Desogestrel

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.10.2015

Allgemeines

Desogestrel dient zur Schwangerschaftsverhütung ("Pille", "Antibabypille"). Der Wirkstoff ist insbesondere für Frauen geeignet, die keine Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung anwenden wollen oder aufgrund einer Erkrankung keine Östrogene einnehmen dürfen. Da der Wirkstoff die Milchbildung nicht beeinflusst, kann er bereits während der Stillzeit eingesetzt werden.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Eizellenentwicklung und Eisprung hemmen
  • Gebärmutterhalsschleim verdicken
  • männlichen Samenzellen den Weg in die Gebärmutter versperren
  • Schwangerschaft verhindern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Desogestrel im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Desogestrel nicht verwendet werden?

Desogestrel darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
  • schweren Funktionsstörungen der Leber, Leberentzündung oder Gelbsucht (cholestatischer Ikterus),
  • einer vorausgegangenen oder bestehenden Krebserkrankung der Leber,
  • Krebserkrankungen, deren Tumorwachstum durch Sexualhormone angeregt wird,
  • Blutungen aus der Scheide ungeklärter Ursache,
  • einer erhöhten Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) oder bestehenden Venenerkrankungen,
  • einer Fehlbildung des Mutterkuchens während einer früheren Schwangerschaft (Blasenmole),
  • nach einem verhaltenen Abort (Versterben des Kindes im Mutterleib, ohne dass es zu Wehen oder Blutungen kommt).

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt ist der Wirkstoff anzuwenden bei Frauen:

  • mit nur einem funktionsfähigen Eileiter,
  • mit einem erhöhten Risiko für eine Eileiterschwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter),
  • unter 30 Jahren, die erstmals eine hormonelle Schwangerschaftsverhütung anwenden wollen,
  • über 30 Jahren, die rauchen oder Übergewicht haben,
  • mit schwerem Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus,
  • die bereits einmal einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten haben,
  • die zu einer Hauterkrankung mit Fleckenbildung im Gesicht (Chloasma) neigen.

Vorsicht ist zudem geboten, wenn während einer früheren Schwangerschaft schwerer allgemeiner Juckreiz oder ein Herpes-ähnlicher Ausschlag am Körper auftraten.

Vor Beginn der Behandlung mit Desogestrel muss eine gründliche gynäkologische Untersuchung erfolgen und eine Schwangerschaft ist auszuschließen.
 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff darf während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, da Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes nicht auszuschließen sind.

In der Stillzeit kann Desogestrel zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt werden, denn es hemmt (anders als Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung) die Bildung der Muttermilch nicht. Da aber geringe Mengen des Wirkstoffs in die Milch übertreten und es zu möglichen Auswirkungen auf den Säugling keine ausreichenden Untersuchungen gibt, müssen Entwicklung und Wachstum des gestillten Kindes sorgfältig vom Arzt überwacht werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Desogestrel ist zur Anwendung bei Kindern nicht geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Desogestrel haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Desogestrel. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schmierblutungen, Zwischenblutungen, Zyklusunregelmäßigkeiten.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen im Gewebe, Gewichtszunahme, Ausbleiben der Monatsblutung, Magenbeschwerden, Akne, Nervosität, gesteigerte Reizbarkeit, Spannungs- und Schmerzgefühl in der Brust.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Müdigkeit, Unverträglichkeit von Kontaktlinsen, erhöhtes Risiko für Entzündungen und Infektionen der Scheide, Schmerzen vor oder während der Regelblutung, Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschläge, Nesselsucht, Juckreiz).

Seltene Nebenwirkungen:
Veränderungen des Geschmacks- und Geruchssinns, Zunahme der Körperbehaarung, Fleckenbildung im Gesicht (Chloasma), Leberentzündung, Gelbsucht, Erythema nodosum, Eierstockzysten.

