Bilirubin-Wert erhöht: Symptome und Ursachen
Beim Abbau roter Blutkörperchen bildet sich Bilirubin. Der Stoff lässt sich im Blut, seltener auch im Urin nachweisen. Vor allem Erkrankungen der Leber oder Galle können zu erhöhten Werten führen. Erfahren Sie, wann Bilirubin bestimmt wird, was Normwerte sind und welche Bedeutung erhöhte Werte haben.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Bilirubin
Bilirubin im Urin ist nicht normal und kann beispielsweise auf eine Erkrankung der Galle oder Leber hindeuten. Es handelt sich in den meisten Fällen nicht um akute Notfälle, dennoch sollten erhöhte Werte immer genauer untersucht werden.
Steigt der gesamte Bilirubin-Wert über 1,2 Milligramm pro Deziliter, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
Ursachen können etwa Erkrankungen der Leber wie Hepatitis, Gallenprobleme wie Gallensteine oder eine übermäßige Zerstörung roter Blutkörperchen (Hämolyse) sein. Auch Medikamente können zu Leberschäden und erhöhten Bilirubin-Werten führen.
Was ist Bilirubin?
Bilirubin ist ein orangefarbener Gallenfarbstoff, der beim Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) entsteht. Rote Blutkörperchen haben die Aufgabe, Sauerstoff im Körper zu verteilen. Sie leben etwa 120 Tage. Der wichtigste Bestandteil der Erythrozyten – das Hämoglobin (Blutfarbstoff) – wird dabei in den Eiweißanteil Globin und in den Farbstoffanteil Häm abgebaut. In mehreren Zwischenschritten wird Häm wiederum zu Bilirubin zersetzt.
Bilirubin wird zum größten Teil in der Leber oder der Galle abgebaut. Auch Bakterien im Darm zersetzen Bilirubin zunächst in Urobilinogen und anschließen in Sterkobilin, was dem Stuhl seine typisch bräunliche Farbe verleiht. Ein kleinerer Anteil des Bilirubins wird über den Urin ausgeschieden, was ebenso die Farbe des Urins bestimmt.
Wann wird der Bilirubin-Wert im Blut bestimmt?
Gerät der Stoffwechsel von Bilirubin aus dem Gleichgewicht, kann das im Blut nachgewiesen werden. Ein besonders typisches Anzeichen hierfür ist die sogenannte Gelbsucht (Ikterus). Dabei lagert sich Bilirubin in Haut, Schleimhäuten und Augen ab, was diese gelb färbt.
Um eine solche Gelbsucht abzuklären, veranlassen Ärzt*innen eine Blutuntersuchung. Auch wenn andere Beschwerden auf eine Gallen- oder Lebererkrankung hindeuten, wird der Bilirubin-Wert im Blut bestimmt.
Formen: Welche Bilirubin-Werte gibt es?
Der Bilirubin-Wert wird im Blutserum bestimmt. Hierfür wird bei Betroffenen eine Blutprobe aus der Armvene entnommen. In seltenen Fällen kann Bilirubin auch im Urin gemessen werden.
Die drei Laborwerte von Bilirubin sind:
indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin: Diese Form entsteht durch den Abbau von Hämoglobin. Sie ist noch nicht wasserlöslich und gelangt über das Blut zur Leber.
direktes (konjugiertes) Bilirubin: In der Leber wird das indirekte Bilirubin konjugiert, also wasserlöslich gemacht. Diese Form kann anschließend über die Galle ausgeschieden werden.
- Gesamtbilirubin: Dabei handelt es sich um die Summe beider Bilirubin-Werte im Blut.
Fachleute können anhand der einzelnen Werte bereits erste Hinweise bekommen, ob es sich um eine mögliche Gallen- oder Lebererkrankung handelt. In der Regel sind jedoch weitere Untersuchungen für eine sichere Diagnose nötig.
Bilirubin: Normwerte in Tabelle
Bei der Blutuntersuchung werden in der Regel das Gesamt-Bilirubin und das direkte Bilirubin bestimmt. Aus der Differenz kann man den Anteil des indirekten Bilirubins errechnen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Normwerte in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) für die beiden Formen gelten:
| Wert | Erwachsene |
| Bilirubin gesamt | < 1,2 mg/dl |
| Bilirubin direkt | < 0,2 mg/dl |
| Bilirubin indirekt | 0,2-0,8 mg/dl |
Wichtig: Die Normwerte können je nach Labor variieren. Erhöhte Bilirubin-Werte sprechen nicht direkt für eine Erkrankung. Es können auch harmlose Ursachen wie körperliche Anstrengungen oder Medikamente dahinterstecken.
Bilirubin-Wert zu hoch: Ursachen für erhöhte Konzentration
Für erhöhte Bilirubin-Werte im Blut kann es verschiedene Gründe geben. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Leberschäden (z. B. durch Hepatitis oder Medikamente)
- Gallensteine bzw. Gallenstau (Cholestase)
- Gelbsucht bei Neugeborenen (Ikterus neonatorum)
- erblich bedingte Störungen des Bilirubin-Stoffwechsels (z. B. Morbus Meulengracht oder Rotor-Syndrom)
- Dubin-Johnson-Syndrom, eine seltene erblich bedingte Lebererkrankung
- bestimmte Formen der Blutarmut wie hämolytische Anämie oder perniziöse Anämie (es werden vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut, dadurch entsteht auch mehr Bilirubin)
Um die Ursache des Anstiegs festzustellen, müssen Fachleute auch andere Blutwerte berücksichtigen und darauf achten, welcher Anteil des Bilirubins erhöht ist.
