Urokinase 10.000/ -50.000/ -100.000/ -250.000 HS medac

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.01.2013
Hersteller: medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH
Wirkstoff: Urokinase
Darreichnungsform: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Urokinase 10.000/ -50.000/ -100.000/ -250.000 HS medac enthält den Wirkstoff Urokinase.

Urokinase wird zur Beseitigung von Blutgerinnseln eingesetzt. Beispielsweise
  • bei Verschlüssen von Arterien außerhalb des Gehirns
  • bei akuten und kürzlichen Verschlüssen tiefliegender Venen
  • bei akutem Verschluss eines Lungengefäßes (Lungenembolie), insbesondere bei schwankendem Blutdruck
  • bei Verschluss einer Verbindung von Vene und Arterie (natürlicherweise nur beim Ungeborenen vorhanden oder künstlich angelegt).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Urokinase sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Blutverdünner (Antikoagulantien), zu welcher der Wirkstoff Urokinase gehört.

    Dosierung

    Die Dosierung wird vom Arzt nach den jeweiligen Krankheitsbildern ausgerichtet.

    Für die Behandlung von Arterien-Verschlüssen werden zunächst 250.000 bis
    600.000 I.E. Urokinase über 10 bis 20 Minuten in die Vene gegeben. Dann erfolgen Infusionen mit 80.000 bis 150.000 I.E. Urokinase/Stunde. Es kann auch eine örtliche Behandlung des Verschlusses erfolgen: Dazu spritzt der Arzt die Urokinaselösung direkt hinein. Die Dosis sollte nicht höher
    als 100.000 bis 120.000 I.E./Stunde für einen 70 Kilogramm wiegenden Patienten sein. Wenn nötig, wird diese Form der Therapie über 48 Stunden bis zur Auflösung des Verschlusses durchgeführt.

    Bei einem Verschluss tiefliegender Venen gibt der Arzt anfänglich eine Infusion von 250.000 bis 600.000 I.E. Urokinase über 10 bis 20 Minuten. Danach wird mit 40.000 bis 100.000 I.E./Stunde weiterbehandelt.

    Gegen eine Lungenembolie werden zunächst über 10 bis 20 Minuten 2.000 oder 4.400 I.E. Urokinase/Kilogramm Körpergewicht in die Vene gegeben. Die Nachbehandlung besteht in stündlich 2.000 I.E. Urokinase/Kilogramm Körpergewicht über 24 Stunden, wenn gleichzeitig Heparin gegeben wird oder in stündlich 4.400 I.E. Urokinase/Kilogramm Körpergewicht über zwölf Stunden ohne Heparin.

    Bei einer verschlossenen Arterien-Venen-Verbindung gibt der Arzt in beide Enden des Verbindungsstücks Urokinaselösung in einer Konzentration von
    5.000 bis 25.000 I.E./Milliliter.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    • Humanalbumin
    • Natriumdihydrogenphosphat
    • Natriummonohydrogenphosphat

    Nebenwirkungen

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Verminderung der Blutzellen ohne feststellbare Blutungen, Leberwert-Erhöhung (Transaminasen, vorübergehend), Blutspuren im Urin, (Sicker-)Blutungen aus Punktionsstellen, Wunden, Entstehung oder Vergrößerung von Blutergüssen, Nasenbluten, Zahnfleischblutungen.

    Häufige Nebenwirkungen:
    Gehirnblutungen, Embolie, Magen-Darm-Blutungen, Blutungen hinter dem Bauchfell, Schamblutungen, Blutungen aus den Harnwegen, Fieber.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    lebensbedrohliche Gehirnblutungen, lebensbedrohliche Magen-Darm-Blutungen, lebensbedrohliche Blutungen hinter dem Bauchfell, lebensbedrohliche Leberblutungen, lebensbedrohliche Einblutungen in Organe oder Muskelgewebe.

    Sehr seltene Nebenwirkungen:
    Glaskörperblutungen, allergische Reaktionen (mit fliegender Hitze, Nesselfieber, Atemproblemen, niedrigem Blutdruck).

    Wechselwirkungen

    Eine erhöhte Blutungsgefahr besteht bei vorheriger oder gleichzeitiger Gabe von
    • Blutverdünnern (Antikoagulantien) wie beispielsweise Heparin, Phenprocoumon oder Warfarin
    • Thromboztenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure, Clopidogrel, Ticlopidin und Dipyridamol
    • Wirkstoffen mit Einfluss auf die Blutplättchenaktivität wie das GichtmittelAllopurinol, der CholesterinsenkerClofibrat, die EntzündungshemmerIndometazin und Phenylbutazon sowie alle nicht-steroidalen Antirheumatika, Antibiotika aus den Wirkstoffgruppen der Tetracycline und Sulfonamide, das AntiepileptikumValproinsäure, das SchilddrüsenmittelThiouracil, Zytostatika und das Blutersatzmittel Dextran.
    Die Wirkung von Urokinase hemmen sogenannte Antifibrinolytika, wie beispielsweise Tranexamsäure und Epsilon-Aminocapronsäure, der "Gewebekleber" Aprotinin und das Konservierungsmittel Para-Aminobenzoesäure.

