Tamiflu 12mg/ml Pulver

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.10.2012
Hersteller: Roche Consumer Health Deutschland GmbH
Wirkstoff: Oseltamivir
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Tamiflu 12mg/ml Pulver enthält den Wirkstoff Oseltamivir. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Tamiflu 12mg/ml Pulver.

Oseltamivir wird zur Vorbeugung und Therapie der Grippe verwendet. Zur Therapie einer Grippeinfektion muss der Wirkstoff binnen zweier Tage nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden. Um einer Infektion vorzubeugen, sollte Oseltamivir möglichst bald nach dem Kontakt mit einem Infizierten zum Einsatz kommen.

Oseltamivir muss altersgerecht und bei Kindern nach Gewicht dosiert werden. Nur im Falle eines weltweiten Grippe-Ausbruchs darf der Wirkstoff zur Vorbeugung auch an Säuglinge unter einem Jahr gegeben werden. Für Frühgeborene gibt es allerdings dabei keine Dosierungsempfehlungen.

Der Wirkstoff kann die Grippe nicht heilen. Er mildert lediglich die Symptome und kürzt die Erkrankungsdauer etwas ab. Dadurch sinkt auch das Risiko schwerer Folgeerkrankungen wie etwa einer Lungenentzündung. Oseltamivir kann auf keinen Fall eine Grippeimpfung ersetzen.

Die Anwendung von Oseltamivir sollte streng auf den Einsatz bei einer Virusgrippe-Epidemie beschränkt sein und ärztlich überwacht werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Oseltamivir sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Neuraminidase-Hemmstoffe, zu welcher der Wirkstoff Oseltamivir gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Behandlung der Grippe bei Erwachsenen und Kindern ab einem Lebensjahr mit typischen Grippeanzeichen, wenn das Influenzavirus in der Bevölkerung auftritt
  • Vorbeugung der Grippe bei Personen ab einem Jahr nach Kontakt mit einem festgestellten Grippefall, sofern der Grippevirus in der Umgebung umhergeht sowie Vorbeugung in der Grippesaison in Ausnahmefällen, wenn der Grippevirus nicht im Impfstoff enthalten war

Dosierung

Grippe-Behandlung
Die Therapie sollte so früh wie möglich innerhalb der ersten zwei Tage nach Auftreten der Grippe-Beschwerden begonnen werden.

Für Jugendliche (im Alter von 13 bis 17 Jahren) und Erwachsene beträgt die Dosis 75 Milligramm Oseltamivir zweimal täglich über einen Zeitraum von fünf Tagen.

Bei Kindern ab einem Jahr wird die Suspension nach dem Körpergewicht dosiert und über fünf Tage gegeben:

Kinder unter 15 Kilogramm Gewicht erhalten zweimal täglich 30 Milligramm.
Kinder mit einem Gewicht zwischen 15 und 23 Kilogramm erhalten zweimal täglich 45 Milligramm.
Kinder mit einem Gewicht zwischen 23 bis 40 Kilogramm erhalten zweimal täglich 60 Milligramm.
Kinder über 40 Kilogramm Gewicht erhalten zweimal täglich 75 Milligramm, entweder als Suspension oder auch als Kapsel.

Grippe-Vorbeugung
Nach engem Kontakt mit einem Grippe-Kranken erhalten die Patienten so früh wie möglich innerhalb von zwei Tagen das Medikament.

Für Jugendliche (im Alter von 13 bis 17 Jahren) und Erwachsene beträgt die Dosis zur Grippe-Vorbeugung nach engem Kontakt mit einer infizierten Person 75 Milligramm Oseltamivir einmal täglich über einen Zeitraum von zehn Tagen.

Kinder im Alter von über einem Jahr und Kinder im Alter von 2 bis 12 Jahren erhalten das Medikament nach Gewicht dosiert.

