Eine Frau sitzt auf dem Bett und umfasst ihren linken Fuß.
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Plantarfasziitis (Plantarfaszien-Entzündung)

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.01.2022

Bei einer Plantarfasziitis kommt es zu Schmerzen im Fersenbereich der Fußsohle. Meist sind Frauen davon betroffen. Die Plantarfasziitis ist die häufigste Ursache für Fersenschmerzen. Erfahren Sie, welche Symptome typisch sind und wie man die Beschwerden wieder los wird.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Plantarfasziitis (Plantarfaszien-Entzündung)

Bei einer Plantarfasziitis (auch plantare Fasziitis oder Plantarfasziose genannt) ist die sogenannte Plantarfaszie gereizt und entzündet. Als Plantarfaszie bezeichnet man die bindegewebige Sehnenplatte, die in der Fußsohle unterhalb von Haut und Unterhautfettgewebe liegt. Sie erstreckt sich vom Fersenbein aus fächerförmig zum Vorfuß.

Wie eine Art Stoßdämpfer dämpft diese Bindegewebsplatte den Aufprall beim Laufen. Gleichzeitig stützt sie das Fußlängsgewölbe. Andere Namen für die Plantarfaszie sind Plantaraponeurose oder Aponeurosis plantaris.

Im Alltag sind die Plantarfaszien ständigen Belastungen ausgesetzt. Bei zu großer Belastung können Schäden im Gewebe entstehen und entzündliche Prozesse hervorrufen. In der Folge kann es zu Schmerzen kommen.

Eine Plantarfasziitis kommt relativ häufig vor. Das Alter spielt eine Rolle bei der Entstehung – oder genau genommen altersbedingte Verschleißerscheinungen (Degeneration): Eine Plantarfasziitis macht sich meist ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren bemerkbar.

Neben dem Alter können weitere Faktoren das Risiko für eine Plantarfaszien-Entzündung erhöhen, wie zum Beispiel:

  • Übergewicht
  • Sportarten, bei denen die Fersen stärker belasten werden, wie z. B. regelmäßiges Joggen über längere Strecken, Aerobic-Varianten oder auch Tanzen
  • berufliche Tätigkeiten, bei denen man viel läuft oder steht
  • verkürzte Wadenmuskulatur (bei 8 von 10 Betroffenen der Fall)
  • Fußfehlstellungen, bei denen das Fußgewölbe stark ausgeprägt (Hohlfuß) oder sehr flach ist (Plattfuß)
  • unterschiedlich lange Beine
  • Schuhe mit zu weichen Sohlen bzw. schlechter Fußgewölbe-Unterstützung

Plantarfasziitis: Symptome

Typisch für eine Plantarfasziitis sind Fersenschmerzen, die nahe der Ferse in der Fußsohle (meist etwa 5 Zentimeter vom hinteren Fersenende aus gesehen) spürbar sind. Teilweise strahlen die Schmerzen in den Vorderfuß aus, sodass die gesamte Fußsohle betroffen sein kann.

Die Fußschmerzen können stechend, dumpf oder brennend sein. Meist treten die Fußbeschwerden einseitig auf, sie können jedoch auch beide Füße betreffen sein.

Die Schmerzen werden anfangs vor allem ausgelöst, wenn man den Fuß belastet beziehungsweise Druck auf ihn gibt. Schreitet die Entzündung in der Fußsohle fort, können sich die Schmerzen über die Zeit auch in Ruhe bemerkbar machen.

Häufig sind die Fußschmerzen morgens nach dem Aufstehen sowie nach längerem Sitzen oder Liegen kurzzeitig schlimmer und lassen dann wieder nach. Oft treten die Schmerzen zudem nach längerem Stehen wieder auf.

Bei einer fortgeschrittenen Plantarfasziitis, bei der auch in Ruhe Schmerzen bestehen, nehmen die Schmerzen möglicherweise zum Abend hin zu, wenn man tagsüber aktiv war.

