Frau mit gutem Körperbewusstsein zeigt sich in Unterwäsche
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Weibliche Geschlechtsorgane – Anatomie der Frau

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 08.03.2023

Die weiblichen Geschlechtsorgane sind Teil der Anatomie der Frau. Man versteht darunter all jene Organe, mit deren Hilfe Fortpflanzung möglich ist. Welche Organe dazugehören und wie ihre Funktion ist.

Überblick Anatomie der Frau

Die weiblichen Geschlechtsorgane ermöglichen die Fortpflanzung. Sie zählen zu den sogenannten "primären Geschlechtsmerkmalen". Damit das möglich ist, sind spezielle Organe notwendig,

  • in denen Eizellen heranreifen,
  • die nach dem Geschlechtsverkehr den Samen des Mannes in Richtung Eizelle leiten können und
  • in denen sich die befruchtete Eizelle zum Embryo und schließlich zum Fötus entwickeln kann.

Die weiblichen Geschlechtsorgane lassen sich in äußere und innere Geschlechtsorgane unterteilen. Die äußeren, von außen sichtbaren weiblichen Genitalien sind:

  • der Venushügel (Mons pubis),
  • die großen Vulva- oder Schamlippen (Labia majora pudendi),
  • die kleinen Vulva- oder Schamlippen (Labia minora pudendi),
  • der Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae),
  • die Scheidenvorhofdrüsen (Bartholin-Drüsen oder Glandula vestibularis majores) und
  • die Klitoris bzw. nur die Klitoriseichel (Glans clitoridis).

Den äußeren Bereich der Geschlechtsorgane fasst man auch unter dem Begriff Vulva zusammen.

Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane liegen alle im Unterleib im Inneren des kleinen Beckens. Zu ihnen zählen:

  • die Vagina (Scheide),
  • die Gebärmutter (Uterus),
  • die beiden Eileiter (Tuben) und
  • die beiden Eierstöcke (Ovarien).

Vulva und Vagina bezeichnen also nicht dasselbe – viele Frauen und Männer benutzen jedoch fälschlicherweise den Begriff Vulva, wenn sie eigentlich Vagina meinen und umgekehrt.

Sekundäre Geschlechtsmerkmale

Neben den primären Geschlechtsmerkmalen gibt es auch die sogenannten sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale. Sie entwickeln sich mit der Pubertät von Mädchen, verändern das Erscheinungsbild und sind ein äußeres Signal dafür, dass die Geschlechtsreife eingetreten ist. Zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen gehören bei der Frau:

  • Brüste
  • Intimbehaarung, Achselbehaarung
  • die im Vergleich zu Männern höhere Stimmlage
  • der für Frauen typische Körperbau, wie eine andere Körperfettverteilung als bei Männern, breiteres Becken, schmalere Taille

Äußere Geschlechtsorgane (Vulva)

Die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane werden in der Medizin auch als Vulva bezeichnet. Im deutschen Sprachgebrauch wird immer noch der Begriff "Scham" verwendet, wobei dieser heute eher vermieden wird, da er die weibliche Sexualität mit etwas Schamhaften konnotiert.

Zur Vulva gehören:

  • Venushügel
  • große und kleine Schamlippen
  • Klitoris (Kitzler) beziehungsweise eigentlich die Klitoriseichel
  • Scheidenvorhof
  • Scheidenvorhofdrüsen

Der Venushügel und die großen Schamlippen begrenzen als Fettpolster die Vulva. Auf der Haut wachsen in diesen Bereichen die Schamhaare, außerdem befinden sich hier Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen. Die großen Schamlippen sind zwei von Fettgewebe unterpolsterte Hautfalten, die sich zum einen schützend um das weibliche Geschlechtsorgan legen, zum anderen Schwellgewebe und Nerven enthalten. Die kleinen Schamlippen befinden sich unter den äußeren. Sie bestehen aus zwei dünnen Hautfalten, welche sehr berührungsempfindlich sind, da sie ein dichtes Geflecht aus Nerven und Blutgefäßen enthalten.