Kinder unter 15 Kilogramm Gewicht erhalten einmal täglich 30 Milligramm.
Kinder mit einem Gewicht zwischen 15 und 23 Kilogramm erhalten einmal täglich 45 Milligramm.
Kinder mit einem Gewicht zwischen 23 bis 40 Kilogramm erhalten einmal täglich 60 Milligramm.
Kinder über 40 Kilogramm Gewicht erhalten einmal täglich 75 Milligramm, entweder als Suspension oder auch als Kapsel.

Zur Vorbeugung während einer Grippewelle in der Bevölkerung müssen die oben genannten Dosierungen über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen eingenommen werden. Im Prinzip ist der Wirkstoff Oseltamivir in einem solchen Fall auch zur Gabe an Säuglinge unter einem Jahr geeignet. Für die dazu nötigen geringen Dosierungen ist aber die beigelegte Dosierspritze zu ungenau. Daher sollte vorzugsweise eine aus dem Medikament in der Apotheke zubereitete Lösung verwendet werden.

Bei Nierenkranken wählt der Arzt die Dosierung je nach der Restfunktion der Niere.

Zur Herstellung der Suspension klopfen Sie mehrmals vorsichtig an die verschlossene Flasche, um das darin befindliche Pulver aufzulockern. Messen Sie dann 52 Milliliter Wasser mit dem Messbecher bis zur markierten Höhe ab. Diese Wassermenge füllen Sie in die Flasche. Verschließen Sie die Flasche wieder und schütteln Sie sie 15 Sekunden lang sorgfältig. Danach entfernen Sie die Verschlusskappe und setzen den Adapter in den Flaschenhals ein. Die Flasche ist danach mit der Verschlusskappe über dem Flaschenadapter fest zu verschließen. Zur Sicherheit können Sie die Zubereitung der Suspension auch Ihrem Apotheker überlassen.

Die Dosierung erfolgt ausschließlich mit dem Messbecher. Er hat dazu
30-, 45- und 60-Milligramm-Einteilungen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Natriumbenzoat
  • Natriumdihydrogencitrat (E 331a)
  • Saccharin-Natrium
  • Sorbitol
  • Titandioxid (E 171)
  • Tutti-Frutti-Aroma
  • Xanthan-Gummi (E 415)

Nebenwirkungen

Oseltamivir zeigt bei Jugendlichen und Erwachsenen eine etwas andere Nebenwirkungsverteilung in Art, Ausprägung und Häufigkeit auf als bei Kindern.

Jugendliche und Erwachsene
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Übelkeit

Häufige Nebenwirkungen:
Erbrechen, Schmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktion, eingeschränktes Bewusstsein, Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Leberwerte, Ekzeme, Hautentzündung, Hautausschlag, Nesselsucht.

Seltene Nebenwirkungen:
Mangel an Blutplättchen, allergischer Schock, Aufregung, unnormales Verhalten, Angst, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Delirium, Albträume, Selbstverletzung, Sehstörungen, Magen-Darm-Blutungen, blutige Dickdarmentzündung, heftige Leberentzündung, Leberversagen, Blutgefäßschwellung, schwere Hautreaktionen (Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse).

Kinder
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Erbrechen.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit.

Besonderheiten:
Die häufigen und sehr häufigen Nebenwirkungen traten in den Studien im Allgemeinen bei den Betroffenen nur einmal auf, verschwanden trotz beibehaltener Dosierung und führten in der überwiegenden Mehrheit der Fälle nicht zu einem Abbruch der Therapie.

Aus der Zeit nach der Markteinführung gibt es bei Patienten mit Grippe, die den Wirkstoff erhalten haben, Meldungen über Krampfanfälle und Delirium (inklusive veränderter Bewusstseinsgrad, Verwirrung, anormales Verhalten, Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen, Erregung, Angst, Albträume), die in sehr wenigen Fällen zu Selbstverletzungen oder zum Tod führten. Diese Ereignisse betrafen vor allem Kinder und Jugendliche, traten oft unvermittelt auf und klangen schnell wieder ab. Da auch unbehandelte Grippe solche Beschwerden hervorrufen kann, ist der Beitrag von Oseltamivir dazu unbekannt.

