Warfarin: Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Pauline Hahn (geb. Zäh) (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 16.09.2025

Der Wirkstoff Warfarin kommt zum Einsatz, um Blutgerinnsel vorzubeugen oder sie zu behandeln. Lesen Sie hier, bei welchen Krankheiten eine Therapie mit Warfarin sinnvoll sein kann, wie das Mittel wirkt, welche Nebenwirkungen auftreten können und worauf bei der Einnahme zu achten ist.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Warfarin

Ja, Warfarin ist in Deutschland unter dem Handelsnamen Coumadin mit einer Dosierung von 5 mg pro Tablette zugelassen. Medikamente mit Warfarin sind rezeptpflichtig. 

Ja, Warfarin zählt umgangssprachlich zu den Blutverdünnern. Genau genommen hemmt Warfarin die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren im Blut, die auf Vitamin K angewiesen sind. Dadurch verhindert es die Bildung von Blutgerinnseln.

Nein, Warfarin ist nicht dasselbe wie Marcumar. Warfarin ist ein Wirkstoff zur Hemmung der Blutgerinnung. Marcumar ist ein Handelsname für ein Medikament mit Phenprocoumon, einem anderen Wirkstoff mit ähnlicher Wirkung.

Zu den möglichen Nebenwirkungen von Warfarin zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Schwellungen, Atembeschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Wirkstoff Warfarin: Anwendung im Überblick

Warfarin ist ein verschreibungspflichtiger Medikamentenwirkstoff mit blutgerinnungshemmender Wirkung. Er zählt zur Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten, auch als Cumarine bekannt.

Warfarin hemmt die Bildung von bestimmten Gerinnungsfaktoren im Blut. So hilft es dabei, mitunter gefährliche Blutgerinnsel vorzubeugen und bestehende Gerinnsel zu behandeln.

Hauptsächlich wird Warfarin daher in folgenden Fällen angewendet:

  • bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, wie Vorhofflimmern 
  • nach dem Einsatz künstlicher Herzklappen
  • nach überstandenem Herzinfarkt, um das Risiko für Schlaganfälle (Blutgerinnsel in Gefäßen des Gehirns) oder weitere Gefäßverschlüsse zu senken

Neben diesen häufigen Anwendungsgebieten wird entsprechende Präparate manchmal zur Behandlung seltenerer Beschwerden verschrieben, etwa bei bestimmten Gefäßerkrankungen oder Gerinnungsstörungen.

Darreichungsform

Warfarin ist ausschließlich in Tablettenform erhältlich. Die Einnahme erfolgt in der Regel einmal täglich, vorzugsweise zur gleichen Tageszeit sowie unabhängig von Mahlzeiten – wenn ärztlich nicht anders verordnet.

 

Wie wirkt Warfarin?

Warfarin hemmt gezielt die Produktion von bestimmten Gerinnungsfaktoren im Körper, die auf Vitamin K angewiesen sind. Dadurch verlangsamt sich die Blutgerinnung.

Das kann der Entstehung neuer sowie dem Wachstum bestehender Blutgerinnsel entgegenwirken und so entsprechend das Risiko für akute Ereignisse durch Blutgerinnsel – wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte – verringern.

Warfarin wirkt nicht sofort, sondern etwas verzögert nach wenigen Tagen. 

Halbwertszeit

Warfarin hat eine sehr variable Halbwertszeit von etwa 20 bis 60 Stunden. Im Durchschnitt beträgt sie rund 40 Stunden. Das bedeutet, dass der Körper in dieser Zeit die Hälfte des Wirkstoffs abbaut.

Wie lange Warfarin tatsächlich wirkt, hängt jedoch stark von individuellen Faktoren wie Alter, Leberfunktion, genetischen Besonderheiten oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab.

Wichtig: Die Therapie mit Warfarin erfordert eine engmaschige ärztliche Kontrolle und regelmäßige Blutuntersuchungen. Die Wirkung kann individuell stark schwanken.

