Hydroxychloroquin Aristo 200 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.11.2017
Hersteller: Aristo Pharma GmbH
Wirkstoff: Hydroxychloroquin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Hydroxychloroquin Aristo 200 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Hydroxychloroquin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Hydroxychloroquin Aristo 200 mg Filmtabletten.

Hydroxychloroquin wurde früher nur zur Behandlung der Malaria gebraucht.

Heute wendet man es vor allem auch bei entzündlichen Bindegewebserkrankungen, zum Beispiel beim Lupus erythematodes, aber auch bei rheumatoiden Gelenkerkrankungen (aus der Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen) an. Speziell bei der typischen schmetterlingsförmigen und entzündlichen Gesichtsrötung des Lupus erythematodes hat Hydroxychloroquin in der Regel eine gute und lindernde Wirkung. Diese stellt sich aber erst nach Wochen bis Monaten ein.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Hydroxychloroquin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel gegen Malaria, Entzündungshemmer, zu welcher der Wirkstoff Hydroxychloroquin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • unkomplizierte Malaria, verursacht durch einen von vier Chloroquin-empfindlichen Erregerstämmen bei Erwachsenen und Kindern über sechs Jahren und mehr als 35 Kilogramm Gewicht
  • rheumatische Gelenksentzündung Erwachsener
  • Lupus erythematodes der Haut oder des gesamten Körpers bei Erwachsenen und Kindern über sechs Jahren und mehr als 35 Kilogramm Gewicht

Dosierung

Die Dosierung des Medikaments richtet sich nach dem Krankheitsbild.
  • Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis, chronische Polyarthritis) und systemischer Lupus erythematodes:
    Erwachsene erhalten eine Anfangsdosis von zwei- bis dreimal täglich einer Tablette (400 bis 600 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Tag). Die Dosis für die Dauertherapie (Erhaltungsdosis) beträgt ein- bis zweimal täglich eine überzogene Tablette (200 bis 400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Tag), wobei die Dosis vom Arzt nach dem Körpergewicht bestimmt wird.

    Kinder ab sechs Jahre (über 35 Kilogramm Körpergewicht) erhalten bis zu 6,5 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Kilogramm Körpergewicht am Tag.

  • Malariavorbeugung:
    Zwei Wochen vor Reiseantritt in das Malariagebiet erhalten Erwachsene zwei Tabletten (400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat) (entsprechend 6,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht) ein Mal pro Woche, jeweils am gleichen Wochentag.

    Kinder ab sechs Jahren (über 35 kg) erhalten 6,5 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Kilogramm Körpergewicht ein Mal pro Woche, jeweils am gleichen Wochentag. Die Einzeldosis soll jedoch nicht über 400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat liegen, unabhängig vom Körpergewicht.

    Ist diese Art der Vorbeugung nicht möglich, kann folgende Dosierung empfohlen werden: Erwachsene erhalten bei Reiseantritt an zwei aufeinander folgenden Tagen je zwei Tabletten (400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat), danach zwei Tabletten ein Mal pro Woche am immer gleichen Wochentag.

    Kinder ab sechs Jahren (über 35 kg) erhalten bei Reiseantritt an zwei aufeinander folgenden Tagen je 6,5 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Kilogramm Körpergewicht, danach diese Dosierung ein Mal pro Woche am immer gleichen Wochentag. Die Einzeldosis sollte aber 400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat nicht überschreiten.

    Die vorbeugende Behandlung muss während der Reise und sollte noch acht Wochen nach Verlassen des Malariagebietes fortgesetzt werden.

  • Malariatherapie:
    Bei Erwachsenen beträgt die Gesamtdosis Hydroxychloroquin-Sulfat zur Behandlung einer Malaria durch Erreger, die empfindlich gegen Chloroquin sind 2000 bis 2400 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat. Diese Dosis sollte über einen Zeitraum von drei bis vier Tagen nach einem vom Arzt vorgegebenen, am Körpergewicht orientierten Schema eingenommen werden.

