Das Bild zeigt eine Frau, die mit einem Kleinkind spielt.
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Zahnungsschmerzen

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Im Alter von sechs bis neun Monaten treten bei einem Kleinkind die ersten Zähne (Milchzähne) durch das Zahnfleisch – das Baby beginnt zu zahnen. Beim Zahnen (Dentition) können Zahnungsprobleme auftreten, die jedes Kleinkind mal mehr oder weniger beschäftigen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Insgesamt bezeichnet man alle Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem Zahnen auftreten können, als Zahnungsprobleme.

Wenn die Milchzähne bei Kindern aus dem Kiefer hervortreten und durch das Zahnfleisch "brechen" (sog. Zahndurchbruch), kann das für den Säugling sehr unangenehm sein und in einigen Fällen starke Schmerzen verursachen. Andere Babys wiederum haben gar keine Zahnungsprobleme.

Für gleichzeitig auftretende Probleme wie Durchfall, Fieber oder Hautausschläge sind die Ursachen nicht völlig geklärt. In Fachkreisen vermutet man ein zeitliches, zufälliges Zusammenspiel zwischen dem Zahnen und der Abnahme der mütterlichen Antikörper im Blut des Säuglings.

Zu Beginn des Zahnens schieben sich gewöhnlich zuerst die unteren mittleren Schneidezähne hervor, gefolgt von den unteren seitlichen, den oberen mittleren und den oberen seitlichen Schneidezähnen. Nach den Schneidezähnen treten die ersten Backenzähne im Unterkiefer hervor und anschließend die im Oberkiefer. Dann folgen die unteren und die oberen Eckzähne. Den Schluss bilden um den 24. Lebensmonat nach den zweiten Unterkiefer-Backenzähnen die entsprechenden Zähne im Oberkiefer. In welcher Reihenfolge die Zähne genau durchbrechen, kann aber individuell verschieden sein.

Etwa mit drei Jahren sind alle Milchzähne durchgebrochen.

Mit dem Durchbruch des ersten Zahns sollten Sie mit Ihrem Kind den ersten Zahnarztbesuch planen, denn vom ersten Zahn an ist gründliche Zahn- und Mundpflege angesagt, damit auch die späteren Zähne lange gesund bleiben.

Leider können Eltern Zahnungsproblemen bei ihrem Kind kaum vorbeugen. Lediglich die Beschwerden lassen sich lindern. Wenn Sie also vor einigen Monaten Eltern geworden sind, lohnt es sich, sich über geeignete Mittel, Tinkturen oder kühlende Beißringe zu informieren und diese gegebenenfalls schon bereit zu halten. Auch Ihr Zahnarzt kann Ihnen Fragen zum Zahnen bei Ihrem Baby beantworten.

Definition

Unter dem Begriff Zahnungsprobleme fasst man jegliche Beschwerden zusammen, die im Zusammenhang mit dem Zahnen auftreten. Für Eltern ist es häufig schwer einzuschätzen, ob die auftretenden Symptome ihres Kindes im normalen Rahmen sind oder ärztlich abgeklärt werden müssen.

Darüber hinaus können Beschwerden und Zahnungsprobleme auch durch besondere Umstände entstehen, zum Beispiel durch:

  • schon bei der Geburt vorhandene Zähne (Dentitio natale)
  • bis zum 30.Tag nach der Geburt durchbrechende Zähne (Dentitio neonatale)
  • verzögerte Zahndurchbrüche (Dentitio tarda)
  • veränderte Durchbruchsreihenfolge

Direkt über den durchbrechenden Zähnen können sich unter der Schleimhaut sogenannte Durchbruchs- oder Eruptionszysten zeigen. Auch Zahnungsgeschwüre (Dentitionsgeschwüre) sind möglich.

Der sogenannte erschwerte Zahndurchbruch (Dentitio difficilis, Perikoronitis) zählt ebenfalls zu den Zahnungsproblemen. Hier ist das Zahnfleisch um die Spitze des durchbrechenden Zahns entzündet. Die entzündete Zahnfleischtasche kann in einigen Fällen auch eitern.