Die Schamlippen umschließen den Scheidenvorhof, in welchen im vorderen Bereich kurz unter der Klitoris die Harnröhrenöffnung und weiter hinten die Scheide mündet. Die Schamlippen liegen normalerweise aneinander an, sodass vom Scheidenvorhof nur ein schmaler Spalt zu sehen ist.

An der vorderen Umschlagfalte der kleinen Schamlippen liegt die Klitoris, ein ebenfalls von Schwellkörpern gebildetes Organ. Es wird stark mit Nervenendigungen versorgt und ist daher besonders berührungsempfindlich. Das Gewebe der Klitoris ist jedoch weitaus größer als der von außen sichtbare Teil, der eigentlich die Klitoriseichel ist. Es reicht bis weit in die Scheide hinein. Entwicklungsgeschichtlich entspricht die Klitoris dem Penis des Mannes. Die Klitoris ist das einzige Organ, das ausschließlich dem Lustempfinden dient.

Im unteren Drittel des Scheidenvorhofs sind die Vestibulardrüsen (Bartholin-Drüsen) eingebettet, die für die Befeuchtung (v. a. bei Erregung) des Scheidenvorhofs sorgen. Die Vestibulardrüsen zählt man deswegen auch zu den Scheidenvorhofdrüsen. Ihr Ausführungsgang mündet an der Innenseite und dem hinteren Drittel der kleinen Schamlippen.

Innere Geschlechtsorgane

Die inneren Geschlechtsorgane der Frau liegen im Inneren des kleinen Beckens. Zu ihnen zählen:

  • Vagina (Scheide)
  • Gebärmutter (Uterus) und Gebärmutterhals (Zervix)
  • Eileiter (Tubae uterinae)
  • Eierstöcke (Ovarien)

Vagina

Die Vagina (Scheide) ist ein etwa 8 bis 10 Zentimeter langer und 2 bis 3 Zentimeter breiter, dünnwandiger Gewebeschlauch. Sie besteht aus dehnbaren Muskelfasern. Die Vagina verbindet die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane mit der Gebärmutter und ist der Endabschnitt des Gebärmutterkanals: Sie reicht bis zum Muttermund.

Die Vagina erfüllt mehrere Aufgaben:

  • Blut kann während der Menstruation aus dem Körper fließen.
  • Sexualorgan, welches die Samenzellen des Penis aufnimmt, sodass diese zum Muttermund gelangen können.
  • Austrittskanal für das Baby bei der Geburt.
  • Die Scheide hat außerdem spezielle Aufgaben in der Abschirmung der inneren weiblichen Geschlechtsorgane gegenüber aufsteigenden Infektionen.

Vorder- und Rückwand der schlauchartigen Vagina liegen die meiste Zeit eng aneinander und berühren sich. Da sie jedoch dehnbar ist, passt sie sich während des Geschlechtsverkehrs oder bei der Geburt im Durchmesser an.

Jungfernhäutchen in der Vagina

Vor dem ersten Geschlechtsverkehr wird die Vagina durch das Jungfernhäutchen (Hymen) teilweise "verschlossen". Das Jungfernhäutchen ist jedoch keine durchgehende Membran, sondern eine elastische Schleimhautfalte mit Öffnungen, die den Eingang der Vagina eher wie einen Saum umgibt. Das Jungfernhäutchen liegt etwa ein bis zwei Zentimeter hinter dem Scheideneingang. Es reißt oft beim ersten Geschlechtsverkehr ein. Dies wird als Entjungferung (von Medizinern als Defloration) bezeichnet. Da das Jungfernhäutchen elastisch ist, kann es bei manchen Frauen auch nach mehrmaligem Geschlechtsverkehr noch unbeschädigt sein. Nur bei circa 50 Prozent der Frauen kommt es beim "ersten Mal" zu Blutungen, meist sind diese auch eher schwach.