Um die Fersenschmerzen zu vermeiden, gewöhnen sich viele Betroffene beim Laufen eine Ausweichhaltung an. Sie rollen den Fuß beispielsweise verstärkt über die Außenkante ab oder beginnen das Abrollen eher vom Vorfuß her. Das kann auf Dauer jedoch zu weiteren Problemen führen (z. B. im Fußgelenk, in den Knien, in der Hüfte oder im Rücken).

Plantarfasziitis: Diagnose

Erste Hinweise auf eine Plantarfasziitis ergeben sich in der Regel bereits durch die Art der Beschwerden. Gegebenenfalls untersucht der Arzt die Füße des Betroffenen und prüft, wo genau die Schmerzen auftreten, ob es versteifte, gerötete oder geschwollene Regionen gibt.

Möglicherweise bittet er den Betroffenen, die Füße heranzuziehen (anzuflexen), während gleichzeitig auf die Plantarfaszie Druck ausübt wird. Im Falle einer Plantarfasziitis nimmt der Schmerz dabei zu und lässt beim Strecken wieder nach.

Normalerweise sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Gegebenenfalls ordnet der Arzt jedoch weitere Untersuchungen wie eine Röntgenuntersuchung oder eine Kernspintomografie (MRT) an, um andere Ursachen für die Fußbeschwerden auszuschließen.

Plantarfasziitis und Fersensporn

Im Rahmen der Diagnose stellt der Arzt möglicherweise einen knöchernen Fersensporn unterhalb des Fersenbeins fest (sog. plantarer Fersensporn). Dieser Zufallsbefund ist bei einer Plantarfasziitis nicht ungewöhnlich.

Früher nahm man an, dass der knöcherne Sporn Ursache der Schmerzen sei und entfernt werden müsse. Solch ein Fersensporn führt jedoch nicht automatisch zu einer Plantarfasziitis. Menschen mit plantarem Fersensporn haben in der Regel keine Schmerzen oder anderen Beschwerden durch den knöchernen Auswuchs beziehungsweise wissen bis zum Befund gar nicht, dass sie einen knöchernen Sporn unter der Ferse haben.

Plantarfasziitis: Behandlung

Im Prinzip bessert sich eine Plantarfasziitis auch von allein, der Heilungsprozess dauert allerdings sehr lange. Mit der passenden Behandlung lassen sich die Beschwerden jedoch besser lindern und bestehende entzündliche Prozesse klingen eher ab.

Dennoch müssen Betroffene bei der Behandlung Geduld haben, denn selbst mit Therapie ist die Heilung langwierig. In der Regel heilt eine Plantarfasziitis mit der richtigen Behandlung innerhalb von mehreren Monaten bis hin zu einem Jahr ab.

In den meisten Fällen genügt eine konservative Behandlung, bestehend aus Entlasten und Hochlagern des Fußes bei akuten Beschwerden sowie Kühlen und Dehnübungen. In den ersten 6 Wochen sollten Betroffene den Fuß am besten täglich kühlen, zum Beispiel im Anschluss an die Dehnübungen. Kühlen Sie dabei nicht stundenlang, sondern etwa drei- bis viermal am Tag für 15 bis 20 Minuten.

Bei akuten Schmerzen helfen bei Bedarf kurzfristig Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Naproxen. Eine längerfristige Einnahme sollte man unbedingt mit dem Arzt absprechen.

Bei Menschen mit Übergewicht kann es zur Heilung beitragen, etwas abzunehmen. Übergewicht kann eine Plantarfasziitis begünstigen, da das höhere Körpergewicht mehr Druck auf die Sehnenplatte im Fuß ausübt.

(Dehn-)Übungen bei Plantarfasziitis

Um eine Plantarfasziitis loszuwerden, sind vor allem Dehnübungen hilfreich und wirkungsvoll. Am besten führt man diese regelmäßig und täglich durch. Achten Sie darauf, die Übungen eher sanft und mit Gefühl auszuführen.

Übung 1:

Stellen Sie sich mit beiden Füßen auf eine Treppenstufe. Setzen Sie den betroffenen Fuß etwas zurück, sodass nur noch der Vorfuß auf der Stufe steht. Senken Sie jetzt die Ferse allmählich und so weit wie möglich ab. Halten Sie die Dehnung ein paar Sekunden. Mit dieser Übung dehnen Sie die Wadenmuskeln.

