Vancomycin ENTEROCAPS 250 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.01.2016

Hersteller: RIEMSER Arzneimittel AG
Wirkstoff: Vancomycin
Darreichnungsform: Hartkapsel

Rezeptpflichtig

Wirkung

Vancomycin ENTEROCAPS 250 mg enthält den Wirkstoff Vancomycin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Vancomycin ENTEROCAPS 250 mg.

 

Vancomycin ist ein Antibiotikum, das bei bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, die gegen herkömmliche Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine oder Makrolid-Antibiotika unempfindlich (resistent) sind. Dies ist besonders bei einigen Bakterien aus den Gruppen der Staphylokokken, Streptokokken und Enterokokken der Fall. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, wenn Patienten schwere Allergien gegen herkömmliche Antibiotika entwickeln.

Vancomycin wird meist als Infusion verabreicht. Dies gilt für:

  • Infektionen der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • Lungenentzündungen
  • Blutvergiftung (Sepsis), wenn bakteriell bedingt
  • Infektionen der Knochen wie Knochenhautentzündungen und Knochenmarkentzündungen
  • bakteriell bedingte Gelenksentzündungen (Arthritis)
  • Weichteilinfektionen

Auch vor und während Operationen wird Vancomycin eingesetzt, um Infektionen von Herz, Blutgefäßen, Knochen und Gelenken vorzubeugen. Die Infusionslösung wird in manchen Fällen auch zur Einnahme verwendet.

Vancomycin wird zu Einnehmen als Kapsel nur angewendet, um schwere Infektionen des Dünn- und Dickdarms mit resistenten Bakterien zu behandeln. Hierzu zählt beispielsweise die pseudomembranöse Enterocolitis, die sich während einer Therapie mit anderen Antibiotika entwickeln kann. Dies gilt auch für Fälle, bei denen die Bakterienart Clostridium difficile der Verursacher ist.
 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vancomycin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Vancomycin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Darm- und Dickdarmentzündungen mit Durchfall durch den Keim Clostridium difficile
  • Darm- und Dickdarmentzündungen mit Durchfall durch Keime aus der Gruppe der Staphylokokken

Dosierung

Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahre nehmen üblicherweise 0,5 bis 2 Gramm Vancomycin täglich in drei oder vier Teilgaben ein. Kinder (unter zwölf Jahre) erhalten 40 Milligramm Vancomycin/Kilogramm Körpergewicht pro Tag in drei oder vier Teilgaben.

Eine Tagesdosis von 2 Gramm Vancomycin sollte nicht überschritten werden. Ist der Gehalt an Vancomycin der Hartkapseln für eine Einzeldosis zu hoch, so steht auch Pulver zur Verfügung, das in Flüssigkeit aufgelöst, verwendet werden kann.

Schlucken Sie die Hartkapseln unzerkaut mit etwas Wasser unabhängig von den Mahlzeiten.

Zur Behandlung einer Darm- und Dickdarmentzündung muss das Medikament sieben bis zehn Tage lang eingenommen werden. Muss ein Wiederaufflammen einer Infektion mit Clostridium difficile verhindert werden, kann der Arzt die Therapie um mehrere Wochen verlängern.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Indigocarmin (E 132)
  • Titandioxid (E 171)
  • Eisenoxid (E 172)
  • Gelatine
  • Kaliumhydroxid
  • konzentrierte Ammoniaklösung
  • Macrogol 6000
  • Propylenglykol
  • Schellack

Nebenwirkungen

 

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nierenschädigungen, Hautausschlag, Schleimhautentzündung, Juckreiz

Seltene Nebenwirkungen:
Hörprobleme (vorübergehende oder bleibende Verschlechterung des Hörvermögens, Ohrenklingen), Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Blutbildveränderungen wie Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), Verminderung bestimmter weißer Blutkörperchen (Neutropenie), Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen (Eosinophilie), Überempfindlichkeitsreaktionen (Fieber, Schüttelfrost, Gefäßentzündungen, schwere Hauterscheinungen wie Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Schockzustände, niedriger Blutdruck, Herzstillstand)

Sehr seltene Nebenwirkungen:
anhaltender Tränenfluss, schwere Darmentzündung (pseudomembranöse Enterocolitis), Haarausfall, Fingernägelverlust, Nierenentzündung, Nierenversagen, starke Verminderung der Granulozyten (Agranulozytose)

Besonderheiten:
Während der Behandlung mit dem Wirkstoff kann es zu einer Überwucherung des Körpers mit unempfindlichen Pilzen oder Bakterien kommen.

Als Folge von schlecht gesetzten Injektionen (etwa in den Muskel oder neben die Vene) können Schmerzen, Gewebereizungen und -zerstörungen (Nekrosen) entstehen.

Wechselwirkungen

Werden Aminoglykoside oder andere Wirkstoffe, die Ohren oder Nieren schädigen, zusammen mit Vancomycin verabreicht, verstärken sich die negativen Wirkungen auf den Gehörapparat und die Nieren. Generell sollte auf eine Kombination mit anderen Antibiotika verzichtet werden.

Narkosemittel können allergische Reaktionen auf Vancomycin, wie Hautveränderungen und Blutdruckabfall, verstärken.

Die Wirkung einiger Muskelrelaxanzien kann durch gemeinsame Anwendung mit Vancomycin verstärkt und verlängert werden.

Wird Vancomycin in Infusionslösungen mit anderen Wirkstoffen gemischt, so kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen auf die einzelnen Bestandteile kommen. Dadurch können sowohl Vancomycin als auch die mit dem Antibiotikum kombinierten Wirkstoffe in ihrer Wirkung abgeschwächt werden.

Gegenanzeigen

Vancomycin darf bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei schweren Schädigungen des Gehörs oder bei Nierenfunktionsstörungen darf Vancomycin nur als Infusion verabreicht werden, wenn das Leben des Patienten in akuter Gefahr ist. Auch bei Schwangeren und stillenden Müttern sowie älteren Patienten sollte eine Behandlung mit dem Wirkstoff nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt stattfinden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft sollte Vancomycin nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt angewendet werden, da die Unbedenklichkeit einer Behandlung mit dem Wirkstoff in dieser Zeit noch nicht gezeigt wurde.

Vancomycin gelangt über die Muttermilch in den Säugling. Bei diesem kann es dadurch zu Störungen der Darmflora mit Durchfällen und einer Darmentzündung durch Sprosspilzbesiedlung kommen. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Sensibilisierung des Säuglings gegen den Wirkstoff, so dass er bei einer späteren Verwendung nicht mehr wirken könnte. Aus diesen Gründen sollte Vancomycin während der Stillzeit nur bei Versagen anderer Antibiotika angewendet werden.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Säuglinge und Kleinkinder erhalten eine dem Körpergewicht angepasste Dosierung von Vancomycin.

Warnhinweise

  • Bei längerer Anwendung des Medikaments ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Blutspiegels erforderlich.
  • Wenn nicht gegen solche eingesetzt, ist bei schweren und anhaltenden Durchfällen an eine pseudomembranöse Colitis zu denken, die lebensbedrohlich sein kann.
  • Die Dosierung des Medikaments sollte bei einer Nierenfunktionseinschränkung angepasst werden.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad Celsius gelagert werden.
  • Das Medikament ist in der Originalpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapsel)
30 Stück Hartkapseln
250 Milligramm Vancomycin
12 Stück Hartkapseln
250 Milligramm Vancomycin

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Vancomycin ENTEROCAPS 250 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Vancomycin (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Vancomycin „Lederle“ 500 mg/ -1000 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.