ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5mg/25mg/50mg/100mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.11.2007
Hersteller: ratiopharm GmbH
Wirkstoff: Captopril
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5mg/25mg/50mg/100mg enthält den Wirkstoff Captopril.

Captopril hat mehrere Einsatzgebiete. Es kann gegeben werden bei:
  • Bluthochdruck als Einzeltherapie oder in Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Mitteln
  • Herzmuskelschwäche oft in Kombination mit Diuretika, bei schweren Formen der Herzmuskelschwäche auch in Kombination mit Herzglykosiden und Betablockern
Außerdem wird Captopril in den ersten 24 Stunden nach einem Herzinfarkt gegeben. Auch als Langzeitvorbeugung gegen einen Herzinfarkt bei Herzmuskelschwäche und als Schlaganfall-Vorbeugung bei einem durch Diabetes mellitus bedingten Bluthochdruck kann Captopril dienen. Diese Anwendungsgebiete sind allerdings noch nicht vollständig gesichert. Darum haben nicht alle Pharmafirmen ihre Captopril-Medikamente für diese Erkrankungen vorgesehen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Captopril sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen ACE-Hemmer, Blutdrucksenker, zu welcher der Wirkstoff Captopril gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Bluthochdruck
  • Herzmuskelschwäche
  • begleitend zu einer Behandlung mit wassertreibenden Medikamenten
  • bei schwerer Herzmuskelschwäche begleitend zu Digitalis (ein Medikament, das die Kontraktionskraft des Herzmuskels stärkt)

Dosierung

ACE-Hemmer-ratiopharm 25/50/100 Milligramm, sind wegen ihrer hohen Dosis nicht für den Therapiebeginn bei einer Herzmuskelschwäche geeignet und auch nicht geeignet bei Patienten mit Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel, mit starkem Bluthochdruck, im Alter über 65 Jahre, mit Leberversagen und Nierenfunktionsstörungen. Bei diesen Patienten können sie aber als Erhaltungstherapie eingesetzt werden.

Nach Gabe der ersten Dosis und nach Dosiserhöhungen sollten die Patienten etwa zwei Stunden ärztlich überwacht werden.

Bei Bluthochdruck beträgt die anfängliche Dosierung je eine Tablette mit 12,5 Milligramm morgens und abends. Kann so keine Normalisierung des Blutdrucks erreicht werden, kann die Dosis auf zweimal eine Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 25 Milligramm oder einmal eine Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 50 Milligramm pro Tag erhöht werden. Eine Erhöhung der Dosis sollte erst nach drei Wochen erfolgen. Die Erhaltungsdosis beträgt in der Regel 50 Milligramm Captopril, die Maximaldosis sollte 150 Milligramm pro Tag nicht überschreiten.

Bei Herzmuskelschwäche (wenn diese Tabletten als Zusatzmedikamente gegeben werden) beträgt die Anfangsdosis je 6,25 Milligramm morgens und abends (entspricht je einer halben Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5 Milligramm). Eine Dosiserhöhung sollte nur schrittweise (abhängig von der Wirkung der Therapie) erfolgen. Die Erhaltungsdosis liegt in der Regel bei 25 bis 75 Milligramm pro Tag. In Einzelfällen kann die Gabe von maximal 150 Milligramm pro Tag nötig werden.

Bei älteren Patienten (über 65 Jahren) und bei Patienten mit Leberversagen werden als Anfangsdosis je 6,25 Milligramm abends und als Erhaltungsdosis in der Regel 25 bis 50 Milligramm Captopril (entspricht ein bis zwei Tabletten ACE-Hemmer-ratiopharm 25 Milligramm) pro Tag gegeben. Die Maximaldosis liegt hier bei 100 Milligramm pro Tag (entspricht einer Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 100 Milligramm).

Bei mäßiger bis schwerer Nierenfunktionsstörung beträgt die Anfangsdosis abends 6,25 Milligramm, die Erhaltungsdosis 25 bis 50 Milligramm pro Tag (entspricht ein bis zwei Tabletten ACE-Hemmer-ratiopharm 25 Milligramm), die Maximaldosis liegt bei 75 Milligramm Captopril pro Tag.

Bei sehr schwerer Nierenfunktionsstörung beträgt die Dosis 6,25 bis 25 Milligramm pro Tag (bis zu einer Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 25 Milligramm).

Die anfängliche Dosis bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr (ab zirka 20 Kilogramm) beträgt 6,25 Milligramm morgens (entspricht einer halben Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5 Milligramm) und wird in Abhängigkeit vom Ansprechen des Kindes auf die Therapie angepasst. Im Allgemeinen beträgt sie zweimal eine Tablette ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5 Milligramm pro Tag.

