Knötchenflechte: Bild von einer Frau mit Lichen ruber planus am Bauch.
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Knötchenflechte: Symptome und Behandlung bei Lichen ruber planus

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 14.05.2025

Knötchenflechte ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut und der Schleimhäute. Neben Hautveränderungen wie Papeln zählen auch Juckreiz und Schmerzen zu den möglichen Symptomen. Wie lässt sich Knötchenflechte behandeln und was sollten Betroffene beachten?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Knötchenflechte

Knötchenflechte kann entstehen, wenn das körpereigene Immunsystem Hautzellen angreift. Als mögliche Auslöser der Erkrankung gelten etwa Medikamente, Virusinfektionen, Impfungen, Zahnimplantate und Stress.

Gegen die schmerzenden, juckenden Läsionen der Haut können zum Beispiel Kortison, Lichttherapie und juckreizlindernde Salben zum Einsatz kommen.

Bei Lichen ruber mucosae im Mund sind reizende Speisen und Getränke nicht empfehlenswert, also etwa mit scharfen Gewürzen, Säure oder Alkohol. Auch die verwendeten Zahnpflegeprodukte sollten möglichst mild sein.

Was ist Knötchenflechte?

Knötchenflechte – auch als Lichen ruber planus bezeichnet – ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut und der Schleimhäute. Auch Haarfollikel (Haarwurzel umgebende Strukturen) und die Nägel können betroffen sein. 

Fachleute gehen davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, da das Immunsystem die körpereigenen Hautzellen angreift, Entzündungen auslöst und dadurch Zellen zerstört.

Die Hauterkrankung tritt bei 0,2 bis 1,2 Prozent der Bevölkerung auf, in der Regel im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Personen mit biologisch weiblichem Geschlecht sind häufiger betroffen. Knötchenflechte ist nicht ansteckend.

Knötchenflechte: Typische Symptome bei Lichen ruber planus

Bei Knötchenflechte auf der Haut zeigen sich typischerweise wenige Millimeter große rötlich-violette Papeln, die im Licht schimmern. Zudem tritt starker Juckreiz auf. Sind beispielsweise Schleimhäute im Mund betroffen, kommt es zu netzartigen, weißlichen Hautveränderungen in Verbindung mit Schmerzen. 

Es gibt verschiedene Formen der Knötchenflechte mit unterschiedlichen Symptomen:

  • Lichen planus betrifft vor allem die Unterarme, Handgelenke, Unterschenkel, Fußknöchel und den unteren Rücken. Die Hautveränderungen gehen mit starkem Juckreiz einher.

  • Lichen planus pigmentosus zeigt sich in erster Linie durch eine dunkle Pigmentierung der betroffenen Hautstellen.

  • Lichen planus verrucosus geht mit warzenförmigen Knötchen und Plaques (plättchenförmige Ablagerungen) einher, vor allem an den Unterschenkeln.

  • Bullöser Lichen planus wirkt optisch wie eine Blase in der Haut. Die Entzündungsreaktion führt hier zu einer Flüssigkeitsansammlung.

  • Lichen planopilaris tritt an der Kopfhaut auf, insbesondere am Scheitel und der Krone. Rund um die Haarfollikel zeigen sich Rötungen und Papeln. Zudem kommt es zu Schuppenbildung. Mit der Zeit gehen Haarfollikel verloren, was zu sichtbarem Haarverlust führen kann. Juckreiz, eine Überempfindlichkeit sowie Missempfindungen an der Kopfhaut sind weitere Symptome. Diese Form tritt besonders häufig bei Frauen auf. 

  • Lichen planus mucosae kann sich an der Mundschleimhaut, dem Übergang zwischen Innen- und Außenseite der Lippen, an der Zunge und dem Zahnfleisch zeigen. Auch der Intimbereich, wie Vulva oder Eichel, können betroffen sein. In etwas mehr als der Hälfte der Fälle tritt diese Form ausschließlich an den Schleimhäuten auf. 

  • Lichen planus unguinum betrifft die Hand- und/oder Fußnägel, die brüchig, dünn und rau werden. Zudem zeigt sich der Befall durch Längsstreifen und -rillen. Schlimmstenfalls kann es zum dauerhaften Verlust von Nägeln kommen.

Was verursacht Knötchenflechte?

Knötchenflechte tritt aus bislang noch ungeklärtem Grund auf. Fachleute gehen davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Die Ursache der Entzündungsreaktionen in der Haut sind nämlich körpereigene Immunzellen, die Hautzellen angreifen und schädigen. Der Mechanismus ist vergleichbar mit der Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation.

Als mögliche Auslöser gelten:

  • Medikamente, z. B. Blutdrucksenker
  • Virusinfektionen, v. a. der Leber (Hepatitis)
  • Impfungen
  • mechanische Reizung
  • Zahnimplantate

Zudem tritt Knötchenflechte oftmals in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf:

Psychische Belastungen wie chronischer Stress können den Ausbruch einer Knötchenflechte begünstigen. Als alleinige Ursache gelten sie jedoch nicht.

