Eine Ärztin untersucht die Schilddrüse einer jungen Frau wegen Verdachts auf Hashimoto
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Hashimoto-Thyreoiditis: Diagnose und Behandlung der Autoimmun­thyreoiditis

Von: Jasmin Leukel (ehem. Krsteski) (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.07.2025

Die Hashimoto-Thyreoiditis – auch Autoimmunthyreoiditis genannt – ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Erkrankung verläuft in Schüben und ist nicht heilbar, aber in der Regel gut behandelbar. Erfahren Sie hier alles Wichtige über Anzeichen, Diagnose und Behandlung der Krankheit.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hashimoto-Thyreoiditis

Ja, Hashimoto kann mit Persönlichkeitsveränderungen einhergehen – etwa durch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit infolge der Schilddrüsenunterfunktion.

Grundsätzlich sind Haferflocken bei Hashimoto nicht problematisch. Sie können jedoch Spuren von Gluten enthalten. Einige Menschen vermuten, dass Gluten Schübe auslösen kann – das ist aber nicht belegt. Bei Hashimoto besteht allerdings ein erhöhtes Risiko für Zöliakie, die mit Glutenunverträglichkeit einhergeht.

Hilfreich ist eine individuell angepasste Behandlung mit Schilddrüsenhormonen, kombiniert mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf.

Die Lebenserwartung mit Hashimoto-Thyreoiditis ist bei guter Behandlung in der Regel nicht eingeschränkt. Wird die Schilddrüsenunterfunktion durch Hormonersatz ausgeglichen, können die meisten Betroffenen ein ganz normales Leben führen.

Einige Aminosäuren wie Tyrosin oder Tryptophan können unterstützend wirken, ersetzen aber keine Therapie. Eine Einnahme sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Was ist Hashimoto?

Die Hashimoto-Thyreoiditis, kurz Hashimoto, ist eine Krankheit der Schilddrüse, bei der das Immunsystem das körpereigene Schilddrüsengewebe angreift. Die Folge ist eine chronische Schilddrüsenentzündung, bei der das Schilddrüsengewebe mit der Zeit teilweise oder sogar vollständig zerstört wird. Dadurch kann das Organ nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produzieren. Diese sind wichtig für verschiedene Körperfunktionen, wie etwa den Stoffwechsel.

Die Autoimmunerkrankung ist nach ihrem Entdecker, dem japanischen Mediziner Hakaru Hashimoto benannt und wird auch als Morbus Hashimoto oder Autoimmun-Thyreoiditis bezeichnet.

Etwa 4 von 1.000 Frauen und 1 von 1.000 Männern sind von Hashimoto betroffen. Meist tritt die Autoimmunthyreoiditis erstmals im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf.

Welche Anzeichen sprechen für eine Hashimoto-Thyreoiditis?

Zu Beginn der Hashimoto-Thyreoiditis treten mitunter Beschwerden einer leichten Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf. Denn wenn die Antikörper Schilddrüsengewebe zerstören, werden die darin gespeicherten Hormone auf einmal freigesetzt (Hashitoxikose). Das führt vorübergehend zu den Symptomen der Hyperthyreose, etwa:

  • Gewichtsverlust
  • Nervosität
  • vermehrtes Schwitzen
  • Herzrasen

Mit dem Schilddrüsengewebe nimmt die Hormonproduktion ab

Wenn die Entzündung so viel Schilddrüsengewebe zerstört hat, dass die Produktion der Schilddrüsenhormone herabgesetzt ist, verursacht die Hashimoto-Thyreoiditis die klassischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Beispielsweise:

Hashimoto verläuft in Schüben

Die Hashimoto-Thyreoitidits verläuft in Schüben. Das bedeutet, dass sich die Hashimoto-Thyreoiditis phasenweise verschlimmert.

In diesen Schüben greift das Immunsystem die Schilddrüse verstärkt an, was zu Entzündungen und Veränderungen der Hormonwerte führen kann. Symptome treten dann oft verstärkt auf. Zwischen den Schüben kann die Erkrankung weitgehend stabil verlaufen.

Weitere Autoimmunerkrankungen können auftreten

Bei einer Autoimmunerkrankung besteht das Risiko, dass die Betroffenen weitere Erkrankungen mit fehlgeleitetem Immunsystem entwickeln, beispielsweise:

Wie entsteht eine Hashimoto-Thyreoiditis?

Ursache der Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Störung des Immunsystems: Es betrachtet körpereigenes Schilddrüsengewebe fälschlicherweise als fremd und bildet Antikörper und spezielle Abwehrzellen (T-Lymphozyten). Diese greifen das Gewebe an, schädigen und zerstören es.

