Ampicillin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2007

Allgemeines

Ampicillin dient zur Behandlung akuter und chronischer Infektionen durch Ampicillin-empfindliche Bakterien. Dazu gehören:
  • Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs wie beispielsweise Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung,
    Mandelentzündung,
  • Augeninfektionen durch Bakterien,
  • Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie Lungenentzündung oder Keuchhusten,
  • Sepsis (Blutvergiftung),
  • Hirnhautentzündung (Meningitis),
  • Harnwegsinfektionen,
  • Geschlechtskrankheiten (wie Gonorrhöe),
  • Infektionen der Gallenwege,
  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts,
  • Infektionen der Haut und der Weichteile,
  • Listeriose (Infektionskrankheit mit grippeähnlichen Symptomen, manchmal verbunden mit Sepsis und Hirnhautentzündung).
  • Entzündungen von Knochen sowie des Knochenmarks (Osteomyelitis),
  • Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis).

Der Wirkstoff kann ferner zur Behandlung von Salmonellen- und Typhus-Dauerausscheidern eingesetzt werden. Solche Personen scheiden Salmonellen- und Typhus-Bakterien mit dem Stuhl aus, obwohl sie selbst keine Krankheitssymptome zeigen. Sie stellen aber eine Ansteckungsquelle für ihre Mitmenschen dar.

Ampicillin gehört zur Wirkstoffgruppe der Penicilline. Es ist säurestabil und kann daher über den Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen werden.

Doch manchmal ist die Gabe in Form von Tabletten oder Saft nicht ausreichend. Bei schweren Infektionskrankheiten wie Blutvergiftung (Sepsis) oder Hirnhautentzündung wird Ampicillin daher meist direkt ins Blut gegeben (intravenöse Gabe). Auch das Spritzen des Wirkstoffs in den Muskel ist möglich (intramuskuläre Gabe).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bakterienbedingte Infektionskrankheiten behandeln
  • Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich behandeln
  • Infektionen der Haut und der Weichteile behandeln
  • Infektionen der Harnwege und der Nieren behandeln
  • Infektionen im Magen-Darm-Trakt behandeln
  • Infektionen der Gallenwege lindern
  • Lebensbedrohliche Erkrankungen wie Sepsis oder Hirnhautentzündungen behandeln
  • Bakteriell bedingte Entzündungen der Augen behandeln
  • Entzündungen der Herzinnenhaut und der Herzklappen behandeln
  • Entzündungen der Atemwege behandeln
  • Entzündungen der Knochen behandeln
  • Salmonellen- und Typhuserreger-Dauerausscheidung behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ampicillin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ampicillin nicht verwendet werden?

Bei einer Penicillin-Überempfindlichkeit darf der Wirkstoff nicht gegeben werden. Bei Menschen, die an Allergien oder Asthma leiden, ist eine Überempfindlichkeit wahrscheinlicher.

Bei Patienten mit Virusinfektionen (zum Beispiel infektiöse Mononukleose) sowie bei Menschen, die an einer besonderen Form von Blutkrebs (lymphatischer Leukämie) leiden, ist das Risiko für einen Hautausschlag bei Gabe des Wirkstoffs erhöht.

Bei Leber- sowie bei Nierenfunktionsstörungen muss die Wirkstoffdosis entsprechend verringert werden. Die Funktionen dieser Organe sowie das Blutbild sind während der Behandlung regelmäßig zu kontrollieren.

Wird der Wirkstoff als Tablette oder Saft eingenommen, kann seine Wirksamkeit beeinträchtigt sein, wenn er aufgrund von Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall nicht in ausreichender Menge aus dem Darm in den Körper aufgenommen wird.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Obwohl Ampicillin weder bei Anwendung am Menschen noch im Tierversuch eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene zeigt, sollte der Wirkstoff in der Schwangerschaft nur nach ausdrücklicher Anordnung eines Arztes eingesetzt werden.

Der Wirkstoff tritt in die Muttermilch über und kann die Darmflora des Kindes schädigen. In der Folge kann das gestillte Kind Durchfall bekommen oder an Hefepilz-Infektionen erkranken. Ist eine Behandlung der Mutter notwendig, sollte abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist grundsätzlich für die Anwendung bei Kindern geeignet. Kinder unter zwölf Jahren erhalten in Abhängigkeit von Art und Schwere der Infektion 100 bis 200 (bei Hirnhautentzündung bis zu 400) Milligramm Ampicillin pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.


Welche Nebenwirkungen kann Ampicillin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ampicillin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Hautausschläge (bei Patienten mit gleichzeitiger Virusinfektion); Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blähungen, weiche Stühle, Durchfall.

Häufige Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Hautausschlägen, Juckreiz, Fieber; weiterhin Schleimhautentzündungen (besonders im Mundbereich), Mundtrockenheit, Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Veränderungen des Blutbilds, Blutarmut, vorübergehende Leberfunktionsstörungen, Vermehrung bestimmter Leberenzyme im Blut, Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Gefäßentzündungen und Gewebeschwellungen durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen (Angioödeme), Kehlkopfschwellungen mit Atemnot, Nierenentzündungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwere allergische Reaktionen in Form ausgedehnter, starker Hauterscheinungen (zum Beispiel Bildung rötlicher Hautknötchen), Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Schälrötelsucht mit Hautschuppung und Verlust von Haaren und Fingernägeln, Ausbildung einer schwarzen Haarzunge, Schmerzen an der Injektionsstelle (bei intravenöser Gabe).

