Gallenblasenkrebs: Symptome, Behandlung und Überlebenschance
Gallenblasenkrebs ist eine seltene bösartige Erkrankung. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund, da Gallenblasenkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome wie Bauchschmerzen oder Verdauungsstörungen auslöst. Welche Therapie hilft und wie sind die Überlebenschancen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Gallenblasenkrebs
Bei Gallenblasenkrebs hängt die Überlebenschance von der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung ab. Fünf Jahre nach der Diagnose leben etwa noch 5 bis 15 von 100 Betroffenen. Bei Personen, die bereits im Anfangsstadium eine geeignete Therapie erhalten, leben nach fünf Jahren hingegen noch 75 bis 100 von 100.
Ja, wichtige Hinweise können etwa erhöhte Leberwerte wie Bilirubin, Gamma-GT oder alkalische Phosphatase liefern.
Ja, Ultraschalluntersuchungen gehören zu den Methoden, die zur Diagnose von Gallenblasenkrebs zum Einsatz kommen.
Was ist Gallenblasenkrebs?
Gallenblasenkrebs ist eine bösartige Erkrankung in der Gallenblase. Das Organ befindet sich im rechten Oberbauch, direkt unter der Leber. Sie speichert die in der Leber gebildete Gallenflüssigkeit, dickt diese ein und schüttet sie bei Bedarf in den Zwölffingerdarm aus, wo sie zur Fettverdauung benötigt wird.
Gallenblasenkrebs ist eine vergleichsweise seltene Krebserkrankung. Jährlich erkranken etwa fünf von 100.000 Menschen daran. Tumoren in der Gallenblase kommen bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Betroffene sind meist zwischen 70 und 80 Jahre alt.
Unterschied: Gallenkrebs, Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs
Gallenkrebs ist der Überbegriff für Tumoren im Bereich der Gallenwege. Fachleute unterscheiden zwischen:
Gallenblasenkrebs (Gallenblasenkarzinom), entsteht in der Gallenblase selbst
Gallengangskrebs (Cholangiokarzinom), liegt in den Gallengängen vor
Welche Symptome treten bei Gallenblasenkrebs auf?
Im Frühstadium verursacht Gallenblasenkrebs in der Regel keine Beschwerden. Erst im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu ersten Symptomen. Die Beschwerden im fortgeschrittenen Stadium sind zudem oft unspezifisch, deuten also nicht zwingend auf einen Tumor in der Gallenblase hin.
Betroffene können unter anderem unter folgenden Symptomen leiden:
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- tastbare Verhärtung im rechten Oberbauch
- Übelkeit
- Erbrechen
- Blähbauch
- unerklärlicher Gewichtsverlust
- Gelbfärbung von Haut und Augenweiß (Gelbsucht)
- Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie)
- Juckreiz
- Fieber
Gallenblasenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Gallenblasenkrebs entsteht durch bösartige Veränderungen von Zellen in den Gallenorganen. Diese sogenannte Zellentartung führt zur Entstehung eines Tumors.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko solcher bösartigen Zellveränderungen und somit für Gallenblasenkrebs. Dazu zählen:
- chronische oder chronisch-wiederkehrende Entzündungen der Gallenorgane, etwa durch Gallensteine
- Gallenblasenpolypen von mehr als einem Zentimeter Größe
- Zysten in den Gallengängen
- Erkrankungen oder Fehlbildungen der Leber
- Papillome (gehäuftes Auftreten gutartiger Tumoren an Haut und Schleimhäuten)
- Übergewicht
- Rauchen
- Alkohol
- Diabetes mellitus
- chronische Infektion mit dem Erreger Salmonella typhi, der Typhus auslöst
- erbliche Veranlagung
Zudem können Gallenblasenkarzinome als Spätfolge der Gabe eines Kontrastmittels und in tropischen Ländern aufgrund von Infektionen mit Parasiten auftreten. Fachleute diskutieren, ob auch der Kontakt mit bestimmten Chemikalien aus Textilien und Gummi das Risiko erhöhen könnte, an Gallenkrebs zu erkranken.
