Modell von Prostata und Harnblase mit Stethoskop
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Prostatakrebs: Symptome, Behandlung & Lebenserwartung

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 17.10.2022

Wird Prostatakrebs in einem frühen Stadium entdeckt, bestehen gute Heilungschancen. Häufig kommt es erst im fortgeschrittenen Stadium zu Beschwerden, die aber nicht eindeutig für ein Prostatakarzinom sprechen. Deswegen ist die Diagnose oft nicht einfach.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Prostatakrebs (Prostatakarzinom)?

Einen bösartigen Tumor der Prostata (Vorsteherdrüse) bezeichnen Mediziner als Prostatakrebs (Prostatakarzinom). Er ist in Deutschland der häufigste Krebs bei Männern und macht fast ein Viertel aller jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen bei Männern aus.

In Deutschland kam es im Jahr 2014 zu etwa 57.370 Neuerkrankungen. Das mittlere Erkrankungsalter für Prostatakrebs liegt bei 70 Jahren. Vor dem 50. Lebensjahr tritt das Prostatakarzinom nur selten auf.

Anatomie und Lage

Die Vorsteherdrüse (Prostata) ist etwa so groß wie eine Kastanie und liegt unterhalb der Harnblase. Sie umschließt den Anfangsteil der Harnröhre, die den Urin von der Blase durch den Penis bis zur Öffnung an der Eichelspitze transportiert. Hieraus erklärt sich auch der Zusammenhang, warum viele Menschen mit Prostatabeschwerden Schmerzen beim Wasserlassen haben.

Da die Prostata vor dem Mastdarm (Rektum, ein Teil des Enddarms) liegt, kann ein Arzt die Vorsteherdrüse durch die Darmwand hindurch abtasten, indem er einen Fimger in den After einführt. Diese Untersuchung ist für die Früherkennung von Prostatakrebs wichtig und die gängige Vorsorgeuntersuchung.

In ihrem Drüsengewebe produziert die Prostata ein spezielles Sekret, das einen wichtigen Bestandteil der Samenflüssigkeit ausmacht und die Beweglichkeit der Spermien stimuliert. Prostatakrebs bildet sich in den meisten Fällen in genau diesem Drüsengewebe. Daneben durchziehen Muskelgewebe, das für das Ausstoßen des Sekrets sorgt, sowie Bindegewebe die Prostata.

Stummes oder latentes Prostatakarzinom

Bei vielen Betroffenen bleibt ein Prostatakarzinom unentdeckt – und ohne Beschwerden. Studien zeigen, dass etwa 30 Prozent der Männer über 50 Jahren ein sogenanntes stummes Prostatakarzinom in sich tragen, bei dem zumeist keinerlei Beschwerden auftreten. Diese Art von Prostatakrebs erfordert in der Regel auch keine Behandlung.

Da typische Symptome fehlen, spielt die Früherkennung von Prostatakrebs eine Schlüsselrolle und ist Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. In Deutschland hat jeder Mann ab 45 Jahren einen Anspruch auf die von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen jährlichen Früherkennungs-Untersuchungen: Sie tragen dazu bei, ein eventuell vorliegendes Prostatakarzinom rechtzeitig zu entdecken und erfolgreich behandeln zu können.

Prostatakrebs: Symptome

Das Tückische an Prostatakrebs ist, dass Symptome erst vergleichsweise spät auftreten. Solange er noch klein ist, verursacht er meist keine Symptome. Es gibt also keine Warnsignale. Daher kann das Prostatakarzinom zu Beginn nur im Rahmen von Früherkennungs-Untersuchungen entdeckt werden.

Ist der Krebs beim Abtasten der Prostata vom Mastdarm aus als Tumor fühlbar, so ist er meist schon fortgeschritten. Selbst dann bestehen in der Regel noch keine Symptome. Haben sich aber bereits Absiedelungen (sog. Tochtergeschwülste bzw. Metastasen) – zum Beispiel in den Knochen – gebildet, haben Betroffene meist Schmerzen.

Mögliche Symptome:

  • Probleme beim Wasserlassen
  • vermehrter Harndrang (vor allem nachts)
  • Schwierigkeiten, den Darm zu entleeren
  • Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
  • Schmerzen beim Samenerguss
  • Schmerzen in der Prostata
  • Erektionsstörungen
  • Priapismus

Diese Beschwerden können auch bei anderen Erkrankungen wie einer gutartigen Prostatavergrößerung auftreten und sind keine eindeutigen Prostatakrebs-Symptome. Nur etwa jeder zehnte Mann mit diesen Beschwerden hat tatsächlich ein Prostatakarzinom.

