Aortendissektion: Symptome, Lebenserwartung und Ursachen
Bei einer Aortendissektion reißt die innerste Wand der Aorta (Hauptschlagader) ein, wodurch Blut in die Gefäßwand eintreten kann. Betroffene leiden mitunter an plötzlich einsetzenden, enormen Schmerzen in der Brust. Welche Ursachen stecken hinter einer Aortendissektion und wie wirkt sie sich auf die Lebenserwartung aus?
FAQ: Fragen und Antworten zur Aortendissektion
Eine Aortendissektion ist ein Riss in der Wand der Hauptschlagader, durch den Blut in die Gefäßwand fließen kann, wodurch die darunter liegenden Wandschichten weiter aufgespalten werden. Dadurch kann es zu Durchblutungsstörungen und weiteren Folgen wie schlimmstenfalls einem Herz-Kreislauf-Versagen kommen.
Menschen mit Aortendissektion leiden in der Regel unter einem Vernichtungsschmerz (extrem reißender, stechender Schmerz) im Brustbereich, der in Bauch und Rücken ausstrahlen kann. Abhängig von der Stelle der Dissektion sind weitere Anzeichen möglich wie Luftnot, Schock oder Lähmungserscheinungen. Bei derartigen Symptomen sollte umgehend der Notruf (112) gewählt werden.
Eine Dissektion der Aorta gilt als lebensbedrohlicher Zustand, der sich abhängig vom Typ auch auf die Lebenserwartung auswirkt. Insgesamt versterben etwa 20 Prozent der Betroffenen, bevor sie im Krankenhaus eintreffen – rund 30 Prozent versterben auf der Station. Betroffene des akuten Typs versterben in rund 50 Prozent der Fälle, sofern sie nicht operiert werden. Nach einer Operation überleben etwa 80 Prozent.
Was ist eine Aortendissektion?
Von einer Aortendissektion sprechen Fachleute bei einem Riss der innersten Wand der Aorta, der dicksten und größten Arterie im Körper. Durch die eingerissene Aortenwand kann Blut fließen und die darunter liegenden Wandschichten aufspalten. Die Wandschichten trennen sich auf, sodass neben dem eigentlichen Gefäßinnenraum (echtes Lumen) ein neuer blutgefüllter Gefäßraum (falsches Lumen) entsteht.
Infolge können Gefäße, die von der Hauptschlagader abgehen, abgedrückt werden und so möglicherweise die Blutversorgung anderer Organe beeinträchtigen. Dabei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der einer schnellen notfallmedizinischen Behandlung bedarf.
Rund drei von 100.000 Menschen leiden jährlich an einer Aortendissektion. Die meisten Betroffenen sind über 60 Jahre alt, wobei Männer dreimal häufiger als Frauen erkranken. Ursachen sind etwa altersbedingte Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus.
Interessant: Die Dissektion der Aorta ist nicht zu verwechseln mit einem Aneurysma. Bei der Dissektion spaltet sich die Gefäßwand der Länge nach auf und füllt sich mit Blut – beim Aneurysma bildet sich eine blutgefüllte Ausbuchtung.
Formen: Aortendissektion Typ A und Typ B
Eine Dissektion kann an verschiedenen Stellen der Aorta entstehen. Fachleute teilen die Formen meist anhand der sogenannten Stanford-Klassifikation Typ A und Typ B ein.
Aortendissektion Typ A: Die Einblutung liegt bereits im aufsteigenden Anteil der Aorta (Aorta ascendes) vor und breitet sich mitunter über die gesamte Hauptschlagader aus. Der Typ A liegt bei etwa 70 Prozent der Fälle vor.
Aortendissektion Typ B: Beim Typ B entsteht die Dissektion im absteigenden Teil der Aorta (Aorta descendes) und erst nach dem Abgang der linken Schlüsselbeinarterie (Arteria subclava sinistra). Diese Form ist mit rund 30 Prozent die seltenere.
Grundsätzlich sprechen Fachleute von einer akuten Aortendissektion, wenn sie kürzer als 14 Tage besteht. Danach ist die Rede von einer subakuten, ab etwa 90 Tagen von einer chronischen Form.
Aortendissektion: Welche Symptome sind möglich?
Eine Aortendissektion geht in der Regel mit einem plötzlich einsetzenden, heftigen Schmerz im Brustbereich einher, der gelegentlich in Rücken oder Bauch ausstrahlt. Dieses Symptom beschreiben Betroffene meist als äußerst schmerzhaft, stechend und reißend, weshalb auch von Vernichtungsschmerzen die Rede ist.
