Krank durch Tätowierungen?
Tätowierungen sind beliebt. Doch kaum jemand, der sich ein Tattoo stechen lässt, denkt dabei an die möglichen gesundheitlichen Folgen. Dabei können diese – wenn auch selten – sehr schwerwiegend sein.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Risiko Bakterien
Ein Risiko ist die Infektion mit Bakterien: Denn der Tätowierer ritzt die Haut mithilfe der Tätowiernadel an, um die Tätowierfarbe unter die oberste Hautschicht zu bringen. Wer sich tätowieren lässt, nimmt also Verletzungen in Kauf, durch die Keime leicht eindringen können.
Wenn Bakterien durch diese Hautverletzungen in die Haut gelangen, entsteht zunächst eine örtlich begrenzte Hautinfektion. Oft heilt diese von alleine ab oder lässt sich durch örtliche Desinfektion und Behandlung der Wunde gut in den Griff bekommen.
Dringen die Bakterien jedoch in Blut- und Lymphgefäße der tieferen Hautschichten ein, kann sich die Infektion auf den gesamten Körper ausbreiten. Dann kommt es in seltenen Fällen zu ernsthaften Komplikationen wie:
- Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
- schwere Blutvergiftung mit niedrigem Blutdruck (septischer Schock)
- Ausfall mehrerer lebenswichtiger Organe (Multiorganversagen)
Wie schwer eine bakterielle Infektion im Einzelfall verläuft, hängt vor allem davon ab, wie krank machend die Bakterien sind, wie gut das Immunsystem funktioniert und ob andere Erkrankungen vorliegen, die den Infektionsverlauf eventuell ungünstig beeinflussen können.
Nach internationaler Klassifikation der Behandlungsmethoden in der Medizin (ICPM) gelten Tätowierungen als operative Eingriffe. Doch in der Regel liegt weder die Tätowierung selbst noch die anschließende Wundversorgung in den Händen von medizinischem Fachpersonal.
Bakterielle Infektionen: Häufigkeit & Ursachen
Vor ein paar Jahren haben Wissenschaftler alle verfügbaren Veröffentlichungen zu der Frage, wie oft es beim Tätowieren zu bakteriellen Infektionen kommt, systematisch untersucht. Dabei deckten sie 67 Fälle in den Jahren 1984 bis 2015 auf, in denen Bakterien-Infektionen nach Tätowierungen auftraten.
- Die Auswirkungen reichten von örtlichen Hautinfektionen
- über Abszesse und heftige Weichteilinfektionen der Haut, Unterhaut und Muskelhaut
- bis hin zu schwerwiegenden Infektionen des gesamten Körpers.
- Zwei der Betroffenen starben infolge einer infektionsbedingten Komplikation.
Da Infektionen im Zusammenhang mit Tätowierungen nicht meldepflichtig sind, lässt sich jedoch nicht sagen, wie oft es tatsächlich zu solchen Komplikationen kommt.
Als häufigste Ursache für Bakterien-Infektionen gilt mangelnde Hygiene im Tätowierstudio: So können sich zum Beispiel auf schlecht gereinigten Oberflächen oder nicht-sterilisierten Tätowiergeräten Keime tummeln.
Und auch die Tätowierfarben selbst sind eine mögliche Infektionsquelle: Sowohl angebrochene als auch ungeöffnete Tätowierfarben enthalten häufig genug Bakterien, um Infektionen verursachen zu können.
Zudem werden die Farben oft unter nicht-sterilen Bedingungen oder mit verkeimten Flüssigkeiten (wie Leitungswasser oder destilliertem Wasser) gemischt. Es ist damit zu rechnen, dass mehr als jede zehnte Tätowierfarbe mit Keimen verseucht ist.
Eine im September 2014 auf der 10. International Tattoo Convention in Reutlingen (Baden-Württemberg) nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Stichprobe ergab: 2 der 39 untersuchten Tätowierfarben waren mit unterschiedlichen Bakterien verunreinigt, die unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. bei geschwächtem Immunsystem) krank machen können. Beide Produkte waren frei von Konservierungsstoffen.
Tipps für mehr Sicherheit
Bevor Sie sich ein Tattoo stechen lassen, sollten Sie die damit verbundenen Gesundheitsrisiken sorgfältig abwägen. Im Zweifelsfall (z. B. bei einem geschwächten Immunsystem) ist es besser, auf Tätowierungen zu verzichten, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Wenn Sie sich für eine Tätowierung entscheiden, helfen die folgenden Tipps, gesundheitliche Risiken zu minimieren:
- Suchen Sie "Ihr" Tätowierstudio sorgfältig aus: Sind die Arbeitsbereiche klinisch sauber? Sind Waschbecken, Desinfektionsmittel usw. vorhanden? Klärt der Tätowierer Sie ausführlich auf – auch über den Heilungsverlauf und die Nachsorge? Fragen Sie ruhig gezielt nach.
- Schützen Sie das frisch gestochene Tattoo in der Abheilphase vor Verunreinigungen und vermeiden Sie starke Sonneneinstrahlung sowie zu starke Belastungen oder Reizungen der tätowierten Hautstelle.
- Wenn Sie nach der Tätowierung Anzeichen für eine Infektion oder andere Komplikationen bemerken (etwa eine starke und anhaltende Schwellung, Rötung oder Bläschenbildung), warten Sie nicht zu lange ab, sondern gehen Sie zum Arzt.