Warfarin: Behandlungsdauer und Dosierung

Warfarin eignet sich besonders für die Langzeittherapie. Typisch ist eine Einnahme oft über mehrere Monate bis Jahre, je nach Risikoprofil und Grunderkrankung.

Eher selten erfolgt die Medikamenteneinnahme mit Warfarin nur kurzzeitig, zum Beispiel nach Operationen, um das Risiko für Blutgerinnsel zu senken. Die genaue Behandlungsdauer legen behandelnde Ärzt*innen individuell fest. 

Dosierung von Warfarin

Erwachsene erhalten zur Behandlung meist täglich 5 mg Warfarin, das entspricht in der Regel einer Tablette pro Tag. 

Die Dosierung richtet sich nach der gewünschten Gerinnungshemmung und kann je nach ärztlichem Ermessen bei Bedarf angepasst werden – beispielsweise auf eine halbe Tablette (2,5 mg Warfarin) oder zwei Tabletten (10 mg Warfarin) am Tag. 

Gegenanzeigen: Wann darf Warfarin nicht eingenommen werden?

Der Wirkstoff Warfarin darf nicht angewendet werden, wenn eine oder mehrere der folgenden Erkrankungen oder Situationen zutrifft:

  • Überempfindlichkeit gegen Warfarin
  • akute Verletzungen oder Wunden (z. B. nach Operationen)
  • geplante oder vor Kurzem stattgefundene Eingriffe am zentralen Nervensystem oder am Auge
  • geringe Compliance (wenn z. B. aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Suchtkrankheiten die tägliche Tabletteneinnahme nicht sichergestellt ist)
  • Erkrankungen, die zu Krampfanfällen führen können (z. B. Epilepsie)
  • schwerwiegende Blutbildungsstörungen (z. B. Gerinnungsdefekte, schwere Thrombozytopenie)
  • schwere Leberkrankheiten, die unter Umständen mit erhöhter Blutungsneigung einhergehen
  • Niereninsuffizienz mit Harnvergiftung
  • sonstige Erkrankungen, die mit erhöhtem Blutungsrisiko verbunden sein können (z. B. Magen-Darm-Geschwüre, Gehirnblutungen)
  • stark erhöhter Blutdruck

Besondere Vorsicht ist zudem bei weiteren Krankheiten und Situationen geboten:

  • Patient*innen im hohem Alter und eventuell schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand
  • Leberfunktionsstörungen
  • akute Infektionen, gegebenenfalls mit Fieber
  • Krebserkrankungen, die unter Umständen ein erhöhtes Risiko für Blutungen oder Blutgerinnsel bringen


In diesen Fällen entscheiden die behandelnden Ärzt*innen individuell, ob Warfarin eingesetzt werden kann und – wenn ja – wie eng eine Kontrolle erfolgen muss.

Hinweise zu Warfarin in der Schwangerschaft und Stillzeit

Warfarin darf nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden.

Der Wirkstoff kann die Plazenta passieren und zu schwerwiegenden Fehlbildungen beim Ungeborenen führen (Warfarin-Embryopathie oder auch Warfarin-Syndrom). Auch ist das Risiko für Blutungen und Fehlgeburten erhöht.

Eine Therapie mit Warfarin ist nur in absoluten Ausnahmefällen und nach strengster ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung möglich, etwa bei schweren Herzerkrankungen, wenn eine Behandlung mit anderen Medikamenten ausgeschlossen ist.

In der Stillzeit geht Warfarin zwar in die Muttermilch über, jedoch nur in unwirksamer Form. Dennoch entscheiden Ärzt*innen je nach Einzelfall und unter Berücksichtigung des Risiko-Nutzen-Verhältnisses, ob eine Behandlung mit Warfarin für stillende Frauen sinnvoll ist.

Um mögliche Risiken für das Kind zu mindern, erhalten gestillte Säuglinge in den ersten vier Wochen oft zusätzliches Vitamin K.

Warfarin: Wechselwirkungen im Blick

Bei gleichzeitiger Einnahme von Warfarin und manchen anderen Medikamenten können sich Wechselwirkungen entwickeln.

