Tygacil 50 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.02.2018
Hersteller: PFIZER GmbH
Wirkstoff: Tigecyclin
Darreichnungsform: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Tygacil 50 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung enthält den Wirkstoff Tigecyclin.

Tigecyclin wird bei Erwachsenen und Kindern ab acht Jahren zur Behandlung folgender Infektionen angewendet:
  • komplizierte Infektionen der Haut, von Muskeln, Sehnen und Knorpeln; ausgenommen sind Infektionen an den Füßen in Folge einer Zuckerkrankheit.
  • komplizierte Infektionen im Bauchraum
Der Wirkstoff darf nur in solchen Situationen angewendet werden, bei denen der Arzt andere Antibiotika für nicht geeignet hält.

Wenn sich nach Beginn der Therapie mit Tigecyclin herausstellt, dass der Ort der Infektion ein anderer ist als Haut, Muskeln und Sehnen oder die inneren Organe, wird der Arzt auf andere Behandlungsformen ausweichen, die bei der vorliegenden speziellen Infektion nachgewiesenermaßen wirksam sind.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tigecyclin sind vertiefende Informationen verfügbar:

  • Infektionen durch Streptokokken

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Tetracycline, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Tigecyclin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • komplizierte Infektionen der Haut, Muskeln, Sehnen und Knorpeln bei Erwachsenen und Kindern ab acht Jahren
  • komplizierte Infektionen im Bauchraum bei Erwachsenen und Kindern ab acht Jahren

Dosierung

Bei Erwachsenen beträgt die empfohlene Anfangsdosis 100 Milligramm Tigecyclin (zwei Flaschen), gefolgt von einer Flasche alle zwölf Stunden über einen Zeitraum von fünf bis 14 Tagen.

Die Dauer der Behandlung richtet der Arzt nach dem Schweregrad und Ort der Infektion sowie nach dem Behandlungserfolg.

Bei Kindern ab acht Jahren muss ein Arzt die Behandlung überwachen, der über viel Erfahrung in der Behandlung von Infektionskrankheiten verfügt.

Kinder im Alter von acht bis unter zwölf Jahren erhalten im Allgemeinen für fünf bis 14 Tage alle zwölf Stunden 1,2 Milligramm Tigecyclin/Kilogramm Körpergewicht bis zu einer Maximaldosis von 50 Milligramm. Diese Maximaldosis gilt auch für Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Auch sie erhalten diese über fünf bis 14 Tage.

Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh C) sollte die Tigecyclin-Dosis um die Hälfte reduziert werden.

Das Medikament darf nur als 30- bis 60-minütige Infusion in eine Vene gegeben werden, wobei bei Kindern und Jugendlichen die längere Infusionszeit einzuhalten ist.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose-Monohydrat
  • Natriumhydroxid
  • Salzsäure

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung (auch mit Schock), Lungenentzündung, Abszesse, Infektionen, veränderte Gerinnungswerte (Thromboplastin, Prothrombin), Unterzuckerung, Eiweißmangel im Blut, Schwindel, Blutgefäßentzündung, Bauchschmerzen, Verdauungstörungen, Essensverweigerung, erhöhte Leberwerte (ALAT, ASAT, Bilirubin), Juckreiz, Ausschlag, Wundheilungsstörungen, Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, erhöhte Amylase im Blut, erhöhter Harnstoff/Stickstoff-Wert im Blut

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, veränderter Gerinnungswert (INR), Blutgefäßverstopfung, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gelbsucht, Leberschäden (meist durch Gallenstau)
An der Injektionsstelle:
Entzündungen, Schmerzen, Schwellung, Blutgefäßentzündung

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
zu wenig Fibrinogen im Blut, allergischer Schock, Leberfunktionsstörung, schwere Hautreaktionen (einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom)

Besonderheiten:
Patienten mit Wundheilungsstörungen werden vom Arzt besonders bezüglich einer zusätzlichen Infektion überwacht.

Tigecyclin kann zu ähnlichen Nebenwirkungen wie andere Tetracycline führen. Diese Nebenwirkungen können Lichtempfindlichkeit der Haut, Hirngeschwulste, Bauchspeicheldrüsenentzündung und eine auszehrende Wirkung umfassen.

Besteht nach Behandlungsbeginn der Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen), muss die Therapie möglicherweise abgebrochen werden.