Besonderheiten:
Während der Einnahme ist das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter) leicht erhöht. Bei Ausbleiben der Regelblutung und bei Unterleibsschmerzen sollte daher eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

Bei ersten Anzeichen von Venenerkrankungen aufgrund einer Blutgerinnselbildung (Thrombose), bei plötzlich auftretenden migräneartigen oder ungewohnt starken Kopfschmerzen, akuten Sehstörungen jeder Art, schweren Depressionen oder deutlichen Störungen der Leberfunktion ist die Behandlung mit Desogestrel abzubrechen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Desogestrel?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Antiepileptika (wie Carbamazepin, Primidon, Barbexaclon, Lamotrigin oder Phenytoin), Barbiturate, Antibiotika (wie Ampicillin, Tetracycline, Rifampicin und Rifabutin), Griseofulvin (Wirkstoff zur Behandlung von Pilzinfektionen), Acitretin (Mittel gegen Schuppenflechte), Johanniskraut sowie Ritonavir und Nevirapin (virenhemmende Mittel) können den Abbau von Desogestrel beschleunigen und seine Wirkung abschwächen.

Die gleichzeitige Anwendung von medizinischer Kohle beeinträchtigt die Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper.

Desogestrel kann die Wirksamkeit oraler Antidiabetika sowie die von Insulin beeinflussen. Eventuell sind Dosisanpassungen erforderlich.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Frauen mit Zuckerkrankheit sollte der Blutzuckerspiegel, insbesondere zu Beginn der Behandlung, regelmäßig kontrolliert werden.
  • Während der Einnahme des Medikaments sollte man regelmäßig zum Frauenarzt gehen.
  • Frauen mit einer Neigung zu dunklen Hautflecken (Chloasmen) sollten während der Anwendung Sonnenbäder und Solarien meiden.
  • Während der Einnahme kann die Verträglichkeit von Kontaktlinsen beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Desogestrel?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Desogestrel enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 

 

So wirkt Desogestrel

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Desogestrel. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Gestagene, Kontrazeptiva, Sexualhormone, zu welcher der Wirkstoff Desogestrel gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Desogestrel

Desogestrel dient zur Schwangerschaftsverhütung ("Pille", "Antibabypille"). Der Wirkstoff ist insbesondere für Frauen geeignet, die keine Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung anwenden wollen oder aufgrund einer Erkrankung keine Östrogene einnehmen dürfen. Da der Wirkstoff die Milchbildung nicht beeinflusst, kann er bereits während der Stillzeit eingesetzt werden.

Voraussetzung für eine zuverlässige Empfängnisverhütung ist die tägliche Einnahme einer Desogestrel-haltigen Tablette zur etwa gleichen Tageszeit. Wird dieser Zeitpunkt um mehr als 12 Stunden überschritten, ist der Schutz nicht mehr gewährleistet und für die darauf folgenden sieben Tage sind zusätzliche nicht-hormonelle Maßnahmen zur Vermeidung einer Schwangerschaft zu treffen. Auch Übelkeit und Erbrechen sowie schwerer Durchfall können die Wirksamkeit von Desogestrel beeinträchtigen.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Desogestrel sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Desogestrel

Desogestrel ist ein künstlich hergestellter Wirkstoff mit hormonartiger Wirkung. Es wird der Gruppe Gestagene zur Verhütung zugeordnet und wird zumeist in Form von Tabletten (Minipille) eingenommen.

Wie auch die übrigen Wirkstoffe dieser Gruppe verdickt Desogestrel den Schleim im Gebärmutterhals, dadurch können männliche Samenzellen nicht in die Gebärmutter gelangen. Weiterhin verändert es die Gebärmutterschleimhaut, so dass eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann. Anders als andere Gestagene zur Verhütung unterdrückt Desogestrel zudem die Eizellenentwicklung und den Eisprung; daher gilt seine schwangerschaftsverhütende Wirkung als sehr sicher und ist mit der von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung vergleichbar.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.