Ursachen

Bei Kindern, die Zahnungsprobleme haben, liegen die Ursachen im Mundraum: Die Milchzähne treten aus dem Kiefer hervor und "brechen" durch die Mundschleimhaut (sog. Zahndurchbruch). Das kann unangenehm sein und dem Säugling Schmerzen bereiten. Für gleichzeitig auftretende Probleme wie Durchfall, Fieber oder Hautausschläge sind die Ursachen nicht völlig geklärt. In Fachkreisen vermutet man ein zeitliches, zufälliges Zusammenspiel zwischen dem Zahnen und der Abnahme der mütterlichen Antikörper im Blut des Säuglings. Das Immunsystem des Säuglings ist dadurch geschwächt und reagiert sensibler auf Krankheitserreger.

In manchen Familien brechen die Milchzähne der Kinder gehäuft zu früh (z.B. schon kurz nach der Geburt) oder zu spät durch. Diese Zahnungsprobleme sind dann möglicherweise auf erbliche Ursachen zurückzuführen. Der verzögerte Zahndurchbruch hängt auch mit der Dauer der Schwangerschaft zusammen. Die Bildung der Zahnhartsubstanz beginnt bereits im Mutterleib und bedarf einer bestimmten Zeit, bis sie abgeschlossen ist. Kommt das Kind jedoch zu früh auf die Welt, verschiebt sich automatisch auch das Zahnen zeitlich nach hinten, da die Zähne noch nicht entsprechend entwickelt sind.

Sogenannte Durchbruchszysten entstehenals Flüssigkeitsansammlung aus den Zahnsäckchen, die jeden entstehenden Zahn im Kiefer des Kindes umgeben. Dies kann ebenfalls Zahnungsprobleme hervorrufen – die Ursachen für die Durchbruchszysten, die auch Eruptionszysten genannt werden, sind allerdings unklar. Ebenfalls nicht restlos geklärt ist die Ursache für Zahndurchbruchsgeschwüre. Diese Geschwüre können sich nach dem Durchtreten der mittleren Unterkiefer-Schneidezähne als kleine Wunde in der Mundschleimhaut zeigen.

Symptome

Zahnungsprobleme äußern sich bei Kleinkindern individuell durch unterschiedliche Symptome – nicht jedes Baby entwickelt beim Zahnen die gleichen Beschwerden (viele Kinder haben auch gar keine Zahnungsprobleme). Schlafstörungen, Unruhe und eine vermehrte Speichelbildung sind Anzeichen für das beginnende Zahnen. Kommt es zu Schmerzen, kann der Säugling dies nur durch Schreien ausdrücken – was wiederum auch andere Ursachen haben kann. Darüber hinaus können neben den Zahnungsproblemen gleichzeitig Durchfall, Fieber und Hautausschläge auftreten, wobei auch diese Symptome nicht spezifisch nur beim Zahnen vorkommen, sondern auch Zeichen einer anderen Erkrankung sein können.

Wenn sich das Zahnfleisch beim Zahndurchbruch entzündet, können die Wangen (bzw. Seite, auf der der Zahn durchbricht) stark gerötet sein. Das kann sich im Liegen deutlicher zeigen oder noch verstärken, weil der Bereich dann stärker durchblutet ist (daher haben viele Kinder besonders nachts mit Zahnungsproblemen zu kämpfen).

Durchbruchs- beziehungsweise sogenannte Eruptionszysten erscheinen als bläuliche, pralle Erhebungen auf dem Zahnfleisch. Zahnungsprobleme wie Geschwüre oder Entzündungen sind besonders gut daran zu erkennen, dass das Zahnfleisch geschwollen und gerötet ist oder blutet. Eventuell tritt bei leichtem Druck auch Eiter aus der entzündeten Mundschleimhaut aus.

Diagnose

Zahnungsprobleme betreffen meist Kinder im Alter von sechs bis neun Monaten, was die Diagnose erschwert, da der betroffene Säugling nicht wie ein Erwachsener sagen kann, was ihm genau wehtut. Die Zahnungsprobleme machen sich häufig dadurch bemerkbar, dass ein Baby beim Zahnen besonders viel schreit und dadurch seine Schmerzen zum Ausdruck bringt.