Diese Wechselwirkungen verstärken oder schwächen die Wirkung des Warfarins oder des anderen Medikaments. Auch Nebenwirkungen können dadurch vermehrt auftreten.

Wechselwirkungen sind beispielsweise möglich mit:

  • Antibiotika (z. B. Metronidazol, Ciprofloxacin): Können den Abbau von Warfarin hemmen und die Wirkung verstärken, was das Blutungsrisiko erhöht

  • Antimykotika (z. B. Fluconazol, Miconazol): Stärkere Wirkung von Warfarin aufgrund einer Stoffwechselhemmung

  • Herzmedikamenten (z. B. Amiodaron): Verstärken die Warfarinwirkung durch Beeinflussung des Enzymstoffwechsels

  • Schmerzmitteln (z. B. Ibuprofen, Diclofenac): Erhöhen das Blutungsrisiko zusätzlich durch Beeinflussung der Blutplättchen

  • Antidepressiva (z. B. Fluoxetin, Sertralin): Können das Blutungsrisiko steigern, wenn sie mit Warfarin kombiniert werden

  • Gerinnungshemmern und Blutverdünnern (z. B. Acetylsalicylsäure, Clopidogrel): Verstärken die Wirkung von Warfarin und erhöhen das Blutungsrisiko

Um Wechselwirkungen möglichst zu vermeiden, ist es wichtig, behandelnde Ärzt*innen über alle eingenommenen Medikamente zu informieren. So lässt sich die Therapie optimal abstimmen und sicher überwachen.

Mögliche Nebenwirkungen von Warfarin

Wie bei allen anderen wirksamen Arzneimitteln kann es bei Medikamenten mit Warfarin zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Die Nebenwirkungen können in ihrer Art, Intensität sowie Häufigkeit variieren. 

Bekannte mögliche Nebenwirkungen von Warfarin sind unter anderem:

Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen ist in der Packungsbeilage des jeweiligen Warfarin-Medikaments zu finden.

Wichtig: Bei anhaltenden oder starken Nebenwirkungen sollten Patient*innen ärztlichen Rat einholen. Eventuell ist in solch einem Fall die Umstellung auf einen anderen Wirkstoff oder eine Anpassung der Dosis notwendig. 

Einnahme von Warfarin: Was gibt es noch zu beachten?

Warfarin beeinträchtigt die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen normalerweise nicht.

Wenn jedoch Schwindel als Nebenwirkung auftritt, empfiehlt es sich, vorsichtshalber auf entsprechende Tätigkeiten zu verzichten. 

Der Verzehr von größeren Mengen an Vitamin-K-reichen Lebensmitteln (z. B. Spinat, Grünkohl, Fenchel, Kopfsalalt) ist zu vermeiden. Sie können die Wirksamkeit des Warfarins abschwächen, da Vitamin K die Blutgerinnung fördert.

Eine ausgewogene und möglichst gleichbleibende Ernährung mit regelmäßigem, aber moderaten Mengen an Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln hingegen unterstützt eine gleichbleibende Wirkung des Warfarins.

Alkohol beeinflusst die Wirkung ebenfalls: Einmaliger größerer Alkoholkonsum kann die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin verstärken und so das Blutungsrisiko erhöhen, während langfristiges, häufiges Trinken von Alkohol die Wirkung eher abschwächt.

Wer Warfarin-Medikamente einnimmt, sollte daher am besten auf Alkohol verzichten oder diesen nur selten und in geringen Mengen konsumieren. 

Medikamente mit Warfarin

Warfarin ist in Deutschland hauptsächlich unter dem Handelsnamen Coumadin (Tabletten zu 5 mg Warfarin) verfügbar. Weitere Medikamente mit Warfarin als Wirkstoff sind in Deutschland nicht verbreitet.

Ist Warfarin für Kinder geeignet?

Bei Kindern kommt Warfarin nur selten und unter streng ärztlicher Kontrolle zum Einsatz. Die Dosierung richtet sich in diesem Fall nach dem Körpergewicht des Kindes und der medizinischen Notwendigkeit.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.