Sind bereits Tochtergeschwulste in den Knochen vorhanden, können bei Prostatakrebs auch Symptome wie starke Schmerzen im unteren Rückenbereich, der Hüfte oder den Beinen auftreten.

Prostatakrebs: Ursachen

Die genauen Ursachen, die zu Prostatakrebs (Prostatakarzinom) führen, sind bislang nicht vollständig geklärt. Ein wesentlicher Risikofaktor für Prostatakrebs (Prostatakarzinom) ist aber mit Sicherheit das Alter. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit, an einem Tumor der Vorsteherdrüse zu erkranken, stark an. Mehr als 80 Prozent der Männer mit Prostatakarzinom sind älter als 60 Jahre.

Faktor Vererbung

Daneben gilt als gesichert, dass das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, vererbt werden kann. Sind Vater oder Bruder an Prostatakrebs erkrankt, verdoppelt sich das Risiko, selbst ein Prostatakarzinom zu bekommen. Männer mit erblicher Vorbelastung erkranken außerdem in jüngerem Alter als der Durchschnitt an Prostatakrebs. Somit wird diesen Männern empfohlen, frühzeitig urologische Untersuchungen in Anspruch zu nehmen. Schätzungen zufolge sind genetische Faktoren bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle von Prostatakrebs die Ursache.

Welche Rolle spielt Testosteron?

Auch Hormone sind bei Prostatakrebs eine mögliche Ursachen – vor allem das männliche Sexualhormon Testosteron. Ohne Testosteron kann kein Prostatakarzinom entstehen. Möglicherweise kommen auch weitere Hormone als Prostatakrebs-Ursachen infrage.

Inwiefern der Lebensstil und die Ernährung das Auftreten von Prostatakrebs beeinflussen, ist noch nicht vollständig geklärt. Bisher gibt es keine eindeutigen Beweise, dass einzelne Lebensmittel, Nahrungsbestandteile und Vitamine das Risiko für ein Prostatakarzinom erhöhen oder senken. Mediziner raten deshalb insgesamt zu einem gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung an der frischen Luft und einer gesunden Ernährung mit wenig Fett und Fleisch, stattdessen viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen.

Ob die im fortgeschrittenen Lebensalter häufig vorkommende, gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) als Prostatakrebs-Ursache infrage kommt, ist ebenfalls noch nicht abschließend geklärt.

Prostatakrebs: Behandlung

Die Bandbreite an möglichen Therapien ist groß. Die im Einzelfall passende Therapie richtet sich vor allem danach, wie weit fortgeschritten das Karzinom bereits ist und wie alt der Betroffene ist. Im Idealfall suchen Arzt und Patient gemeinsam den besten Weg und legen dann die Behandlung fest.

Prinzipiell stehen bei Prostatakrebs folgende Therapie-Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Aktives Beobachten
  2. Operation: Prostatektomie
  3. Hormontherapie
  4. Bestrahlung
  5. Chemotherapie
  6. Weitere Therapieformen (z.B. Radiofrequenzablation)

1. Aktives Beobachten und aktive Überwachung

Bei Prostatakrebs ist nicht immer sofort eine Behandlung nötig. Manchmal reicht das aktive Beobachten des Tumors aus. Dies ist der Fall, wenn der Tumor früh entdeckt wurde, klein ist und nur sehr langsam wächst. Dabei wird der Patient, der trotz Karzinom keine Beschwerden hat, engmaschig überwacht und betreut. Vor allem für Betroffene über 75 Jahren und bei sehr kleinen Prostatakarzinomen kann das aktive Beobachten eine sinnvolle Therapie-Alternative sein. Dabei

  • misst der Arzt regelmäßig den PSA-Wert im Blut,
  • tastet die Prostata ab (digital-rektale Untersuchung) und
  • entnimmt Gewebeproben (Biopsie) aus der Vorsteherdrüse.

Es wird zunächst also keine Operation, Bestrahlung oder sonstige Therapie vorgenommen. Schreitet der Prostatakrebs jedoch voran, erhält der Betroffene eine Behandlung, die den Tumor beseitigen oder zumindest verkleinern soll. Diese Vorgehensweise wird auch als watch and wait oder watchful waiting bezeichnet, also als aufmerksames Abwarten oder aktives Beobachten.

