Mann, bei dem der Schneidezahn abgebrochen ist.
© Getty Images/coffeekai

Zahn abgebrochen: Was tun?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Physiotherapeutin)
Letzte Aktualisierung: 24.07.2023

Zahn abgebrochen – und nun? Durch einen Sturz, Schlag oder auch beim Essen können Zähne abbrechen. Am häufigsten kommen solche unfallbedingten Zahnschäden bei Kindern und Jugendlichen vor. Was Sie tun sollten, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Erste Hilfe bei abgebrochenem Zahn

Bei einem abgebrochenen Zahn ist erst mal schnelle Hilfe gefragt. Egal, ob ein Schneidezahn oder ein Backenzahn abgebrochen ist, diese 4 Schritte sollten als Reaktion auf den Unfall folgen:

  1. Ruhe bewahren: Besonders Kinder müssen erst mal beruhigt werden. 
  2. Abgebrochenen Zahn aufbewahren: Da das abgebrochene Stück des Zahns möglicherweise zur Reparatur verwendet werden kann, sollte es in einer speziellen Zahnrettungsbox (in Apotheken erhältlich) aufbewahrt und in die zahnärztliche Praxis gebracht werden. Alternativ kann das Zahnstück auch in Kochsalzlösung oder Speichel aufbewahrt werden.
  3. Blutung stillen: Falls die betroffene Stelle blutet, kann die Blutung mit einem Taschentuch gestillt werden. Um einer Schwellung und Schmerzen vorzubeugen, kann ein Coolpack oder kalter Waschlappen auf der Backe sinnvoll sein.
  4. Zahnärztliche Praxis aufsuchen: So schnell wie möglich sollte die betroffene Person mit dem Zahnstück in eine zahnärztliche Praxis, damit eine Erstversorgung und Reparatur des Zahns erfolgen kann. Am Wochenende muss der zahnärztliche Notdienst aufgesucht werden.

Behandlung eines abgebrochenen Zahns

Wie die zahnärztliche Behandlung bei einem abgebrochenen Zahn aussieht, richtet sich zunächst danach, ob Milchzähne oder bleibende Zähne betroffen sind. Bei einem Zahnschaden im Milchgebiss kann man den verletzten Zahn einfach ziehen. Bei einem Zahnbruch im bleibenden Gebiss zielt die Therapie darauf ab, geschädigte Zähne nach Möglichkeit zu erhalten.

Wenn gleichzeitig zum abgebrochenen Zahn äußere Schürfwunden oder Schleimhautverletzungen entstanden sind, ist es neben der zahnärztlichen Therapie in jedem Fall wichtig, den Impfschutz gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) zu überprüfen und die Impfung bei Bedarf aufzufrischen.

Abgebrochene Ecken an der Zahnkrone oder kleinere herausgebrochene Stücke können in der zahnärztlichen Praxis durch eine Füllung unsichtbar gemacht werden. Liegen durch den abgebrochenen Zahn jedoch Nerven frei, ist eine Wurzelkanalbehandlung notwendig. Unter Umständen wird ein spezieller Stift in den Zahn eingebracht und eine Krone angefertigt, um ihn zu überkronen. Für Kinder gibt es spezielle Kinderkronen, die später ausgetauscht werden können.

Bei einem Zahnbruch im oberen oder mittleren Bereich der Wurzel besteht meist keine Hoffnung mehr für den gebrochenen Zahn – er muss gezogen werden. Dagegen haben Zahnbrüche im unteren Wurzelbereich eine bessere Prognose. Dann kann der betroffene Frontzahn erhalten bleiben durch:

  • Entfernung der Wurzelspitze (sog. Wurzelspitzenresektion) und
  • Füllung des Wurzelkanals.

Zahnverlust

Wenn ein Trauma zu einem Zahnverlust führt, kann die Therapie unter Umständen darin bestehen, ausgeschlagene Zähne wieder einzusetzen. Ob diese sogenannte Reimplantation nach einem Zahnverlust klappt, hängt vom Knochenfach und vom Zustand der Zähne ab: Dabei kommt es vor allem darauf an, wie der ausgeschlagene Zahn bis zum Eintreffen in der zahnärztlichen Praxis gelagert wurde, denn er darf auf keinen Fall austrocknen. Ideal ist dafür die Zahnrettungsbox aus der Apotheke.

Ist nach dem Zahnverlust keine Reimplantation mehr möglich, kann die durch den Zahnverlust entstandene Lücke mit einer Brückenkonstruktion oder einem Implantat als Zahnersatz für den verlorenen Zahn gefüllt werden.

Gelockerte Zähne

Wenn nach einem Trauma ein Frontzahn wackelt, wird in der zahnärztlichen Praxis zur Fixierung eine Schienung an den gelockerten Zahn angelegt. Dadurch haben lockere Zähne die beste Chance, wieder fest anzuwachsen.

Zahnsprünge

Bei einem Trauma an einem bleibenden Zahn können Zahnärzt*innen zur Therapie einen einfachen Schutzfilm auf dem Zahn aufbringen. Bleibt ein Sprung im Zahn unbehandelt, kann das den betroffenen Zahn empfindlich machen. Durch den Schutzfilm kann man diese möglicherweise auftretende Empfindlichkeit vermeiden.

Zahnfleischverletzungen

Nach einem Trauma, bei dem ein Zahn abbricht, kommt es auch oft zu Zahnfleischverletzungen: Risse im Zahnfleisch werden vernäht und mit einer Salbe versorgt. Um den Heilungsverlauf zu unterstützen, sind Kamillenspülungen geeignet.

Prognose bei abgebrochenem Zahn

Bei einem abgebrochenen Zahn hängt der Verlauf von verschiedenen Faktoren ab. Es ist schwer einzuschätzen, wie sich ein verletzter Schneidezahn, Back- oder Eckzahn regeneriert: In jedem Einzelfall ist die Prognose davon abhängig, ...

  • welche Art Vorfall zum jeweiligen Zahnschaden geführt hat und
  • welche Behandlung nachfolgend zum Einsatz kommt.

In den meisten Fällen aber gelingt es nach einem abgebrochenen Zahn, die Kaufunktion der gelockerten, abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zähne wiederherzustellen und eine kosmetisch befriedigende Lösung zu finden.

Abgebrochenem Zahn vorbeugen?

Einem abgebrochenen Zahn lässt sich nur bedingt vorbeugen, da Verletzungen durch mechanische Krafteinwirkung entstehen – und es ist schwierig, wirksame Vorsichtsmaßnahmen hierfür zu treffen.

Um aber für einen abgebrochenen Zahn, vor allem bei Kindern, gewappnet zu sein, ist es ratsam, sich in einer Apotheke eine sogenannte Zahnrettungsbox zu besorgen und zu Hause griffbereit aufbewahren. Darin bleibt der abgebrochene Zahn keimfrei und feucht, sodass der*die Zahnarzt*Zahnärztin ihn noch bis zu 24 Stunden nach dem Verlust wieder einsetzen kann. Statt Zahnrettungsbox kann der Zahn als Notbehelf auch in kalter H-Milch oder Kochsalzlösung gelagert werden. Alternativ den Zahn sofort in Plastikfolie einwickeln.

Wenn es zu einem abgebrochenen Zahn kommt, können Sie jedoch dazu beitragen, den Zahn zu retten: Dazu müssen Sie den Zahn einsammeln, richtig lagern und schnellstmöglich zum Zahnarzt befördern. Je optimaler und schneller Sie dies erledigen, desto besser sind die Chancen, dass das Wiedereinsetzen des Zahns klappt!