Hepatitis D
Hepatitis D ist eine meldepflichtige Entzündung der Leber, der eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) zugrunde liegt. Der Krankheitserreger wird durch Blut, engen Hautkontakt oder Körperflüssigkeiten wie Sperma übertragen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Das Hepatitis-D-Virus ist ein defektes RNA-Virus. Damit das Hepatitis-D-Virus Leberzellen infizieren kann, benötigt es die Hülle des Hepatitis-B-Virus (HBV). Deshalb treten Symptome einer Hepatitis D nur bei früherer oder gleichzeitiger Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus auf.
Werden das Hepatitis-B-Virus und das Hepatitis-D-Virus gleichzeitig übertragen, spricht man von einer Koinfektion. In diesem Fall behindern sich die Viren gegenseitig. Das HDV hindert das HBV daran, sich zu vermehren. Trotzdem kommt es oft zu einem schweren Verlauf, aber nur in 2 Prozent der Fälle wird die Infektion chronisch.
Erfolgt eine Infektion mit HDV nachdem das HBV bereits im Körper ist, spricht man von einer Superinfektion. Diese verläuft meist ungünstiger – zunächst treten zwar weniger Symptome auf, dennoch kommt es im weiteren Verlauf häufig zu einer ausgeprägten Hepatitis und in 90 Prozent der Fälle auch zu einem chronischen Verlauf. Eine vollständige Ausheilung ist nur in seltenen Fällen möglich.
Nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und den ersten Symptomen) von vier bis mehreren Wochen treten bei einer Hepatitis D die gleichen zunächst wenig charakteristischen grippalen Symptome wie bei einer Hepatitis B auf. Dazu gehören
- leichtes Fieber,
- Abgeschlagenheit,
- Müdigkeit,
- Gelenk- und Muskelschmerzen.
Hinzu kommen weitere Symptome wie
- Durchfall,
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit,
- Übelkeit und
- Schmerzen im rechten Oberbauch, die auf eine vergrößerte Leber zurückzuführen sind.
Auch Milz und Lymphknoten können bei einer Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus vergrößert sein. Im Anschluss färbt sich der Urin dunkel und es kommt zu einer Entfärbung des Stuhls. Diese Anzeichen weisen auf die Schädigung der Leber hin.
In 70 bis 90 Prozent der Fälle führt eine mit Hepatitis D gepaarte Hepatitis B zu chronischen Verläufen. Oft geht eine chronische Hepatitis-D-Infektion in eine Leberzirrhose über.
Definition
Bei Hepatitis D (griech. hépar, hépatos = Leber, -itis = Entzündung) ist die Leber durch eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) entzündet. Die Infektion schädigt die Leberzellen und stört die Organfunktion. Voraussetzung für eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus ist eine gleichzeitige oder vorangegangene Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) – nur mit dessen Hilfe kann sich das Hepatitis-D-Virus vermehren, da dieser die Hüllmembran liefert.
Häufigkeit
Hepatitis D ist in Deutschland eher selten. Nur etwa sieben Prozent der Personen, die Hepatitis-B-Virus-Träger sind, sind zusätzlich von einer Hepatitis-D-Infektion betroffen. Im Jahr 2014 wurden 15 Hepatitis-D-Erkrankungen in Deutschland gemeldet. Im südeuropäischen Mittelmeerraum ist die Infektionsrate höher, ebenso in Nordafrika, im mittleren Osten und in Südamerika.
Rechtliches
Jede Hepatitis-D-Infektion ist laut Infektionsschutzgesetz eine meldepflichtige Erkrankung. Die namentliche Meldung durch den behandelnden Arzt muss bei Verdacht auf eine Hepatitis D, bei Vorliegen einer – labortechnisch bestätigten – Erkrankung und im Todesfall erfolgen.
Ursachen
Ursache der Hepatitis D ist eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV), einem defekten einzelsträngigen RNA-Virus. Um Leberzellen infizieren zu können, benötigt es das Hepatitis-B-Virus (HBV). Aus diesem Grund tritt Hepatitis D nur bei Personen auf, die auch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit von der Ansteckung mit dem Virus bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei einer Koinfektion 3 bis 7 Wochen, bei einer Superinfektion 50 bis 180 Tage.
Symptome
Eine Infektion mit Hepatitis D beginnt häufig mit unspezifischen Allgemeinsymptomen wie:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Druckgefühl im rechten Oberbauch sowie
- Fieber.
Später kommen weitere Symptome hinzu:
- Durchfall
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Dunkelfärbung des Urins
- Entfärbung des Stuhls
- Gelbsucht (Ikterus)
Bei einer gleichzeitigen Infektion von Hepatitis D und B (sog. Ko- oder Simultaninfektion) gleicht der weitere Erkrankungsverlauf im Allgemeinen dem einer Hepatitis-B-Infektion. Erfolgt die Infektion mit Hepatitis D, nachdem bereits eine Hepatitis-B-Erkrankung vorlag (Superinfektion), entwickeln sich meist schwere Krankheitsverläufe, die in 90 Prozent der Fälle chronisch werden.
Diagnose
Therapie
Es existiert derzeit kein wirksames Medikament, mit dessen Hilfe Hepatitis D erfolgreich behandelt werden kann. Bei Hepatitis D zielt eine Therapie deshalb darauf ab, die Symptome zu behandeln, das heißt die auftretenden Beschwerden werden gelindert (z.B. mit Schmerzmitteln und Bettruhe).
Therapiestudien mit Interferon alfa zeigten im Langzeitverlauf keine anhaltende Besserung des Krankheitsbilds. Die Gabe von Interferon alfa wird bei Hepatitis D daher nicht empfohlen.
Verlauf
Die kombinierte Infektion von Hepatitis B und Hepatitis D führt oft zu schweren Krankheitsverläufen (akut wie chronisch).
Das Risiko im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose auszubilden, die mit gravierenden chronischen Leberfunktionsstörungen einhergehen kann und die Entwicklung von bösartigem Leberkrebs (Leberzellkarzinom) begünstigt, steigt bei einer Kombination von Hepatitis B und D deutlich an. Erfolgt die Infektion mit Hepatitis D bei einer bereits bestehenden Hepatitis-B-Infektion, ist das Risiko für chronische Verläufe mit schweren Leberschädigungen deutlich erhöht.
Bei gleichzeitiger Infektion von Hepatitis B und Hepatitis D kommt es häufiger zu schwerwiegenden akuten Verläufen (sog. fulminanter Verlauf), die zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen können.
Vorbeugen
Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B verhindert auch die Infektion mit Hepatitis D. Dies ist allerdings nur möglich, bevor eine Infektion mit Hepatitis B erfolgte. Bei Personen, die bereits chronisch an Hepatitis B erkrankt sind, hilft die Impfung nicht mehr.