Das Ziel ist, unnötige Belastungen durch eine sofortige Behandlung zu vermeiden. Dies spielt insbesondere bei älteren Patienten über 70 Jahren eine Rolle oder dann, wenn die verbleibende Lebenserwartung voraussichtlich unter zehn Jahren liegt. Das aktive Beobachten spielt im Vorfeld der Prostatakrebs-Therapie auch deshalb eine wichtige Rolle, weil durch die verbesserte Krebsfrüherkennung immer mehr Prostatakarzinome in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden. Diese sind so klein, dass sie keinerlei Beschwerden verursachen. Da sie oft nur sehr langsam wachsen, bereiten sie dem Betroffenen teilweise ein Leben lang keine Schwierigkeiten, sodass er ohne die Früherkennungsuntersuchungen wahrscheinlich nicht von seiner Erkrankung erfahren hätte.

2. Prostatektomie: Entfernung der Prostata in einer Operation

Eine Prostatektomie (Prostatakrebs-Operation) eignet sich, wenn der Tumor nur örtlich begrenzt gewachsen ist. Ziel der Operation ist, den Prostatakrebs vollständig zu entfernen und die Betroffenen damit zu heilen. Bei dem Eingriff wird die Prostata mitsamt der beiden Samenbläschen entfernt (sogenannte radikale, d.h. umfassende Prostatektomie). Wann immer möglich, versucht der Operateur, die Nerven zu schonen und kann eine Impotenz dadurch nach Möglichkeit umgehen.

Neben der "offenen" Prostatektomie beim Prostatakarzinom, bei welcher der Zugang zur Prostata durch einen Schnitt im unteren Bauchbereich (Bauchschnitt) erfolgt, wird die Prostata heute auch mittels "Schlüssellochtechnik" entfernt. Eine weitere Möglichkeit: Der Arzt entnimmt die Prostata über einen kleinen Schnitt am Damm.

Dank moderner Operationstechniken sind die Heilungschancen bei einem Prostatakarzinom heute gut. Trotzdem können nach einer Prostatektomie Komplikationen auftreten. Die häufigsten unerwünschten Folgen einer Prostatakrebs-Operation sind:

  • Erektionsschwierigkeiten (Impotenz) und
  • Harninkontinenz.

Gerade eine vorübergehende Harninkontinenz tritt relativ häufig auf. Sie bessert sich zum Beispiel durch regelmäßige Beckenbodengymnastik. Nur etwa fünf bis zehn von hundert operierten Männern bleiben dauerhaft inkontinent. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Betroffenen mit Prostatakarzinom können nach der Prostatektomie weiterhin eine Erektion bekommen.

3. Hormontherapie

Die Tumorzellen wachsen bei Prostatakrebs fast immer hormonabhängig. Daher bietet sich eine Hormontherapie (genauer: eine Hormonentzugstherapie) zu Behandlung an. Dies gilt insbesondere bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, der bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat. Hauptziel der Hormonbehandlung ist, das Tumorwachstum aufzuhalten und die Beschwerden zu lindern (palliative Therapie). Die Hormontherapie kann Prostatakrebs aber nicht heilen.

Durch die Hormontherapie werden weniger männliche Sexualhormone (Testosteron) gebildet – Prostatakarzinome wachsen dadurch langsamer. Ob die Therapie erfolgreich ist, kann der Arzt durch regelmäßige Kontrollen des PSA-Werts überprüfen.

Es gibt bei Prostatakrebs folgende Möglichkeiten der Hormontherapie:

  • operativeKastration: Der Arzt schält die Hoden aus, d.h. er entfernt das hormonbildende Hodengewebe. Auf diese Weise wird kaum noch Testosteron gebildet (geringe Mengen entstehen auch in den Nebennieren).
  • medikamentöse oder chemischeKastration mit sogenannten LHRH-Analoga oder GnRH-Antagonisten
  • Blockade der Wirkung von körpereigenen Geschlechtshormonen an den Tumorzellen durch Antiandrogene
  • Gabe von weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogenen), um dem männlichen Testosteron entgegenzuwirken: da Nebenwirkungen wie Thrombosen mit dieser Therapie einhergehen können, erfolgt sie nur selten.

