitete Drehbewegung ist nicht zu empfehlen, weil dabei der Kopf der Zecke in der Haut hängen bleiben kann.
- Borreliose-Erreger lassen sich heutzutage mittels Laboruntersuchungen auch in der Zecke nachweisen. Deshalb sollte man eine entfernte Zecke nicht wegwerfen, sondern sie in Alkohol oder trocken aufbewahren, um gegebenenfalls die Borrelienbestimmung in einem mikrobiologischen Labor zu ermöglichen.
- Falls Körperteile der Zecke in der Haut verbleiben, sollten Sie diese nicht mit Gewalt entfernen. Ein Arzt kann die Reste fachmännisch entfernen.
- Die Einstichstelle kann anschließend mit einem Desinfektionsmittel behandelt werden, um eine Entzündung zu vermeiden.
Zecken vorbeugen
Wer Erkrankungen durch Zecken vorbeugen will, lässt sich am besten erst gar nicht stechen.
Mit diesen Tipps verringern Sie das Risiko von Zeckenbissen:
- Zecken halten sich gerne in hohem Gras, Sträuchern und im Laub auf. Bleiben Sie bei Waldspaziergängen auf festen Wegen.
- Tragen Sie in Zeckengebieten am besten lange Kleidung, die den gesamten Körper bedeckt. Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken. So verhindern Sie, dass Zecken von unten in die Hosen krabbeln.
- Tragen Sie vorzugsweise helle Kleidung, denn hierauf lassen sich Zecken leichter entdecken.
- Insektenschutzmittel können Zecken abwehren, schützen aber nur für eine begrenzte Dauer.
- Suchen Sie nach einem Aufenthalt in der Natur Ihren Körper sorgfältig nach Zecken ab
Onmeda-Lesetipps:
- Arzneimittelinformationen zu zeckenübertragenen Erkrankungen
- Zeckenbiss: Was tun?
- Wanderröte bei Zeckenbiss
Selbsthilfegruppen/Beratungsstellen:
- Borreliose und FSME Bund Deutschland e.V.
Postfach 1205
64834 Münster in Hessen
Tel. 0180 500 693 5 (14 Cent/Minute aus dem Festnetz, max. 42 Cent aus dem Mobilnetz), Mo-Do 10:00-12:30 Uhr, Freitagabend 18:00-20:00 Uhr
info@borreliose-bund.de
www.borreliose-bund.de
Quellen:
Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum:13.6.2018)
Online-Informationen des Borreliose und FSME Bunds Deutschland e.V.: www. borreliose-bund.de (Abrufdatum: 13.6.2018)
Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion. Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 6.3.2018)
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/035 (Stand 19.1.2016)
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 18.8.2015)
Schutz vor Zecken und richtiges Entfernen. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kindergesundheit-info.de (Stand: Januar 2014)
Lyme-Borreliose. Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 1.3.2013)
Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Aktualisiert am: 14. Juni 2018