    Gegenanzeigen

    Urokinase darf nicht angewendet werden bei
    • Überempfindlichkeit (Allergie) gegen den Wirkstoff
    • allen Formen verminderter Blutgerinnungsfähigkeit, insbesondere spontanen Auflösungen von Fibrinpolstern, krankhaften Gerinnungsstörungen
      und gleichzeitiger Therapie mit Blutverdünnern zum Einnehmen (wie Phenprocoumon, Warfarin
    • akuten Schäden an Gehirngefäßen wie einem Schlaganfall und vorübergehenden Durchblutungsstörungen (TIA), insbesondere bei Gehirnblutungen
    • Geschwulsten im Gehirn, Gefäßrissen oder Missbildungen der Gehirnarterien
    • Blutansammlungen in Blutgefäßwänden (Aneurysma dissecans)
    • einer bestehenden Blutung, die Beschwerden verursacht
    • erhöhter Blutungsbereitschaft infolge von:
      • Magen-Darm-Erkrankungen wie Krebs, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, akuter Colitis ulcerosa
      • Erkrankungen des Schambereichs oder der Harnwege wie Krebs oder Steinbildungen
      • Lungenerkrankungen wie offene Tuberkulose oder Aussackungen der Bronchien
      • schweren Lebererkrankungen wie Leberzirrhose, Speiseröhrenkrampfadern
      • schweren Nierenerkrankungen.
    • innerhalb von drei Monaten nach einer schweren Blutung, nach einer schweren Verletzung oder einem größeren chirurgischen Eingriff (beispielsweise Bypass-Operation oder Eingriffe oder Verletzungen am Gehirn oder Rückenmark)
    • in den ersten vier Wochen nach der Geburt, bei (auch drohendem) Abort oder Fehllage des Mutterkuchens
    • nach Anstechen eines Blutgefäßes, das nicht zusammengedrückt werden kann
    • innerhalb von zehn Tagen nach Gewebeentnahmen, Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit, längerer Notfall-Herzmassage, kürzlich erfolgter Injektion in einen Muskel
    • therapeutisch nicht beeinflussbarem schwerem Bluthochdruck (über 200/100 mmHg)
    • Netzhautblutungen oder anderen Erkrankungen des Auges mit Blutungsneigung
    • akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung, Herzbeutelentzündung, Herzinnenwandentzündung durch Bakterien
    • Blutvergiftung.
    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Urokinase angewendet werden bei
    • anderen Erkrankungen des Gehirns und seiner Blutgefäße als den oben erwähnten
    • leichtem bis mittlerem Bluthochdruck
    • Blutgerinnseln im linken Herzen (beispielsweise bei Funktionsstörung der Mitralklappe mit Vorhofflimmern)
    • infizierter entzündlicher Blutgefäßverstopfung oder infizierter verstopfter Verbindung zwischen Vene und Arterie
    • Umständen, bei denen eine mögliche Blutungsquelle schwer zugänglich ist
    • Injektionen in Muskeln und der Verwendung starrer Katheter wegen der Verletzungsgefahr
    • älteren Patienten wegen des erhöhten Risikos für Gehirnblutungen
    • Patienten mit eingeschränkter Nieren- und / oder Leberfunktion, weil bei diesen eventuell eine Verminderung der Dosis erforderlich ist
    • Mangel an Blutplättchen und / oder Veränderungen der Gerinnungswerte.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Bisher liegen keine ausreichenden Daten aus Studien zur Anwendung von Urokinase in der Schwangerschaft vor. Kleine Urokinase-Moleküle und das fibrinauflösende Plasmin können den Mutterkuchen durchdringen. Tierexperimente ergaben zwar keine Hinweise auf Schäden am Ungeborenen, allerdings waren die angewendeten Konzentrationen des Wirkstoffs auch nur gering. Wegen der Gefährdung des Kindes ist Urokinase in der gesamten Schwangerschaft vom Arzt nur bei Lebensgefahr für die Mutter und unter besonderer Abwägung des Risikos anzuwenden. Das Auftreten von Blutungen und vorzeitigen Wehen sowie eine Übertragung mütterlicher Antikörper gegen Urokinase auf das Kind kann nicht ausgeschlossen werden.

    Die Anwendung von Urokinase ist in den ersten vier Wochen nach der Geburt, bei Abort, drohendem Abort, nach Abtreibungen oder Verdacht auf eine Fehllage des Mutterkuchens verboten.

    Es liegen keine Erkenntnisse zum Übergang von Urokinase in die Muttermilch vor. Daher wird der Arzt Urokinase in der Stillzeit nur geben, wenn dies für die Gesundheit der Mutter zwingend erforderlich ist. In diesem Fall sollte das Stillen für die Dauer der Anwendung unterbrochen werden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Die Erkrankungen, bei denen Urokinase eingesetzt wird, treten bei Kindern praktisch nicht auf. Daher gibt der Hersteller auch keine Empfehlungen zur Verwendung des Wirkstoffes in dieser Altersgruppe.

    Warnhinweise

    • Die steril hergestellte Lösung soll sofort verbraucht und nicht länger als acht Stunden aufbewahrt werden.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung)
    1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
    10000 Internationale Einheiten Urokinase
    1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
    50000 Internationale Einheiten Urokinase
    1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
    100000 Internationale Einheiten Urokinase
    1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
    250000 Internationale Einheiten Urokinase

    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Urokinase 10.000/ -50.000/ -100.000/ -250.000 HS medac sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Urokinase (ggf. auch Generika).

    Medikament
    Darreichungsform
    Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.