Rhophylac 300 Mikrogramm/2ml, Injektionslösung in Fertigspritze

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.05.2013
Hersteller: CSL Behring GmbH
Wirkstoff: humanes Anti-D-Immunglobulin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Rhophylac 300 Mikrogramm/2ml, Injektionslösung in Fertigspritze enthält den Wirkstoff humanes Anti-D-Immunglobulin.

Humanes Anti-D-Immunglobulin (Anti-D-Immunglobulin vom Menschen) dient der Vorbeugung von Schäden, die entstehen, wenn Blut unterschiedlicher Eigenschaften miteinander in Kontakt kommt. Dies kann im Rahmen einer Schwangerschaft geschehen, aber auch durch Fehler bei einer Bluttransfusion.

Auslöser solcher Reaktionen sind Unterschiede in den Bluteiweißen, hier in Hinsicht der sogenannten Rhesusfaktoren. Rhesusfaktoren sind spezielle Eigenschaften unserer roten Blutkörperchen. Etwa 85 Prozent aller Menschen haben den sogenannten Rhesusfaktor D (Abkürzung "Rh(D)"). Diese Personen nennt man Rh(D)-positiv. Menschen, die keinen Rhesusfaktor D haben, nennt man Rh(D)- negativ. Charakteristischerweise bleibt der Erstkontakt dabei folgenlos. Im Körper des Blutempfängers bilden sich jedoch Antikörper, die das fremde Blut beim zweiten Kontakt sofort zerstören.

Erwartet eine Rh(D)-negative Frau ein Kind, das Rh(D)-positiv ist, kann es passieren, dass rote Blutkörperchen von dem Baby in das mütterliche Blut gelangen. Das Immunsystem erkennt diese als fremd und beginnt, Antikörper gegen den Rhesusfaktor D zu bilden. Wenn das passiert, ist das erste Kind üblicherweise nicht betroffen und völlig gesund. Aber beim nächsten Rh(D)-positiven Kind würden die Antikörper der Mutter die roten Blutkörperchen des Babys schon während der Schwangerschaft zerstören. Dadurch wird das Baby geschädigt und kann sogar sterben. Humanes Anti-D-Immunglobulin wird daher vorbeugend bei Schwangerschaften und Geburten eingesetzt, wenn
  • eine Rh(D)-negative Frau ein Rh(D)-positives Kind erwartet oder gerade geboren hat
  • ein Rh(D)-positives Baby durch Fehlgeburt, drohende Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch verloren wurde
  • schwere Schwangerschaftskomplikationen wie beispielsweise eine Bauchhöhlenschwangerschaft auftreten
  • es zu vorgeburtlichen Blutungen kam, bei denen rote Blutkörperchen vom Kind in den Kreislauf der Mutter übergetreten sind (zum Beispiel bei Blutungen aus der Scheide während der Schwangerschaft)
  • bestimmte Tests zur Untersuchung von Fruchtschäden erfolgen müssen (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie)
  • der Arzt oder die Hebamme von außen versuchen müssen, das Kind in eine andere Lage zu bringen
  • sich ein Unfall ereignet, bei dem der Bauch betroffen oder verletzt ist.
Des weiteren dient der Wirkstoff der Behandlung von Rh(D)-negativen Personen, wenn diese irrtümlich Rh(D)-positives Blut erhalten haben oder Transfusionen von Produkten mit roten Blutkörperchen, beispielsweise Blutplättchen-Konzentrate.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von humanes Anti-D-Immunglobulin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff humanes Anti-D-Immunglobulin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorbeugung der Bildung von Antikörpern gegen rote Blutkörperchen mit positivem Rhesusfaktor bei Frauen mit negativem Rhesusfaktor
  • Behandlung von Personen mit roten Blutkörperchen mit negativem Rhesusfaktor, die irrtümlich Bluttransfusionen erhalten haben, in denen rote Blutkörperchen mit positivem Rhesusfaktor enthalten waren

Dosierung

Die Menge der verwendeten Injektionslösung richtet sich nach der Anwendung. Im Allgemeinen gelten folgende Richtlinien:

Verwendung in der Schwangerschaft
Zur Vorbeugung einer Immunreaktion gegen das kindliche Blut wird der Mutter in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche der Inhalt einer Fertigspritze in die Vene oder einen Muskel gegeben.

Kommt es während der Schwangerschaft zu Komplikationen, wird eine Fertigspritze so schnell wie möglich innerhalb von 72 Stunden verabreicht. Dies muss bei jeder neu auftretenden Komplikation wiederholt werden.

Verwendung nach der Geburt
Der Mutter wird so rasch wie möglich innerhalb 72 Stunden nach der Geburt eines Rh-positiven Kindes eine Fertigspritze in die Vene verabreicht. Falls mehr als 72 Stunden vergangen sind, sollte die Injektion dennoch erfolgen. Die Dosis muss auch gegeben werden, wenn schon Vorbeugung während der Schwangerschaft betrieben wurde.

