Man sieht eine Frau bei einer Wanderung in den Tropen.
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Zwergfadenwurm (Strongyloides stercoralis)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Der Zwergfadenwurm (Strongyloides stercoralis) wird auch "Kotälchen" genannt und zählt zu den Nematoden. Er kommt weltweit vor, hauptsächlich jedoch in feuchtwarmen tropischen und subtropischen Regionen (z.B. in Zentralafrika oder im Norden von Südamerika).

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Eine Infektion mit den Larven des Zwergfadenwurms kann – vor allem bei immungeschwächten Personen – zum Befall des Körpers und dadurch zu einer Erkrankung führen: zur sogenannten Strongyloidiasis. Die infektiösen Larven befallen hauptsächlich den Menschen. Man geht davon aus, dass weltweit etwa 80 Millionen Menschen mit dem Zwergfadenwurm infiziert sind.

Entwicklungszyklus

Der Zwergfadenwurm lebt zum einen frei im Erdboden, kann aber auch als Parasit im Menschen vorkommen. Die Larven des Zwergfadenwurms dringen aktiv über die Haut in den Körper ein und gelangen über die Blutbahn bis zur Lunge. Dort treten sie aus dem Gewebe aus und wandern über die Luftröhre in Richtung Kehle, bis sie verschluckt werden und über die Speiseröhre bis in den Magen und schließlich in den Darm gelangen.

Im Dünndarm nisten sich die Larven des Zwergfadenwurms in der Schleimhaut ein. Aus den Larven entwickeln sich weibliche Exemplare des Zwergfadenwurms, die ausgewachsenen bis zu zweieinhalb Millimeter lang werden. Die Zwergfadenwurm-Weibchen produzieren täglich bis zu 1.000 nicht-befruchtete Eier (eingeschlechtliche Fortpflanzung). Jedes Ei enthält einen Embryo des Zwergfadenwurms, der sich zur Larve weiterentwickelt.

Die Larven beginnen schon im Darm zu schlüpfen und dringen dann zum einen in die Darmwand ein. Zum anderen verlassen die Larven den Darm und bohren sich in die Analschleimhaut oder auch benachbarte Hautbereiche ein. Diese Vorgänge nennt man Autoinvasion.

Ein Teil der Larven wird außerdem mit dem Stuhl ausgeschieden. In der freien Natur entwickeln diese sich zu männlichen und weiblichen Exemplaren weiter, die bis zu einen Millimeter lang werden. In der freien Natur kann es zur normalen Befruchtung der Eier kommen (geschlechtliche Fortpflanzung), aus denen sich dann neue infektiöse Larven entwickeln.

Strongyloidiasis

Einen Befall mit dem Zwergfadenwurm (Strongyloides stercoralis) bezeichnet man als Strongyloidiasis. Einmal eingedrungen, wandern die Larven in der Haut, was zu sogenannten Larva-migrans-cutanea-Beschwerden führt. Durch das Fortbewegen der Larven kommt es zu mechanischen Schädigungen der Haut und entzündlichen Reaktionen im Wanderungsgebiet. In der Folge jucken die betroffenen Hautbereiche und sind gerötet. Die Zwergfadenwurm-Larven wandern mit etwa zehn Zentimetern pro Stunde sehr schnell voran (sog. "racing larva" oder "Larva currens").

Erreichen die Larven die Lunge, kann es je Ausmaß des Befalls beziehungsweise je nach Anzahl der Larven zu Atemwegsproblemen kommen, wie etwa:

Solche Atemwegsprobleme infolge einer Zwergfadenwurm-Infektion können nach etwa einer Woche auftreten.

Ein Befall des Darms kann sich beim Betroffenen etwa drei bis vier Wochen nach der Infektion durch Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Bauchkrämpfe oder Verstopfung äußern. Wie schwer der Darm befallen wird beziehungsweise wie schwer die dadurch verursachte "Selbstansteckung" (Autoinfektion) ist, hängt vom Immunsystem des Betroffen ab.

Liegt eine immunschwächende Grunderkrankung (z.B. AIDS) vor, kann es zu Komplikationen mit teilweise lebensbedrohlichem Verlauf kommen. Besteht in solch einem geschwächten Zustand ein chronischer Wurmbefall, kann es außerdem zu zusätzlichen Infektionen mit weiteren Krankheitserregern kommen (sog. Superinfektion).

Bei immungeschwächten Personen können sich durch Selbstansteckung Zwergfadenwurm-Larven vom Darm aus in weitere Organe ausbreiten und je nach betroffenem Organ zu entsprechenden Symptomen führen. Bei ihrer Wanderung durch das Gewebe verteilen die Larven außerdem Darmbakterien im Körper und können dadurch Infektionen verursachen.

Sind bei der Frau die Milchgänge vom Zwergfadenwurm befallen, können die Larven unter Umständen auch über die Muttermilch übertragen werden.

Eine Infektion mit dem Zwergfadenwurm kann jedoch auch vollkommen ohne Beschwerden verlaufen.

Diagnose

Die Larven des Zwergfadenwurms lassen sich mikroskopisch zum Beispiel im Stuhl oder in Körpersekreten wie Auswurf nachweisen.

Therapie

Eine Infektion mit dem Zwergfadenwurm lässt sich medikamentös mit den Wirkstoffen Ivermectin oder Albendazol behandeln. Alternativ kommen die Wirkstoffe Thiabendazol oder Mebendazol infrage.

Vorbeugen

Bisher gibt es keine Möglichkeiten, einer Infektion mit dem Zwergfadenwurm medikamentös oder durch Impfung vorzubeugen. Da der Zwergfadenwurm jedoch hauptsächlich im Erdboden der feuchtwarmen Tropen und Subtropen lebt, sollten Sie in Risikogebieten am besten feste Schuhe tragen und nicht barfuß laufen. Verzichten Sie auch darauf, mit bloßer Haut draußen auf dem Boden zu sitzen oder zu liegen.