Abhängig von der Stelle, an dem die Aortendissektion vorliegt, sind weitere Symptome möglich:
- Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht
- Schockzustand
- Kurzatmigkeit und Atemnot
- starke Bauchschmerzen
- Puls- und/oder Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen
- Kribbeln und Schmerzen in den Gliedmaßen
- Lähmungserscheinungen, Querschnittslähmung
- Sprach- und Sehstörungen
Grundsätzlich ähneln die Symptome denen eines Herzinfarktes, Nierenversagens oder einer Lungenembolie, weshalb die Anzeichen mitunter falsch gedeutet werden können. In jedem Fall sollte sofort der Notruf kontaktiert werden.
Aortendissektion: Ursachen und Risikofaktoren
Warum es bei manchen Menschen zu einer Schwächung der Aortenwand und schließlich zu einer Dissektion kommt, ist abschließend noch nicht geklärt. Mitunter entsteht ein Riss im Zusammenhang mit einem Unfall oder einer vorausgegangenen Operation. Jedoch kommen auch andere Ursache, die eine Schwächung der Aorteninnenwände begünstigen, infrage. Zu möglichen Risikofaktoren zählen:
- Arteriosklerose
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- abrupte Blutdruckerhöhung, etwa durch Gewichtheben oder durch Drogenkonsum
- Herzklappenfehler
- Bindegewebserkrankungen, zum Beispiel Ehlers-Danlos-Syndrom oder Marfan-Syndrom
- Aortenaneurysma
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden)
Mitunter kann es auch aufgrund von einer Schwangerschaft oder Geburt zu einer Dissektion der Aorta kommen – doch auch dieser Zusammenhang ist bis heute nicht abschließend geklärt.
Wie lässt sich eine Aortendissektion diagnostizieren?
Wer unter typischen Symptomen wie heftigen Schmerzen in der Brust leidet, muss umgehend ärztlich untersucht werden. Sofern die betroffene Person ansprechbar ist, steht zunächst eine genaue Befragung über die Beschwerden, Vorerkrankungen und Einnahme von Medikamenten an (Anamnese). In der Regel folgt ein Elektrokardiogramm (EKG), um einen Herzinfarkt, der ähnliche Symptome wie eine Aortendissektion verursacht, auszuschließen.
Um die Diagnose zu sichern, folgen bildgebende Verfahren wie:
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Echokardiographie (Herzultraschall)
Wie erfolgt die Behandlung bei einer Aortendissektion?
Menschen mit Aortendissektion erhalten in der Regel umgehend Medikamente, die den Schmerz lindern und Puls sowie Blutdruck senken. Die weitere Behandlung richtet sich nach Ausmaß und Typ der Dissektion.
Behandlung bei Aortendissektion Typ A
Bei einer Dissektion im aufsteigenden Teil der Hauptschlagader muss umgehend notoperiert werden. Je schneller bei einer Aortendissektion Typ A die Operation erfolgt, desto besser sind die Überlebenschancen. Für gewöhnlich wird die Operation am offenen Herzen durchgeführt. Das chirurgische Team setzt meist eine Gefäßprothese aus künstlichem Gewebe (Stent) ein, wenn erforderlich auch eine Aortenklappe.
Aortendissektion Typ B: Therapie
Menschen mit einer Aortendissektion Typ B, bei welcher der absteigende Ast der Hauptschlagader betroffen ist, erhalten zunächst Medikamente und werden stationär überwacht. Eine Operation ist in der Regel nur notwendig, wenn
- sich Schmerzen und Blutdruck nicht regulieren lassen,
- die Hauptschlagader stark erweitert ist und zu platzen (Ruptur) droht oder
- weitere Komplikationen hinzukommen.
Entscheiden sich Ärzt*innen für eine Operation, führen sie in den meisten Fällen eine Prothese (Stent) mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) über einen Schnitt in der Leiste ein und schieben diesen über ein Blutgefäß bis zum betroffenen Aortenabschnitt.
Fachleute bezeichnen einen Stent in der Bauchschlagader als endovaskuläre Aortenreparatur (EVAR, englisch: endovascular aortic repair) und die Prothese in der Brustschlagader als thorakale endovaskuläre Aortenreparatur (TEVAR, englisch: thoracic endovascular aortic repair).
