Analkrebs: Anzeichen, Ursachen und Prognose bei Analkarzinom
Analkrebs bleibt oft lange unbemerkt. Denn bösartige Tumoren im Analkanal bereiten meist unspezifische Beschwerden, wie sie unter anderem auch bei vergrößerten Hämorrhoiden auftreten. Fast immer entwickelt sich ein Analkarzinom im Zusammenhang mit einer HPV-Infektion. Welche Anzeichen sollten ernst genommen werden und wie sind die Überlebenschancen bei Analkrebs?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Analkrebs
Analkrebs zeigt sich mitunter durch Verhärtungen und Knoten am Anus. Auch um den After herum können nässende Hautveränderungen, Blutungen und Schwellungen auftreten.
Analkrebs wächst in den meisten Fällen relativ langsam. Er kann sich teilweise über Monate bis Jahre hinweg unbemerkt ausbreiten und auch auf umliegendes Gewebe oder in die Lymphknoten streuen.
Frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Überlebenschancen bei Analkrebs in der Regel gut. Hat der Krebs gestreut oder wurde spät erkannt, ist die Prognose schlechter. Fünf Jahre nach Diagnosestellung leben etwa noch 80 Prozent der Betroffenen.
Die Symptome von Analkarzinomen und Hämorrhoiden können sich ähneln. Dazu zählen etwa Schmerzen beim Stuhlgang, Blut im Stuhl oder Juckreiz im Analbereich. Wer derartige Beschwerden hat, sollte für eine sichere Diagnose ärztlichen Rat einholen.
Was ist Analkrebs?
Bei Analkrebs (auch Analkarzinom) handelt es sich um bösartige Gewebeneubildungen im Analkanal. Dieser sechs Zentimeter lange Kanal verbindet den Darm mit dem After. Im Analkanal geht die Schleimhaut des Enddarms in die Haut des Afters über.
Medizinisch wird das Analkarzinom den Dickdarmtumoren zugeordnet. Allerdings unterscheiden sich Tumoren im Analbereich deutlich von jenen im Dickdarm. Die meisten Tumoren im Analkanal sind Plattenepithelkarzinome. Ihr Aufbau ähnelt somit eher Hautkrebs als Darmkrebs, da er von Haut- und Schleimhautzellen und nicht von Drüsengewebe im Darm ausgeht.
Je nach Lokalisierung unterscheiden Fachleute zudem zwischen:
Analrandkarzinom: befindet sich am äußeren Rand des Afters mit einem Abstand von bis zu 5 Zentimetern
Analkanalkarzinom: liegt etwa 4 bis 5 Zentimeter vor der Analöffnung; zwei- bis fünfmal häufiger als Analrandkarzinome
Häufigkeit
Analkrebs zählt zu den seltenen Krebsarten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 1 bis 2 von 100.000 Personen. Frauen sind etwa zweimal häufiger betroffen als Männer. Im Durchschnitt sind Betroffene zum Zeitpunkt der Diagnose 60 Jahre alt.
Analkrebs: Mögliche Symptome eines Analkarzinoms
Analkrebs kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:
- Blutbeimengungen im Stuhl
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Juckreiz im Analbereich
- Stuhlunregelmäßigkeiten
- Probleme, den Stuhlgang zu kontrollieren (Inkontinenzprobleme)
- geschwollene Lymphknoten in der Leiste
- auffällig geformter Stuhl (Einkerbungen im Stuhl oder Bleistiftstuhl)
Schmerzen sind beim Analkarzinom eher selten, können in Einzelfällen aber auftreten und teilweise sehr stark sein.
Einige dieser Symptome treten beispielsweise auch bei Hämorrhoiden und Analfissuren auf. Die Beschwerden können also auch für harmlose Erkrankungen sprechen und müssen kein eindeutiges Anzeichen von Analkrebs sein. In jedem Fall sollte bei derartigen Beschwerden ärztlicher Rat eingeholt werden.
Analkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
In etwa 85 Prozent der Fälle lässt sich der Analkrebs mit humanen Papillomviren (HPV) in Verbindung bringen. Fast jede erwachsene Person kommt im Laufe ihres Lebens mit HPV in Kontakt. Die Übertragung der Viren erfolgt fast immer über Geschlechtsverkehr, weshalb eine Infektion zu den Geschlechtskrankheiten zählt.
