Mann mit Thymom fasst sich an schmerzendes Brustbein.
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Thymom: Symptome, Behandlung und Lebenserwartung

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 29.07.2025

Ein Thymom ist ein seltener Tumor der hinter dem Brustbein befindlichen Thymusdrüse. Häufig ist er gutartig, in einem Viertel der Fälle handelt es sich jedoch um ein bösartiges Thymuskarzinom. Alles zu Symptomen, Behandlung und Heilungschancen bei einem Thymom.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Thymom

Ein Thymom bleibt oft lange Zeit unentdeckt. Symptome zeigen sich erst, wenn der Tumor in benachbarte Gewebe einwächst und dort beispielsweise Schmerzen hinter dem Brustbein, Luftnot oder Herzbeschwerden auslöst.

Wird ein Thymom frühzeitig entdeckt und vollständig entfernt, sind die Heilungschancen gut. Fortgeschrittene Tumorkarzinome haben – abhängig vom Stadium – eine schlechtere Prognose.

Ja. Eine operative Entfernung ist auch bei gutartigen Thymomen angeraten, damit diese nicht weiterwachsen und andere Gewebe beeinträchtigen.

Etwa drei Viertel der Thymome sind gutartig, nur in einem Viertel der Fälle handelt es sich um ein bösartiges Thymuskarzinom.

Was ist ein Thymom?

Ein Thymom ist ein seltener Tumor der Thymusdrüse. Dieses Organ sitzt hinter dem oberen Brustbein im sogenannten Mediastinum. Dabei handelt es sich um den Raum zwischen den Lungenflügeln. Dieser spielt im Kindesalter eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Mit der Pubertät beginnt sich das Thymusgewebe zurückzubilden. Zurück bleibt ein kleiner Restkörper, der größtenteils aus Fett besteht. Aus den verbliebenen Zellen kann sich ein Thymom entwickeln.

Etwa drei Viertel der Thymome sind gutartig. Sie wachsen langsam und bleiben oft auf die Thymusdrüse beschränkt. In einem Viertel der Fälle handelt es sich um bösartige Formen, sogenannte Thymuskarzinome. Diese wachsen schneller und können in umliegendes Gewebe eindringen. Thymuskarzinome sind selten und machen nur etwa 0,2 bis 1,5 Prozent aller Krebserkrankungen aus.

Thymome treten meist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Bei Kindern und Jugendlichen kommen fast ausschließlich die bösartigen Formen vor.

Thymom: Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Thymomen sind bislang nicht bekannt. Besonders bei bösartigen Thymuskarzinomen lässt sich bisher kein auslösender Faktor eindeutig benennen. Wie bei anderen Krebserkrankungen kommt es auch hier zu einer Veränderung im Erbgut (DNA) einer Zelle. Diese entartet und beginnt sich unkontrolliert zu vermehren. Der Grund dieser Mutationen ist in den meisten Fällen unklar.

Gutartige Thymome treten häufig gemeinsam mit bestimmten Autoimmunerkrankungen auf, bei denen sich das körpereigene Abwehrsystem gegen eigenes Gewebe richtet. Besonders oft zeigen sich Thymome in Verbindung mit folgenden Erkrankungen:

  • Myasthenia gravis: Die Autoimmunerkrankung Myasthenie geht mit Muskelschwäche und neurologischen Störungen ein. In 30 bis 40 Prozent der Fälle tritt sie gemeinsam mit einem Thymom auf.

  • Polymyositis: Dabei handelt es sich um eine chronische Entzündung der Muskulatur.

  • Sjögren-Syndrom: Beim Sjögren-Syndrom greift das Immunsystem vor allem die Tränen- und Speicheldrüsen an.

  • Rheumatoide Arthritis: Hierbei liegt eine chronische Gelenkentzündung vor, die durch eine fehlgeleitete Immunreaktion verursacht wird.

  • Thyreoiditis: Eine Schilddrüsenentzündung entsteht meist infolge einer Autoimmunerkrankung wie der Hashimoto-Thyreoiditis.

  • Lupus erythematodes: Bei Lupus handelt es sich um eine systemische Autoimmunerkrankung, die viele Organe befallen kann.

Auch bei einer Blutarmut (Anämie) oder einer Hypogammaglobulinämie (ein Mangel an Antikörpern, der zu wiederkehrenden Infektionen führt) treten Thymome vermehrt auf.

Thymom: Welche Symptome sind möglich?