Kommt es während der Therapie zu schweren Durchfällen, ist sofort der Arzt zu verständigen. Es könnte sich um eine gefährliche Darmentzündung durch den Keim Clostridium difficile handeln.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von Tigecyclin und dem Blutverdünner Warfarin führt zu einer Wirkungsverstärkung des Gerinnungshemmers. In diesen Fällen wird der Art die Blutgerinnung besonders sorgfältig überprüfen.

Tigecyclin wird nur zu einem geringen Anteil verstoffwechselt und verhält sich gegenüber anderen Wirkstoffen daher weitgehend neutral. Seinerseits kann der Wirkstoff in seinem Abbau durch das Pilzmittel Ketoconazol oder Cyclosporin (gegen Organabstoßungen) behindert und somit in Wirkung und Nebenwirkungen gesteigert oder durch das Tuberkulose-MittelRifampicin unwirksamer werden.

Es gibt keine gegenteilige Wirkung zwischen Tigecyclin und anderen häufig eingesetzten Antibiotika.

Wie bei allen Antibiotika kann Durchfall bei gleichzeitiger Einnahme mit der Antibabypille die Wirkung der Hormone mindern.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Tigecyclin nicht eingesetzt werden. Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Tetracycline können überempfindlich gegen Tigecyclin sein.

Bei schwerstkranken Patienten mit Organinfektionen infolge eines Risses im Verdauungskanal oder bei Patienten mit beginnender Blutvergiftung oder entsprechendem Schock-Zustand wird statt Tigecyclin meist eine Kombinationstherapie mit anderen Antibiotika erfolgen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Tigecyclin eingesetzt werden bei
  • Gallenstau, da der Wirkstoff zu 50 Prozent über die Galle ausgeschieden wird.
  • Patienten mit schweren Grunderkrankungen, weil es damit nur wenige Erfahrungen gibt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine oder nur begrenzte Erfahrungen mit der Verwendung von Tigecyclin bei Schwangeren. Tierexperimente zeigten verschiedene Schäden an den Nachkommen. Das Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Wie auch andere Antibiotika der Tetracyclin-Gruppe kann Tigecyclin beim Ungeborenen in der letzten Hälfte der Schwangerschaft und bei Kindern unter acht Jahren zu dauerhaften Zahnschäden (Verfärbung und Verlust des Zahnschmelzes) und zu einer Verzögerung der Knochenbildung führen. Der Wirkstoff reichert sich nämlich in Geweben mit hohem Calcium-Gehalt an und bildet mit dem Mineralstoff einen unlöslichen Komplex. Tigecyclin darf daher nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, der Arzt hält eine Behandlung mit Tigecyclin für unbedingt erforderlich.

Es ist nicht bekannt, ob Tigecyclin und/oder seine Abbauprodukte beim Menschen in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt wird entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Tigecyclin verzichtet werden soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Es gibt nur sehr begrenzte Erfahrungen zum Einsatz von Tigecyclin bei Kindern ab acht Jahren und Jugendlichen. Der Arzt wird daher die Anwendung in dieser Altersgruppe auf solche Situationen beschränken, in denen keine anderen antibakteriellen Behandlungen verfügbar sind.

Aufgrund fehlender Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit und wegen eines möglichen Zusammenhangs zwischen Tigecyclin und einer bleibenden Zahnverfärbung sollte der Wirkstoff bei Kindern unter acht Jahren nicht angewendet werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament ist für Kinder unter acht Jahren nicht geeignet.
  • Kommt es während der Therapie zu schweren Durchfällen, ist sofort der Arzt zu verständigen.
  • Treten nach Behandlungsbeginn Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Das Medikament kann, wie andere Tetracycline, zu Lichtempfindlichkeit der Haut, Hirngeschwulsten, Bauchspeicheldrüsenentzündung und Auszehrung führen.
  • Das Medikament muss kühler als 25 Grad Celsius gelagert werden.
  • Nach der Zubereitung der Lösung muss das Medikament sofort verwendet werden.
  • Das Medikament darf nicht mit Lösungen gemischt werden, die Amphotericin B, Amphotericin-B-Lipid-Komplex, Diazepam, Esomeprazol oder Omeprazol enthalten oder einen pH-Wert über 7 haben.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung)
10 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
50 Milligramm Tigecyclin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Tygacil 50 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Tigecyclin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.