Mehr als 90 Prozent der HPV-Infektionen verlaufen unbemerkt und heilen folgenlos aus. Bei anderen Personen bleibt die Infektion bestehen und kann unter Umständen zu Krebsvorstufen oder Krebs führen.
Fachleute unterteilen HP-Viren in verschiedene Risikotypen:
Niedrigrisiko-Typen wie HPV 6 und 11 erhöhen das Krebsrisiko kaum und führen eher zu gutartigen Wucherungen, den sogenannten Feigwarzen (Kondylome).
Hochrisiko-Typen wie HPV 16 und 18 lassen sich häufig bei Analkrebs nachweisen, aber auch bei Gebärmutterhalskrebs und anderen Tumoren des Genitalbereichs.
Was erhöht das Risiko für Analkrebs?
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für HPV-Infektionen und somit für Tumoren im Analbereich erhöhen. Dazu zählen:
- geschwächtes Immunsystem, etwa durch eine HIV-Infektion, Organtransplantation oder aufgrund von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva)
- häufig wechselnde Sexualpartner*innen und ungeschützter Analverkehr
- HPV-bedingte Vorerkrankung, etwa Gebärmutterhalskrebs
- dauerhaft entzündeter Analbereich, z. B. durch Fisteln, Fissuren oder chronischen Infektionen
- Rauchen
Wie wird Analkrebs diagnostiziert?
Wer Symptome wie Schmerzen im Stuhlgang, Blut im Stuhl, Knoten am Anus oder ähnliche Beschwerden hat, sollte grundsätzlich ärztlichen Rat einholen. Mithilfe verschiedener Untersuchungen kann die*der Ärztin*Arzt feststellen, ob es sich tatsächlich um Analkrebs oder andere Ursachen wie Hämorrhoiden handelt.
Zu den möglichen Untersuchungen zählen:
Anamnese: Im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs werden Fragen zu den Symptomen, möglichen Vorerkrankungen, der Familiengeschichte und zum Sexualleben geklärt.
Tastuntersuchung: Manchmal können Fachleute durch Abtasten des Analkanals mit dem Finger ein Analkarzinom und mitunter auch Dickdarmkarzinome entdecken.
Darmspiegelung: Bei Verdacht auf ein Analkarzinom können eine Spiegelung des Enddarms (Rektoskopie) und des Dickdarms (Koloskopie) durchgeführt werden. Kleinere Tumoren können dabei beispielsweise direkt entfernt und mikroskopisch untersucht werden.
- Gewebeprobe (Biopsie): Finden sich bei der Darmspiegelung größere Tumoren oder andere Auffälligkeiten, entnehmen Fachleute eine Gewebeprobe. Diese wird anschließend feingeweblich in einem Labor untersucht.
Zusätzlich kann ein HPV-Test erfolgen, da eine Infektion mit bestimmten HPV-Typen häufig eine Rolle bei der Entstehung von Analkrebs spielt.
Wenn sich der Krebsverdacht durch Tastbefund, Spiegelung und Biopsie bestätigt, schließen sich weitere Untersuchungen an, um die Ausdehnung des Tumors und das Erkrankungsstadium zu bestimmen (Staging). Zu dieser Stadieneinteilung dienen:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Beckens von außen und vom Darm aus (sog. Endosonographie)
- Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens
- Ultraschall oder Computertomographie (CT) vom Oberbauch
- Röntgenbild vom Brustkorb
Zudem untersuchen Fachleute, ob in der Nähe des Tumors Lymphknoten befallen sind oder der Krebs in weiter entfernte Körperregionen gestreut, also Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.
Therapie bei Analkarzinom
Die Behandlung von Analkrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie:
- Tumorgröße
- Gesundheitszustand
- Alter
- Metastasen
Ein Therapieplan wird in der Regel interdisziplinär, also mithilfe von Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen erstellt. Auch persönliche Wünsche von Patient*innen sind dabei ein wichtiger Faktor. Oft werden verschiedene Behandlungen miteinander kombiniert.
