K.O.-Tropfen: Jemand gibt heimlich Drogen in ein Getränk.
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K.O.-Tropfen: Symptome, Wirkung und Schutz

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 06.06.2023

Erst leichter Schwindel, dann völlige Benommenheit und beim Aufwachen ein Filmriss: So kann es Menschen ergehen, die Opfer von K.O.-Tropfen werden. Welche Warnzeichen auf ein Drogendelikt hindeuten, welche Maßnahmen Betroffene im Anschluss ergreifen sollten und wie man sich schützen kann.

Häufig gestellte Fragen zu K.O.-Tropfen

Nach dem Konsum von K.O.-Tropfen können Symptome wie plötzliche Übelkeit, Schwindel und ein allgemeines Gefühl von Benommenheit auftreten, oft in Verbindung mit einem Filmriss oder dem Verlust des Bewusstseins.

Die Wirkung von K.O.-Tropfen setzt in der Regel innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach der Einnahme ein. Die genaue Dauer kann je nach Wirkstoff und Dosis variieren.

Es gibt verschiedene Substanzen, die als K.O.-Mittel verwendet werden. Verbreitet sind beispielsweise GHB (Gamma-Hydroxybutyrat), GBL (Gamma-Butyrolacton) und Benzodiazepine. Diese Substanzen werden oft heimlich in Getränke gemischt, um ihre betäubende Wirkung auszunutzen.

Das Verabreichen von K.O.-Tropfen als Betäubungsmittel stellt eine strafbare Handlung dar und kann gemäß § 224 des Strafgesetzbuchs (StGB) als gefährliche Körperverletzung geahndet werden. Die gesetzliche Strafe für dieses Vergehen kann eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bedeuten.

Was sind K.O.-Tropfen?

K.O.-Tropfen (engl. für Knock-out) bezeichnen umgangssprachlich eine Gruppe verschiedener Substanzen, die auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirken und Betroffenen ohne Zustimmung und Kenntnis verabreicht werden. Derlei Substanzen sind vor allem in Diskotheken, Bars oder auf Partys im Umlauf. Täter*innen machen sich die allgemeine Feierstimmung zunutze, um die K.O.-Tropfen unbemerkt in Getränke oder in seltenen Fällen in Speisen zu mischen. K.O.-Tropfen sind in der Regel farb- und geruchlos. Oft haben sie einen leicht bitteren, salzigen oder seifigen Beigeschmack, der jedoch in alkoholischen Getränken kaum wahrnehmbar ist.

Ziel der Täter*innen ist es, das Opfer willenlos beziehungsweise wehrlos zu machen und diesen Zustand für Folgedelikte wie Raubüberfälle und sexuelle Übergriffe auszunutzen. Aus diesem Grund werden K.O.-Tropfen mitunter auch als "Vergewaltigungsdroge" (engl. rape drugs) bezeichnet.

K.O.-Tropfen werden nicht ausschließlich zu kriminellen Zwecken eingesetzt. Mitunter werden die Substanzen auch wissentlich und mit Absicht konsumiert, etwa um eine entspannende oder sexuell stimulierende Wirkung zu erzielen.

Welche K.O.-Tropfen gibt es?

Eine exakte chemische Definition von K.O.-Tropfen ist nicht möglich, da viele verschiedene Substanzen infrage kommen. Die Mixturen bestehen meist aus Benzodiazepinen, Chloralhydraten und Barbituraten. Das sind zentralnervöse Dämpfungsmittel, die eine sedierende Wirkung haben und in geringeren Dosen zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden.

Am häufigsten wird die sogenannte Partydroge GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) beziehungsweise ihre Vorläufersubstanz GBL (Gamma-Butyrolacton) eingesetzt. GHB ist auch unter folgenden Szenenamen bekannt:

  • Liquid Ecstasy
  • Bottle
  • Liquid X
  • Fantasy
  • Soap
  • Liquid E
  • Gamma

GHB wird gemäß dem Betäubungsmittelgesetz als illegale Substanz eingestuft, was bedeutet, dass der Besitz, Kauf, Handel, die Abgabe und Verabreichung strafbar sind. Im Gegensatz dazu ist die Vorläufersubstanz GBL leicht erhältlich und unterliegt keinen vergleichbaren Einschränkungen. Die Verabreichung von GBL an unwissende Personen ist dennoch strafbar.

Wie häufig sind Delikte mit K.O.-Tropfen?

Die genaue Häufigkeit von Delikten, bei denen K.O.-Tropfen missbräuchlich zum Einsatz kommen, ist schwer zu bestimmen, da viele Fälle nicht erkannt werden. Zudem bringen viele Opfer die Tat aus Scham oder Unsicherheit nicht zur Anzeige. Statistiken zufolge nehmen die Fälle aber weltweit zu.