Ein Thymom verursacht oft lange Zeit keine Beschwerden. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen wird der Tumor zufällig entdeckt – zum Beispiel auf einem Röntgenbild der Brust. Erste Beschwerden entstehen meist erst, wenn der Tumor wächst und dabei Druck auf benachbarte Organe ausübt. Typisch sind dann:

  • Druckgefühl oder Schmerzen hinter dem Brustbein
  • anhaltender Husten
  • Atemnot oder pfeifende Atemgeräusche (Stridor)
  • Schluckbeschwerden
  • Heiserkeit
  • Störungen der Herzfunktion
  • obere Einflussstauung – dabei ist der Rückfluss des Bluts aus Kopf und Armen behindert, was zu geschwollenen Halsvenen, Druckgefühl im Kopf oder Kopfschmerzen führen kann
  • Muskelschwäche und schnelle Erschöpfbarkeit

Tritt das Thymom zusammen mit einer weiteren Erkrankung auf, zum Beispiel der Myasthenia gravis, sind weitere Symptome möglich. Dazu zählen etwa das Sehen von Doppelbildern, hängende Augenlider oder Schluck- und Sprechstörungen.

Diagnose eines Thymoms

Ein Thymom wird häufig zufällig entdeckt – zum Beispiel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, die aus anderen Gründen gemacht wurde. Besteht aufgrund bestimmter Beschwerden oder Vorerkrankungen der Verdacht auf ein Thymom, beginnt die Diagnostik mit einem ausführlichen Gespräch über die Symptome, bekannte Autoimmunerkrankungen und eingenommene Medikamente (Anamnese).

Danach folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird insbesondere der Brust- und Halsbereich abgetastet, um mögliche Veränderungen wie tastbare Geschwülste oder geschwollene Lymphknoten festzustellen. Mithilfe von Blut- und Urinuntersuchungen lassen sich andere Erkrankungen oder Tumorarten im Brustraum ausschließen.

Im Anschluss kommen gegebenenfalls bildgebende Verfahren zum Einsatz wie:

  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) 
  • Computertomographie (CT
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • PET-Scan 

Für eine sichere Diagnose ist die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) nötig. Diese wird meist mithilfe einer CT-gesteuerten Punktion entnommen. Ist dies nicht möglich – etwa wegen der schwer zugänglichen Lage der Thymusdrüse – erfolgt die Gewebeentnahme während einer Operation. Erst durch die feingewebliche Untersuchung kann sicher festgestellt werden, ob es sich um ein gut- oder bösartiges Thymom handelt.

Bei bestehender Myasthenia gravis kann im Blut ein spezieller Antikörper (Anti-Titin-Antikörper) nachgewiesen werden, der in Kombination mit einem Thymom besonders aussagekräftig ist.

Behandlung: Wie wird ein Thymom therapiert?

Die Behandlung eines Thymoms hängt davon ab, wie groß der Tumor ist, wie weit er sich ausgebreitet hat und ob es sich um eine gutartige oder bösartige Form handelt.

Folgende Behandlungsmaßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Operation: Bei fast allen Thymomen wird die Thymusdrüse vollständig entfernt – zusammen mit dem umliegenden Fett- und Bindegewebe sowie den benachbarten Lymphknoten. Je nach Größe des Tumors erfolgt der Eingriff entweder über einen größeren Schnitt am Brustbein oder mithilfe einer minimalinvasiven Schlüsselloch-Technik. Letztere kommt nur bei kleinen Tumoren (bis etwa sechs Zentimeter) infrage.

  • Strahlentherapie: Sie wird unterstützend nach einer Operation eingesetzt, um Rückfälle zu verhindern. Wenn eine Operation nicht möglich ist – zum Beispiel wegen der Tumorgröße oder des Gesundheitszustands der betroffenen Person – kann sie auch allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden.

  • Chemotherapie: Eine Chemotherapie wird meist bei bösartigen oder sehr großen Tumoren angewendet, entweder vor der Operation zur Verkleinerung des Tumors oder im Anschluss an die Operation, um verbliebene Tumorzellen zu bekämpfen. Auch bei Rückfällen kann sie eingesetzt werden.

  • Hormontherapie mit Somatostatin: Diese Behandlung kann vor einer Operation erfolgen, um die Tumormasse zu verkleinern. Anschließend lassen sich Tumoren mitunter einfacher entfernen.

  • trimodale Therapie: Bei sehr fortgeschrittenen oder unvollständig entfernten Tumoren kann eine Kombination aus Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie notwendig sein.

Verlauf und Lebenserwartung bei einem Thymom

Thymome haben in der Regel gute Heilungschancen – auch dann, wenn sie bösartig sind. Entscheidend für den Krankheitsverlauf sind vor allem das Tumorstadium und die Ausbreitung im Körper. Je früher ein Thymom erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

In den meisten Fällen kann der Tumor durch eine Operation vollständig entfernt werden. Je nach Ausbreitung ist im Anschluss eine Strahlen- oder Chemotherapie notwendig, um Rückfälle zu vermeiden und die Heilungsaussichten zu verbessern. Um solche Rückfälle frühzeitig zu erkennen, müssen viele Patient*innen lebenslang Nachsorgeuntersuchungen wahrnehmen.