    Kinder ab sechs Jahre (unter 35 Kilogramm Körpergewicht) erhalten eine Gesamtdosis von 32 Milligramm Hydroxychloroquin-Sulfat/Kilogramm Körpergewicht, nicht jedoch mehr als zwei Gramm Hydroxychloroquin-Sulfat, verteilt über drei Tage. Auch hier ist ein vom Arzt nach dem Körpergewicht vorgegebenes Einnahmeschema einzuhalten.
Die überzogenen Tabletten sollen möglichst zu den Mahlzeiten mit genügend Flüssigkeit unzerkaut eingenommen werden.

Kinder ab sechs Jahre (unter 35 Kilogramm Körpergewicht) sollten das Medikament nicht länger als sechs Monate erhalten. Eine Langzeitanwendung zur Malariavorbeugung sollte bei Kindern unterbleiben.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • Talkum
  • Titandioxid (E171)
  • Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat
  • getrocknete Maisstärke
  • Macrogol 6000
  • Maisstärke
  • Polysorbat 80

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Blähungen, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Magenschmerzen, Übelkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Benommenheit, Sehstörungen, emotionale Labilität, Hornhauteintrübung, Hörstörung, Hörverlust, Schläfrigkeit, Taubheitsgefühle, Schlafstörungen, Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus), Verwirrtheit, Unruhe, Kopfschmerzen, Missempfindungen, Abnahme der Muskelkraft, Abschwächung der Sehnenreflexe, Veränderungen der Sinneswahrnehmung, EKG-Veränderungen, Erregungsleitungsstörungen, Herzerkrankung, Nerven-Muskel-Erkrankungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Netzhautprobleme mit Gesichtsfeldausfällen, Beeinträchtigung des Farbsehens, Augenflimmern, Sehkraftverlust; Veränderungen der Hautfarbe, Schleimhautverfärbungen, Haarausbleichung, Haarergrauung, Haarausfall, Juckreiz, Lichtempfindlichkeit, Leberschäden, Schuppenflechten-Ausbruch, Porphyrie-Ausbruch (Überschuss an rotem Blutfarbstoff), Ausbruch oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis (Muskelschwächekrankheit).

Sehr selten Nebenwirkungen:
Hautauschläge, Krampfanfälle, Methämoglobinämie (krankhafte Veränderung des roten Blutfarbstoffes).

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Veränderungen des Leberfunktionstests, schwere Leberentzündung, schwere Hautentzündung, schwerer Hautausschlag, Psychose, Blutbildveränderungen, Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion.

Wechselwirkungen

Eine Kombination mit Neostigmin oder Pyridostigmin (beides Cholesterinspiegelsenker) kann zu deren Wirkungsabschwächung von Hydroxychloroquin führen. Gleiches gilt für einige Wirkstoffe gegen Bakterien wie Ampicillin.

Bei zeitgleicher Impfung gegen Tollwut kann der gewünschte Schutzeffekt gegen diese Erkrankung abgeschwächt sein.

Weiterhin kann Hydroxychloroquin zur Wirkungssteigerung von Wirkstoffen zur Blutzuckerspiegelsenkung, etwa von Insulinen und Sulfonylharnstoffen, führen.

Folsäureantagonisten wie Methotrexat (ein Immunologikum) können durch Hydroxychloroquin ebenfalls in ihrer Wirkung verstärkt werden. Das gilt auch für Digoxin, einen Wirksoff gegen Herzmuskelschwäche.

Aminoglykosid-Antibiotika und Metronidazol (beides Wirkstoffe gegen Bakterien) können in ihren Nebenwirkungen verstärkt werden. Gleiches gilt für die Schmerzmittel Indometacin und Phenylbutazon.

Auch Pyrimethamin und Mefloquin (beides ebenfalls Mittel gegen Malaria) können durch Hydroxychloroquin in ihren Nebenwirkungen verstärkt werden.