Verwendung bei irrtümlichen Bluttransfusionen
Die empfohlene Dosis beträgt 20 Mikrogramm Anti-D-Immunglobulin pro
zwei Milliliter des übertragenen Rh(D)-positiven Blutes oder pro einem Milliliter des verabreichten Konzentrats an roten Blutkörperchen. Die richtige Dosis sollte ein Transfusionsspezialist bestimmen. Alle 48 Stunden müssen dann Tests zum Nachweis von Rh(D)-positiven roten Blutkörperchen wiederholt werden und das Medikament wird so lange verabreicht werden, bis keine solchen Blutkörperchen mehr im Blutkreislauf nachweisbar sind. Im Allgemeinen wird das Medikament in die Vene gegeben, da es so schneller wirkt. Im Falle einer Gabe in den Muskel wird der Arzt die großen Dosen über mehrere Tage verteilt verabreichen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Hautreaktionen, Hautrötungen, Juckreiz, Fieber, Unwohlsein, Schüttelfrost.

Seltene Nebenwirkungen:
Herzrasen, Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen.
An der Injektionsstelle:
Schwellung, Schmerz, Rötung, Verhärtung, Wärme, Juckreiz, Hautausschlag.

Besonderheiten:
Auch bei Patienten, die bereits früher mit Immunglobulin vom Menschen behandelt wurden und es gut vertragen haben, kann Anti-D-Immunglobulin in seltenen Fällen einen Blutdruckabfall im Rahmen einer allergischen Reaktion verursachen. Bei Verdacht einer allergischen Reaktion ist die Injektion sofort abzubrechen.

Nach der Injektion von Immunglobulinen wie dem humanen Anti-D-Immunglobulin kann es durch einen vorübergehenden Anstieg der verschiedenen, passiv übertragenen Antikörper in das Blut des Patienten zu irreführenden positiven Testergebnissen bei Blutuntersuchungen kommen.

Bei Rh(D)-positiven Patienten mit Blutplättchnemangel unbekannter Ursache (idiopathische thrombozytopenische Purpura) kann es zu schwerwiegender Blutzerstörung kommen, wenn Anti-D-Immunglobulin in die Vene gegeben wird. Die exakte Häufigkeit dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt.

Wechselwirkungen

Aktive Immunisierungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen (wie zum Beispiel gegen Masern, Mumps oder Röteln) sollten für drei Monate nach der letzten Gabe von Anti-D-Immunglobulin verschoben werden. Die Wirksamkeit der Impfung mit Lebend-Impfstoffen kann durch den Wirkstoff nämlich beeinträchtigt sein.

Auch bei einer Gabe von Anti-D-Immunglobulin innerhalb von zwei bis vier Wochen nach der Impfung mit einem Virus-Lebend-Impfstoff kann dadurch die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigt werden.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Immunglobuline vom Menschen darf der Wirkstoff nicht eingesetzt werden. Eine Anwendung verbietet sich auch bei Rh(D)-positiven Personen und Frauen, die bereits durch die Geburt eines Rh(D)-positiven Kindes gegen Rh(D)-Antigen sensibilisiert wurden.

Da der Wirkstoff aus Blut gewonnen wird, enthält er in kleinen Mengen auch Immunglobulin A (IgA). Obwohl Anti-D-Immunglobuline erfolgreich bei Patienten mit Mangel an IgA-Antikörpern eingesetzt wurden, können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Der Arzt muss deswegen die Vorteile der Behandlung mit dem Wirkstoff gegen die möglichen Risiken von Überempfindlichkeitsreaktionen abwägen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff wird bestimmungsgemäß während der Schwangerschaft eingesetzt und kann auch während der Stillzeit gegeben werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Im Fall der vorbeugenden Maßnahmen nach einer Geburt wird der Wirkstoff der Mutter verabreicht. Es soll nicht dem Neugeborenen gegeben werden. Hat ein Kind irrtümlich eine unpassende Bluttransfusion erhalten, kann es mit humanem Anti-D-Immunglobulin behandelt werden.

Warnhinweise

  • Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion ist die Anwendung des Medikaments sofort zu unterbrechen.
  • Zur Impfung mit Lebend-Impfstoffen muss ein ausreichender zeitlicher Abstand eingehalten werden.
  • Das Medikament muss im Kühlschrank bei zwei bis acht Grad gelagert, darf aber nicht eingefroren werden.
  • Die Fertigspritzen sind im versiegelten Blister in der geschlossenen Faltschachtel aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Spritzampulle Injektionslösung)
10 Spritzampulle Injektionslösung
300 Mikrogramm humanes Anti-D-Immunglobulin
5 Spritzampulle Injektionslösung
300 Mikrogramm humanes Anti-D-Immunglobulin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Rhophylac 300 Mikrogramm/2ml, Injektionslösung in Fertigspritze sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff humanes Anti-D-Immunglobulin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.