Wie wird Lichen ruber planus diagnostiziert?

Um Knötchenflechte zu diagnostizieren, ist ein Besuch in der hautärztlichen Praxis notwendig. Dort finden zunächst ein Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt.

Bei Verdacht auf Lichen ruber planus wird eine Gewebeprobe aus der Haut unter dem Mikroskop untersucht. Charakteristische Veränderungen bestätigen die Diagnose.

Die lichenoide Arzneimittelreaktion, also eine Nebenwirkung von Medikamenten, die der Knötchenflechte sehr ähnlich sieht, ist nur sehr schwierig von der Erkrankung zu unterscheiden. Daher ist es wichtig, dass Betroffene im Vorgespräch alle Medikamente auflisten, die sie aktuell einnehmen oder in der letzten Zeit eingenommen haben.

Knötchenflechte: Maßnahmen zur Behandlung

Um Knötchenflechte zu behandeln, kommen sowohl Präparate zur lokalen Anwendung als auch Medikamente zum Einnehmen infrage. Den Juckreiz können Cremes mit dem Wirkstoff Polidocanol oder Antihistaminika (Medikamente gegen Allergien) lindern. 

Auch eine lokale Therapie mit Kortisonsalben kann zum Einsatz kommen. Sind Schleimhäute betroffen, verschreibt die*der Ärztin*Arzt mitunter kortisonhaltige Lösungen oder Salben.

Gegen Ausschlag kann eine Lichttherapie mit UV-B-Strahlung oder der PUVA-Methode helfen. Bei einer PUVA-Behandlung wird zunächst ein Wirkstoff auf die Haut aufgetragen, der diese lichtempfindlicher macht. Im Anschluss daran findet eine Bestrahlung mit UV-A-Licht statt.

Reicht eine lokale Therapie nicht aus, können Betroffene Kortisontabletten einnehmen. Zudem ist es möglich, einige Wirkstoffe off-label zu verordnen. Das bedeutet, sie sind eigentlich nicht für die Behandlung von Lichen ruber planus zugelassen, können aber trotzdem zum Einsatz kommen, wenn andere Therapieversuche scheitern. Das gilt für:

  • Acitretin, ein Wirkstoff gegen Psoriasis
  • Immunsuppressiva, welche die Aktivität des Immunsystems reduzieren
  • Hydroxychloroquin, ein Medikament, das u. a. gegen Malaria und rheumatische Erkrankungen hilft

Zudem sollten Betroffene auf das Rauchen verzichten.

Menschen mit Lichen planus mucosae im Mund sollten bis zur Abheilung keine reizenden Speisen und Getränke verzehren. Dazu gehören beispielsweise Scharfes, Lebensmittel mit viel Säure sowie Alkohol. Zur Mundhygiene sollten keine reizenden Produkte wie aggressive Mundspüllösungen oder Zahncremes verwendet werden. Zudem sind weiche Zahnbürsten zu bevorzugen.

Knötchenflechte: Helfen Hausmittel gegen Lichen ruber planus?

In Absprache mit der hautärztlichen Praxis können bei Knötchenflechte Hausmittel zum Einsatz kommen. Die Wirkung derartiger Mittel ist in den meisten Fällen jedoch nicht wissenschaftlich belegt.

Aloe-Vera-Gel, Nelkenöl und Kamillenextrakte können bei Knötchenflechte wohltuend sein. Auch ein zehnminütiger Umschlag mit einer Mischung aus feingemahlenen Haferflocken und Wasser soll lindernd wirken.

Da Stress zu den begünstigenden Faktoren der Hauterkrankung zählt, sollten Betroffene aktiv für Entspannung sorgen. Dazu gehören lebensstilverändernde Maßnahmen wie ein regelmäßiger Schlafrhythmus und Entspannungsmethoden, etwa durch

  • achtsamkeitsbasierte Stressreduktion,
  • Muskelrelaxation nach Jacobson,
  • Autogenes Training,
  • Yoga oder
  • Meditation.

Knötchenflechte: Verlauf und Prognose

Der Krankheitsverlauf bei Knötchenflechte ist individuell und hängt auch von der vorliegenden Form ab. Auf der Haut heilt die Krankheit in neun von zehn Fällen innerhalb von maximal zwei Jahren von selbst ab.

Tritt Lichen ruber mucosae im Mund auf, besteht ein erhöhtes Krebsrisiko von 1,1 bis 4,6 Prozent. Geht die Erkrankung mit Gewebeverlust einher, trinken Betroffenen Alkohol oder leiden sie zusätzlich unter Hepatitis C, ist die Gefahr besonders groß, dass es zu einer Krebserkrankung kommt.

Wenn die Hauterkrankung über viele Jahre hinweg dauerhaft oder wiederkehrend auftritt, besteht auch bei Lichen ruber planus im Anogenitalbereich sowie bei Lichen planus verrucosus die Gefahr von Krebserkrankungen als Spätfolge.