Xarelto 15mg+20mg Starterpackung Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.05.2017
Hersteller: Bayer Vital GmbH
Wirkstoff: Rivaroxaban
Darreichnungsform: Filmtablette B
Rezeptpflichtig

Wirkung

Xarelto 15mg+20mg Starterpackung Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Rivaroxaban.

Der Wirkstoff wird eingesetzt, um nach dem Ersatz von Hüft- oder Kniegelenken bei erwachsenen Patienten das Risiko für Blutgefäßverstopfungen der Venen (venöser Thromboembolien) zu vermindern.

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Wirkstoff auch gegen tiefliegende Beinvenenverstopfungen wirksam ist, die nicht im Zusammenhang mit Operationen und Bettlägerigkeit auftreten. Eine Zulassung für diesen Anwendungsbereich besteht jedoch bisher noch nicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Rivaroxaban sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Blutverdünner (Antikoagulantien), zu welcher der Wirkstoff Rivaroxaban gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorbeugung von Schlaganfällen und Blutgefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel bei Erwachsenen mit Vorhofflimmern (nicht Mitralklappen-bedingt) und einem oder mehreren Risikofaktoren wie Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck, Alter ab 75 Jahren, Diabetes mellitus, Schlaganfall oder Schlaganfall-Vorboten in der Vorgeschichte
  • Behandlung und Vorbeugung von tiefliegenden Venenverschlüssen durch Blutgerinnsel und Lungenembolien bei Erwachsenen

Dosierung

Nehmen Sie die Tabletten zusammen mit einer Mahlzeit ein.

Vorbeugung von Schlaganfällen und anderen Blutgefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel

Die empfohlene Dosis ist eine 20mg-Filmtablette einmal täglich, was auch der empfohlenen Höchstdosis entspricht. Die Therapie sollte über längere Zeit hinweg fortgesetzt werden, vorausgesetzt, der Arzt stellt den Nutzen der Vorbeugung über das Risiko einer Blutung. Wenn eine Einnahme vergessen wurde, sollten Sie das Medikament sofort einnehmen und am nächsten Tag mit der täglichen Einzeldosis wie empfohlen fortfahren. Nehmen Sie auf keinen Fall eine doppelte Dosis an einem Tag ein, um eine vergessene Einnahme nachzuholen.

Behandlung und Vorbeugung von tiefliegenden Venenverschlüssen und Lungenembolien

Die empfohlene Dosis zu Beginn der Behandlung von akuten tiefliegenden Venenverschlüssen und Lungenembolien ist eine 15mg-Filmtablette zweimal täglich innerhalb der ersten drei Wochen. Dann wird die Behandlung mit einer 20mg-Filmtablette einmal täglich fortgeführt. Letzteres gilt auch für die Vorbeugung erneuter tiefer Venenversschlüssen und Lungenembolien.

Die Therapiedauer wird vom Arzt nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens der Behandlung hinsichtlich des Blutungsrisikos bestimmt. Bei vorübergehenden Risikofaktoren wie einer vorausgegangenen Operation, Verletzung oder Bettlägerigkeit kann die Behandlung nur kurz sein (mindestens drei Monate), bei bleibenden Risikofaktoren oder Veranlagung zu Venenverschlüssen aber lang. Wenn eine Dosis während der ersten drei Behandlungswochen vergessen wurde, sollte sie sofort nachgeholt werden, um die 30mg-Tagesdosis sicherzustellen. In diesem Fall können zwei 15mg-Filmtabletten auf einmal eingenommen werden. Am nächsten Tag fahren Sie mit der regulären Einnahme von zweimal täglich einer 15mg-Filmtablette wie empfohlen fort. Wenn eine Dosis während der nachfolgenden Behandlungsphase vergessen wurde, sollte sie sofort eingenommen werden. Am nächsten Tag fahren Sie dann mit der regulären Einnahme einer 20mg-Filmtablette einmal täglich wie empfohlen fort. Es sollte keine doppelte Dosis an einem Tag eingenommen werden, um eine vergessene Einnahme nachzuholen.

Die Umstellung von anderen Blutverdünnern (Antikoagulanzien) auf oder von dem Medikament ist grundsätzlich möglich, muss aber einem vom Arzt vorgegebenen Schema folgen.

