Dihydroergotamin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.12.2013

Allgemeines

Dihydroergotamin ist heute nur noch zur Behandlung eines akuten Migräne-Anfalls zugelassen.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Migräne behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Dihydroergotamin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Dihydroergotamin nicht verwendet werden?

Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Dihydroergotamin oder andere Mutterkornalkaloide, Durchblutungsstörungen wie beispielsweise arteriellen Gefäßerkrankungen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Bluthochdruck oder Erkrankungen, die einen Bluthochdruck verursachen (zum Beispiel Phäochromozytom oder Thyreotoxikose) dürfen Dihydroergotamin nicht einnehmen.

Bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen muss die Dosierung im Einzelnen mit dem Arzt abgesprochen werden. Fast alle Wirkstoffe werden über die Leber oder die Niere abgebaut, es kann also bei schweren Störungen der Leber beziehungsweise der Niere zu sehr hohen Werten von Dihydroergotamin im Blut kommen.

Bei Arteriitis temporalis, einer systemischen Gefäßentzündung, die vor allem die Schläfenarterien befällt, sollte der Wirkstoff Dihydroergotamin ebenfalls nur unter ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.

Eine Injektion in die Arterien ist unbedingt zu vermeiden, da dies zu Vasospasmen führen kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Geburt und in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft darf der Wirkstoff nicht oral eingenommen werden. Die Gabe über die Venen ist während der gesamten Schwangerschaft verboten, insbesondere weil bei der Anwendung im letzten Drittel der Schwangerschaft die Gefahr besteht, vorzeitige Wehen auszulösen.

Nach Absprache mit dem Arzt kann im zweiten und dritten Drittel der Schwangerschaft und während der Stillzeit die orale Gabe von Dihydroergotamin allerdings sinnvoll sein.


Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter acht Jahren dürfen den Wirkstoff nicht einnehmen. Bei Kindern über acht Jahren sollte sich die Dosierung auf zwei Drittel der Erwachsenendosis beschränken.

Welche Nebenwirkungen kann Dihydroergotamin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Dihydroergotamin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Hauterkrankungen wie Ausschläge, Ödeme, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Händen und Füßen, Muskelschmerzen in Armen und Beinen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Pleurafibrose.

Besonderheiten:
Bei einer Therapieunterbrechung können in seltenen Fällen Herzrhythmusstörungen auftreten.

Bei ununterbrochener Anwendung über Jahre in hohen Dosen kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Herzinfarkt kommen.

Dihydroergotamin sollte nur eingesetzt werden, wenn es keine anderen Wirkstoffe gegen die Beschwerden gibt. Es kann nämlich bindegewebige Verklebungen der Herzklappen, aber auch der Lunge, des Brust- oder Bauchfells hervorrufen. Das Fibrose-Risiko ist unter den Ergotaminen unterschiedlich ausgeprägt und bei Dihydroergotamin am höchsten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Dihydroergotamin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

In Kombination mit Dopamin, einem Wirkstoff zur Behandlung der Parkinson-Krankheit, kann es zu einer Wirkungsverstärkung und damit zum Auftreten von Lähmungen kommen.

Die gleichzeitige Einnahme von Dihydroergotamin und Nikotin kann Durchblutungsstörungen in den Gefäßen und Krämpfe auslösen.

In Kombination mit Triptanen, einer Wirkstoffgruppe zur Behandlung von Migräne, kann die gefäßverengende Wirkung von Dihydroergotamin verstärkt werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Betablockern (Wirkstoffgruppe, die hauptsächlich zur Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt wird) können in Einzelfällen schwere Durchblutungsstörungen auftreten.

In Kombination mit Nitroglycerin, einem Wirkstoff, der bei der Behandlung der Angina Pectoris eingesetzt wird, kann es zu einer Erhöhung des Blutdrucks kommen.

Die gleichzeitige Gabe von anderen ergotamin- und dihydroergotaminhaltigen Mitteln kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen führen. Die Kombination kann den Bluthochdruck und die gefäßverengende Wirkung der Wirkstoffe verstärken.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Dihydroergotamin und Makrolid-Antibiotika oder Tetrazyklinen, spezielle Gruppen von Antibiotika, kommt es zu einer Wirkungsverstärkung von Dihydroergotamin.

Gleiches gilt auch bei gleichzeitiger Anwendung von HIV-1-Proteasehemmern, einer Wirkstoffgruppe zur Behandlung von AIDS-Patienten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine Injektion in die Arterien ist unbedingt zu vermeiden, da dies zu Vasospasmen führen kann.
  • Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen und/oder Nierenschwäche sollte vorsichtig dosiert werden.
  • Das Reaktionsvermögen kann so stark verändert sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen beeinträchtigt wird. In Kombination mit Alkohol wird dies noch verstärkt. Es sollte während der Behandlung auf Alkohol verzichtet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Dihydroergotamin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Dihydroergotamin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Retardkapseln
Retardkapseln
Retardkapseln

So wirkt Dihydroergotamin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Dihydroergotamin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mutterkornalkaloide, zu welcher der Wirkstoff Dihydroergotamin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Dihydroergotamin

Dihydroergotamin ist heute nur noch zur Behandlung eines akuten Migräne-Anfalls zugelassen.

Zur Migräne-Vorbeugung, zur Vorbeugung einer Bein- und Beckenthrombose und bei niedrigem Blutdruck darf der Wirkstoff nicht mehr verwendet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Dihydroergotamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Dihydroergotamin

Dihydroergotamin gehört zur Gruppe der Mutterkornalkaloide und entfaltet seine Wirkung durch die Bindung an Serotonin-Rezeptoren und Dopamin-Rezeptoren. Dopamin und Serotonin sind biochemische Stoffe, die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weitergeben. Die Wirkung an den Serotonin-Rezeptoren erklärt die schnelle Wirksamkeit von Dihydroergotamin bei Migräne-Anfällen.

Im Gegensatz zu einigen anderen durchblutungsfördernden Mitteln aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide zeigt Dihydroergotamin keine Wirkung auf die Gebärmutter.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.