Eine ältere Frau begutachtet eine Stelle am Auge.
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Hagelkorn

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 27.09.2021

Es ist hart, schmerzlos und leicht gerötet – das kleine Knötchen am Lidrand, das einfach nicht verschwinden will. Wenn Sie so eine Veränderung am Auge bemerken, könnte es sich um ein Hagelkorn handeln. Oder um ein Gerstenkorn. Aber gibt es da überhaupt einen Unterschied? Und: Ist so ein Knoten gefährlich?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Allgemein

Die Bezeichnung "Hagelkorn" kommt nicht von ungefähr. Das Chalazion, wie Mediziner das Hagelkorn nennen, erinnert optisch tatsächlich ein wenig an Hagel – und kann auch dessen Größe erreichen.

Wie entsteht ein Hagelkorn?

Ein Hagelkorn bildet sich, wenn eine Talgdrüse am Lidrand verstopft ist und sich chronisch entzündet hat.

Sowohl am oberen als auch am unteren Augenlid befinden sich verschiedene Drüsen. Einige von ihnen, die Meibom-Drüsen, sondern ein fettiges Sekret ab. Dieses schützt den dünnen Tränenfilm auf dem Auge vor dem Verdunsten – mit jedem Blinzeln neu.

Wenn eine Meibom-Drüse verstopft ist, kann das Sekret nicht mehr abfließen, sodass es sich staut. Nach und nach entwickelt sich ein entzündliches Knötchen am Lidrand: ein Hagelkorn. Der Bereich um das Hagelkorn ist geschwollen und kann gerötet sein. Seltener entwickelt sich ein Hagelkorn nicht aus einer Meibom-, sondern einer sogenannten Zeis-Drüse. Zeis-Drüsen sondern ebenfalls Talg ab, befinden sich jedoch im Gegensatz zu den Meibom-Drüsen direkt an den Haartrichtern der Wimpern.

Grundsätzlich kann sich ein Hagelkorn bei jedem Menschen bilden. Besonders häufig tritt es bei Personen mit Schuppenflechte oder Rosazea auf.

Unterschied Hagelkorn zu Gerstenkorn

Gerstenkorn und Hagelkorn sind nicht dasselbe. Allerdings können sie sich zum Verwechseln ähneln.

Im Gegensatz zum Hagelkorn entsteht ein Gerstenkorn nicht durch eine verstopfte Drüse, sondern durch Bakterien. Oft sind Streptokokken die Verursacher. Die Erreger lösen an einer Drüse am Lidrand eine akute Entzündung aus. Dabei bildet sich Eiter – ähnlich wie bei einem Pickel. Wie beim Hagelkorn kann auch das Gerstenkorn von einer Meibom-Drüse ausgehen. Es können jedoch auch andere Drüsen am Lidrand betroffen sein.

Ein Gerstenkorn wird also durch Bakterien ausgelöst, ein Hagelkorn dagegen nicht. Aber: Wenn sich ein größeres Hagelkorn öffnet, dringen in seltenen Fällen zusätzlich Bakterien ein, was mit Schmerzen und Eiterbildung verbunden ist. Dann ist das Hagelkorn kaum noch vom Gerstenkorn zu unterscheiden.

Hagelkorn und Gerstenkorn: Symptome auf einen Blick

SymptomeHagelkorn (ohne zusätzliche Infektion)Gerstenkorn
Schmerzenschmerzt nicht/kaumschmerzt
Rötungkann gerötet seinist stärker gerötet
Druckempfindlichkeitnicht druckempfindlichschmerzt bei Druck
Schwellungjaja
Eiterbildungneinja
Beginnentwickelt sich schleichend über einen längeren Zeitraumentwickelt sich rasch (akut)
weitere Beschwerdenmeist keineggf. Bindehautentzündung

in schweren Fällen auch Krankheitsgefühl, Fieber, geschwollene Lymphknoten

 

Ist ein Hagelkorn gefährlich?

Gut zu wissen: Ein Hagelkorn kann zwar sehr störend sein, in der Regel ist es aber harmlos. Manche Patienten können durch den Knoten allerdings schlechter sehen.

Kleinere Hagelkörner bilden sich häufig innerhalb von Tagen bis Wochen von selbst zurück. Dieser Prozess lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen unterstützen, so zum Beispiel mit trockener Wärme in Form von warmen Umschlägen. Augentropfen oder -salben mit entzündungshemmenden Wirkstoffen können ebenfalls Linderung verschaffen.

Nur wenn zusätzlich Krankheitserreger in den entzündeten Bereich eindringen und zu einer Infektion führen, wird der*die Ärzt*in gegebenenfalls Antibiotika in Form von Augensalbe oder -tropfen verschreiben.

Wenn sich das Hagelkorn als hartnäckig erweist, das Sichfeld stört oder einfach aus kosmetischen Gründen "weg" soll, besteht die Möglichkeit, es operativ zu entfernen. Dabei wird unter lokaler Betäubung ein kleiner Hautschnitt gesetzt und das entzündete Gewebe wird entfernt.

Ganz gleich, was hinter einem Knubbel oder Knötchen am Auge steckt, eines sollten Sie in keinem Fall tun: den Übeltäter ausdrücken oder aufstechen. Sie riskieren sonst nämlich, dass Krankheitserreger in die kleine Wunde eindringen.

Wann zum Arzt?

Grundsätzlich gilt: Im Zweifelsfall sollte ein*e Augenärzt*in das Knötchen am Lidrand begutachten. Er*sie kann leicht feststellen, ob es sich tatsächlich um ein Hagelkorn handelt.

Die ärztliche Abklärung ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Gerstenkorn und Hagelkorn kann der Laie kaum voneinander unterscheiden. Ein Gerstenkorn bildet sich zwar häufig von allein zurück. Da es jedoch durch Bakterien entsteht, können antibiotikahaltige Salben oder Tropfen die Heilung beschleunigen. In ausgeprägten Fällen kann es nötig sein, Antibiotika als Tablette einzunehmen.
  • Selten verbirgt sich hinter einem vermeintlichen Hagelkorn ein bösartiger Tumor am Lidrand, z. B. ein sog. Adenokarzinom der Meibom-Drüsen. Um einen solchen Tumor auszuschließen, ist ärztlicher Rat empfehlenswert.