Bei Patienten mit einer mittelschweren (Kreatinin-Clearance 30 bis 49 Milliliter/Minute) oder einer schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 15 bis 29 Milliliter/Minute) werden die folgenden Dosierungen empfohlen: Zur Vorbeugung von Schlaganfällen und anderen innerlichen Venenverstopfungen bei Patienten mit Vorhofflimmern, das nicht von den Herzklappen verursacht wird, beträgt die empfohlene Dosis eine 15mg-Filmtablette einmal täglich. Zur Behandlung und Vorbeugung von tiefliegenden Venenverschlüssen und Lungenembolien erhalten die Patienten in den ersten drei Wochen je eine 15mg-Filmtablette zweimal täglich. Anschließend beträgt die empfohlene Dosierung eine 20mg-Filmtablette einmal täglich. Wenn das Blutungsrisiko des Patienten die Gefahr von Venenverschlüssen übersteigt, wird der Arzt die Dosis von einmal eine 20mg- auf einmal eine 15mg-Filmtablette täglich vermindern.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Eisen(III)-oxid (E 172)
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Croscarmellose-Natrium
  • Lactose-Monohydrat
  • Macrogol (3350)
  • Natriumdodecylsulfat
  • Titanoxid (E 171)

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Anstieg von Laborwerten wie gamma-GT und Transaminasen (ASAT, ALAT), Blutarmut, Übelkeit, Blutungen (nach Operationen auch mit Blutarmut und Wundblutungen).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Anstieg von Laborwerten wie Lipase, Amylase, Bilirubin und alkalischer Phosphatase, Fettstoffwechselstörung (Anstieg von LDL), Blutplättchen-Überschuss, Ohnmacht, Schwindel, Kopfschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen (auch Oberbauchschmerzen, Magenbeschwerden), Verdauungsbeschwerden, trockener Mund, Erbrechen, Nierenfunktionsstörungen (mit Blut-Kreatinin-Wertanstieg, Blut-Harnstoff-Wertanstieg), Juckreiz (seltener überall am Körper), Hautrötung, Nesselsucht (seltener allgemeine Nesselsucht), Bluterguss, Armschmerzen, Beinschmerzen, Wundabsonderung, Blutungen (auch Blutergüsse, seltener Muskelblutungen), Magen-Darm-Blutungen (auch Zahnfleischblutungen, Enddarmblutungen, Bluterbrechen), Blut im Urin, Geschlechtsteil-Blutungen, niedriger Blutdruck (auch Blutdruckabfall), Nasenbluten, Gewebsschwellungen, Schwellungen von Armen und Beinen, Unwohlsein (Müdigkeit, Schwäche), Fieber.

Seltene Nebenwirkungen:
Blut-Bilirubin-Wertanstieg, allergische Hautentzündung, Leberfunktionsstörung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Stevens-Johnson-Syndrom, Fehlen von Granulozyten im Blut.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Organ-Blutungen (beispielsweise im Gehirn), Nebennieren-Blutungen, Bindehaut-Blutungen, Bluthusten, Überempfindlichkeitsreaktionen, Gelbsucht.

Besonderheiten:
Treten während der Behandlung schwere Infektionen mit Bakterien auf, kommt es zu Fieber, Halsschmerzen und Entzündungen der Mundschleimhaut, kann dies ein Anzeichen von Agranulozytose, dem Fehlen bestimmter Blutzellen sein. In diesem Fall ist sofort ein Arzt aufzusuchen.

Fieber, Augenbrennen, Schluckbeschwerden und Hautschäden können auf ein Stevens-Johnson-Syndrom hindeuten. Auch hier ist sofort ein Arzt zu befragen.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von anderen Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien) zum Beispiel Heparin und Heparin-Ähnliche (wie Fondaparinux) sowie Cumarine (zum Beispiel Phenprocoumon)ist verboten. Ausnahmen sind die Umstellung der Therapie von diesen oder auf diese Wirkstoffe oder wenn Heparin gegeben wird, um die Durchgängigkeit eines Venen- oder Arterien-Katheters zu erhalten.

Die gleichzeitige Anwendung von Rivaroxaban und Pilzmitteln wie Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol und Posaconazol oder mit HIV-1-Proteasehemmern (beispielsweise Ritonavir) verstärkt die Rivaroxaban-Wirkung deutlich. Eine Kombination ist möglichst zu vermeiden.

Das Pilzmittel Fluconazol hat voraussichtlich eine geringere verstärkende Wirkung auf Rivaroxaban und kann daher vom Arzt mit Vorsicht gleichzeitig angewendet werden.

Wegen des erhöhten Blutungsrisikos durch sich ergänzende Effekte ist bei Patienten, die gleichzeitig andere Antikoagulanzien erhalten, ärztliche Vorsicht geboten. Dasselbe gilt bei gleichzeitiger Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (einschließlich Acetylsalicylsäure) und Thrombozytenaggregationshemmern.