Übung 2:

Für diese Übung brauchen Sie einen kleinen Ball, zum Beispiel einen Golfball oder Tennisball, oder eine Mini-Faszienrolle. Stellen Sie sich mit dem betroffenen Fuß auf den Ball oder die Rolle und rollen Sie mit der Fußsohle auf und ab. Diese Übung dehnt die Plantarfaszie.

Übung 3:

Versuchen Sie mit den Zehen Münzen oder ein Handtuch zu greifen und anzuheben. Diese Übung stärkt die Fußmuskeln.

Schuhe

Bei chronischen Schmerzen durch die Plantarfasziitis können stoßdämpfende Einlagen in den Schuhen ratsam sein. Wer Fußfehlstellungen wie Plattfüße oder Hohlfüße hat, sollte sich speziell angepasste Einlagen zulegen. Diese kann zum Beispiel der Orthopäde verordnen.

Sport

Bei Menschen mit Plantarfasziitis können sich die Beschwerden durch langes Gehen oder Laufen auf harten Böden verschlimmern. Hier kann es helfen, auf geeignete Schuhe zu achten beziehungsweise sich Strecken mit weicheren Böden (z. B. im Wald) zu suchen. Alternativ können Betroffene auf andere Ausdauersportarten ausweichen, wie etwa Radfahren oder Schwimmen. Laufen Sie vorerst auf harten Böden nicht barfuß.

Orthesen

In manchen Fällen kann eine spezielle Schiene (Orthese) helfen, die über Nacht getragen wird. Die Schiene hält den Fuß nachts in einer leicht angezogenen Stellung und dehnt dadurch die Plantarfaszie. Zwar ist der Gebrauch der Schiene anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, über längere Zeit verwendet lassen sich die Beschwerden dadurch jedoch oft bessern.

Ultraschallbehandlung

Ob eine Ultraschallbehandlung zur Heilung einer Plantarfasziitis beiträgt, ist fraglich. Studien deuten darauf hin, dass Dehnübungen ohne anschließende Ultraschalltherapie genauso erfolgreich sind.

Niedrig dosierte Strahlentherapie

Bei einer Strahlentherapie behandelt der Arzt den Fuß des Betroffenen mit niedrig dosierter Strahlung. Die Schmerzen lassen sich damit in vielen Fällen effektiv lindern.

Kortisonspritzen

Kortisonspritzen in den Fuß sollen die Schmerzen bei einer Plantarfasziitis lindern und entzündliche Prozesse eindämmen. Um die Spritze am richtigen Ort zu setzen, nutzt der Arzt in der Regel ein Ultraschallgerät.

Stoßwellentherapie

Bessern sich die Beschwerden durch die Plantarfasziitis trotz konservativer Maßnahmen auch nach 6 bis 12 Monaten nicht, kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie versucht werden. Diese ist jedoch keine Kassenleistung.

Bei der oft als unangenehm empfundenen Stoßwellentherapie wird die Fußsohle Schallimpulsen ausgesetzt, die wie eine rasche Folge kleiner Hammerschläge auf die Sehnenplatte einwirken.

Studien zur Wirksamkeit der extrakorporalen Stoßwellentherapie bei einer Plantarfasziitis kommen jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen. Dehnübungen scheinen die Schmerzen bei Betroffenen beispielweise besser zu lindern. Unklar ist bislang auch, warum sich die Beschwerden in manchen Fällen durch eine Stoßwellentherapie bessern. Im Vergleich zu einer Operation sind die möglichen Nebenwirkungen jedoch relativ harmlos.

Operation

Wenn sich die Beschwerden nach 6 bis 12 Monaten trotz konservativer Behandlung nicht bessern, kann in seltenen Fällen auch eine Operation infrage kommen. Hierbei stehen zwei Methoden zur Wahl: Entweder spaltet man die Sehnenplatte in der Fußsohle operativ oder man kerbt die Sehne des Wadenmuskels im Bereich der Ferse ein.