Frau genießt Oralsex
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Oralsex (Oralverkehr): Was sind Cunnilingus und Fellatio?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.04.2023

Oralsex (Oralverkehr) ist ein Sammelbegriff für eine Sexpraktik, bei der der Intimbereich einer Person mit dem Mund stimuliert wird. Bei Frauen spricht man von Cunnilingus, bei Männern von Fellatio. Wie genau Oralsex funktioniert und warum es wichtig ist, sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen!

Was ist Oralsex?

In der Regel versteht man unter Oralsex die Stimulation der Genitalien mit dem Mund. Daher wird er auch als orogenitaler Sexualkontakt bezeichnet. Im weiteren Sinne zählt zum Oralverkehr auch, wenn der Analbereich mit Zunge und/oder Lippen stimuliert wird (sog. Oroanalkontakt oder Anilingus).

Für viele bildet Oralsex oft einen Teil des Vorspiels vor dem Geschlechtsverkehr. Beim Oralverkehr kann sowohl die Frau als auch der Mann zum Orgasmus gebracht werden. Es gibt Menschen, die diese Sexualpraktik als besonders erregend empfinden und sogar nur einen sexuellen Höhepunkt erlangen, wenn sie mit dem Mund befriedigt werden. Dagegen können manche Personen Oralsex nichts abgewinnen.

Wie genau der Oralverkehr aussieht – ob nur mit den Lippen, mit der Zunge oder sogar mit den Zähnen – hängt von individuellen Vorlieben ab. 

Oralsex: Cunnilingus und Fellatio

Beim Oralsex (Oralverkehr) kann man zwischen zwei Formen unterscheiden: Cunnilingus und Fellatio. Eine weitere Form des Oralverkehrs stellt Anilingus dar: Dabei reizt der*die Partner*in mit dem Mund nicht die Geschlechtsteile, sondern die Analregion der anderen Person. Außerdem können zusätzlich Finger, Hände und auch Vibratoren oder Dildos für die Stimulation eingesetzt werden. Erlaubt ist, was den Beteiligten gefällt.

Oralsex bei der Frau

Beim Cunnilingus (lat. cunnus = weibliche Scham; lingere = lecken) stimuliert ein Mann oder eine Frau die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva) mit der Zunge, den Lippen oder auch den Zähnen. Insbesondere die Klitoris (Kitzler) und ihre Umgebung sind sehr empfänglich für physische Reize, aber auch die Schamlippen, der Scheideneingang und die Harnröhre können sensibel reagieren.

Umgangssprachlich spricht man auch von "Lecken", wenn von Cunnilingus die Rede ist. Cunnilingus ist zudem unter den Namen Cunnilinctus oder Cunnilinctio bekannt.
Beim Cunnilingus können manche Frauen so weit stimuliert werden, dass sie bis zum Orgasmus kommen.

Oralsex beim Mann

Fellatio (lat. fellare = saugen) ist das Gegenstück zum Cunnilingus: Dabei nimmt eine Person den Penis ihres Sexualpartners in den Mund und stimuliert ihn mit Zunge, Lippen und Rachen. Umgangssprachlich ist auch das Wort "Blasen" gebräuchlich – die meisten Männer empfinden jedoch Saugen und Lutschen (und eben nicht Blasen) an dem Geschlechtsteil als lustvoll. Auch "Französisch" ist eine andere Bezeichnung für Fellatio. Oralsex kann einen Mann bis zum Orgasmus bringen. 

Oralsex: Tipps für noch mehr Spaß

Ob schnell oder langsam, mit Zunge oder nur mit den Lippen – beim Oralsex gibt es verschiedene Techniken. Die Vorlieben sind von Person zu Person verschieden.

Cunnilingus: Tipps für die Stimulation der Frau

Viele Frauen haben verschiedene erogene Zonen, die beim Oralsex stimuliert werden können. Dazu gehören:

  • Klitoris
  • Schamlippen
  • Scheideneingang
  • Eingang der Harnröhre
  • Dammregion (Zone zwischen Scheideneingang und Anus)
  • Anus

Es gibt verschiedene Techniken, um die erogenen Zonen zu stimulieren. Mit der Zunge kann man den jeweiligen Bereich, etwa die Klitoris, etwa von oben nach unten lecken oder kreisen. Nicht nur die Bewegung, auch die Geschwindigkeit kann variieren: manche Frauen mögen es schnell, die anderen eher langsam. Außerdem lässt sich mit der Zunge (oder den Lippen) auch Druck ausüben, welcher stimulierend wirken kann.

Manche Frauen genießen es auch, wenn an Klitoris oder Schamlippen sanft gesaugt oder mit den Zähnen geknabbert wird. Zusätzlich können Hände und Finger oder Sexspielzeuge eingesetzt werden, um mehrere erogene Zonen, auch den G-Punkt der Frau, gleichzeitig zu stimulieren. Es gilt gemeinsam herauszufinden, was die Partnerin mag.