Grundsätzlich werden die Tabletten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose
  • Maisstärke
  • mikrokristalline Cellulose
  • hydriertes Rhizinusöl (-12,5/25/50 zusätzl.)
  • Magnesiumstearat (-12,5/25/50 zusätzl.)
  • Palmitinsäure (-100 zusätzl.)
  • Siliciumdioxid
  • Talkum (-100 zusätzl.)

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Schwindel, Schwächegefühl, Sehstörungen (selten mit Bewusstseinsverlust ohne erkennbare Ursache), Nierenfunktionsstörungen (selten bis zum Nierenversagen), trockener Reizhusten, Bronchitis, Übelkeit, Oberbauchbeschwerden, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Verminderung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übermäßige Blutdrucksenkung, Mangel an Blutzellen (verminderter Hämatokrit), Verminderung der weißen Blutkörperchen, Verminderung der Blutplättchen, Reizleitungsstörungen am Herzen (AV-Block II. und III. Grades), Eiweißausscheidung im Urin (teilweise mit verschlechterter Nierenfunktion), Atemnot, Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Seltene Nebenwirkungen:
Bewusstseinsverlust, Ohnmacht ohne erkennbare Ursache, verschlechterte Nierenfunktion, Nasenschleimhautentzündung, Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, nervliche Missempfindungen, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Ohrensausen, Sehstörungen, Geschmacksveränderungen, vorübergehender Geschmacksverlust, Blutarmut, verminderte Blutplättchenzahl, verminderte Zahl der neutrophilen und eosinophilen Granulozyten (spezielle Zellen der Körperabwehr), erhöhter Blutharnstoffwert, Anstieg des Blutkreatinin- und/oder Blutkaliumwerts, verminderter Blutnatriumwert, herzbedingte Schockzustände, verstärkte Blasenbildung, beginnende Gelbsucht (Gallenstau) bis Absterben von Leberzellen mit eventuell tödlichem Ausgang (unklarer Zusammenhang zur Einnahme von Captopril), Nesselsucht, Hautausschlag mit schwerer Störung des Allgemeinbefindens.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Herzrasen, Herzstolpern, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Angina Pectoris, Herzinfarkt, spürbare Herztätigkeit, Vorstufen eines Schlaganfalls, Schlaganfall, akutes Nierenversagen, Krampf der Atemwegsmuskulatur, allergisch bedingte Lungenerkrankung und Lungenentzündung, Zungenentzündung, Mundtrockenheit, Leberentzündung, Leberfunktionsstörungen, bläschenartige Hautveränderungen, Hautreaktionen wie Rötung, Schwellung, Juckreiz; Lichtsensibilität, Haarausfall, durch Gefäßkrämpfe bedingte anfallsweise Minderversorgung der Finger (Raynaud-Symptomatik), erhöhte Blut-Bilirubinkonzentration, Anstieg des Leberenzymwerts, Leberfunktionsstörungen, Leberentzündung, verminderte Zahl aller Granulozyten (spezielle Zellen der Körperabwehr), Blutkaliumwertanstieg bei Zuckerkrankheit, Brustvergrößerung, Zerstörung der roten Blutkörperchen mit Blutarmut, erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Auflösung/Zerfall der roten Blutkörperchen, vermehrtes Schwitzen.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen mit Captopril hinsichtlich seiner Wirkung und Nebenwirkungen können auftreten:
  • Nicht-opioide Schmerzmittel, Sympathomimetika und nicht-steroidale Antirheumatika vermindern die Blutdrucksenkung.
  • Trizyklische Antidepressiva, Narkosemittel, Diuretika und Mittel gegen hohen Blutdruck verstärken die Blutdrucksenkung.
  • Immunsuppressiva erhöhen das Risiko für das Auftreten von Blutbildveränderungen. Allopurinol (Mittel gegen Gicht-Anfälle), Zytostatika und Procainamid (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen) verstärken mögliche Blutbildveränderungen.
  • Kalium und kaliumsparende Entwässerungsmittel (wie Spironolacton, Amilorid, Triamteren) sowie Kaliumüberschuss verursachende Arzneimittel (zum Beispiel Heparin) erhöhen den Kaliumspiegel. Dadurch kann sich die Wirkung von Herzglykosiden abschwächen.
  • Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux- Membranen (eingesetzt bei der Blutwäsche), Dextransulfat (eingesetzt bei der Blutwäsche bei stark erhöhten Blutfetten) und Insektengifte im Rahmen einer Desensibilisierungs-Therapie erhöhen das Risiko für das Auftreten von allergischen Reaktionen bis zum Schock.
  • Die Kombination mit Blutdrucksenkern wie AT1-Rezeptor-Antagonisten oder Aliskiren wird nicht empfohlen, da das Risiko für Nebenwirkungen wie Kaliummangel, Blutdruckabfall und Abnahme der Nierenfunktion erhöht ist. Dies gilt besonders bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung aufgrund von Zuckerkrankheit.
  • Orale Antidiabetika und Insuline verstärken eine mögliche Blutzuckersenkung.
Captopril verändert aber auch die Effekte anderer Wirkstoffe:
  • Eine Kombination mit Lithium (Mittel bei manischer Depression) ist nicht zu empfehlen, da die Ausscheidung von Lithium verzögert und damit seine Giftigkeit gesteigert wird.