Zu den unterschiedlich stark ausgeprägten Nebenwirkungen einer Hormontherapie bei Prostatakarzinom zählen:

eventuell Osteoporose (Verminderung der Knochendichte)

4. Bestrahlung (Strahlentherapie)

Bei Prostatakrebs ist die Strahlentherapie (Radiotherapie) eine anerkannte Therapie-Möglichkeit. Die Bestrahlung kann alternativ zur Operation erfolgen oder diese ergänzen. Die Heilungschancen der Bestrahlung sind bei einem örtlich begrenzten Prostatakarzinom gegenüber denen der Operation etwa gleichwertig. Bei manchen Betroffenen ist die Strahlentherapie eine sinnvolle Alternative, wenn ihr allgemeiner Gesundheitszustand für eine Operation zu schlecht ist oder wenn sie die Operationsrisiken vermeiden möchten. Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, der sich bereits über die Prostata hinaus ausgebreitet hat, wird die Bestrahlung in Kombination mit einer Hormontherapie durchgeführt.

Bei einigen Patienten stellt sich nach der Operation heraus, dass das entfernte Prostatakarzinom nicht mit einem Rand aus gesundem Gewebe entfernt werden konnte. Es besteht also die Möglichkeit, dass Krebsgewebe im Körper verblieben ist. In diesen Fällen wird die Strahlentherapie als zusätzliche Maßnahme nach der Operation durchgeführt (sog. adjuvante Strahlentherapie). Damit soll das Risiko verringert werden, dass der Prostatakrebses erneut auftritt (Rezidiv).

Bei jeder Form der Bestrahlung eines Prostatakarzinoms ist eine sorgfältige Planung wichtig, um umliegende Gewebe wie Darm und Harnblase zu schonen und gute Therapieergebnisse erzielen zu können. In der Regel erfolgt die Strahlentherapie der Tumorregion "von außen" (externe Bestrahlung). Die Strahlenquelle kann aber auch direkt an den Tumor gebracht werden (Kurzdistanzbestrahlung = Brachytherapie). Sie erfolgt dann sozusagen "von innen".

Bestrahlung von außen: Perkutane oder externe Bestrahlung bei Prostatakrebs

Bei dieser Form der Strahlentherapie erfolgt die Bestrahlung von außen "durch die Haut" (perkutan). Die Bestrahlung erfolgt dabei in mehreren Terminen, die Strahlendosis wird sozusagen aufgeteilt (fraktioniert). Betroffene mit Prostatakarzinom werden dazu für etwa sieben bis acht Wochen von Montag bis Freitag für wenige Minuten bestrahlt. Oft kann die Strahlentherapie ambulant erfolgen, sodass die Betroffenen danach wieder nach Hause gehen können. Die Bestrahlungen verursachen keinerlei Schmerzen. Dank moderner Techniken kann die Strahlendosis exakt in der Vorsteherdrüse platziert werden, ohne zu viel gesundes umliegendes Gewebe miteinzubeziehen.

Bestrahlung von "innen": Brachytherapie mit Seed-Implantation (Prostata-Spickung)

Seeds (engl. für Samen, Kerne) sind kleine titanverkapselte, radioaktive Strahler in Stiftform. Mit dünnen Nadeln werden die kleinen Stifte unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose vom Damm her in die Prostata eingeführt (implantiert). Dort geben sie über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten ihre Strahlendosis ab. Die Seeds verbleiben in der Prostata und werden nicht wieder herausoperiert. Ihre Strahlung ist nur in direkter Umgebung der Stifte wirksam, sodass sie lediglich für die Krebszellen schädlich ist. Mediziner nennen dieses Verfahren auch LDR-Brachytherapie – diese Bezeichnung leitet sich vom englischen Begriff "low-dose rate" ab, was so viel wie "niedrige Dosis" bedeutet.

Eine Seed-Implantation kommt dann zum Einsatz, wenn das Prostatakarzinom im Anfangsstadium ist und sich noch nicht über die Prostata hinaus ausgebreitet hat, der Gleason-Score sowie der PSA-Wertrelativ niedrig sind. Ob die LDR-Brachytherapie Vorteile gegenüber den anderen Bestrahlungsmethoden hat, ist bislang nicht abschließend geklärt. Beraten Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt über diese Therapieoption und fragen Sie auch bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie die Kosten dafür übernimmt.