Natürliches Gleitmittel der Vagina

Die Schleimhaut der Vagina besitzt keine Drüsen. Sie besteht aus einem mehrschichtigen Zellgewebe, welches ein Sekret absondert, um die Scheide feucht zu halten. Ist die Frau sexuell erregt, sondert die Scheide einen wässrigen Schleim ab, welcher beim Geschlechtsverkehr als Gleitmittel dient. Die oberste Schicht der Scheidenschleimhaut (Epithel) hat im Durchschnitt einen Durchmesser von etwa zwei bis vier Millimetern. Wie dick diese Schicht genau ist, hängt von der Einwirkung der Geschlechtshormone ab und ändert sich im Verlauf des Menstruationszyklus sowie mit dem Alter der Frau. Bei der geschlechtsreifen Frau besteht das Schleimhaut-Epithel aus circa 20 bis 30 Zelllagen. Als Kind und nach den Wechseljahren befindet sich die Frau dagegen hormonell gesehen in einer Ruheperiode. In dieser Zeit ist das vaginale Schleimhaut-Epithel durch einen Mangel am weiblichen Geschlechtshormon Östrogen auf wenige Zellschichten reduziert und büßt damit mechanische und biologische Schutzfunktionen ein.

Scheidenflora

In der Vagina liegt ein saures Scheidenmilieu (pH 4 bis 4,5) vor, das als biologischer Infektionsschutz dient. Dieses saure Scheidenmilieu wird durch sogenannte Döderleinbakterien (Lactobacillus acidophilus) erzeugt. Diese Milchsäurebakterien (Laktobazillen) produzieren aus dem Glykogen (einem Vielfachzucker) von abgeschilferten Schleimhautzellen der Vagina Milchsäure und beugen so einer Besiedelung mit krankheitserregenden Bakterien vor.

Ist diese sogenannte physiologische Scheidenflora jedoch gestört, so ändert sich das Scheidenmilieu und wird weniger sauer. Das kann ein bakterielles Ungleichgewicht oder Infektionen durch Keime zur Folge haben, die normalerweise nicht in der Scheidenflora vorkommen. Ist die Scheidenflora gestört, kann es zum Beispiel zu Veränderungen des Ausflusses oder des Geruchs kommen (ein fischiger Geruch kann z.B. auf eine bakterielle Vaginose hindeuten).

Gebärmutter

Die Gebärmutter (Uterus) ist ein muskulöses Organ. Sie liegt zwischen Blase und Mastdarm und gleicht bei der geschlechtsreifen Frau einer etwa sieben bis neun Zentimeter langen auf den Kopf gestellten Birne. Der Uterus hat ein durchschnittliches Gewicht von 50 bis 60 Gramm. Während einer Schwangerschaft vervielfacht sich das Gewicht der Gebärmutter auf circa 1.000 Gramm. Die äußere Oberfläche der Gebärmutter ist teils vom Bauchfell umhüllt, teils von Bindegewebe umgeben, das eine Haltefunktion für den gesamten Uterus hat.

Die oberen zwei Drittel der Gebärmutter bezeichnet man als Gebärmutterkörper (Corpus uteri), das untere schmale Drittel als Gebärmutterhals (Zervix). Der Gebärmutterhals reicht bis in die Scheide hinein und besitzt eine kleine Öffnung, den Muttermund. Der Muttermund ist während der fruchtbaren Tage der Frau geöffnet, sodass Samenzellen eindringen können. Ansonsten bleibt er durch einen Schleimpfropf verschlossen.

An den oberen seitlichen Winkeln (Tubenwinkel) münden die Eileiter (Tuben) in die Gebärmutterhöhle. Die Gebärmutterhöhle ist spaltförmig und geht nach unten in den Gebärmutterkanal über.