Gegenanzeigen

Captopril darf nicht gegeben werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Captopril oder einen anderen ACE-Hemmer
  • angioneurotischem Ödem (Quincke-Ödem) mit Schwellung von Gesicht, Lippen, Zunge, Kehlkopf, Schleimhaut und Augen
  • Zuckerkranken oder Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, die den BlutdrucksenkerAliskiren erhalten
  • bei gleichzeitiger Anwendung von Poly(acrylnitril, natrium-2-methallylsulfonat)high-flux-Membranen (werden bei der Dialyse eingesetzt).
Nur nach strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und unter regelmäßiger Kontrolle darf Captopril gegeben werden bei
  • erhöhtem Urineiweiß von über 1 Gramm pro Tag.
  • eingeschränkter Nierenfunktion
  • unbehandelbarer, schwerer Herzmuskelschwäche.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Einnahme von Captopril ist in Schwangerschaft und Stillzeit streng verboten.

Wenn eine Schwangerschaft geplant oder festgestellt wird, muss die Behandlung vom Arzt auf andere Wirkstoffe umgestellt werden.

Beim Ungeborenen könnte es durch die Einnahme von Captopril zu einer Verringerung der Nierenfunktion und zu verzögerter Bildung der Schädelknochen kommen. Eine Verminderung des Fruchtwassers kann auftreten. Bei Neugeborenen können durch den Wirkstoff Nierenversagen, niedriger Blutdruck und eine erhöhte Blutkaliumkonzentration verursacht werden. Hinsichtlich dieser Nebenwirkungen müssen alle Kinder, deren Mütter Captopril eingenommen haben, sorgfältig ärztlich überwacht werden. Ist eine Schwangere während oder nach dem zweiten Schwangerschaftsdrittel mit Captopril behandelt worden, sollte der Arzt beim Kind mittels Ultraschall die Nierenfunktion und den Schädel untersuchen.

Captopril geht in die Muttermilch über. Hält der Arzt eine Behandlung mit Captopril während der Stillzeit für unumgänglich, muss abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Captopril ist auch für die Behandlung von Kindern geeignet. Die Dosis wird dabei vom Arzt in Abhängigkeit vom Ansprechen des Kindes auf die Therapie angepasst.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann durch starken Blutdruckabfall so beeinträchtigt werden, dass Autofahren oder das Führen von Maschinen gefährlich sind.
  • Arbeiten ohne sicheren Halt sind während der Behandlung mit dem Medikament gefährlich.
  • Die Therapie darf ohne ärztlichen Rat nicht unterbrochen oder abgebrochen werden.
  • Während der Therapie dürfen körperliche Aktivitäten nicht plötzlich gesteigert werden.
  • Der Wirkstoff kann in der Schwangerschaft Missbildungen verursachen. Eine Schwangerschaft ist daher zuverlässig zu verhüten.
  • Alle wichtigen Laborwerte (Harnstoff, Kreatinin, Kalium, Natrium, Urineiweiß, Bilirubin, Leberenzyme) müssen regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.
  • Vor Therapiebeginn sollte ein Wasser- oder Salzmangel ausgeglichen werden, während der Therapie muss der Patient genug trinken.
  • Bei Auftreten einer Gelbsucht (Ikterus) muss der Arzt verständigt und gegebenenfalls die Therapie abgebrochen werden.
  • Bei Auftreten eines angioneurotischen Ödems (Schwellung von Gesicht, Lippen, Zunge, Kehlkopf, Schleimhaut, Augen) muss die Therapie abgebrochen und ein Arzt aufgesucht werden.
  • Sollten Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen und/oder Halsentzündung auftreten, muss der Arzt umgehend das weiße Blutbild untersuchen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
20 Stück Tabletten
12,5 Milligramm Captopril
50 Stück Tabletten
12,5 Milligramm Captopril
100 Stück Tabletten
12,5 Milligramm Captopril
20 Stück Tabletten
25 Milligramm Captopril
50 Stück Tabletten
25 Milligramm Captopril
100 Stück Tabletten
25 Milligramm Captopril
20 Stück Tabletten
50 Milligramm Captopril
50 Stück Tabletten
50 Milligramm Captopril
100 Stück Tabletten
50 Milligramm Captopril
50 Stück Tabletten
100 Milligramm Captopril
100 Stück Tabletten
100 Milligramm Captopril

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über ACE-Hemmer-ratiopharm 12,5mg/25mg/50mg/100mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Captopril (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.