Brachytherapie mit Afterloading-Verfahren

Diese Form der Bestrahlung kommt bei weiter fortgeschrittenem Prostatakrebs zum Tragen, bei dem noch keine Metastasen vorhanden sind. Bei der sogenannten HDR-Brachytherapie (HDR, Abkürzung für englisch "high-dose rate" = hohe Dosis) oder Nachladetechnik (sog. Afterloading) wird eine Bestrahlung von außen mit einer Strahlentherapie von innen kombiniert. In zwei bis vier Sitzungen werden in wöchentlichem Abstand radioaktive Strahler vom Damm her in die Prostata eingebracht. Diese Strahler werden wieder entfernt, wenn sie ihre Strahlung vollständig abgegeben haben.

Welche Folgen hat die Strahlentherapie?

Die Aussagen darüber, wie häufig unter einer Strahlentherapie bei einem Prostatakarzinom Nebenwirkungen auftreten, sind uneinheitlich. Grundsätzlich können akute Beschwerden und Langzeitfolgen auftreten. Zu den akuten Nebenwirkungen während einer Strahlentherapie bei Prostatakrebs gehören Darmprobleme (z.B. Durchfall) und Blasenbeschwerden (z.B. erhöhter Harndrang, Harnwegsentzündungen).

Mögliche Spätfolgen der Bestrahlung sind:

  • Erektionsstörungen (Impotenz)
  • Harninkontinenz
  • Darmbeschwerden, z.B. chronische Darmentzündungen, chronischer Durchfall

Welche Nebenwirkungen auftreten, hängt unter anderem von der Art und Dauer der gewählten Bestrahlung ab.

5. Chemotherapie

Wenn der Prostatakrebs nicht (mehr) für Hormone sensibel ist und die Hormontherapie daher keine Wirkung hat, kann eine Chemotherapie als Behandlung infrage kommen. Dabei erhält der Betroffene Medikamente, welche das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen hemmen (sog. Zytostatika). Eine solche Chemotherapie erfordert eine sehr genau abgestimmte Therapieplanung und -überwachung und fällt damit in das Fachgebiet erfahrener Spezialisten. Trotz aller Sorgfalt lassen sich für die Dauer der Chemotherapie manche Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen nicht immer vermeiden – erfreulicherweise stehen heute aber sehr wirksame Medikamente gegen diese Symptome zur Verfügung (sog. Antiemetika). Eine weitere Nebenwirkung der Chemotherapie ist ein vorübergehender Haarausfall, da die Medikamente die Zellen der Haarwurzeln schädigen.

Neben einer Chemotherapie mit Zytostatika stehen mittlerweile bei fortgeschrittenem Prostatakrebs auch Medikamente für eine sogenannte zielgerichtete Therapie zur Verfügung. Diese Wirkstoffe greifen in bestimmte Abläufe der Tumorzellen ein und können gezielt das Tumorwachstum hemmen. Ob eine zielgerichtete Therapie bei Ihnen oder einem an Prostatakrebs erkrankten Angehörigen sinnvoll ist, können Sie mit dem behandelnden Urologen oder Onkologen (Facharzt für Krebserkrankungen) besprechen.

6. Weitere Therapieformen

Bei örtlich begrenztem Prostatakrebs – wenn das Prostatakarzinom also noch keine Tochtergeschwulste gebildet hat – stehen weitere Therapieformen zur Verfügung, deren Wirksamkeit noch nicht bewiesen ist:

  • lokale Vereisung (Kryotherapie)
  • hochintensiver, fokussierter Ultraschall (HIFU)
  • Radiofrequenzablation

Prostatakrebs: Diagnose

Häufig wird die Diagnose Prostatakrebs (Prostatakarzinom) während einer Früherkennungs-Untersuchung gestellt. Viele Männer scheuen diesen Arzttermin. Vergegenwärtigt man sich aber die Chance, den Prostatakrebs früh zu entdecken, wird der Nutzen der Früherkennung deutlich. Ist der Krebs noch auf die Prostata begrenzt, sind die Heilungsaussichten sehr gut. Oft finden sich bei der Untersuchung auch Befunde, die sich nach weiterer Abklärung als nicht bösartig erweisen.

