Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.09.2007

Allgemeines

Mit der Kombination werden Wechseljahresbeschwerden wie Schweißausbrüche, Angst, Depressionen, Hitzewallungen und Schlafstörungen behandelt.

Bei Zyklusstörungen und -beschwerden, Regelschmerzen und Missempfindungen vor der Regel (prämenstruelles Syndrom) kann die Kombination ebenfalls angewendet werden.

Die Bestandteile der Kombination sind noch unter anderen Namen bekannt:
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum) heißt auch Herrgottsblut, Hexenkraut, Jageteufel, Johannisblut, Konradskraut, Mannskraft, Tüpfel-Hartheu
  • Cimicifugawurzelstock stammt von der Pflanze Cimicifuga racemosa, die auch Traubensilberkerze, Frauenwurzel, Christophskraut, Schlangenwurzel und Wanzenkraut genannt wird.


Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Wechseljahresbeschwerden behandeln
  • Menstruationsstörungen behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock nicht verwendet werden?

Wer auf Johanniskraut oder Cimicifugawurzelstock allergisch reagiert, darf die Kombination nicht verwenden. Cimicifugawurzelstock ist ansonsten sehr gut verträglich. Alle weiteren Anwendungseinschränkungen sind durch den Anteil des Johanniskrautes bedingt.

Bei innerlich anzuwendenden Präparaten mit Johanniskraut müssen die folgenden Anwendungseinschränkungen vor allem beachtet werden, wenn die tägliche eingenommene Dosis 200 Milligramm des Pflanzenmaterials beträgt oder, bei einem Extrakt oder Öl, dieser Pflanzenmenge entspricht. So ist der innerliche Einsatz von Johanniskraut bei schweren Depressionen verboten. Auch eine Kombination mit anderen Antidepressiva ist nicht erlaubt.

Weiterhin darf Johanniskraut nicht verwendet werden, wenn die Patienten gleichzeitig folgende Arzneistoffe erhalten:

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Mit der Unbedenklichkeit der Kombination gibt es bei Schwangeren und Stillenden keine ausreichenden Erfahrungen. Daher sollte die Kombination sicherheitshalber in Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Welche Nebenwirkungen können Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Hautausschlag, Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden.

Besonderheiten:
Auch die unerwünschten Wirkungen dieser Kombination sind im Wesentlichen durch den Anteil des Johanniskrauts bedingt, besonders wenn ein Patient von der Kombination täglich so viel einnimmt, dass die Johanniskraut-Menge einer Dosis von 200 Milligramm des Pflanzenmaterials oder der entsprechenden Menge des Extrakts oder Öls entspricht.

Eine Überempfindlichkeit der Haut gegen Licht ist möglich, insbesondere
bei hellhäutigen Personen. Während der Behandlung mit der Kombination sollte eine starke UV-Bestrahlung durch Sonne oder Sonnenbank vermieden werden.

Es traten auch schon Leberschädigungen bei der Anwendung von Auszügen aus Traubensilberkerzenwurzelstock auf. Zur Zeit ist ein sicherer Zusammenhang zwischen Schädigung und dem Wirkstoff aber nicht bewiesen.

Welche Wechselwirkungen zeigen Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Mögliche Wechselwirkungen der Kombination sind vor allem auf den Johanniskraut-Anteil zurückzuführen. Besonders wenn ein Patient von der Kombination täglich so viel einnimmt, dass die Johanniskraut-Menge einer Dosis von 200 Milligramm des Pflanzenmaterials oder der entsprechenden Menge des Extrakts oder Öls entspricht:
  • Johanniskraut, seine Extrakte oder sein Öl können eine Lichtüberempfindlichkeit der Haut hervorrufen. Diese Reaktion verstärkt sich im Zusammenwirken mit innerlich oder äußerlich anwendbaren Substanzen, die ebenfalls eine Lichtempfindlichkeit (Photosensibilisierung) hervorrufen.
  • Eine gleichzeitige Einnahme anderer Antidepressiva ist verboten. Johanniskraut erhöht die Konzentration des körpereigenen Botenstoffs Serotonin im Gehirn. So kann Serotonin, besonders unter dem zusätzlichen Einwirken von Antidepressiva der Wirkstoffgruppe selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer wie Paroxetin, Sertralin und Trazodon, schädliche Konzentrationen erreichen.
  • Der Wirkstoff wird in der Leber durch das Enzym Cytochrom P3A4 verstoffwechselt, gleichzeitig steigert Johanniskraut die Enzymaktivität. So werden auch alle anderen Substanzen, die dieses Enzym abbaut, schneller unwirksam gemacht und in ihrer Wirkung geschwächt. Gegebenenfalls ist dann eine Dosisanpassung durch den Arzt nötig. Zu den betroffenen Wirkstoffen gehören:
    • Ciclosporin, Sirolimus und Tacrolimus (Immunsuppressiva zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr)
    • das Herzmittel Digitoxin
    • das Asthma-Mittel Theophyllin
    • der Blutdrucksenker Verapamil
    • das Beruhigungsmittel Midazolam
    • die Antidepressiva Amitriptylin und Nortriptylin
    • AIDS-Medikamente wie der HIV-1-ProteasehemmerIndinavir und der reverse TranskriptasehemmerNevirapin
    • Zytostatika wie Imatinib und Irinotecan. Monoklonale Antikörper sind davon ausgenommen.
    • Antikoagulanzien wie Phenprocoumon und Warfarin
    • Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung ("Pille"). Hier kann die Wirkungsabschwächung zu Zwischenblutungen und möglicherweise nicht mehr ausreichendem Empfängnisschutz führen.


Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Übermäßige natürliche oder künstliche UV-Bestrahlung sollte während der Behandlung mit dem Medikament vermieden werden. Ein Lichtschutz sollte durch Bekleidung oder entsprechende Präparate gesichert sein.
  • Die Anwendung des Medikaments bei vorgeschädigter Leber sollte nur nach Befragung eines Arztes erfolgen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe pflanzliche Mittel zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden, zu welcher die Wirkstoffkombination Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock

Mit der Kombination werden Wechseljahresbeschwerden wie Schweißausbrüche, Angst, Depressionen, Hitzewallungen und Schlafstörungen behandelt.

Bei Zyklusstörungen und -beschwerden, Regelschmerzen und Missempfindungen vor der Regel (prämenstruelles Syndrom) kann die Kombination ebenfalls angewendet werden.

Die Bestandteile der Kombination sind noch unter anderen Namen bekannt:
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum) heißt auch Herrgottsblut, Hexenkraut, Jageteufel, Johannisblut, Konradskraut, Mannskraft, Tüpfel-Hartheu
  • Cimicifugawurzelstock stammt von der Pflanze Cimicifuga racemosa, die auch Traubensilberkerze, Frauenwurzel, Christophskraut, Schlangenwurzel und Wanzenkraut genannt wird.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Johanniskraut + Cimicifugawurzelstock

Die Kombination gehört zu den pflanzlichen Mitteln zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.

Johanniskraut wird aus den Blättern des einheimischen Johanniskrauts gewonnen. Es enthält eine Mischung aus pflanzlichen Wirk- und Begleitstoffen, von denen Hypericin, Pseudohypericin und Hyperforin als die wichtigsten zu nennen sind.

Die Extrakte des Johanniskrauts scheinen genau wie tri- und tetrazyklische Antidepressiva die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn zu beeinflussen. Bei einer Depression liegt ein Mangel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin vor. Diese werden zur Reizübermittlung von Gehirnzellen freigesetzt. Sie wirken an bestimmten Rezeptoren und werden später wieder in die Gehirnzellen aufgenommen (Reuptake) oder abgebaut. Auch Johanniskraut-Extrakte scheinen die Wiederaufnahme in die Zellen hemmen, sie erhöhen also die Konzentration der freien Botenstoffe.

Serotonin und Noradrenalin, aber auch Dopamin, stehen also vermehrt zur Verfügung, was sich günstig auf die Depression auswirkt. Dieser Effekt wurde bisher nur im Tiermodell erforscht. Er ist bei Johanniskraut deutlich schwächer als bei chemischen Antidepressiva.

Cimicifugawurzelstock wird in Form von Extrakten als pflanzliches Mittel zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt. Ursprünglich wurde für Cimicifuga eine hormonähnliche Wirkung beschrieben. Diese Theorie kann aber heute durch die Ergebnisse neuerer Untersuchungen nicht mehr aufrechterhalten werden. Kontrollierte klinische Studien wiesen keine Anzeichen für eine Wirkung als Ersatz für das weibliche Sexualhormon Östrogen nach. Somit ist noch weitgehend unbekannt, wie Cimcifugawurzelstock Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen lindert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.