Eine Ärztin hält ein Modell der Schilddrüse und zeigt auf die Nebenschilddrüsen
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Symptome bei primärem und sekundärem Hyperpara­thyreoidismus

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 08.09.2025

Hyperparathyreoidismus, kurz: HPT, ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann dies auf lange Sicht Knochen, Nieren und andere Organe schädigen. Lesen Sie hier, welche Ursachen dahinterstecken, wie die Erkrankung erkannt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es bei Nebenschilddrüsenüberfunktion gibt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Hyperparathyreoidismus

Beim primären Hyperparathyreoidismus produziert eine Nebenschilddrüse zu viel Parathormon, meist durch ein Adenom (gutartige Wucherung). Beim sekundären Hyperparathyreoidismus ist die Überproduktion eine Reaktion auf andere Erkrankungen, etwa eine chronische Niereninsuffizienz oder Vitamin-D-Mangel.

Ein Hyperparathyreoidismus kann unbehandelt zu Knochenschäden, Nierensteinen und weiteren Organproblemen führen. Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose meist günstig.

Typisch sind erhöhte Werte für Calcium und Parathormon, während Phosphat erniedrigt ist. Beim sekundären HPT hingegen ist Calcium oft normal oder erniedrigt.

Was ist Hyperparathyreoidismus?

Als Hyperparathyreoidismus (HPT) wird eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyreoideae) bezeichnet. Diese vier etwa linsengroßen Drüsen liegen hinter der Bindegewebskapsel der Schilddrüse unterhalb des Kehlkopfes. Ihre Aufgabe ist die Produktion von Parathormon (PTH), das den Calcium- und Phosphathaushalt im Körper steuert und so einen gleichmäßigen Calciumspiegel im Blut gewährleistet.

Überfunktion führt zu Hyperkalzämie

Bei einem Hyperparathyreoidismus schütten eine oder mehrere Nebenschilddrüsen dauerhaft zu viel Parathormon aus. Dadurch wird verstärkt Calcium aus den Knochen freigesetzt, während gleichzeitig vermehrt Calcium und Phosphat über die Niere ausgeschieden werden. Die Folge ist ein erhöhter Calciumspiegel im Blut (Hyperkalzämie), der zunächst unspezifische Beschwerden verursacht, bei längerem Bestehen jedoch schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen kann.

Ursachen: Primärer und Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Fachleute unterscheiden zwischen primärem, sekundärem und tertiärem Hyperparathyreoidismus. 

Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT)

Bei dieser Form liegt die Ursache direkt in den Nebenschilddrüsen. Meistens handelt es sich um einen gutartigen Tumor (Adenom) in einer der Drüsen, seltener liegen mehrere Tumoren vor. Auch eine Vergrößerung aller vier Nebenschilddrüsen (Hyperplasie) kann zu einer dauerhaften Überproduktion von Parathormon führen.

Seltenere Ursachen, die einen Hyperparathyreoidismus auslösen können, sind:

  • bösartige Tumoren
  • erbliche Syndrome
  • Bestrahlung im Halsbereich im Rahmen einer Krebstherapie 
  • bestimmte Medikamente wie Lithium

Der primäre Hyperparathyreoidismus betrifft Frauen deutlich häufiger als Männer (etwa dreimal so häufig) und tritt überwiegend ab dem 50. Lebensjahr auf.

Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT)

Beim sekundären Hyperparathyreoidismus liegt die Ursache nicht in den Nebenschilddrüsen selbst, sondern in einer anderen Grunderkrankung. Am häufigsten steckt dann eine chronische Nierenschwäche dahinter. Durch den gestörten Vitamin-D-Stoffwechsel sinkt der Calciumspiegel im Blut. Um den Mangel auszugleichen, schütten die Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon aus. Auch chronische Darmerkrankungen oder eine Mangelernährung können über eine unzureichende Aufnahme von Vitamin D oder Calcium zu einem sekundären HPT führen.

Tertiärer Hyperparathyreoidismus (tHPT)

Deutlich seltener als die anderen beiden Formen ist der tertiäre Hyperparathyreoidismus. Er entwickelt sich nach einem langjährigen sekundären Hyperparathyreoidismus, wenn die Nebenschilddrüsen dauerhaft überaktiv werden und schließlich ständig Parathormon ausschütten – auch dann, wenn der Körper es eigentlich nicht mehr braucht.

