Nagelpilz: Welche Hausmittel helfen?
Verfärbungen, Verdickungen, brüchige Nägel: Eine Pilzinfektion der Fuß- oder Fingernägel ist äußerst unschön und dazu noch extrem hartnäckig. Viele versuchen, dem Nagelpilz mit Hausmitteln zu Leibe zu rücken – zum Beispiel mit Essig, Teebaumöl oder Backpulver. Doch welches Hausmittel hilft wirklich?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Hausmittel bei Nagelpilz im Überblick
Anti-Pilzmittel gegen Nagelpilz müssen oft über mehrere Monate konsequent aufgetragen oder eingenommen werden, bis der Pilz restlos beseitigt ist. Eine anstrengende Prozedur, die viel Geduld erfordert und zudem mit Nebenwirkungen verbunden sein kann.
Da stellt sich die Frage: Geht das nicht auch schneller und schonender? Im Internet werden diverse Hausmittel gegen Nagelpilz angepriesen, zum Beispiel
- Essig,
- Teebaumöl,
- Backpulver bzw. Natron,
- Lavendelöl,
- Zitrone,
- Knoblauch,
- Zahnpasta oder auch
- Eigenurin.
Was bringen Hausmittel gegen Nagelpilz?
Ganz wichtig: Dass Nagelpilz-Hausmittel wie Essig, Teebaumöl oder Natron helfen können, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Es gibt derzeit keine aussagekräftigen Studien darüber, ob eines dieser Hausmittel die Symptome lindert oder gar den Pilz vollständig abtötet.
Das gilt auch für Nagelpilz-Präparate aus der Apotheke, die Öle (Teebaumöl, Lavendelöl) oder Säuren (Essigsäure, Milchsäure) enthalten: Ihr Nutzen ist nicht bewiesen. Die wenigen Studien, die zu einigen Inhaltsstoffen existieren, haben nur wenig oder gar keine Aussagekraft. Sie haben teils grobe methodische Mängel, teils sind sie von den Herstellern mitfinanziert oder in Auftrag gegeben worden. Neutrale, wissenschaftlich gültige Studienergebnisse stehen dagegen noch aus.
Aus schulmedizinischer Sicht helfen In leichten Fällen von Nagelpilz rezeptfreie Nagellacke mit Anti-Pilz-Mitteln wie Ciclopirox, Amorolfin und Bifonazol. Je nach Wirkstoff und Dosis können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Hautrötungen oder Juckreiz der umgebenden Haut oder allergische Reaktionen. In schwereren Fällen ist eine Therapie mit Tabletten oder Injektionen nötig.
Essig gegen Nagelpilz
Essig rangiert auf der Hitliste der Nagelpilz-Hausmittel ganz weit oben – zumindest, wenn man sich die Trefferliste in den Internet-Suchmaschinen anschaut. Insbesondere Apfelessig soll vielversprechend sein. Normaler Essig soll es aber auch tun, wenn man den Anhängern Glauben schenkt. Sie gehen davon aus, dass der saure Essig die Pilze abtötet, da diese sich eher in einem basischen Hautmilieu wohlfühlen.
Häufig wird ein "Nagelbad" in einer Mischung aus Essig und lauwarmem Wasser empfohlen. Fuß- oder Fingernägel sollten etwa 10 bis 15 Minuten im Essigwasser gebadet werden. Auch soll es helfen, wenn man ein Wattestäbchen oder -bausch in Essig tränkt und die Stellen mehrmals täglich damit betupft.
Manche setzen auch auf Essigessenz, die mit einem Wattestäbchen auf die betroffenen Bereiche aufgetragen wird. Frei nach dem Motto: Viel (Säure) hilft viel. Der konzentrierte Essig zeichnet sich durch einen sehr hohen Säuregehalt aus. Allerdings kann die Säure die Haut reizen, sodass man hier in jedem Fall vorsichtig sein muss.
Teebaumöl als Hausmittel gegen Nagelpilz
Neben Essig ist Teebaumöl als Hausmittel gegen Nagelpilz sehr beliebt. Ähnlich wie beim Essig soll der befallene Nagel mehrmals täglich mit dem Öl betupft werden. Fußbäder mit etwas Teebaumöl werden im Internet ebenfalls empfohlen. Und auch die Apotheke hat Teebaumöl-Präparate gegen Nagelpilz zu bieten.
Allerdings gilt (insbesondere bei eigenmächtiger Dosierung): Vorsicht ist geboten, insbesondere, wenn Teebaumöl in unverdünnter Form verwendet wird. Bei empfindlichen Personen kann konzentriertes Öl zu Hautreizungen oder allergischen Ausschlägen führen. Darauf weist unter anderem das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin.
Lesetipp: Teebaumöl als Heilmittel – was ist dran?
Beispiele für weitere Hausmittel gegen Nagelpilz
Gegen Nagelpilz sollen auch folgende weitere Hausmittel hilfreich sein – zumindest nach Meinung der Anhänger:
- Zahnpasta: Äußerlich auf die Stellen aufgetragen, soll das in der Zahnpasta enthaltene Fluor Pilze abtöten können.
- Backpulver: Mit Wasser vermischt soll es als klebriger Brei direkt auf die befallenen Stellen gerieben werden.
- Zitrone: Wer zweimal täglich den befallenden Nagel mit frischem Zitronensaft betupft, soll nach einigen Wochen pilzfrei sein. Die Säure soll dazu beitragen, den Pilz abzutöten.
- Alkohol: Manche empfehlen, den Pilz wiederholt mit hochkonzentriertem Alkohol zu betupfen.
- Knoblauch: Als Hausmittel soll eine frisch aufgeschnittene Zehe helfen, mit welcher der Nagel eingerieben wird.
Sind Nagelpilz-Hausmittel einen Versuch wert?
Aus schulmedizinischer Sicht ist das aus mehreren Gründen nicht empfehlenswert:
- Es besteht Verwechslungsgefahr. Hinter verfärbten Nägeln kann sich auch eine andere Erkrankung verbergen. Sogar Hautkrebs kann mit Nagelpilz verwechselt werden. Veränderungen an Haut und Nägeln sollte man sicherheitshalber beim Hautarzt abklären lassen.
- Der Pilz kann sich weiter ausbreiten. Je länger Nagelpilz nicht professionell behandelt wird, desto höher ist das Risiko, dass er sich ausbreitet. Die Nägel können dicker werden. Bei Personen mit Diabetes oder einem schwachen Immunsystem kann sich zudem die angrenzende Hautregion rasch mit Bakterien infizieren. Das kann zu Schmerzen und Entzündungen führen. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des kompletten Nagels.
- Das Risiko für Entzündungen/Allergien ist erhöht. Gerade bei aggressiven Mitteln wie Essigessenz, hochprozentigem Alkohol, Zahnpasta oder Teebaumöl riskieren Sie eine Hautreizung oder eine Entzündung.
Da der Nutzen von Hausmitteln nicht erwiesen ist, gilt daher: Lieber auf Nummer sicher gehen und frühzeitig den Hautarzt aufsuchen.