Fellatio: Tipps für den "Blowjob"

Männer haben neben dem Penis weitere erogene Zonen, die beim "Blasen" miteinbezogen werden können. Dazu gehören:

Zu den empfindlichen Stellen des Penis zählen insbesondere die Eichel und das Frenulum. Dabei handelt es sich um das Bändchen, welches die Vorhaut des Penis mit der Unterseite der Eichel verbindet. Viele Männer genießen es, wenn der*die Partner*in die Eichel mit den Lippen umschließt und sanft an dieser saugt und/oder sie dabei mit der Zunge umkreist oder das Frenulum mit der Zungenspitze verwöhnt wird. Druck und Geschwindigkeit können nach Belieben variiert werden. Auch Hände beziehungsweise Finger können eingesetzt werden, um etwa die Hoden oder den Anus zu streicheln – erlaubt ist, was gefällt.

Stellungen beim Oralsex

Klassisch für Cunnilingus und Fellatio ist die liegende Stellung im Bett. Dabei liegt der*die passive Partner*in rücklings und wird vom Gegenüber verwöhnt. Als mögliche Abwechslung kann der Oralsex im Sitzen, beispielsweise auf einem Stuhl oder Sessel, oder im Stehen stattfinden. Hierbei geht der passive Part üblicherweise in die Hocke oder auf die Knie.

Ein Paar kann sich beim Oralverkehr außerdem gleichzeitig mit dem Mund verwöhnen, indem es zum Beispiel die sogenannte 69er-Stellung einnimmt. Dabei wendet sich der Kopf beziehungsweise Mund des*der Partner*in den Genitalien des*der anderen zu und umgekehrt. Bildlich kann man sich diese Stellung in Form der auf der Seite liegenden Zahl 69 vorstellen.

Geschlechtskrankheiten durch Oralsex

Wie beim Analsex oder Vaginalverkehr ist es möglich, sich auch durch ungeschützten Oralsex mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren. Dazu gehören unter anderem:

Ungeschützter Sexualkontakt birgt zudem die Gefahr, sich mit dem HI-Virus anzustecken, welches zu AIDS führen kann. Bei Oralverkehr ist eine HIV-Übertragung vor allem dann möglich, wenn der Samenerguss im Mund erfolgt oder wenn der*die Partner*in Scheidenflüssigkeit aufnimmt. Die Erreger befinden sich im Sperma, im Blut oder im Scheidensekret.

Nimmt man Scheidenflüssigkeit einer infizierten Frau oder Sperma eines HIV-positiven Mannes mit dem Mund auf, ist das Ansteckungsrisiko mit HIV zwar sehr gering, da die Menge sehr klein ist und zudem durch den Speichel verdünnt wird. Jedoch können offene Wunden im Mund eine Infektion erleichtern. Der Kontakt mit Blut, etwa während der Menstruation, sollte vermieden werden.

Weitere Risiken von Oralsex

Beim Oralsex können kleine Verletzungen entstehen. So kann beispielsweise die Schleimhaut einreißen. In seltenen Fällen können – bei Einsatz mit den Zähnen – Bissverletzungen auftreten. Beim Cunnilingus sollte keine Luft in die Vagina geblasen werden. In sehr seltenen Fällen füllt sich die Bauchhöhle dann mit Luft (sog. Pneumoperitoneum). Dadurch kann eine Luftembolie entstehen, bei der Luft in die Blutbahn gelangt. In schlimmen Fällen endet dies tödlich.

Schutz vor Geschlechtskrankheiten beim Oralsex

Um das Risiko einer Ansteckung zu reduzieren, sollten beim Oralverkehr am Penis Kondome verwendet werden. Für den Oralsex bei der Frau (Cunnilingus) gibt es sogenannte Dental Dams im Handel. Das sind dünne, leicht parfümierte Latextücher, die man auf die Scheidenöffnung legt und umgangssprachlich auch "Lecktücher" nennt. Dental Dams sind in manchen Apotheken, Sex-Shops oder in Online-Shops erhältlich.

Alternativ kann man ein aufgeschnittenes Kondom über dem Scheideneingang ausbreiten oder reißfeste Haushaltsfolie verwenden. Kondome und Lecktücher müssen dabei nicht zwangsläufig lästig sein, sondern können sogar Spaß machen. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen machen es möglich.

Impfungen gegen Geschlechtskrankheiten

Gegen einige Krankheitserreger kann man sich impfen lassen, so etwa gegen das Humane Papillom-Virus (HPV). Da eine Infektion mit HPV in vielen Fällen die Ursache von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist, heißt die Impfung auch Gebärmutterhalskrebs-Impfung. Die HPV-Impfung zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs wird in Deutschland offiziell seit März 2007 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Berliner Robert Koch-Instituts für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. Seit 2018 wird auch Jungen zu einer HPV-Impfung geraten. Den größten Nutzen hat sie, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt.

Auch gegen Hepatitis B gibt es eine Impfung. Sie gilt als sogenannte Standardimpfung und wird prinzipiell jeder Person empfohlen. Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollte die Grundimmunisierung im Säuglingsalter erfolgen.