Für Eltern ist es oft schwierig zu erkennen, ob es sich um "normale" Zahnungsbeschwerden handelt, oder ob behandlungsbedürftige Zahnungsprobleme vorliegen. Gleichzeitig können neben den Zahnungsproblemen weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber und Hautausschläge auftreten. Für eine eindeutige Diagnose empfiehlt es sich daher, den Kinderarzt oder direkt einen Zahnarzt aufzusuchen. Er untersucht Mund und Kiefer des Säuglings und fertigt gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme an, um die Ursache der Zahnungsprobleme zu ermitteln.

Therapie

Führen Zahnungsprobleme bei zahnenden Kindern zu starken Beschwerden, sollte man Maßnahmen ergreifen, welche die Schmerzen lindern. Dabei können pflanzliche Tinkturen (z.B. Kamille) und im Kühlschrank gekühlte Beißringe hilfreich sein. Beißringe können zum einen die Schmerzen lindern, indem sie die betroffene Stelle kühlen. Außerdem wird durch das darauf Herumkauen ein Druck erzeugt, der den Schmerz mildert. Aber Achtung: Die Beißringe dürfen nur im Kühlschrank gekühlt werden, nicht im Eisfach, um Erfrierungen zu verhindern.

Kommt es beim Zahnen zu allgemeinen körperlichen Beschwerden (z.B. Durchfall oder Fieber) ist vor allem wichtig, dass die Kinder genügend trinken. Wadenwickel und gegebenenfalls schmerzstillende und fiebersenkende Mittel können zum Einsatz kommen. Jedoch sollten Eltern auf jeden Fall den Kinderarzt aufsuchen, wenn die Zahnungsprobleme anhalten.

Vorsicht bei natürlichen Zahnungshilfen wie Bernsteinketten: Eine heilende Wirkung konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Hilfreich ist für das Baby vermutlich das Herumkauen auf dem harten Bernstein. Wenn sich die Steine lösen stellen sie aber ein Erstickungsrisiko dar. Außerdem sehen Experten eine Strangulationsgefahr in solchen Ketten.

Flüssigkeitsgefüllte Eruptionszysten (Durchbruchzysten), die beim Durchbruch der Zähne entstehen können, entleeren sich meist von selbst und heilen rasch ab. Nur in sehr seltenen Fällen muss der Zahnarzt die Zysten durch einen kleinen Eingriff öffnen.

Wenn Entzündungen oder Geschwüre an der Stelle des hervorkommenden Zahns auftreten, sollten Sie mit Ihrem Kind den Zahnarzt aufsuchen, damit er sich die entzündeten Stellen anschauen, die Zahnungsprobleme genau beurteilen und die entsprechende Therapie durchführen kann. Hat sich Eiter angesammelt, muss der Zahnarzt diesen eventuell durch einen kleinen Eingriff entfernen – ein anschließendes Antibiotikum kann dann sinnvoll sein.

Verlauf

Für Zahnungsprobleme gibt es keinen bestimmten Verlauf: Bei dem einen Kind ist das Zahnen eher unkompliziert, bei dem anderen bereitet es möglicherweise große Beschwerden. Zahnungsprobleme konfrontieren ein Kleinkind mit ersten Schmerzen – und rauben den Eltern oft den nächtlichen Schlaf.

Spätestens im Alter von drei Jahren sollten alle Zähne ans Licht gekommen sein. Etwa im sechsten Lebensjahr beginnt dann der Zahnwechsel vom Milchgebiss zu den bleibenden Zähnen. Die bleibenden Zähne verursachen in der Regel keine Zahnungsprobleme.

Vorbeugen

Leider sind Zahnungsprobleme beim Kind Beschwerden, denen Eltern kaum vorbeugen können. Es gibt keine vorsorglichen Maßnahmen, die Zahnungsprobleme bei Ihrem Baby von vornherein verhindern. Lediglich die Symptome der Zahnungsprobleme lassen sich lindern. Wenn Sie vor einigen Monaten Eltern geworden sind, ist es ratsam, sich über geeignete Mittel wie Kamille-Tinkturen oder kühlende Beißringe zu informieren und diese gegebenenfalls schon bereit zu halten. Auch Ihr Zahnarzt oder Kinderarzt kann Ihnen Fragen zum Zahnen bei Ihrem Baby beantworten.