Mutter hält ihr Neugeborenes auf dem Arm und küsst die Stirn.
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Wochenbett

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 13.12.2021

Das sogenannte Wochenbett umfasst die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Im Wochenbett kann sich der Körper der frischgebackenen Mutter (Wöchnerin) von den Veränderungen in der Schwangerschaft und den Anstrengungen der Geburt erholen. Außerdem ist das Wochenbett die wichtigste Zeit für die Eltern-Kind-Bindung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Allgemeines

Das Wochenbett wird auch Kindbett oder Puerperium genannt. Es beginnt mit der Geburt, wenn die Plazenta als Nachgeburt ausgestoßen wird. Wenn sich die Plazenta von der Gebärmutter löst, entsteht eine Wunde, die im Verlauf des Wochenbetts wieder verheilt. Auch andere Geburtswunden, wie beispielsweise ein Dammriss oder Dammschnitt oder im Fall eines Kaiserschnitts die Kaiserschnittnarbe können im Wochenbett abheilen.

Video: Hebamme Catharina über das Wochenbett

Mit der Geburt fällt außerdem der Pegel der Schwangerschaftshormone schlagartig ab und andere Hormone übernehmen, um zum Beispiel die Gebärmutter wieder auf ihre ursprüngliche Größe zu schrumpfen und um den Milchfluss für das Stillen anzuregen. Diese starken Hormonschwankungen können der Mutter in der ersten Zeit, ähnlich wie zu Beginn der Schwangerschaft, schwer zusetzen. Daher dient das Wochenbett auch dazu, dass die Mutter sich von den Hormonschwankungen erholen und an die neuen Bedingungen gewöhnen kann.

Und nicht zuletzt können sich Mutter und Kind im Wochenbett in Ruhe kennenlernen. Gerade Mütter, die ihr erstes Kind zur Welt gebracht haben, haben im Wochenbett Zeit, die richtigen Handgriffe zu lernen, wie beispielsweise Wickeln und Babypflege. Um die frischgebackenen Eltern dabei zu unterstützen und die Rückbildung zu überwachen, kommt während des Wochenbetts regelmäßig eine Nachsorgehebamme ins Haus. Auch eine Doula kann zu Beginn unterstützen und begleiten.

Rückbildung

In der Schwangerschaft wächst die Gebärmutter um ein Vielfaches an, um dem Baby, der Plazenta und dem Fruchtwasser genügend Platz zu bieten. Nach der Geburt muss sie sich wieder zurückbilden – bis das geschehen ist, sieht die Wöchnerin weiterhin aus, als sei sie etwa im sechsten Monat schwanger. Die Rückbildung der Gebärmutter auf ihre ursprüngliche Größe dauert in der Regel etwa die ersten zehn Tage des Wochenbetts an (sog. "Frühwochenbett").

Da die Gebärmuttermuskulatur nach der Geburt zunächst erschlafft, steigt der obere Rand der Gebärmutter (Gebärmutterfundus) am ersten Tag nach der Geburt etwas über Nabelhöhe an. Dann aber sinkt er innerhalb von etwa zehn Tagen auf seine ursprüngliche Lage knapp über dem Schambein ab und die Gebärmutter hat ihre Ursprungsgröße erreicht.

Die sogenannten Nachwehen, Kontraktionen der Gebärmutter, die die Wunden zusammenziehen und den Wochenfluss anregen, unterstützen die Rückbildung. Die Nachwehen werden unter anderem durch das Hormon Oxytocin ausgelöst, das auch den Milchfluss anregt. Oxytocin wird aber nur ausgeschüttet, wenn die Mutter stillt.

Stillen unterstützt also die Rückbildung – die Nachwehen werden daher auch Stillwehen genannt.

Nachwehen sind bei Erstgebärenden selten schmerzhaft und treten nur für wenige Tage nach der Geburt auf. Bei Mehrgebärenden muss die Gebärmutter durch die frühere "Vordehnung" der Muskulatur mehr Kraft aufwenden, um ihre ursprüngliche Form wiederzubekommen. Daher sind die Nachwehen bei diesen Frauen oft von krampfartigen Schmerzen begleitet, die aber von Tag zu Tag nachlassen.

Vollständig abgeschlossen ist die Rückbildung erst nach dem Wochenbett, also nach sechs bis acht Wochen. Dann erst sind alle regulären Wunden, wie etwa die, die die Plazenta hinterlassen hat, abgeheilt.