Wie wird Gallenblasenkrebs diagnostiziert?
Da Gallenblasenkrebs anfangs zumeist symptomlos bleibt, handelt es sich oft um einen Zufallsbefund. Das bedeutet, die Erkrankung wird zufällig im Rahmen einer Untersuchung oder Behandlung eines anderen Problems festgestellt. Ein Beispiel dafür ist die operative Entfernung der Gallenblase aufgrund von Gallensteinen.
Außerdem können bei Gallenblasenkrebs Blutwerte verändert sein, nämlich die Leberwerte und bestimmte Tumormarker. Weitere mögliche Untersuchungsmethoden sind:
- Ultraschall (Sonographie)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP): bildgebendes Verfahren zur Untersuchung der Gallenorgange und der Bauchspeicheldrüse
- endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP): Untersuchung der Gallenblase und Bauchspeicheldrüse mithilfe eines dünnen, beweglichen Schlauchs mit Kamera (Endoskops)
- Biopsie: Entnahme einer Gewebeprobe mit einer Hohlnadel zur Untersuchung im Labor
Behandlung: Was hilft gegen Gallenblasenkrebs?
Gallenblasenkrebs kann ausschließlich durch eine Operation in einem möglichst frühen Stadium geheilt werden. Wenn die Diagnose ausreichend früh erfolgt und noch Heilungschancen bestehen, muss daher die Gallenblase entfernt werden.
Abhängig davon, wie ausgedehnt der Tumor ist, entfernen Ärzt*innen neben der Gallenblase meist auch noch das Leberbett, Lymphknoten und/oder Teile der Leber. Eine Radiochemotherapie, also die Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie, vor dem Eingriff kann die Erfolgsaussichten der OP verbessern.
Palliative Behandlung bei fortgeschrittenem Gallenkrebs
Im fortgeschrittenen Stadium bringt die Entfernung der Gallenblase keine Vorteile mehr. In diesem Fall ist eine palliative Behandlung mit Strahlen-, Chemo- und/oder Immuntherapie vorgesehen. Diese Behandlungsformen können jedoch keine Heilung herbeiführen.
Im Rahmen einer palliativen Betreuung kann auch das Ableiten von Gallenflüssigkeit über einen Stent (kleines Röhrchen) oder eine Drainage (dünner Schlauch) erfolgen. Für letztere ist ein Hautschnitt notwendig, durch den ein dünner Schlauch eingeführt wird.
Gallenblasenkrebs: Verlauf und Prognose
Bei Gallenblasenkrebs hängen Verlauf und Prognose vom Zeitpunkt der Diagnose und der frühzeitigen Behandlung ab. Die Erkrankung wird in fünf Stadien eingeteilt:
Stadium 0 (auch "Tumor in situ"): Hier handelt es sich um eine Krebsvorstufe, bei der sich die mutierten Zellen noch nicht ausgebreitet haben.
Stadium 1: Krebszellen befinden sich im Inneren der Gallenblase und können sich in die äußeren Bereiche ausbreiten.
Stadium 2: Krebszellen haben bereits die Bindegewebsschicht erreicht, die die Gallenblase umhüllt.
Stadium 3: Umliegende Organe (z. B. Leber) und/oder Lymphknoten sind nun zusätzlich betroffen.
Stadium 4: In mehr als drei Lymphknoten nahe der Gallenblase, im Blut und/oder in weit von der Gallenblase entfernten Organen befinden sich Krebszellen. Metastasen (Tochtergeschwulste) können beispielsweise in den Lungen, den Eierstöcken oder den Knochen auftreten.
Wird die Erkrankung bereits im Stadium 0 oder 1 diagnostiziert und die Gallenblase entfernt, ist bei Gallenblasenkrebs die Überlebenschance gut. Von 100 Betroffenen dieser Stadien leben nach fünf Jahren noch 75 bis 100 Personen. Bei einer Diagnose im zweiten Stadium leben nach fünf Jahren noch 35 bis 70 von 100 Betroffenen. Erfolgt die Diagnose im Stadium 3, sind es 0 bis 50 Betroffene, im vierten Stadium 0 bis 10.