Während des Arzttermins befragt der Arzt den Patienten zunächst nach seinen Beschwerden und untersucht ihn dann, um eventuelle körperliche Veränderungen festzustellen. Eine wichtige Untersuchung ist die Tastuntersuchung mit dem Finger (digital-rektale Untersuchung). Dazu führt der Arzt den Zeigefinger in den Enddarm ein und kann so die Prostata durch die Darmwand hindurch abtasten und untersuchen. Er achtet dabei unter anderem auf die Größe und Beschaffenheit der Prostata. Auf diese Untersuchung haben in Deutschland alle gesetzlich versicherten Männer ab 45 Jahren jedes Jahr einen gesetzlichen Anspruch.

Stellt der Arzt während der Tastuntersuchung Veränderungen der Prostata fest, kann er zusätzlich eine Blutuntersuchung – den sogenannten PSA-Test – durchführen: Er überprüft den Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut. Dieser Wert wird in Nanogramm (ng) pro Milliliter (ml) angegeben. Da der Nutzen des Tests – nämlich die Sterblichkeit bei Prostatakrebs zu senken – bisher nicht eindeutig belegt ist, ist das PSA-Screening kein Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung. Es wird in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt und ist eine Inividuelle Gesundheitsleitung (IGeL).

PSA ist ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet. Bei einem Prostatakarzinom steigt der PSA-Wert stark an. Dies ist allerdings auch bei anderen Erkrankungen der Vorsteherdrüse der Fall, zum Beispiel bei einer Prostataentzündung (Prostatitis). Der Test kann deshalb lediglich einen Hinweis auf Prostatakrebs geben und die Diagnose unterstützen. Ist der PSA-Wert erhöht, sollte er regelmäßig kontrolliert werden:

  • PSA-Wert zwischen 2 und 4 ng/ml: jährliche Kontrolle
  • PSA-Wert über 4 ng/ml: möglicher Hinweis auf Prostatakrebs

Bei einem PSA-Wert über 4 ng/ml sollte der Arzt zur Diagnosestellung eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der Prostata entnehmen und auf Krebszellen untersuchen. Eine Gewebeprobeentnahme ist auch dann sinnvoll, wenn der PSA-Wert im Verlauf der Kontrolluntersuchungen auffällig ansteigt. Dazu entnimmt er mit einer dünnen Hohlnadel über den Darm etwas Gewebe aus der Prostata, das anschließend auf Krebszellen untersucht wird. Die Biopsie erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung.

Kritik am PSA-Test

Experten beurteilen den PSA-Test kritisch. Er kann zwar verborgene Prostatatumoren aufdecken, sagt aber nichts darüber aus, ob es sich um einen Tumor handelt, der dem betroffenen Mann in nächster Zukunft Beschwerden machen wird. Umstritten ist vor allem das sogenannte PSA-Screening, also eine Reihenuntersuchung, bei der allen Männern ab einem bestimmten Alter Blut abgenommen wird, um ihren PSA-Wert zu ermitteln.

Mit dieser Untersuchung würde man in einem frühen Stadium mehr verborgene Prostatatumoren entdecken, so die Hoffnung. Allerdings trifft dies auch auf Fälle zu, die sehr langsam oder gar nicht wachsen und die Betroffenen wahrscheinlich nie gesundheitlich belasten würden. Diese Patienten würden durch ein PSA-Screening eher verängstigt und eventuell übertherapiert werden. Hinzu kommen die möglichen Nebenwirkungen durch eine eigentlich nicht nötige Therapie.

Ein weiteres Untersuchungsverfahren beim Verdacht auf ein Prostatakarzinom ist der transrektale Ultraschall. Dabei führt der Arzt den Schallkopf in den Darm ein und untersucht über die Darmwand die Prostata. Da dieses Verfahren nicht genauer ist als die Tastuntersuchung, wird es nur ergänzend eingesetzt.

Vorgehen bei gesicherter Diagnose

Nach erfolgter Prostatakrebs-Diagnose bestimmt der Arzt, wie weit sich der Tumor bereits in der Prostata ausdehnt hat. Verfahren, mit denen der Arzt bestimmen kann, ob das Prostatakarzinom Tochtergeschwulste gebildet hat, sind zum Beispiel:

Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen kann der Arzt die Therapie besser planen. Einen Hinweis darauf, ob bereits Metastasen vorliegen – ob der Tumor also bereits gestreut hat –, gibt der PSA-Wert. Liegt er unter 10 ng/ml, ist dies nur sehr selten der Fall und es sind keine weiteren Untersuchungsverfahren notwendig.