Nachsorge bei Aortendissektion
Neben der akuten Behandlung nimmt die Nachsorge einen ebenso wichtigen Stellenwert ein. Betroffene müssen regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, die anfänglich alle drei bis sechs Monate, danach jährlich stattfinden. Im Rahmen der Untersuchungen sind der allgemeine Gesundheitszustand, die Lage des Stents und die Dissektion von Interesse. So lassen sich mögliche Komplikationen rechtzeitig erkennen und therapieren.
Weiterhin werden in diesem Zuge andere Erkrankungen, die sich negativ auf die Gesundheit der Gefäßwände auswirken, kontrolliert. Dazu zählen etwa die Überwachung und Einstellung von Bluthochdruck, die Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus sowie die Kontrolle eines bestehenden Aortenaneurysmas.
Aortendissektion Typ und B: Verlauf und Lebenserwartung
Eine Dissektion der Aorta gilt als einer der dringlichsten Notfälle in der Herzchirurgie. Der akute Typ A stellt fast immer einen lebensbedrohlichen Zustand für Betroffene dar und muss umgehend operativ versorgt werden. Der genaue Ort und Typ der Dissektion sind maßgeblich für Verlauf und Lebenserwartung.
Besonders die Aortendissektion Typ A wirkt sich negativ auf die Lebenserwartung aus – innerhalb der ersten 48 Stunden reduziert sie sich etwa um ein bis zwei Prozent pro Stunde. Etwa 50 Prozent der Typ A Patient*innen versterben ohne operative Therapie – bei umgehender Operation überleben wiederum 80 Prozent die Dissektion. Allgemein liegt die Sterblichkeit bei etwa 20 Prozent vor Eintreffen im Krankenhaus und bei 30 Prozent während des Krankenhausaufenthalts. Rund 60 Prozent der Patient*innen versterben innerhalb der nächsten zehn Jahre.
Komplikationen einer Aortendissektion
Je nachdem, an welcher Stelle der Einriss in der Wand der Aorta entsteht, sind mitunter schwerwiegende Komplikationen möglich. Dazu zählen etwa:
- Lähmungen
- Schlaganfall
- Herzinfarkt
- Nierenversagen
- Durchblutungsstörungen anderer Organe
Zudem besteht das Risiko, dass die geschädigte Aortenwand platzt – ein medizinischer Notfall, der sich durch Kreislaufschock zeigt und mit inneren Blutungen verbunden ist. Eine weitere Komplikation stellt eine Herzbeuteltamponade dar, bei der das Blut in den Herzbeutel fließt und das Herz zusammendrückt. Schließt die Aortenklappe nicht mehr richtig, kann zudem das Blut in die linke Herzkammer zurückfließen, was wiederum einen Herzinfarkt begünstigt.
Aortendissektion vorbeugen
Sowohl verschiedene Angewohnheiten als auch Krankheiten tragen dazu bei, die Gefäßwände der Aorta zu schwächen oder gar zu schädigen. Mit diesen Punkten lässt sich der Entstehung oder Ausweitung einer Dissektion der Aorta vorbeugen:
Vorerkrankungen ernst nehmen: Menschen mit Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder mit bereits bestehender Dissektion sollten sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Zudem ist die Einhaltung der verordneten Therapie und Überwachung der Blutzucker- sowie Blutdruckwerte angeraten.
Rauchstopp: Nikotin wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Gefäße aus, weshalb der vollständige Rauchstopp empfehlenswert ist.
ausgewogene Ernährung: Wer auf eine gesunde, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung achtet und wenig Wurst, Fleisch und gesättigte Fettsäuren konsumiert, beugt möglicherweise einer Aortendissektion vor.
ausreichend trinken: Rund eineinhalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee sollten täglich getrunken werden. Wichtig: Alkohol sollte – wenn überhaupt – nur in Maßen konsumiert werden.
Sport und Bewegung: Regelmäßiger Sport und Bewegung an der frischen Luft tragen zum allgemeinen Wohlbefinden und zur Gesundheit bei.
Übergewicht abbauen: Der Abbau von Übergewicht (Adipositas) und das Anstreben eines Normalgewichts wirken sich positiv auf die Gefäßgesundheit aus.
Da ein Riss der Aortenwand auch durch einen Unfall entstehen kann, ist es grundsätzlich ratsam, sich beim Autofahren mit dem Sicherheitsgurt anzuschnallen.