Die genauen Ursachen für Autoimmunreaktionen sind unbekannt. Fachleute gehen davon aus, dass eine erbliche Veranlagung eine große Rolle spielt. Hinzu kommen jedoch sehr wahrscheinlich weitere Auslöser, die das Immunsystem aktivieren, etwa:

  • Infektionen mit Viren oder Bakterien
  • eine erhöhte Jodzufuhr, etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel

Diagnose: Wie lässt sich eine Hashimoto-Thyreoiditis feststellen?

Eine Hashimoto-Thyreoiditis lässt sich mithilfe verschiedener Untersuchungen feststellen. Dazu gehören:

  • Tastuntersuchung der Schilddrüse: Dabei prüft die*der Ärztin*Arzt, ob die Schilddrüse vergrößert, knotig oder druckempfindlich ist. Bei Hashimoto kann sie zu Beginn vergrößert sein (Struma) und im Verlauf kleiner werden. Manchmal ist sie jedoch auch unauffällig.

  • Blutuntersuchung: Im Blut werden die Hormone TSH, Thyroxin (ft3 und ft4) sowie TPO-Antikörper und TG-Antikörper bestimmt. TPO-Antikörper sind bei bis zu 90 Prozent der Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis nachweisbar, TG-Antikörper bei etwa 70 Prozent. 

  • Ultraschall: Mit dem Ultraschall lassen sich Größe, Struktur und Gewebeveränderungen der Schilddrüse darstellen. Typisch bei Hashimoto ist ein dunkles (echoarmes) und ungleichmäßiges Bild im Ultraschall.

  • Szintigraphie: Die bildgebende Darstellung der Schilddrüsenaktivität mit radioaktiv markierten Substanzen kommt in der Regel nur zum Einsatz, wenn unklare Knoten oder eine Überfunktion vorliegen.

Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoitidits verläuft chronisch und ist nicht heilbar. Fehlende Hormone können jedoch mit Medikamenten mit dem Wirkstoff Levothyroxin, auch L-Thyroxin, ersetzt und die Unterfunktion dadurch ausgeglichen werden. Damit bessern sich die Symptome bei den meisten Betroffenen oder verschwinden gänzlich. In der Regel müssen diese Hormone lebenslang eingenommen werden.

Bis die richtige Dosis gefunden wurde und sich der Hormonspiegel reguliert hat, können jedoch zwei bis drei Monate vergehen. In dieser Zeit müssen die Schilddrüsenwerte regelmäßig überprüft werden.

Anschließend reicht es in der Regel aus, die Werte einmal pro Jahr zu kontrollieren.

Was können Betroffene selbst tun?

Es gibt einige Dinge, die Betroffene zusätzlich tun können, um ihr Wohlbefinden zu steigern. Dazu gehört:

  • Einnahme von Selen: Selen kann die Schilddrüse unterstützen und entzündliche Prozesse bei Hashimoto möglicherweise mildern. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist dies bislang jedoch nicht. 

  • nicht rauchen: Rauchen kann Autoimmunprozesse verstärken und den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Ein Rauchstopp wirkt sich positiv auf die allgemeine Gesundheit und die Schilddrüse aus.

  • entzündungshemmende Ernährung: Eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst, hochwertigen Fetten und wenig verarbeiteten Lebensmitteln kann das Immunsystem entlasten und Entzündungen im Körper reduzieren.

  • nicht zu viel Jod aufnehmen: Jod sollte bei Hashimoto nicht generell gemieden werden, aber eine übermäßige Zufuhr kann die Entzündung verstärken. Jodpräparate sollten ohne ärztliche Rücksprache nicht eingenommen werden.

Was ist die Hashimoto-Lüge?

Die sogenannte Hashimoto-Lüge ist ein Begriff aus populärmedizinischen Büchern und Internetforen. Dort wird behauptet, die Schulmedizin behandle die Schilddrüsenerkrankung nicht richtig oder verschweige wichtige Zusammenhänge – etwa zu Ernährung, Darmsanierung oder versteckten Infektionen. Häufig ist auch von ungesicherten Heilverfahren die Rede, die eine hormonfreie Behandlung durch spezielle Diäten versprechen.

Viele dieser Behauptungen beruhen allerdings auf Einzelmeinungen oder nicht ausreichend belegten Daten. Die schulmedizinische Therapie erfolgt nach anerkannten Leitlinien und ist in der Regel wirksam. Wer unsicher ist, sollte ärztlichen Rat einholen.