Mehrere Gallensteine.
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Gallensteine entfernen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Gallensteine entfernen – ja oder nein? Und wenn ja: OP oder nicht? Wer Gallensteine hat, muss diese nicht um jeden Preis loswerden. In manchen Fällen kommt man jedoch um einen Eingriff nicht herum. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Gallensteine zu entfernen. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Gallensteine entfernen: Nicht immer nötig[]

Die gute Nachricht zuerst: Solange Gallensteine keine Beschwerden bereiten, können sie in den meisten Fällen an Ort und Stelle bleiben, ohne dass eine spezielle Behandlung nötig ist. Viele Menschen haben Gallensteine, ohne überhaupt davon zu wissen. Von vier betroffenen Personen hat statistisch gesehen nur eine einzige Beschwerden. Und auch das bedeutet noch nicht, dass man die Gallensteine zwingend entfernen muss.

Gallensteine bilden sich überwiegend in der Gallenblase. Seltener sind sie außerhalb der Gallenblase in den Gallengängen zu finden.

Gallensteine entfernen:Wann müssen sie raus?
Gallensteine muss man in der Regel nur dann entfernen, wenn

  • die Beschwerden stark sind oder wenn
  • es zu Komplikationen gekommen ist (z.B. eine Gallenblasenentzündung) oder wenn
  • das Risiko für Komplikationen hoch ist.

Manchmal müssen Gallensteine entfernt werden, ohne dass sie direkt Beschwerden bereiten. Dies kann zum Beispiel erforderlich sein, wenn die Wand der Gallenblase verdickt ist, da das Risiko für Krebs dann erhöht ist. Auch Gallensteine, die größer als drei Zentimeter sind, sollten vorsichtshalber entfernt werden.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Es gibt zwei Möglichkeiten, um Gallensteine zu beseitigen:

  • mit chirurgischen Methoden, z.B. einer Gallenblasen-OP oder
  • mit nicht-chirurgischen Methoden, z.B. durch das Auflösen von Gallensteinen.

Insbesondere die chirurgischen Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle – allen voran das Entfernen der Gallenblase. Nicht-chirurgische Methoden kommen vor allem dann infrage, wenn eine OP nicht möglich oder nicht gewünscht ist.

Gallenblasen-OP

Die Gallenblasen-OP ist die Standardtherapie bei Gallensteinen in der Gallenblase.

Das Entfernen der Gallenblase nennt man Cholezystektomie. Bevor der Arzt die OP vornimmt, wird er genau abwägen, ob dieser Schritt wirklich nötig ist. Dabei wird er unter anderem berücksichtigen,

  • wie sehr sich der Patient durch die Beschwerden beeinträchtigt fühlt,
  • wie hoch das Risiko ist, dass die Steine zu Komplikationen führen und
  • ob mögliche OP-Risiken im Verhältnis zum Nutzen stehen.

Zu Risiken im Rahmen einer Gallenblasen-OP zählen zum Beispiel Verletzungen oder Verengungen der Gallengänge.

Bauchspiegelung: Laparoskopische Cholezystektomie

Heutzutage entfernen Ärzte eine Gallenblase – und somit auch die Gallensteine – fast immer im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei setzt der Operateur wenige, kleine Hautschnitte in die Bauchdecke. Anschließend führt er ein Endoskop ein, an dem sich eine Videokamera sowie die erforderlichen OP-Instrumente befinden. In der Regel muss der Patient nach der Bauchspiegelung nicht lange im Krankenhaus bleiben. Oft kann er noch am selben Tag nach Hause.

Das Entfernen der Gallenblase mithilfe einer Bauchspiegelung heißt laparoskopische Cholezystektomie.

In den letzten Jahren wurden neuere Varianten der minimal-invasiven Gallenstein-Therapie entwickelt. Ob diese OP-Verfahren im Vergleich zur herkömmlichen Laparoskopie Vorteile bringen, lässt sich zurzeit aber noch nicht sicher beurteilen.

Offene Cholezystektomie

Bei der offenen Cholezystektomie ist ein längerer Schnitt in die Bauchdecke nötig, um die Gallenblase zu entfernen. Die offene Cholezystektomie wurde in den letzten Jahren von der Bauchspiegelung verdrängt, da die Betroffenen nach einer offenen OP der Gallenblase meist längere Zeit benötigen, um sich von dem Eingriff zu erholen.

Nicht-operative Behandlung von Gallensteinen

Es ist auch möglich, Gallensteine ohne eine OP zu beseitigen. Kleinere Cholesterinsteine kann man mithilfe spezieller Medikamente auflösen. Dazu nimmt der Patient über einen längeren Zeitraum Tabletten mit dem Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (UDCA) ein. Im Vergleich zur OP ist diese Methode jedoch weniger wirksam: Häufig gelingt das Auflösen nicht, oder aber es bilden sich nach kurzer Zeit erneut Gallensteine (Rezidiv). Daher ist die Behandlung mit UDCA nur für Personen geeignet, die leichte Beschwerden haben.

Entfernung von Steinen in den Gallengängen

Manchmal bilden sich Gallensteine nicht in der Gallenblase, sondern in den Gallengängen. Das Entfernen der Gallenblase würde in diesem Fall gegen die Gallensteine nicht helfen.

Gallengangsteine kann der Chirurg – ähnlich wie bei der Gallenblasen-OP – mithilfe einer Bauchspiegelung oder einer offenen Operation entfernen.

Kleinere Steine kann der Arzt direkt im Rahmen einer Spiegelung der Gallenwege zu entnehmen: Die sogenannte endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP). Bei der ERCP schaut sich der Arzt die ableitenden Gallenwege (und gegebenenfalls auch die Bauchspeicheldrüsengänge) von innen an. Dafür schiebt er ein Untersuchungsinstrument, das Endoskop, über Mund und Speiseröhre bis in den Zwölffingerdarm. In den dort mündenden Gallengang injiziert er ein Kontrastmittel. Auf diese Weise werden die Gallengänge auf einem Röntgenbild sichtbar gemacht. Findet der Arzt während der Untersuchung einen Gallenstein, kann er ihn in einem kleinen Eingriff mit einem speziellen Instrument direkt entfernen. Dies ist jedoch nur erfolgreich, wenn der Gallenstein klein genug ist.

Bei 5 bis 10 von 100 Personen treten nach einer ERCP Komplikationen auf. Dazu zählen zum Beispiel Verletzungen im Gallengang oder im Magen-Darm-Bereich. Auch steigt das Risiko für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Um das Entzündungsrisiko zu minimieren, können wahrscheinlich Zäpfchen mit entzündungshemmenden Wirkstoffe wie Diclofenac oder Indometacin verabreichen, die der Arzt kurz vor oder nach der ERCP verabreicht.