In einigen Fällen kann die Rückbildung auch etwas länger benötigen, etwa bei:

Neben der Gebärmutter werden auch der Beckenboden und die Bauchmuskulatur stark durch Schwangerschaft und Geburt beansprucht. Viele Frauen haben in der ersten Zeit nach der Geburt daher Probleme, beim Niesen, Lachen oder Husten den Harndrang zurückzuhalten. Nach dem Wochenbett ist es daher an der Zeit, mit Rückbildungsgymnastik zu beginnen, um den Beckenboden und die Bauchmuskulatur wieder zu stärken. Hebammen bieten hierzu spezielle Kurse an – am besten besprechen Sie sich dazu mit Ihrer Nachsorgehebamme. Zudem ist es generell sinnvoll, ab der ersten Geburt regelmäßig Beckenbodengymnastik zu machen.

Wochenfluss

Wenn die Plazenta sich ablöst und als Nachgeburt geboren wird, hinterlässt sie in der Gebärmutter eine große Wunde, ähnlich einer Schürfwunde. Auch im Geburtskanal können bei der Geburt kleinere Verletzungen entstehen. Wundsekret und Gewebereste werden als sogenannter Wochenfluss (Lochien) ausgespült.

Diese normalen Geburtswunden heilen in mehreren Phasen ab: Besonders in den ersten zwei Tagen nach der Geburt ist der Wochenfluss sehr stark und kräftig rot. Wenn sich die Wöchnerin bewegt oder aufsteht, kann der Wochenfluss schwallartig auftreten und zu Kreislaufproblemen führen.

Je mehr die Wunden verheilen, desto mehr nimmt der Wochenfluss ab. Mit der Zeit wird er eher bräunlich, dann gelblich und letzten Endes weiß. Der Wochenfluss dauert drei bis sechs Wochen an und tritt auch nach einem Kaiserschnitt auf.

Gewöhnlich unterscheidet sich der Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt nicht von dem nach einer normalen Geburt, da die Plazenta ebenso abgelöst wird und eine Wunde hinterlässt.

Um aufsteigende Infektionen wie das Kindbettfieber zu verhindern, sollten Sie in der Zeit des Wochenbetts besonders auf Hygiene achten. Baden Sie in den ersten Wochen nicht beziehungsweise nehmen Sie höchstens kurze Sitzbäder mit Zusätzen wie Kamille. Waschen Sie nach Kontakt mit dem Wochenfluss immer Ihre Hände: Der Wochenfluss kann infektiös sein und sollte nicht auf das Kind oder die Brust übertragen werden. Letzteres kann eine Brustentzündung zur Folge haben.

Warten Sie auch mit Geschlechtsverkehr bis nach dem Wochenfluss!

Nachsorge, Wochenbettbetreuung

Nach der Geburt steht jeder Frau die Nachsorge oder Wochenbettbetreuung durch eine sogenannte Nachsorgehebamme zu. Die Kosten werden acht Wochen lang von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen – unter Umständen auch bis zum Ende der Stillzeit.

Die Nachsorgehebamme kommt während des Frühwochenbetts, also in den ersten zehn Tagen nach der Geburt, täglich ins Haus. Danach kann – im Rahmen der ersten acht Wochen – die Wochenbettbetreuung noch bis zu 16-mal in Anspruch genommen werden. Wenn Komplikationen auftreten oder es andere Gründe dafür gibt, von einer Nachsorgehebamme betreut zu werden (z.B. anhaltende Sillprobleme) können auch weitere Nachsorgetermine vereinbart und von der Kasse übernommen werden.

Die Nachsorgehebamme untersucht die Wöchnerin und beobachtet die Rückbildung der Gebärmutter und die Wundheilung von Dammrissen, Dammschnitten oder Kaiserschnittnarben. Sie achtet auf den Wochenfluss und überprüft, ob sich Komplikationen wie eine Thrombose oder eine Wochenbettdepression ankündigen. Zusätzlich hilft sie bei ersten Startschwierigkeiten und Fragen rund um Babypflege und Stillen, überprüft die Entwicklung des Säuglings sowie die Nabelpflege und gibt Tipps rund um Wochenbettgymnastik, Rückbildung und andere Fragen.

Neben diesen Aufgaben kann die Hebamme auch wichtiger Ansprechpartner für alle Sorgen und Fragen der frischgebackenen Mutter sein. Gerade wenn sich psychische Probleme wie Baby-Blues oder eine Wochenbettdepression ankündigen, braucht die Wöchnerin jemanden, der sie ernstnimmt und kompetent beraten kann. 

Nicht zuletzt bieten viele Hebammen nach Ablauf des Wochenbetts Kurse für Rückbildungsgymnastik an, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden (Voraussetzung für eine Kostenübernahme: Sie müssen mit dem Kurs beginnen, bevor Ihr Kind vier Monate alt ist).