K.O.-Tropfen: Symptome erkennen

Die Wirkung von K.O.-Tropfen kann je nach Wirkstoff, Dosierung und individuellen Faktoren stark variieren. Insbesondere in Kombination mit Alkohol (Mischkonsum) können bereits geringe Mengen zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen.

Ein mögliches Delikt zu erkennen ist maßgeblich, um rechtzeitig zu reagieren, ärztliche Hilfe holen zu können und potenzielle Täter*innen ausfindig zu machen. Deshalb ist es wichtig, mögliche Symptome, die im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen auftreten können, zu kennen.

Etwa 15 bis 30 Minuten nach der Einnahme von K.O.-Tropfen tritt die erste Wirkung ein. Die Betroffenen verspüren in der Regel sofort nach der Einnahme Übelkeit und Schwindel. Dabei kann es auch zu Erbrechen kommen. Oft nehmen sie an, dass diese Wirkung vom Alkohol kommt, selbst wenn sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht übermäßig viel Alkohol konsumiert haben.

Anfangs können die Substanzen auch eine euphorisierende und enthemmende Wirkung haben. Betroffene berichten, dass sie zu Beginn ungebremst flirten oder einen intensiven Redefluss verspüren. Sie können sich noch eine Weile normal unterhalten und bewegen. Für Außenstehende scheint alles relativ unauffällig.

Im weiteren Verlauf können folgende Symptome auftreten:

  • plötzliche Verhaltensänderungen: Personen, die K.O.-Tropfen konsumiert haben, können ungewöhnlich euphorisch oder aggressiv erscheinen. Auch plötzliche sexuelle Enthemmung ist ein typisches Anzeichen.
  • starke Benommenheit: Die Betroffenen können sich desorientiert fühlen und Schwierigkeiten haben, klare Gedanken zu fassen.
  • Erinnerungslücken: Ein charakteristisches Symptom sind fehlende oder bruchstückhafte Erinnerungen an den Zeitraum um den Vorfall herum. Dies erschwert die Rekonstruktion der Geschehnisse im Nachhinein.
  • Gefühl der Willenlosigkeit: K.O.-Tropfen können dazu führen, dass die Opfer sich willenlos und manipulierbar fühlen und dadurch anfälliger für Missbrauch oder Ausnutzung werden.
  • motorische Einschränkungen: In einigen Fällen können K.O.-Tropfen zu einer starken Einschränkung der Beweglichkeit führen, bis hin zur totalen Reglosigkeit. Betroffene fühlen sich mitunter, als hätten sie keine Kontrolle über ihren Körper.
  • Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen: Betroffene können beispielsweise eine verlangsamte oder verzerrte Wahrnehmung von Zeit, Raum und Bewegungen haben. Objekte und Menschen erscheinen unscharf oder verschwommen.

Zusätzlich treten bei einigen Betroffenen folgende körperliche Beschwerden auf:

In schweren Fällen können K.O.-Tropfen zum Koma und in der Folge zum Tod führen.

Wie lange sind K.O.-Tropfen nachweisbar?

K.O.-Tropfen lassen sich nur eine begrenzte Zeit lang nachweisen. Die Dauer beträgt

  • im Blut rund 6 Stunden und
  • im Urin etwa 12 Stunden.

Deshalb sollte die Probenentnahme idealerweise unmittelbar nach dem Vorfall erfolgen. Doch selbst, wenn mehr Zeit vergangen ist, raten Fachleute dazu, Blut- und Urinproben entnehmen zu lassen. Denn je nach Dosierung und Art der Substanz lassen sich auch mehrere Tage nach dem Konsum noch Rückstände finden. Bei Vorfällen, die einige Wochen bis wenige Monate zurückliegen, besteht außerdem die Möglichkeit, durch Haaranalysen den Nachweis von Substanzen zu erbringen.

Der Nachweis von K.O.-Tropfen erfolgt mithilfe von empfindlichen Analysemethoden, die aus verschiedenen Gründen scheitern können. Ein negatives Testergebnis bedeutet deshalb nicht zwangsläufig, dass keine Substanzen verabreicht wurden.

Was tun im Verdachtsfall?

Wer befürchtet, Opfer von K.O.-Tropfen geworden zu sein oder den Verdacht hat, dass jemand anderes betroffen sein könnte, sollte umgehend folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Sicherheit gewährleisten: Sich selbst beziehungsweise die betroffene Person an einen sicheren Ort bringen, weg von potenziellen Gefahren oder möglichen Täter*innen.

  • Hilfe holen: Umgehend den Notruf absetzen (112), um professionelle medizinische Unterstützung anzufordern und, sofern möglich, den Verdacht auf den Einsatz von K.O.-Tropfen äußern. In diesem Fall kann es sein, dass die Polizei zur Beweisaufnahme mitkommt. Wer sich nicht mehr in der Lage dazu fühlt, den Notruf zu wählen, sollte Freund*innen oder Mitarbeitende um Hilfe bitten.