Indirektes Bilirubin zu hoch
Ist die Menge an indirektem Bilirubin im Blut leicht erhöht, kann Morbus Meulengracht dahinterstecken. Das ist eine erblich bedingte Störung des Bilirubin-Stoffwechsels. Betroffene haben Probleme bei der Umwandlung von indirektem Bilirubin in direktes Bilirubin. Mögliche Symptome sind etwa Müdigkeit und Gelbsucht. Oft kommt es jedoch zu keinen Beschwerden.
Eine stark erhöhte Konzentration an indirektem Bilirubin im Blut kann ein Hinweis auf eine hämolytische Anämie sein. Das ist eine Form der Blutarmut, bei der vermehrt rote Blutkörperchen absterben.
Der Wert des direkten (wasserlöslichen) Bilirubins im Blut steigt dagegen nicht. Das liegt daran, dass die Leber nur eine begrenzte Menge Bilirubin wasserlöslich machen, also in die direkte Form umwandeln kann. Bei einer hämolytischen Anämie fällt so viel zusätzliches Bilirubin an, dass die Leber nicht mehr hinterherkommt.
Direktes Bilirubin erhöht: Was ist die Ursache?
Ist der direkte Bilirubin-Wert zu hoch, spricht dies für ein Problem bei der Ausscheidung des Stoffs über die Leber. Möglicherweise blockieren Gallensteine die Gallenwege, sodass die Gallenflüssigkeit nicht richtig abfließen kann. Die Leber kann dann zwar noch indirektes Bilirubin aus dem Blut aufnehmen und in die direkte Form umwandeln – darum steigt der Anteil des indirekten Bilirubins im Blut nicht an. Das direkte Bilirubin kann aber nicht mit der Galle ausgeschieden werden, sodass mehr davon ins Blut gelangt.
Beide Bilirubin-Werte erhöht
In diesem Fall scheint die Leber nicht mehr richtig zu arbeiten – etwa aufgrund einer Entzündung (Hepatitis) oder eines Tumors. Die beeinträchtigte Leber kann nur noch einen geringen Teil des indirekten in direktes Bilirubin umwandeln. Zugleich schafft sie es nicht mehr, das direkte Bilirubin in die Gallenwege zu transportieren. Deshalb kommt es zum Anstieg beider Formen im Blut.
Wie lassen sich erhöhte Bilirubin-Werte senken?
Um erhöhte Bilirubin-Werte zu senken, muss die Grunderkrankung behandelt werden. Welche Mittel oder Maßnahmen dafür nötig sind, hängt von der Erkrankung ab.
Eine durch Viren ausgelöste Leberentzündung (Hepatitis B) lässt sich zum Beispiel mit virushemmenden Medikamenten behandeln. Sind Gallensteine der Grund für die erhöhten Bilirubin-Werte, kann die*der Ärztin*Arzt diese entfernen. Der Spiegel im Blut sinkt dann wieder auf einen normalen Wert ab.
Was bedeutet Bilirubin im Urin?
In der Regel findet sich kein Bilirubin im Urin. Bestimmte Erkrankungen der Leber oder Gallenwege können jedoch dazu führen, dass der Stoff im Urin nachweisbar ist. Ein mögliches Anzeichen ist etwa dunkelgefärbter Urin. Wenn die Leber Bilirubin nicht mehr ungehindert über die Gallenwege ausscheiden kann, gibt sie es stattdessen vermehrt ans Blut ab. Über das Blut gelangt der Stoff dann zu den Nieren, die es schließlich mit dem Urin ausscheiden. Fachleute sprechen in diesem Fall von Bilirubinurie.
Mögliche Ursachen für erhöhte Bilirubin-Werte im Urin sind zum Beispiel:
- Gallensteine
- Leberzirrhose
- Hepatitis
- Leberkrebs
- Leberschäden durch Medikamente
Bilirubin-Wert zu niedrig
Ist der Bilirubin-Wert zu niedrig, hat das aus medizinischer Sicht keine Bedeutung. Unter Umständen sollte das Blut nach einigen Monaten erneut untersucht werden.
Bilirubin bei neugeborenen Babys
Viele Babys haben kurz nach der Geburt erhöhte Bilirubin-Werte. Bei etwa jedem zweiten Neugeborenen kommt es zu einer Gelbsucht, was Fachleute als Neugeborenengelbsucht bezeichnen.
Das überschüssige Bilirubin entsteht, weil Babys mit einer großen Zahl an roten Blutkörperchen zur Welt kommen, die nur eine kurze Lebensdauer haben. Ihr Körper muss daher kurz nach der Geburt viele rote Blutkörperchen "entsorgen", wobei vermehrt Bilirubin anfällt. Die Leber ist jedoch noch nicht dazu in der Lage, dieses schnell genug abzubauen. Deshalb sammelt sich der Stoff im Blut und in der Haut an.
Gefährlich ist die Neugeborenengelbsucht meist nicht. In der Regel normalisiert sich der Spiegel spätestens nach ein bis zwei Wochen – auch ohne Therapie. Nur bei einer stark erhöhten Konzentration ist eine Behandlung nötig.