Die Wand des Gebärmutterkörpers besteht aus einer dicken Schicht glatter Muskulatur, die sich während der Schwangerschaft beträchtlich vermehrt. Diese Schicht unterteilt sich wieder in drei weitere Schichten. Die innere Schleimhaut des Gebärmutterkörpers (Endometrium) enthält eine sehr drüsenreiche Schleimhaut. Ist es zu einer Befruchtung gekommen, nistet sich die Eizelle in dieser Schleimhaut ein.

Wird die Eizelle nicht befruchtet, geht sie mit der abgestoßenen Gebärmutterschleimhaut während der monatlichen Regelblutung ab. Aufbau und Funktion der inneren Gebärmutterschleimhaut werden durch Eierstockhormone geregelt. Der monatliche Abbau der Schleimhaut erfolgt über die Menstruation.

Eileiter

Die Eileiter (Tubae uterinae) sind zwei bleistiftdicke, im Durchschnitt etwa 10 bis 18 Zentimeter lange Schläuche, die sich vom Eierstock zum Tubenwinkel der Gebärmutter erstrecken. Beide Eileiter sind von einer Bauchfellfalte umgeben, die als breites Mutterband (Ligamentum latum uteri) von der Kante der Gebärmutter quer zur Wand des kleinen Beckens zieht. Die Erweiterung der Eileiter im äußeren Drittel bezeichnen Mediziner als "Ampulla tubae". Die Eileiter besitzen eine äußere Längs- und eine innere Ringmuskelschicht und können sich deshalb zusammenziehen.

Die Schleimhaut im Inneren der Eileiter weist Flimmerzellen auf, die in Richtung Gebärmutterhöhle gerichtet sind. Die Wand der Eileiter enthält glatte Muskulatur und ermöglicht wurmförmige Bewegungen. Das erweiterte Ende des Eileiters bildet mit seinen auf der Schleimhaut befindlichen Flimmerzellen einen sogenannten Wimperntrichter oder Fransentrichter. Dieser Wimperntrichter kann sich, durch chemische Reize beeinflusst, jeweils an der Stelle des Eierstocks anlegen, wo die reife Eizelle springen wird (Eisprung). Zur Befruchtung der Eizelle kommt es normalerweise in der Ampulla tubae.

Eierstöcke

Die Eierstöcke (Ovarien, Einzahl: Ovar) liegen zu beiden Seiten der Gebärmutter. Sie sind die weiblichen Keimdrüsen. Ein Eierstock hat bei der geschlechtsreifen Frau die Form und Größe einer kleinen Pflaume und ist etwa 7 bis 14 Gramm schwer. Die Eierstöcke sind mit bindegewebigen, elastischen Bändern zwischen Gebärmutter und Beckenwand aufgehängt, ebenso wie die Eileiter. Durch eine besondere Bauchfellfalte sind die Ovarien an der rückwärtigen Seite des breiten Mutterbands befestigt, dadurch hängen sie bei der stehenden Frau fast senkrecht.

Die Aufgabe der Eierstöcke ist es, Eizellen zu produzieren. Zudem stellen die Eierstöcke Hormone her (z. B. Östrogene, die weiblichen Geschlechtshormone), welche in die Blutbahn gelangen.

Das Oberflächen- oder Keimgewebe der Eierstöcke besteht aus Mark und Rinde. Die bindegewebige Markschicht enthält zahlreiche Gefäße, während die Rindenschicht die Eibläschen (Follikel) enthält.

Beim neugeborenen Mädchen sind in beiden Eierstöcken zusammen circa ein bis zwei Millionen Anlagen von Eibläschen, sogenannte Primärfollikel, vorhanden. Der größte Teil davon geht im Laufe des Lebens zugrunde. In der geschlechtsreifen Zeit der Frau können sich nur etwa 300 bis 500 Eibläschen zu Reifefollikeln ausbilden.