  • Zeugenschaft sichern: Möglichst alle Informationen und Beobachtungen dokumentieren, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen könnten.

  • keine weiteren Substanzen konsumieren: Bei Verdacht auf K.O.-Tropfen umgehend den Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen einstellen, um mögliche Wechselwirkungen oder Verschlimmerungen der Situation zu vermeiden.

  • Aufbewahrung von Beweismaterial: Alle Beweismittel sichern, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen könnten, wie etwa das Getränk oder Kleidungsstücke. Für den Fall, dass der*die Täter*in in Ihrer Wohnung war, oder Sie dies vermuten, lassen Sie alles unverändert. So können auch dort mögliche Spuren wie Haare oder Fingerabdrücke gesichert werden.

Körperliche Untersuchung

In vielen Fällen merken Betroffene erst am nächsten Morgen, dass sie möglicherweise Opfer von K.O.-Tropfen geworden sind. Dann ist es sinnvoll, Urin für spätere Untersuchungen eigenständig in einem sauberen Glas kühl aufzubewahren.

Anschließend sollten sich Opfer schnellstmöglich in ein Krankenhaus begeben. Hier wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen, die in den meisten Fällen auch eine gynäkologische Untersuchung umfasst. Dies kostet große Überwindung, ist aber unbedingt notwendig, um Verletzungen zu erkennen und zu dokumentieren sowie mögliche DNA-Spuren (etwa Sperma oder Schamhaare) von Tätern zu sichern. Das ist maßgeblich, um rechtliche Schritte einzuleiten.

Wichtig: Betroffene sollten möglichst nicht duschen oder sich waschen, damit potenzielle Beweise erhalten bleiben.

Wichtig: Anzeige erstatten

Zusätzlich sollte unbedingt Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Viele Betroffene vermeiden dies aus Scham oder Angst, was den Täter*innen jedoch in die Hand spielt. Ohne Anzeige müssen die Kosten für eine toxikologische Untersuchung zudem in der Regel selbst gezahlt werden.

Sowohl im Krankenhaus als auch bei der Polizei ist es ratsam, eine Vertrauensperson mitzunehmen.

Hilfe für Betroffene

Menschen, die unfreiwillig K.O.-Tropfen verabreicht bekommen, können trotz fehlender Erinnerungen an die Tat posttraumatische Symptome entwickeln. Häufig ist gerade die Unwissenheit darüber, was passiert ist, für viele Betroffene belastend. Auch wenn sich das Opfer körperlich schnell wieder erholt, können seelische Verletzungen Folgen wie Schlafstörungen, Angstzustände und Depressionen haben. In einigen Fällen fühlen sich Betroffene nicht mehr dazu in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen oder ziehen sich sozial zurück.

Um das Geschehene zu verarbeiten, ist es daher ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Verschiedene Anlaufstellen, etwa Frauennotrufe wie LARA, Beratungsstellen oder Opferhilfeorganisationen wie der Weisse Ring unterstützen nicht nur bei der Kontaktaufnahme mit den Strafverfolgungsbehörden, sondern bieten auch psychosoziale Beratung an.

Wie kann man sich schützen?

K.O.-Tropfen sind eine Gefahr, die nicht nur Frauen, sondern auch Männer betrifft. Opfer tragen keine Schuld, die Verantwortung liegt immer bei den Täter*innen. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die helfen können, sich vor einer solchen Situation zu schützen.

  • Informieren Sie sich über mögliche Symptome im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen.
  • Seien Sie sich bewusst, dass sowohl Fremde als auch Bekannte potenzielle Täter*innen sein können.
  • Achten Sie darauf, Ihr Getränk stets im Blick zu behalten.
  • Lehnen Sie offene Getränke oder Speisen von Fremden ab.
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie in einer Gruppe unterwegs sind und halten Sie einander im Blick.
  • Geben Sie umgehend Bescheid, wenn sich Ihr Zustand plötzlich verändert und Sie ungewöhnliche Symptome wie Übelkeit, Schwindel oder eine unerwartete Enthemmung bemerken – informieren Sie Freund*innen oder Mitarbeiter*innen.

Wie funktionieren Schutzarmbänder?

Das sogenannte K.O.-Tropfen-Schutzarmband wird immer öfter auf Veranstaltungen oder in Diskotheken verteilt. Es enthält eine spezielle Beschichtung, der wie ein Teststreifen funktioniert: Kommt er mit verdächtigen Flüssigkeiten in Berührung, reagiert das Armband und verfärbt sich. Schutzarmbänder können für mehr Sicherheit sorgen und potenzielle Täter*innen abschrecken. Eine absolute Garantie bieten sie jedoch nicht.