Radiochemotherapie: Meist Standardbehandlung bei Analkrebs
Bei einem fortgeschrittenen Analkarzinom kommt in der Regel eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie zum Einsatz – die sogenannte Radiochemotherapie. Dabei bestrahlen Fachleute das Tumorgebiet einschließlich der Lymphknoten in der Leiste und im Becken. Zusätzlich erhalten Patient*innen Chemotherapeutika (Zytostatika). Diese Medikamente greifen Krebszellen an. Eine alleinige Chemotherapie ist bei Analkrebs in der Regel nicht dauerhaft wirksam.
Allerdings ist die Behandlung mit einigen Nebenwirkungen wie Durchfall oder Beschwerden beim Wasserlassen verbunden. Auch Hautentzündungen sind möglich.
Operation: Vor allem bei kleinen Tumoren im Analbereich sinnvoll
Bei kleineren, oberflächlich gelegenen Tumoren, vor allem des Analrands und des unteren Analkanals, ist die operative Entfernung des Analkarzinoms vorrangig. Eine anschließende Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie ist bei einem ausgedehnteren Befall sinnvoll, um die Heilungschancen zu erhöhen. In manchen Fällen kann eine Operation auch auf eine Radiochemotherapie folgen, die den Tumor zunächst verkleinern soll.
Hat sich der Analkrebs bereits stark ausgebreitet, kann möglicherweise ein künstlicher Darmausgang erforderlich sein. Ein solcher Stoma kann entweder vorübergehend, seltener aber auch dauerhaft notwendig sein.
Eine Krebserkrankung wie ein Analkarzinom kann oft auch seelisch belastend sein. Psychoonkologische Unterstützung kann dabei helfen, mit Sorgen, Ängsten und alltäglichen Belastungen besser umzugehen. Viele Kliniken und Beratungsstellen bieten psychoonkologische Angebote an – für Betroffene selbst, aber auch für Angehörige.
Nachsorge
Nach der Behandlung von Analkrebs sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wichtig. Ziel ist es, erneute Tumorbildungen (Rezidive) frühzeitig zu erkennen und Betroffenen im Alltag mit möglichen Beschwerden zu helfen.
Kontrolltermine sind innerhalb der folgenden fünf Jahre ratsam. Der genaue Abstand wird individuell festgelegt. Mögliche Untersuchungen sind:
- Ultraschall
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs
- Blutkontrolle
- Darmspiegelung
Rehabilitation bei Analkrebs
Eine Rehabilitation kann Betroffene mit Analkrebs unterstützen, mit möglichen Folgen und Beschwerden besser umzugehen. Durch die Hilfe von Fachleuten soll die Lebensqualität gesteigert und ein normaler Alltag ermöglicht werden.
Gründe für einen stationären Rehabilitationsaufenthalt sind zum Beispiel:
- Stuhlinkontinenz
- Bestrahlungsfolgeschäden
- Anlage eines künstlichen Darmausgangs
Prognose und Lebenserwartung bei Analkrebs
Wird Analkrebs frühzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose oftmals gut. Bei örtlich begrenzten Analkarzinomen führt eine Radiochemotherapie in 80 von 100 Fällen zur Heilung. Auch bei größeren Tumoren können moderne Therapiemaßnahmen oft gute Erfolge erzielen. Etwa 80 von 100 Patient*innen leben fünf Jahre nach Diagnosestellung noch.
Hat der Krebs jedoch bereits gestreut oder wurde spät entdeckt, ist die Prognose ungünstiger. Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen kommt es zu einem Rezidiv, also einem erneuten Tumor am After.
Wie lässt sich Analkrebs vorbeugen?
Analkrebs lässt sich nicht sicher vorbeugen. Da der Krebs in Verbindung mit sexuell übertragbaren HPV-Infektionen steht, kann das Risiko allerdings reduziert werden. Wichtige Maßnahmen sind:
- HPV-Impfung, bestenfalls vor dem ersten sexuellen Kontakt
- Verwendung von Kondomen
- Intimhygiene
- nicht rauchen
- regelmäßige Screening-Termine bei HIV-positiven Menschen (erhöhtes Risiko für Analkrebs)