Chinin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.01.2014

Allgemeines

Chinin wurde früher zur Bekämpfung von Fieber eingesetzt, kommt heute aber in erster Linie bei der Behandlung der Malaria zur Anwendung. Seit stärker wirksame synthetische Malariamittel wie Chloroquin zur Verfügung stehen, geht der Verbrauch dieses Wirkstoffs zurück. Allerdings wird Chinin immer dann eingesetzt, wenn ein Malariapatient nicht auf Chloroquin anspricht oder eine besonders komplizierte Form der Malaria vorliegt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Malariaerreger im Blut abtöten
  • Fieber bei Malaria senken
  • Muskelkrämpfe lösen
  • Wadenkrämpfe behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Chinin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Chinin nicht verwendet werden?

Chinin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • bestimmten Hörstörungen (Ohrgeräusche oder Tinnitus)
  • einer Schädigung des Sehnervs
  • einem Mangel an dem Enzym Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase
  • einer bestimmten Form der Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
  • Herzrhythmusstörungen, verlangsamtem Herzschlag oder anderen Herzerkrankungen.
Bei Störungen des Salzhaushaltes, beispielsweise Verminderung von Kalium im Blut etwa durch Erbrechen, Durchfall oder Medikamente sind ärztliche EKG-Kontrollen und möglicherweise Blutuntersuchungen erforderlich.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Chinin nicht eingesetzt werden. Es könnte in hoher Dosierung das Ungeborene schädigen und vermag möglicherweise Wehen auszulösen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Als Malariamittel wird Chinin bereits bei Kleinkindern angewendet.

Der Einsatz zur Muskelentspannung bei Wadenkrämpfen von Kindern ist verboten.

Welche Nebenwirkungen kann Chinin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Chinin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Hautausschlag; Kopfschmerzen; Hörstörungen; Schwindel; Ohrensausen; Sehstörungen; Verwirrtheitszustände; Nervenschäden; Magen-Darm-Beschwerden; Übelkeit und Erbrechen; Durchfall; Leberfunktionsstörungen; Herz-Erregungsleitungsstörungen; Blutdruckabfall; Atemwegskrämpfe; Blutbildveränderungen ; Nierenschäden; Hautreaktionen; Arzneimittelfieber; Blutgerinnungsstörungen; allergische Reaktionen.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist darauf hin, dass es nach Einnahme von Chinin in Einzelfällen zu Fieber mit Mangel an weißen Blutkörperchen und Blutplättchen kommen kann. Wahrscheinlich beruhen diese Beschwerden auf einer Überempfindlichkeit gegen Chinin. Weil Chinin gegen Wadenkrämpfe frei verkäuflich ist, stellt die Verwechselungsmöglichkeit der Nebenwirkung mit den Anzeichen einer Infektion mit Viren oder Bakterien ein Problem dar. Tritt daher nach der Einnahme des Wirkstoffes Fieber auf, ist Chinin sofort abzusetzen und der Patient sollte einen Arzt aufsuchen. Wegen dieser Nebenwirkungen wird der Wirkstoff zur Behandlung von Wadenkrämpfen der Verschreibungspflicht unterstellt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Chinin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Einnahme von säurebindenden Mitteln (Antazida) vermindert die Aufnahme von Chinin.

Die Wirkung von Herzglykosiden (wie Digitoxin) und blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (Antikoagulanzien) wird verstärkt. Ebenso verstärken manche Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen (wie das Chinidin und dessen chemische Verwandte Cinchonin und Cinchonidin) die Wirkung des Chinins. Bei gleichzeitiger Einnahme von Muskelrelaxanzien wird die muskelentspannende Wirkung verstärkt.