Stadium/Tumorklassifikation (Staging)

Nach der Diagnose ist es weiter wichtig festzustellen, um was für eine Art Tumor es sich handelt und wie weit er sich bereits ausgebreitet hat. Danach richtet sich auch die Therapie. Zur Bezeichnung der Tumorstadien wird die sogenannte internationale TNM-Klassifikation verwendet. Drei Merkmale des Prostatakarzinoms sind darin zur Stadieneinteilung (sog. Staging) wichtig:

  • T beschreibt die Größe des Primärtumors (zuerst entstandene Krebsgeschwulst) und seine örtliche Ausdehnung (T für Tumor).
  • N gibt die Zahl und den Ort der befallenen Lymphknoten an (N für englisch "node", also Knoten).
  • M zeigt vorhandene Fernmetastasen (Tochtergeschwulste) und ihre Lage im Körper und ihre Lage an (M für Metastasen).

TNM-Klassifikation

T - Primärtumor
Tx: keine Beurteilung des Primärtumors möglich
T0: kein Anhaltspunkt für Primärtumor
T1: der Primärtumor ist nicht zu erkennen
T1a: im operativ entfernten Drüsengewebe der Prostata finden sich Krebsanteile von bis zu 5%
T1b: im operativ entfernten Drüsengewebe der Prostata finden sich Krebsanteile von mehr als 5%
T1c: Tast- und Ultraschallbefund sind unauffällig; Prostatakrebs mithilfe einer Biopsie nachweisbar
T2: Tumor ist auf die Prostata begrenzt
T3: Tumor hat sich über die Prostatakapsel hinaus ausgebreitet
T4: Tumor befällt auch benachbartes Gewebe (Blasenhals, Blasenschließmuskel, Beckenwand, Rektum, Beckenbodenmuskulatur)
T - Primärtumor
Nx: keine Beurteilung der umgebenden Lymphknoten möglich
N0: kein Anhaltspunkt für befallene Lymphknoten in der Umgebung des Tumors
N1: Lymphknoten in der Umgebung sind vom Tumor befallen
T - Primärtumor
Mx: keine Beurteilung von Fernmetastasen möglich
M0: kein Anhaltspunkt für Fernmetastasen
M1: Fernmetastasen vorhanden

Gleason-Score

Eine weitere Grad-Einteilung nach der Prostatakrebs-Diagnose ist der sogenannte Gleason-Score. Er wurde von dem amerikanischen Arzt Donald Gleason entwickelt und ist für therapeutische Entscheidungen und die Prognose bei einem Prostatakarzinom wichtig. Der Gleason-Score beschreibt, wie stark sich die Krebszellen von normalen, gesunden Körperzellen unterscheiden. Dies gibt einen Hinweis darauf, wie schnell und aggressiv der Prostatakrebs wächst. Die in der Gewebeprobe entnommenen Zellen werden ihrem Aussehen nach in fünf verschiedene Gruppen (1-5) eingeteilt:

  • Grad 1: gut ausdifferenzierte und somit einer gesunden Zelle / gesundem Gewebe noch weitgehend ähnliche Zellen
  • Grad 2-4: Übergangsformen zwischen Grad 1 und Grad 5
  • Grad 5: sehr wenig differenzierte und somit einer gesunden Zelle nicht mehr ähnliche Krebszellen

Für den Verlauf der Erkrankung ist wichtig, welchen Wert die meisten Proben erzielen. Einzeln erhöhte Werte spielen eine geringere Rolle. Deshalb werden im Gleason-Score die beiden Punktwerte der am häufigsten vorkommenden Zellen zusammengezählt. Dieser Score beträgt dann mindestens 2 und maximal 10. Dabei ist 10 der ungünstigste Wert, da er auf sehr bösartige Zellen hinweist.

Prostatakrebs: Verlauf

Das Risiko, im Laufe des Lebens an Prostatakrebs zu erkranken, liegt für Männer bei insgesamt 13 Prozent. Das Risiko, daran zu sterben, ist mit nur drei Prozent vergleichsweise gering. Dies bedeutet, dass Prostatakrebs zwar die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist – aber nicht die häufigste Todesursache. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben zu sein, ist mit 93 Prozent die zweithöchste unter allen Krebserkrankungen in Deutschland. Fünf von sechs Männern mit diagnostiziertem Prostatakrebs sterben aber nicht an ihrer Krebserkrankung, sondern an einer anderen Ursache.