Hormonelle Veränderungen

Die hormonellen Veränderungen nach der Geburt wirken sich ähnlich wie zu Beginn der Schwangerschaft auf Körper und Psyche der Mutter aus. Neben psychischen Symptomen wie dem Baby-Blues können Haarausfall und Schweißausbrüche der Wöchnerin zu schaffen machen.

Haarausfall

Im Wochenbett und während des Stillens fallen oft verstärkt die Haare aus. Da in der Schwangerschaft der natürliche Haarausfall jedoch verlangsamt war und die Haare dadurch dichter wirkten, ergibt sich in der Regel kein negativer Effekt. Spätestens nach dem Abstillen normalisiert sich der Haarausfall wieder.

Schweißausbrüche

Ähnlich wie in den Wechseljahren können auch im Wochenbett heftige und häufig auftretende Schweißausbrüche die Frauen plagen. Ausgelöst werden die Schweißausbrüche durch den schnell abfallenden Spiegel der Schwangerschaftshormone direkt nach der Geburt. Das zuvor eingelagerte Wasser wird nun aus dem Körper ausgeschwemmt: Schweißausbrüche und häufiger Harndrang sind die Folge, halten aber meistens nur über die Zeit des Frühwochenbetts an.

Komplikationen

Selten kann es im Wochenbett zu Komplikationen kommen. Meistens entstehen diese, wenn Wundheilung oder Rückbildung gestört sind. Erste Anzeichen sind verstärkte Blutungen (etwa wenn der Wochenfluss wieder zunimmt oder seine schon hellere Farbe wieder blutig wird) und Fieber.

Schon ein Milchstau, der nicht zwingend besorgniserregend ist, kann die Körpertemperatur ansteigen lassen. Erhöhte Temperatur und Fieber sollten aber in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden, da ein Milchstau zu einer Brustentzündung (Mastitis) führen und das Fieber auch Zeichen für eine Infektion sein kann.

Weitere mögliche Komplikationen im Wochenbett sind Thrombosen oder Embolien. Aber auch psychische Probleme, wie Baby-Blues, Wochenbettdepression oder Wochenbettpsychose sind Komplikationen, die im Wochenbett und darüber hinaus auftreten können.

Wundheilungs- und Rückbildungsstörungen

Wundheilungs- und Rückbildungsstörungen der Gebärmutter können mit einem zu starken oder zu schwachen Wochenfluss einhergehen. Außerdem kann sich der Wochenfluss aufstauen. Der obere Gebärmutterrand (Gebärmutterfundus) steht dann höher, als es der Wochenbettdauer entspricht, die Gebärmutter schrumpft zu langsam oder gar nicht auf ihre ursprüngliche Größe zurück.

Wundheilungsstörungen bergen ein Infektionsrisiko, da der Wochenfluss infektiös ist. Wird er aufgestaut oder fließt er zu langsam ab, können Keime aufsteigen. Wundheilungs- und Rückbildungsstörungen sollten daher ärztlich oder von der Nachsorgehebamme überwacht werden.

Neben Medikamenten können Massage, einfache Gymnastik und Bauchlage die Rückbildung der Gebärmutter unterstützen. Auch häufiges Stillen und Wärme (z.B. eine Wärmflasche) beschleunigen die Rückbildung.

Thrombose, Embolie

Die Gefahr einer Thrombose, also eines Blutgerinnsels, oder einer Embolie (wenn eine Thrombose ein Blutgefäß verstopft) ist im Wochenbett erhöht:

  • Die Gerinnungsfähigkeit des Blutes ist bei der Wöchnerin doppelt so hoch wie normal.
  • Durch hormonelle Einflüsse wird die Bildung von Krampfadern (Varizen) während der Schwangerschaft gefördert, sodass die Thrombosegefahr steigt.
  • Frauen im Wochenbett sind körperlich oft wenig aktiv, das Blut fließt nur langsam, sodass leichter eine Thrombose entstehen kann.
  • Die vergrößerte Gebärmutter drückt auf die großen Venen und behindert den Blutfluss.

Thrombosen und Embolien kann die Wöchnerin mit Kompressionsstrümpfen vorbeugen. Außerdem ist es sinnvoll – auch um die Rückbildung zu unterstützen – sich möglichst früh zu bewegen und das Bett zu verlassen. Frauen, die nach der Geburt länger ans Bett gefesselt sind, etwa aufgrund eines Kaiserschnitts, sollten früh mit leichter Gymnastik, besonders für die Beine, beginnen. Hier kann die Nachsorgehebamme hilfreiche Tipps geben.

