Homocystein: Was bedeuten erhöhte Werte?
Ein erhöhter Homocysteinspiegel, auch Homocysteinämie genannt, geht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Thrombose einher. Wann sollte Homocystein bestimmt werden, wann ist der Wert erhöht und warum?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Homocystein
Erhöhte Homocystein-Werte verursachen in der Regel keine direkten Beschwerden. Symptome entstehen erst später, über die Folgeerkrankungen, etwa Thrombosen.
Ja, ein hoher Kaffeekonsum kann Homocystein moderat erhöhen. Bei gesunden Menschen ist das jedoch meist unproblematisch. Nur wenn zusätzliche Risikofaktoren wie eine Nierenerkrankung vorliegen, könnte ein sehr hoher Kaffeekonsum problematisch sein.
Der Homocystein-Wert wird nicht standardmäßig bestimmt, sondern nur bei bestimmten Fragestellungen, zum Beispiel zur Abklärung bei familiär gehäuften Gefäßerkrankungen. Wer möchte, kann den Wert sonst auf eigene Kosten bestimmen lassen.
Hohe Homocystein-Werte führen nicht direkt zur Gewichtszunahme – sie treten aber häufig gemeinsam mit Übergewicht und Stoffwechselstörungen auf.
Homocystein – was erhöhte Werte bedeuten
Homocystein ist eine Aminosäure, die im Körper beim Abbau von Methionin entsteht. Methionin ist vor allem in eiweißreichen Lebensmitteln wie Fleisch und Eiern enthalten. In höheren Konzentrationen wirkt Homocystein zellschädigend. Deshalb besitzt der Körper Mechanismen, um die Aminosäure rasch abzubauen. Dafür benötigt er:
- Vitamin B6
- Vitamin B12
- Folsäure (Vitamin B9)
Wann sollte der Homocystein-Wert bestimmt werden?
Der Homocystein-Wert wird nicht standardmäßig bestimmt. Mögliche Gründe für eine Laboruntersuchung sind etwa:
bei unklaren Gefäßerkrankungen (z. B. Schlaganfall, Herzinfarkt, Thrombose in jüngerem Alter)
bei familiärer Häufung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
bei Verdacht auf Vitamin-B12-, B6- oder Folsäuremangel
bei Demenz oder kognitiven Störungen unklarer Ursache
bei Schwangerschaftskomplikationen (z. B. Präeklampsie, Fehlgeburten)
bei chronischer Niereninsuffizienz
bei Verdacht auf Homocystinurie (Störung des Aminosäurestoffwechsels, v. a. im Kindesalter)
Außerdem kann der Wert auf eigenen Wunsch hin als Selbstzahlerleistung (IGeL) bestimmt werden.
Welche Folgen haben erhöhte Homocystein-Werte?
Wird Homocystein nicht ausreichend abgebaut, ist die Konzentration im Blut erhöht. Ein dauerhaft erhöhter Homocysteinspiegel hat ungünstige Auswirkungen auf Blutgefäße und Organe und begünstigt die Entstehung verschiedener Erkrankungen, zum Beispiel:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Schlaganfall oder Herzinfarkt
Thrombosen
Demenz und kognitive Störungen, vor allem bei älteren Menschen
Störung der Plazentaversorgung in der Schwangerschaft, damit verbunden erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, Präeklampsie und Wachstumsstörungen
Homocystein: Welche Ursachen haben erhöhte Werte?
Mehrere Faktoren können zu einer erhöhten Homocystein-Konzentration führen, indem sie sich auf die Bildung, den Abbau oder die Ausscheidung von Homocystein auswirken. Zum Beispiel:
Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12: Ohne diese Vitamine kann Homocystein nicht abgebaut werden.
genetische Defekte wie eine MTHFR-Mutation: Ein Enzymdefekt, durch den Homocystein nicht ausreichend umgewandelt werden kann.
chronische Niereninsuffizienz: Durch die unzureichende Nierenfunktion kann Homocystein nicht ausreichend ausgeschieden werden und reichert sich im Blut an.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Aufgrund des verlangsamten Stoffwechsels wird weniger Homocystein abgebaut.
bestimmte Medikamente: Manche Präparate wie etwa Antiepileptika hemmen Enzyme des Homocystein-Stoffwechsels oder beeinträchtigen die Vitaminaufnahme.
metabolisches Syndrom: Bei Übergewicht, Bluthochdruck und Insulinresistenz kommt es vermehrt zu oxidativem Stress, Entzündungen und Störungen im Vitaminstoffwechsel.
Diabetes mellitus: Die Erkrankung erhöht das Risiko für Hyperhomocysteinämie vor allem durch Nierenprobleme, Vitaminmangel und komplexe Stoffwechselstörungen.
Homocystinurie: Bei dieser genetischen Stoffwechselerkrankung ist der Abbau von Homocystein stark gestört.
Homocystein-Wert mit Tabelle: Wann ist er normal und wann erhöht?
Ob der Homocystein-Wert erhöht ist, lässt sich mit einer Blutprobe feststellen.
Wert (µmol/l) | Bedeutung |
< 10 | normal |
10 - 15 | leicht erhöht |
15 - 30 | mäßig erhöht |
> 30 | stark erhöht |
Ab einem Wert von etwa 15 µmol/l sprechen Fachleute in der Regel von einer Homocysteinämie (Hyperhomocysteinämie). Die Werte können je nach Labor leicht abweichen.
Die Höhe des Wertes lässt häufig auch Rückschlüsse auf die Ursache zu:
- 15 bis 30 µmol/L: meist ein Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und/oder Vitamin B12
- 30 bis 50 µmol/L: Verdacht auf angeborene Störung des Homocystein-Stoffwechsels oder Niereninsuffizienz
- sehr hohe Werte: sind fast immer genetisch bedingt
Niedrige Homocystein-Werte haben keine medizinische Bedeutung.
Wie lassen sich erhöhte Homocystein-Werte senken?
Bei einem erhöhten Homocysteinspiegel sollte zunächst die Ursache gefunden und behandelt werden. Doch auch Ernährung und Lebensstil haben einen wesentlichen Einfluss auf den Homocysteinspiegel. Betroffene können daher selbst zur Senkung des Homocysteinspiegels beitragen, indem sie verschiedene Faktoren berücksichtigen. Zum Beispiel:
Ernährung: ausreichende Zufuhr von Folsäure, Vitamin B6 und B12 über die Nahrung (die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte nur bei einem nachgewiesenen Mangel und nach ärztlicher Absprache erfolgen)
Lebensstil: regelmäßige Bewegung, Rauchstopp, Alkohol nur in Maßen
Übergewicht vermeiden: vorhandenes Übergewicht sollte abgebaut werden
Kaffeekonsum: Ein übermäßiger Kaffeekonsum (mehr als 4 - 5 Tassen täglich) kann den Wert erhöhen
Stress abbauen: Maßnahmen wie Achtsamkeitsübungen reduzieren Stress und damit auch oxidativen Stress, der sich negativ auf den Homocysteinspiegel auswirkt
Beispiele für Nahrungsmittel mit Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12
Folsäure | Vitamin B6 | Vitamin B12 |
Leber | Rinderleber | Rinderleber |
Weichkäse | Sardinen | Austern |
Weizenkeime, Weizenkleie | Makrele | Kaninchen |
Haferflocken | Avocado | Hering |
Wildreis | Bananen | Rindfleisch |
Spinat | Paprika | Camembert |
Brokkoli | Zucchini | Hühner-Ei(gelb) |
Kichererbsen | Weizenkleie | Hackfleisch, gemischt |