Weiterhin können Nebenwirkungen von anderen Basistherapeutika wie Glukokortikoiden (Wirkstoffe gegen Entzündungen) verstärkt werden. Gleiches gilt für den Harnsäurespiegelsenker Probenecid.

Die kombinierte Einnahme von Hydroxychloroquin mit Alkohol oder MAO-Hemmern (Mittel gegen Depressionen) führt zu Leberschäden.

Aluminiumhaltige Magenmittel (Antazida) können die Aufnahme von Hydroxychloroquin verzögern und damit dessen Wirkung abschwächen. Deshalb sind diese beiden Wirkstoffe mit mindestens vierstündigem Abstand einzunehmen.

Cimetidin (Magenmittel) kann die Ausscheidung von Hydroxychloroquin verzögern und damit die Wirkung verstärken.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen 4-Aminochinoline oder gegen Chinin (anderer Wirkstoff gegen Malaria) darf Hydroxychloroquin nicht verabreicht werden. Gleiches gilt bei bestehender Netzhauterkrankung im Auge. Auch bei Erkrankungen des blutbildenden Systems oder bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel ist die Anwendung untersagt. Gleiches gilt bei der Myasthenia gravis (Muskelschwächekrankheit).

In Kombination mit leberschädigenden Wirkstoffen oder mit MAO-Hemmern (Wirkstoffe gegen Depressionen) darf Hydroxychloroquin ebenfalls nicht angewendet werden.

Bei Erkrankungen der Nerven, des Blutes oder des Verdauungstraktes muss eine sorgfältige ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko vor einer Hydroxychloroquin-Behandlung erfolgen. Das gilt ebenso bei Patienten mit Schuppenflechte sowie bei Porphyrie (Erkrankung mit Überschuss des roten Blutfarbstoffs).

Menschen mit Epilepsie müssen während der Therapie konsequent überwacht werden, da durch Hydroxychloroquin Krampfanfälle ausgelöst werden können.

Bei der Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss gegebenenfalls die Dosis verändert werden.

Bei den ersten Anzeichen einer Netzhauterkrankung im Auge ist die Behandlung mit dem Wirkstoff abzubrechen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Hydroxychloroquin kann, während der Schwangerschaft eingenommen, zu Missbildungen und Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen und darf daher während der gesamten Schwangerschaft nicht eingesetzt werden.

Aus Sicherheitsgründen ist vom Stillen abzuraten, da der Wirkstoff in die Milch übergeht. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht nachgewiesen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder über sechs Jahren und einem Körpergewicht von über 35 Kilogramm dürfen maximal sechs Monate lang mit Hydroxychloroquin behandelt werden. Eine Langzeitanwendung zur Malariavorsorge sollte bei Kindern unterbleiben.

Jüngere Kinder und Kinder mit einem Gewicht unter 35 Kilogramm dürfen nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen und das Sehvermögen können beeinträchtigt sein und damit die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen.
  • Wegen der Gefahr bleibender Netzhautschäden ist das Medikament nur unter häufiger augenärztlicher Kontrolle einzusetzen.
  • Einmal pro Jahr sollte während der Langzeitbehandlung mit dem Medikament eine Sehkontrolle durchgeführt werden, um erste Vergiftungsanzeichen sofort zu erkennen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament werden regelmäßige ärztliche Kontrollen der Reflexe empfohlen.
  • Bei Patienten mit Epilepsie hat der Arzt Nutzen und Risiko der Behandlung mit dem Medikament abzuschätzen.
  • Vor Beginn einer Dauertherapie mit dem Medikament und im Abstand von zwei Monaten ist eine ärztliche Kontrolle des Blutbildes durchzuführen.
  • Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament ist nicht für Kinder unter sechs Jahren oder 35 Kilogramm Körpergewicht geeignet.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
30 Stück Filmtabletten
155 Milligramm Hydroxychloroquin
100 Stück Filmtabletten
155 Milligramm Hydroxychloroquin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Hydroxychloroquin Aristo 200 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Hydroxychloroquin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.