Zu einer Abnahme der blutverdünnenden Wirkung von Rivaroxaban kommt es bei Kombination desselben mit dem TuberkulosemittelRifampicin, den AntiepileptikaPhenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital oder auch Johanniskraut (gegen Depressionen).

Rivaroxaban selbst hat keine verstärkende oder abschwächende Wirkung auf andere Wirkstoffe, auch bestehen keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, akuten Blutungen sowie Lebererkrankungen, die mit einer Störung der Blutgerinnung und einem erhöhten Blutungsrisiko einhergehen, darf Rivaroxaban nicht angewendet werden. Auch darf der Wirkstoff nicht zur Gerinnsel-Vorbeugung eingesetzt werden, wenn Patienten durch einen Katheter eine neue Herzklappe erhalten oder bei solchen, die schon künstliche Herzklappen haben.

Bei Patienten mit der Autoimmunerkrankung Antiphospholipid-Syndrom und einer Blutgefäßverstopfung in der Vorgeschichte sollte der Wirkstoff nicht eingesetzt werden. Es besteht das Risiko einer erneuten Verstopfung eines Blutgefäßes.

Nur nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den Arzt und unter ständiger ärztlicher Überwachung darf der Wirkstoff eingesetzt werden in Situationen, in denen ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht. Dies ist der Fall bei
  • Patienten mit einer schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute), weil Rivaroxaban über die Nieren ausgeschieden wird und es so zu einer Überdosierung kommen kann
  • Patienten mit einer mittelschweren Leberfunktionsstörung (klassifiziert
    als Child Pugh B) oder einer Leberschrumpfung (Leberzirrhose)
  • angeborenen oder erworbenen Blutgerinnungsstörungen
  • nicht behandelbarem, schwerem Bluthochdruck
  • aktiven oder erst kürzlich aufgetretenen Geschwüren im Magen-Darm-Kanal
  • Durchblutungsstörungen der Netzhaut
  • kürzlich erlittenen Gehirnblutungen
  • Gefäßmissbildungen oder -schäden im Bereich des Rückenmarks oder des Gehirns
  • kürzlich durchgeführten Operationen am Gehirn, Rückenmark oder Auge.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Zur Anwendung von Rivaroxaban bei Schwangeren gibt es keine aussagefähigen Studien. Tierexperimente haben Schädigungen der Jungen gezeigt. Aufgrund dieses Risikos sowie des zusätzlichen Blutungsrisikos und der nachgewiesenen Durchdringung des Mutterkuchens von Rivaroxaban darf der Wirkstoff während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Frauen im gebährfähigen Alter sollten vermeiden, während der Behandlung mit Rivaroxaban schwanger zu werden.

Auch zur Anwendung von Rivaroxaban bei stillenden Frauen gibt es keine Studien. Rivaroxaban wurde bei Tierexperimenten jedoch in der Muttermilch gefunden. Daher ist der Wirkstoff während der Stillzeit nicht anzuwenden. Der Arzt muss entscheiden, ob betroffene Frauen abstillen sollten, die Behandlung ausgesetzt wird oder ob auf die Behandlung verzichtet wird.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff darf nicht bei Kindern oder Jugendlichen unter 18 Jahren eingesetzt werden. Mit dieser Altersgruppe wurden keine Studien zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Rivaroxaban gemacht.

Warnhinweise

  • Kommt es infolge der Behandlung mit dem Medikament zu Ohnmacht oder Schwindel, so ist das Autofahren oder das Führen von Maschinen gefährlich.
  • Labortests zur Blutgerinnung können naturgemäß durch die Gabe des Medikaments verfälscht werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft wirksam vermieden werden.
  • Während der gesamten Behandlung muss der Arzt den Patienten auf Anzeichen von Blutungen überwachen.
  • Vor Beginn der Behandlung sowie im weiteren Verlauf ist der Patient vom Arzt auf Nierenfunktionsstörungen zu untersuchen, weil sie eine Behandlung verbieten oder niedrigere Dosierungen erfordern.
  • Kommt es zu Fieber, Hals- oder Schluckbeschwerden, Infektionen oder Wunden an Haut oder Schleimhäuten, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Das Medikament enthält Laktose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten B)
7 Stück Filmtabletten B
20 Milligramm Rivaroxaban

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Xarelto 15mg+20mg Starterpackung Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Rivaroxaban (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.