Welche Symptome treten bei einem Hyperparathyreoidismus auf?

Viele Betroffene haben anfangs gar keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden, die leicht übersehen werden können. 

Entwickeln sich Symptome, sprechen Fachleute vom Hyperkalzämie-Syndrom. Der dauerhaft erhöhte Calciumspiegel im Blut zeigt sich zum Beispiel durch:

Bleibt die Erkrankung unbehandelt, können ernstere Probleme hinzukommen:

Wie wird ein Hyperparathyreoidismus diagnostiziert?

Der erste Hinweis auf einen Hyperparathyreoidismus ist meist ein erhöhter Calciumwert im Blut. Häufig wird die Erkrankung zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Zur sicheren Diagnose werden weitere Blutwerte bestimmt:

  • Calcium: beim primären HPT erhöht, beim sekundären HPT oft normal oder erniedrigt
  • Parathormon: in beiden Fällen erhöht
  • Phosphat: beim primären HPT meist erniedrigt, beim sekundären HPT normal oder erhöht

Um die Nebenschilddrüsen genauer darzustellen, kann zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung des Halses durchgeführt werden. In besonderen Fällen kommen auch weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) infrage.

Wie erfolgt die Therapie bei Hyperparathyreoidismus?

Ein Hyperparathyreoidismus sollte immer frühzeitig behandelt werden, auch wenn zunächst nur leichte Beschwerden bestehen. So lassen sich spätere und schwerwiegendere Folgeerkrankungen verhindern.

Behandlung des primären Hyperparathyreoidismus

Meist wird die betroffene Nebenschilddrüse operativ entfernt. In der Regel ist nur eine Drüse betroffen, seltener mehrere. Die Operation erfolgt häufig minimal-invasiv über einen kleinen Schnitt im Halsbereich, wodurch sie für Betroffene weniger belastend ist. Nach dem Eingriff muss der Calciumspiegel im Blut engmaschig kontrolliert werden. Kommt es vorübergehend zu niedrigen Werten, können Infusionen mit Calcium über die Vene verabreicht werden.

Wenn eine Operation nicht möglich ist, können in Einzelfällen auch Medikamente eingesetzt werden, die den Calciumspiegel senken oder den Knochenabbau bremsen. Dazu gehören zum Beispiel spezielle Wirkstoffe wie Cinacalcet.

Therapie beim sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus

Bei dieser Form richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung. Bei chronischer Niereninsuffizienz kommen zum Beispiel eine angepasste Dialyse, Phosphatbinder oder Vitamin-D-Präparate zum Einsatz. Nur in seltenen Fällen ist auch hier eine Operation notwendig. 

Der tertiäre Hyperparathyreoidismus wird meist operativ behandelt, da die Nebenschilddrüsen dauerhaft überaktiv sind.

Wie ist die Prognose eines Hyperparathyreoidismus?

Wie die Erkrankung verläuft, hängt davon ab, um welche Form es sich handelt und wie früh die Erkrankung erkannt wird. Bei der primären Nebenschilddrüsenüberfunktion führt eine Operation in den meisten Fällen zu einer vollständigen Heilung, und die Beschwerden bessern sich deutlich.

Beim sekundären HPT hängt die Prognose stark von der zugrunde liegenden Erkrankung ab, zum Beispiel von der Nierenfunktion. Bleibt ein HPT unbehandelt, kann es im Laufe der Zeit

  • zu einer Abnahme der Knochendichte mit erhöhter Bruchgefahr,
  • zur Bildung von Nierensteinen und
  • zu Problemen im Herz-Kreislauf-System kommen.

Insgesamt gilt: Je früher ein Hyperparathyreoidismus diagnostiziert und behandelt wird, desto günstiger ist die Prognose.

Kann man einem Hyperparathyreoidismus vorbeugen?

Einem primären Hyperparathyreoidismus lässt sich nicht direkt vorbeugen, da er meist durch Veränderungen in den Nebenschilddrüsen selbst entsteht. 

Anders bei der sekundären Form: Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium sowie die konsequente Behandlung von Grunderkrankungen – vor allem chronischer Nierenerkrankungen – können helfen, das Risiko zu senken. Auch regelmäßige ärztliche Kontrollen bei bestehenden Vorerkrankungen sind wichtig, um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.