Mittel, die den Säuregrad (pH-Wert) des Harns erhöhen, vermindern die Ausscheidung des Wirkstoffs und erhöhen so die Gefahr von Nebenwirkungen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Ohrensausen (Tinnitus), Hör- oder Sehstörungen sowie bei Hautrötungen muss die Anwendung des Medikaments sofort abgebrochen werden.
  • Eine Langzeitbehandlung mit dem Medikament sollte nur auf ärztlichen Rat hin erfolgen.
  • Tritt nach der Einnahme des Medikaments Fieber auf, ist die Behandlung sofort abzubrechen und der Patient sollte einen Arzt aufzusuchen.
  • Das Medikament ist nicht zur Behandlung von Wadenkrämpfen bei Kindern geeignet.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Chinin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Chinin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

So wirkt Chinin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Chinin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel gegen Malaria, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Chinin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Chinin

Chinin wurde früher zur Bekämpfung von Fieber eingesetzt, kommt heute aber in erster Linie bei der Behandlung der Malaria zur Anwendung. Seit stärker wirksame synthetische Malariamittel wie Chloroquin zur Verfügung stehen, geht der Verbrauch dieses Wirkstoffs zurück. Allerdings wird Chinin immer dann eingesetzt, wenn ein Malariapatient nicht auf Chloroquin anspricht oder eine besonders komplizierte Form der Malaria vorliegt.

Ein weiteres Einsatzgebiet von Chinin sind Wadenkrämpfe, unabhängig davon, ob diese durch Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Krampfadern, Venenentzündungen, Gefäßverstopfung (Arteriosklerose), Gelenkerkrankungen oder Fußfehlbildungen verursacht wurden. Chinin entspannt die Muskulatur und lindert den Schmerz. Die Anwendung ist ausschließlich auf Erwachsene beschränkt und darf nur erfolgen, wenn die Krämpfe besonders häufig oder schmerzhaft sind, eine behandelbare Ursache ausgeschlossen werden konnte und andere Maßnahmen keine ausreichende Linderung bringen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Chinin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Chinin

    Chinin wird den Mitteln gegen Malaria sowie der Wirkstoffgruppe der Muskelrelaxanzien zugeordnet. Je nach Einsatzgebiet senkt Chinin das Fieber bei Malaria und tötet Malariaerreger ab oder trägt zur Muskelkrampflösung bei.

    Chinin hat unterschiedliche Wirkungsweisen, je nachdem, ob es als Mittel gegen Malaria oder zum Lösen von Muskelkrämpfen eingesetzt wird:
    • Wirkung als Malariamittel
      Chinin greift den Erreger der Malaria, einen einzelligen Parasiten, im Blut an. Dieser Parasit wird über den Stich einer infizierten Stechmücke der Gattung Anopheles übertragen. Nach dem Stich der Mücke nisten sich die Parasiten zunächst in der Leber ein und dringen dann in das Blut vor. Sie besiedeln dort die roten Blutkörperchen, um sich zu vermehren. Dabei bedienen sie sich des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), um Rohstoffe für die eigene Vermehrung zu gewinnen. Dabei fällt als Abbauprodukt Häm an. Für den Krankheitserreger ist das Abfall, den er mit Hilfe eines Enzyms zusammenschnürt und einlagert. Chinin hemmt dieses Enzym, so dass der Erreger seinen Abfall nicht entsorgen kann und daran stirbt.

    • Wirkung als Muskelrelaxans
      Chinin wirkt auf den Muskel über drei Mechanismen. Es verlängert zum einen die Zeit, in der der Muskel nicht erregt werden kann (Refraktärzeit) durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser. Der Wirkstoff vermindert außerdem die Erregbarkeit an der Verbindung zwischen Nerv und Muskelfaser und er beeinflusst die Verteilung von Calcium in der Muskelfaser, die für die Erregungsleitung wichtig ist. zum Dritten erhöht Chinin die Schwelle für eine Reaktion des Muskels auf einen einzelnen maximalen Reiz. Ein Reiz muss also stärker sein, damit der Muskel überhaupt reagiert. Dies geschieht unabhängig davon, ob dieser Reiz auf den Muskel direkt oder über den Nerv einwirkt. Insgesamt nimmt durch den Wirkstoff die Bereitschaft zu Krämpfen ab.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.