Einzelfälle:
Deutliche Blutbildveränderungen (starker Mangel an weißen Blutkörperchen und Blutplättchen), Störungen der Blutgerinnung, Krampfanfälle (insbesondere bei Frühgeborenen).

Besonderheiten:
Eine Penicillin-Allergie (Überempfindlichkeit) zeigt sich meist als nesselsuchtartige Sofortreaktion und zwingt umgehend zum Therapieabbruch. Das Gleiche gilt bei Auftreten einer Schockreaktion mit starkem Blutdruckabfall oder schwerer Atemnot.

Vor allem bei Kindern können Zahnverfärbungen auftreten, daher ist eine gute Mundhygiene wichtig.

Treten starke, anhaltende Durchfälle während oder nach der Therapie auf, kann die Ursache eine durch die Antibiotika-Gabe ausgelöste Darmentzündung sein (pseudomembranöse Colitis). Die Therapie muss dann umgehend beendet werden und eine Behandlung mit Vancomycin ist notwendig.

Bei längerer oder wiederholter Anwendung können Superinfektionen mit Ampicillin-unempfindlichen Bakterien oder mit Hefepilzen auftreten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ampicillin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Andere Antibiotika, die das Wachstum von Bakterien hemmen (bakteriostatische Wirkung), sollten nicht mit Ampicillin kombiniert werden, weil die Substanzen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigen. Dazu gehören beispielsweise Tetrazykline und Erythromycin.

Ampicillin-Lösungen dürfen bei einer Kombinationsbehandlung schwerer Infektionen nicht mit anderen Antibiotika gemischt werden.

Die gleichzeitige Gabe von Medikamenten mit den Wirkstoffen Phenylbutazon und Indometacin, von Entwässerungsmitteln (Diuretika) oder Gichtmitteln wie Probenecid oder Allopurinol kann Wirkung und Nebenwirkungen von Ampicillin verstärken.

Die Wirkung von Herzglykosiden sowie von gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie Phenprocoumon kann verstärkt werden.

Eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff kann unwirksam sein.

Der Wirkstoff kann die Aufnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (Pille) aus dem Darm verringern und so deren Wirksamkeit beeinträchtigen. Daher ist eine zusätzliche, nicht-hormonelle Verhütung notwendig.

Einige Laboruntersuchungen, so die Harnzuckerbestimmung oder der Urobilinogen-Nachweis, können falsche Ergebnisse zeigen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei hohen Konzentrationen des Wirkstoffs im Urin kann dieser Kristalle bilden und den Blasenkatheter verstopfen.
  • Bei Langzeitbehandlung (länger als 14 Tage) sollten Leber- und Nierenfunktion sowie das Blutbild regelmäßig kontrolliert werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ampicillin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ampicillin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Ampicillin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ampicillin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Penicilline, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Ampicillin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ampicillin

Ampicillin dient zur Behandlung akuter und chronischer Infektionen durch Ampicillin-empfindliche Bakterien. Dazu gehören:
  • Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs wie beispielsweise Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung,
    Mandelentzündung,
  • Augeninfektionen durch Bakterien,
  • Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie Lungenentzündung oder Keuchhusten,
  • Sepsis (Blutvergiftung),
  • Hirnhautentzündung (Meningitis),
  • Harnwegsinfektionen,
  • Geschlechtskrankheiten (wie Gonorrhöe),
  • Infektionen der Gallenwege,
  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts,
  • Infektionen der Haut und der Weichteile,
  • Listeriose (Infektionskrankheit mit grippeähnlichen Symptomen, manchmal verbunden mit Sepsis und Hirnhautentzündung).
  • Entzündungen von Knochen sowie des Knochenmarks (Osteomyelitis),
  • Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis).

Der Wirkstoff kann ferner zur Behandlung von Salmonellen- und Typhus-Dauerausscheidern eingesetzt werden. Solche Personen scheiden Salmonellen- und Typhus-Bakterien mit dem Stuhl aus, obwohl sie selbst keine Krankheitssymptome zeigen. Sie stellen aber eine Ansteckungsquelle für ihre Mitmenschen dar.

Ampicillin gehört zur Wirkstoffgruppe der Penicilline. Es ist säurestabil und kann daher über den Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen werden.

Doch manchmal ist die Gabe in Form von Tabletten oder Saft nicht ausreichend. Bei schweren Infektionskrankheiten wie Blutvergiftung (Sepsis) oder Hirnhautentzündung wird Ampicillin daher meist direkt ins Blut gegeben (intravenöse Gabe). Auch das Spritzen des Wirkstoffs in den Muskel ist möglich (intramuskuläre Gabe).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ampicillin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ampicillin

Ampicillin ist ein so genanntes Antibiotikum aus der Gruppe der Penicilline. Es verhindert, dass Bakterien in ihrer Wachstumsphase eine funktionsfähige Zellwand aufbauen und führt zum Absterben der Zellen. Das nennt man eine bakterizide Wirkung.

Allerdings können nur Ampicillin-empfindliche Erreger mit dem Wirkstoff bekämpft werden. Andere Bakterien verfügen über natürliche oder erworbene Abwehrmechanismen gegen den Wirkstoff. Da sie nicht auf eine Behandlung ansprechen, bezeichnet man sie als unempfindlich oder resistent.

Ampicillin kann als Tablette, Saft oder Suspension eingenommen werden. Allerdings wird es nur zu etwa 50 Prozent aus dem Darm in den Körper aufgenommen, deshalb kann es die Darmflora schädigen und ist nicht so gut verträglich wie andere Penicilline, beispielsweise Amoxicillin. Dafür zeigt es besonders gute Wirksamkeit bei Infektionen des Verdauungskanals.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.