Wenn Prostatakrebs (Prostatakarzinom) früh erkannt wird, ist die Lebenserwartung und damit die Prognose gut. Sie hängt vom feingeweblichen Aufbau des Tumors (Tumortyp) ab und davon, wie weit sich das Prostatakarzinom bereits ausgebreitet hat (Befall anderer Organe, Tumorgröße).

Nachsorge

Die Prostatakrebs-Nachsorge zielt darauf ab, möglichst früh zu erkennen, wenn die Erkrankung wieder auftritt (sog. Rezidiv) und gegebenenfalls erneut zu behandeln. Der betreuende Arzt kann außerdem eventuell eingetretene Nebenwirkungen und Folgen von Operation oder Bestrahlung behandeln. Zu berücksichtigen sind auch seelische und soziale Aspekte beim Prostatakarzinom, die die Patienten stark belasten können.

In der Regel finden Nachsorgeuntersuchungen in den ersten zwei Jahren alle drei Monate statt. Danach sind nur noch seltener Nachsorgeuntersuchungen nötig: im dritten und vierten Jahr halbjährlich, ab dem fünften Jahr jährlich. Im Rahmen der Untersuchungen wird weiterhin auch der PSA-Wert bestimmt. Diese Termine sollten Betroffene pünktlich wahrnehmen. Zudem empfiehlt es sich, auf ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung zu achten, da sie die Erkrankung und den weiteren Verlauf positiv beeinflussen.

Prostatakrebs: Vorbeugen

Prostatakrebs kann man nicht sicher vorbeugen. Es gibt aber ein paar Verhaltensmaßnahmen, die das Risiko für ein Prostatakarzinom und das Wiederauftreten nach einer überstandenen Erkrankung verringern: Regelmäßige körperliche Bewegung, ein normales Körpergewicht und eine gesunde Ernährung (viel Obst und Gemüse, wenig tierisches Fett) haben nachweislich einen positiven Effekt und spielen daher eine wichtige Rolle.

In der Regel gibt es keine Frühzeichen für Prostatakrebs in Form von körperlichen Beschwerden, sodass die Erkrankung nur über regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen entdeckt werden kann. Dank der Prostatakrebs-Früherkennung ist es mittlerweile möglich, Prostatakrebs schon in frühen, gut behandelbaren Stadien zu erkennen. Früherkennungs-Untersuchungen können einem Prostatakarzinom im eigentlichen Sinne zwar nicht vorbeugen, aber sie können dabei helfen, bereits vorhandenen Prostatakrebs frühzeitig zu diagnostizieren. Dies ist wichtig, weil die Heilungsaussichten bei Prostatakarzinomen sehr gut sind, wenn sie früh erkannt und behandelt werden. Mit Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs kann der Arzt die Erkrankung bereits feststellen, bevor die ersten Symptome auftreten. In Deutschland hat jeder Mann ab 45 Jahren gesetzlichen Anspruch auf eine jährliche Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane des Mannes sowie der Prostata einschließlich einer rektalen Tastuntersuchung.

Mit einem anschließenden transrektalen Ultraschall (TRUS) kann der Arzt Größe und Form der Prostata ermitteln und die Drüse nach krebsverdächtigen Bereichen absuchen. Mithilfe des sogenannten PSA-Test kann er die Menge eines ausschließlich im Prostatagewebe gebildeten Eiweißes (Protein) bestimmen. Bei Prostatakrebs kann der PSA-Wert erhöht sein. Aber auch andere Erkrankungen (z. B. eine Prostataentzündung oder Prostatitis) können dazu führen, dass sich der PSA-Wert erhöht.

Der PSA-Test gehört nicht zur gesetzlichen Prostatakrebs-Früherkennung und sein Nutzen zur Prostatakrebs-Früherkennung ist umstritten, weil nicht alle betroffenen Männer davon profitieren. Es werden unter Umständen auch sehr langsam wachsende Tumoren aufgedeckt, die bei den betroffenen Männern weder Symptome noch eine verkürzte Lebenserwartung zur Folge gehabt hätten. Diese Männer leiden dann eher unter der Gewissheit, vermeintlich Krebs zu haben, und den damit verbundenen Diagnose- und Therapieverfahren, ohne einen Vorteil vom PSA-Testergebnis zu haben.

Haben vorangehende Untersuchungen den Verdacht auf Prostatakrebs ergeben, kann eine Biopsie der Prostata mit hoher Wahrscheinlichkeit die Diagnose bestätigen oder ausschließen.