Etidronsäure

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2012

Allgemeines

Der Wirkstoff verhindert einen Verlust an Knochensubstanz und kann daher unter anderem zur Behandlung einer bestehenden Osteoporose (Knochenschwund) oder zur Vorbeugung einer solchen dienen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Knochenabbau verhindern
  • Osteoporose-Entwicklung aufhalten
  • Osteoporose vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Etidronsäure im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Etidronsäure nicht verwendet werden?

Etidronsäure darf nicht angewendet werden bei
  • Knochenerweichung bei Erwachsenen (Osteomalazie)
  • Nierenfunktionsstörungen mit der Ausnahme einer Störung durch Blutkalziumüberschuss und nur kurzfristiger Anwendung
  • schweren plötzlich auftretenden Entzündungen des Verdauungskanals
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion oder Neigung zur Nierensteinbildung sollte der Einsatz des Wirkstoffes nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den Arzt erfolgen. In solchen Fällen ist die Calciumkonzentration in Blut und Urin regelmäßig ärztlich zu überwachen.

Bei Patienten mit der Knochenkrankheit Morbus Paget ist die Ausscheidung der Aminosäure Hydroxyprolin und die Blutkonzentration des Enzyms alkalische Phosphatase laufend ärztlich zu kontrollieren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Im Tierversuch stört der Wirkstoff bei hohen Dosen die Knochenbildung der Ungeborenen. Ein Einsatz während der Schwangerschaft muss daher unterbleiben und vor Beginn der Behandlung mit Etidronsäure sollte eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden.

Da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Milch übergeht, sollte in der Stillzeit keine Behandlung mit Etidronsäure erfolgen oder abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für die Behandlung von Kindern mit dem Wirkstoff konnten bisher noch nicht ausreichend Erfahrungen gesammelt werden. Ein Einsatz bei dieser Altersgruppe ist daher untersagt.

Welche Nebenwirkungen kann Etidronsäure haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Etidronsäure. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Durchfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nesselsucht, Juckreiz, knotige oder fleckige Hautauschläge, Schwellungen im Gesicht (Quincke-Ödem).

Bei hohen Dosen, wie sie Patienten mit Morbus Paget erhalten:
erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen.

Seltene Nebenwirkungen:
Haarausfall, nervliche Missempfindungen, Kopfschmerzen, Beinkrämpfe, völliges Fehlen von Granulozyten, Weiße-Blutkörperchen-Mangel, Mangel an allen Blutzellen, Zungenentzündung, Verschlimmerung eines Magengeschwürs mit Komplikationen, Verdauungsstörungen, schwere Hautreaktionen wie Erythema exsudativum multiforme, Verschlimmerung von Asthma, Gelenkschmerzen, Nervenschmerzen in Armen und Beinen, seelische Störungen wie zum Beispiel Verwirrung.

Besonderheiten:
Etidronsäure kann bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren (Krebs, Chemotherapie, Strahlentherapie, Glukokortikoid-Behandlung, schlechte Mundpflege) einen Zerfall des Kieferknochens hervorrufen. Meist geschieht dies im Zusammenhang mit einer Zahnziehung und/oder einer örtlichen Infektion. Bestehen die vorgenannten Risikofaktoren, sollte einer Behandlung mit Etidronsäure eine zahnärztliche Untersuchung mit geeigneten Vorbeugungsmaßnahmen vorangehen.

Möglicherweise kann Etidronsäure schwere Knochen-, Gelenk-, und/oder Muskelschmerzen mit teilweise starken Einschränkungen der Beweglichkeit auslösen. Die Beschwerden traten nach einem Tag bis zu mehreren Monaten oder gar Jahren nach Therapiebeginn auf und gingen bei den meisten Patienten nach dem Absetzen der Therapie zurück. Das Arzt sollte beim Auftreten solcher Schmerzen verständigt werden und muss dann entscheiden, ob die Behandlung vorübergehend oder dauerhaft abgesetzt werden muss.

In den letzten Jahren sind bei einer Langzeitanwendung von Bisphosphonaten immer wieder Oberschenkelbrüche an ungewöhnlicher Stelle beobachtet worden. Bei irgendwelchen Bedenken und vor allem bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollten die Patienten daher Kontakt zu ihrem Arzt aufnehmen.