Wechselwirkungen

Oseltamivir und seine Stoffwechselprodukte werden über die Nieren ausgeschieden. Deshalb können Wirkstoffe, die die Nierenfunktion beeinflussen, die Ausscheidung und damit die Wirkung von Oseltamivir verändern. Zu diesen Wirkstoffen zählen zum Beispiel Chlorpropamid, Methotrexat, Phenylbutazon und das GichtmittelProbenecid.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff sollte bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Oseltamivir sowie von schwer Nierenkranken (Kreatinin-Clearance unter 10 Milliliter pro Minute) nicht angewendet werden.

Eine eingeschränkte Nierenfunktion ist kein Ausschlussgrund für die Behandlung mit Oseltamivir, die Dosis muss aber von einem Arzt angepasst werden. Für nierenkranke Kinder gibt es bisher keine Dosierungsempfehlungen. Gleiches gilt, wenn bei einem weltweiten Grippe-Ausbruch frühgeborene Säuglinge unter einem Jahr vor Grippe geschützt werden sollen.

Bei chronisch Kranken, abwehrgeschwächten Patienten oder Patienten mit einer Behandlung, die das Immunsystem schwächt, ist die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Oseltamivir zur Therapie oder Vorbeugung einer Grippe noch nicht gesichert. Diese Personengruppen sollten nur in Ausnahmefällen mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Ob Oseltamivir Patienten mit chronischen Herzleiden oder chronischen Erkrankungen der Atemwege vor den Komplikationen einer Grippe bewahren kann, wurde noch nicht eindeutig in Studien nachgewiesen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Einsatz des Wirkstoffs in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung durch den Arzt erfolgen, da nicht bekannt ist, ob Oseltamivir das Kind schädigen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern ab einem Jahr darf Oseltamivir sowohl zur Behandlung einer Grippeinfektion wie zur Vorbeugung eingesetzt werden. Die Dosierung erfolgt nach Gewicht, wobei es für nierenkranke Kinder keine verbindlichen Dosierungsempfehlungen gibt.

Kinder unter einem Jahr dürfen nur im Falle eines weltweiten Grippe-Ausbruchs Oseltamivir zu Vorbeugung erhalten. Hierzu ist meist eine Spezialanfertigung aus der Apotheke nötig, da die handelsüblichen Pärparate für diese Altersgruppe zu stark dosiert sind. Die Anwendung muss ärztlich überwacht werden. Für Frühgeborene gibt es allerdings ebenfalls keine verbindlichen Dosierungsempfehlungen.

Warnhinweise

  • Das Medikament stellt keinen Ersatz für eine Grippeschutzimpfung dar.
  • Das Medikament ist lediglich gegen Influenzaviren, nicht gegen andere Virenarten wirksam.
  • Das Medikament ist für schwer Nierenkranke mit einer Kreatinin-Clearance unter zehn Milliliter/Minute nicht geeignet.
  • Patienten, die mit dem Medikament behandelt werden, besonders Jugendliche und Kinder, müssen sorgfältig auf eventuelle Verhaltensstörungen hin beobachtet werden.
  • Das Medikament enthält Sorbitol als Süßungsmittel und ist daher nicht für Patienten mit Zuckerunverträglichkeit geeignet.
  • Nach Anbruch kann das zubereitete Medikament entweder zehn Tage bei Raumtenmperatur (nicht über 25 Grad) oder 17 Tage im Kühlschrank (bei zwei bis acht Grad) aufbewahrt werden
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden.
  • Das Medikament ist aufgrund seiner Milliliter-Einteilung auf der Dosierspritze nicht zur vorbeugenden Anwendung bei Säuglingen unter einem Jahr geeignet.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Tamiflu 12mg/ml Pulver sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Oseltamivir (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.