Baby-Blues

Etwa am dritten Tag nach der Geburt erleben 25 bis 50 Prozent der Frauen den sogenannten Baby-Blues oder die Heultage. Ausgelöst wird der Baby-Blues durch die plötzlichen hormonellen Veränderungen nach der Geburt. Ähnlich wie zu Beginn der Schwangerschaft verursachen der veränderte Hormonspiegel und die unbekannte neue Situation eine psychische Berg- und Talfahrt, die mit folgenden Symptomen einhergehen kann:

Im Gegensatz zu einer echten Depression vergeht diese depressive Verstimmung meist innerhalb weniger Stunden bis weniger Tage und es ist keine Therapie nötig.

Häufig sind Wöchnerinnen gehemmt, sich anderen mitzuteilen, wenn sie nach der Geburt ihres langersehnten Kindes unglücklich sind, weinen müssen und sich überfordert fühlen. Es ist aber im Gegenteil wichtig, dass betroffene Frauen über ihre Gefühle sprechen und keine Angst haben, auch negative Gedanken offen zu äußern.

Das Umfeld sollte dem offen gegenüber stehen und die Bedürfnisse und Sorgen der Wöchnerin ernstnehmen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Baby-Blues in eine Wochenbettdepression oder, in noch ernsteren Fällen, in eine Wochenbettpsychose übergeht.

Wochenbettdepression

Etwa 10 bis 15 Prozent der Wöchnerinnen bekommen eine echte Wochenbettdepression, auch postnatale Depression. Die Wochenbettdepression ist, wie der Baby-Blues, unter anderem auf die hormonellen Veränderungen nach der Geburt zurückzuführen. Aber auch besonders traumatische Geburtserlebnisse und ein großes Schlafdefizit begünstigen eine postnatale Depression.

Eine Wochenbettdepression fällt aber stärker und länger aus als der Baby-Blues und beginnt meist erst sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt, oft also erst nach dem tatsächlichen Wochenbett. Sie kann sich durch folgende Symptome äußern:

Eine Wochenbettdepression muss nicht zwingend behandelt werden. In vielen Fällen vergeht sie nach einigen Tagen von selbst. Hält die Depression aber an und nehmen die Symptome zu, sollte die Wöchnerin unbedingt mit einem Arzt oder der Nachsorgehebamme sprechen. Eine schwere Wochenbettdepression kann die Mutter-Kind-Bindung und damit auch die Entwicklung des Kindes stören. Eine Therapie bezieht daher Mutter und Kind mit ein. Da eine Wochenbettdepression bei Männern manchmal vorkommt, müssen auch die Väter teilweise mitbehandelt werden.

In seltenen Fällen wird aus einer Wochenbettdepression eine Wochenbettpsychose.

Wochenbettpsychose

1 bis 2 von 1.000 Frauen bekommen eine sogenannte Wochenbettpsychose. Eine Wochenbettpsychose tritt meist in den ersten acht Wochen nach der Geburt auf und kann schwere Symptome mit sich bringen. Sie äußert sich deutlich stärker als Baby-Blues und Wochenbettdepression und kann von Halluzinationen, Realitätsverlust und Verfolgungswahn gekennzeichnet sein.

Eine Wochenbettpsychose muss unbedingt behandelt werden, häufig mit einem stationären Aufenthalt, da sie in schweren Fällen eine Gefahr für das Leben von Mutter (Suizid) und Kind (Kindstötung) darstellt.

Kindbettfieber

In seltenen Fällen kann eine Frau im Wochenbett das sogenannte Kindbettfieber bekommen. Symptome des Kindbettfiebers (auch: Wochenbettfieber oder Endometritis puerperalis), das meist an der offenen Wunde beginnt, an der die Plazenta saß, sind

  • erhöhte Temperatur oder Fieber,
  • Druckschmerzen im Unterbauch,
  • übel riechender Wochenfluss,
  • eventuell Blutungen und
  • eine verzögerte Gebärmutterrückbildung.

In den ersten Tagen nach der Geburt sind Scheide und Gebärmutter über den noch geöffneten Muttermund direkt verbunden. Über diesen Weg können Keime aufsteigen und die offenen Wunden infizieren.

In schweren Fällen kann sich die Infektion auf das umgebende Gewebe ausbreiten oder ein Abszess entstehen.

Das Kindbettfieber muss mit Antibiotika und dem Wirkstoff Methylergometrin, der die Kontraktion der Gebärmutter fördert, behandelt werden. Daher verläuft die Gebärmutterentzündung in der Regel harmlos und heilt rasch und vollständig ab.

Um dem Kindbettfieber vorzubeugen, sollte die Wöchnerin besonders auf Hygiene achten und über die Zeit des Wochenbetts auf Tampons und Geschlechtsverkehr verzichten.