Die Einnahme des Wirkstoffes kann ein erhöhtes Risiko für Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis) oder der Lederhaut (Skleritis) zur Folge haben. Treten gerötete Augen, Schmerzen und Lichtempfindlichkeit auf, sollte ein Arzt befragt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Etidronsäure?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Manche Mineralstoffe wie zum Beispiel Aluminium, Calcium, Magnesium und Eisen stören bei gleichzeitiger Gabe die Aufnahme von Etidronsäure in den Körper. Es sollte daher bei der Einnahme entsprechender Präparate oder dem Verzehr entsprechender Nahrungsmittel (Milchprodukte, Fleisch, Fisch) auf einen genügenden zeitlichen Abstand (etwa zwei Stunden)zur Einnahme von Etidronsäure geachtet werden.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Etidronsäure und dem Gerinnungshemmer Warfarin kann es in Einzelfällen zu einer Veränderung Blutgerinnung kommen. Daher sollte der Gerinnungswert Prothrombinzeit (Quickwert) in regelmäßigen Abständen vom Arzt kontrolliert werden.

Eine Darstellung des Knochenstoffwechsels mit radioaktiv markiertem Material (Szintigraphie) kann durch die Einnahme von Etidronsäure verfälscht werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten mit Morbus Paget müssen regelmäßig vom Arzt die Konzentration von Hydroxyprolin im Urin und des Enzyms alkalische Phosphatase im Blut messen lassen.
  • Die Therapie kann bei Morbus Paget-Patienten zu Knochenbrüchen führen und ist dann abzusetzen.
  • Das Medikament sollte immer mit mindestens zwei Stunden Abstand zu einer Mahlzeit eingenommen werden.
  • Innerhalb von zwei Stunden vor und nach der Einnahme des Medikaments dürfen keine Nahrungsmittel mit hohem Calciumgehalt (Milch, Milchprodukte) oder säurebindende Mittel eingenommen werden.
  • Bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollte ein Arzt befragt werden.
  • Treten Rötungen, Schmerzen oder Lichtempfindlichkeit der Augen auf, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Patienten mit Morbus Paget können zusätzlich verstärkte oder wiederkehrende Schmerzen an erkrankten oder das Einsetzen von Schmerzen an bisher schmerzfreien Knochen verspüren.
  • Die diagnostische Aussagekraft von nuklearmedizinischen Untersuchungen (mit Röntgenstrahlen) wie der Skelettszintigraphie kann während der Einnahme des Medikaments beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Etidronsäure?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Etidronsäure enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Etidronsäure

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Etidronsäure. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Bisphosphonate, Osteoporose-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Etidronsäure gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Etidronsäure

Der Wirkstoff verhindert einen Verlust an Knochensubstanz und kann daher unter anderem zur Behandlung einer bestehenden Osteoporose (Knochenschwund) oder zur Vorbeugung einer solchen dienen.

Mit Etidronsäure können alle Formen der Osteoporose behandelt werden. Sei es, dass die Krankheit bei Frauen durch den Hormonmangel nach den Wechseljahren oder die Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken verursacht wurde oder bei beiden Geschlechtern durch Alkoholmissbrauch oder die hochdosierte oder langzeitige Gabe von Glukokortikoiden. Auch wird der Wirkstoff bei Morbus Paget, einer Knochenkrankheit, angewendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Etidronsäure sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Etidronsäure

Die Knochenmasse des menschlichen Körpers ist einem ständigen Umbau unterworfen. Knochenaufbauzellen (Osteoblasten) bilden das Knochenmaterial und verfestigen so die Knochenstrukturen. Knochenfresszellen (Osteoklasten) bauen Knochenmaterial ab und schwächen die Knochen. Welche Zellen besonders aktiv sind, hängt von den Belastungen des Skeletts ab, von der Hormonlage, dem Stoffwechsel und der Ernährung.

Etidronsäure gehört zur Wirkstoffgruppe der Bisphosphonate. Wie alle Vertreter dieser Gruppe ist auch Etidronsäure ein Abkömmling des Naturstoffes Pyrophosphat, welcher den Knochenstoffwechsel beeinflußt. Etidronsäure lagert sich an das Knochenmaterial an und kann daher ganz gezielt den Abbau desselben durch die Knochenfresszellen (Osteoklasten) verhindern. Da gleichzeitig die Arbeit der Knochen-aufbauenden Zellen nicht behindert wird, fördert Etidronsäure die Zunahme der Knochenmasse. Allerdings können hohe Dosen des Wirkstoffes, wie sie zum Beispiel bei der Behandlung des Morbus Paget nötig sind, auch den Knochenaufbau hemmen. So kommt es in solchen Fällen paradoxerweise zu einem erhöhten Knochenbruchrisiko.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.